Der Lenz hatte seinen Einzug gehalten und die Tiere dankten es ihm.
Die Lerche schwang sich jubilierend in die Lüfte.
Die Nachtigall flötete ihre schönsten Weisen.
Auch der Frosch übte sich ausdauernd im Techno-Sound.
Die Klänge drangen ruhestörend in den Bau des Maulwurfs und er grantelte seiner Frau die Ohren voll: „Ich kann diese Schwärmer nicht verstehen, die solch einen Lärm um den Lenz, diesen lauen, arbeitsscheuen Bruder machen.
Während unsereiner als Bergmann schwer malocht, verdreht dieser Casanova Teenagern und Gruftis die Köpfe.“
Da aber die Lobgesänge nicht nachließen, konnte er seine Neugier nicht mehr bezähmen und wollte sich ein Bild aus der Nähe machen. Er wühlte sich also in einer hellen Mondnacht an die Oberwelt. Der Lenz machte sich einen Spaß daraus, den missmutigen Schwarzrock mit einer sanften Brise zu umspielen und seine Triebe zu wecken.
Das erregte den Maulwurf heftig und er verschwand rasch wieder in seinem Bau,
wo er sein Weib aufs Maul küsste und sie leidenschaftlich liebte. Danach beteiligte auch er sich an den überirdischen Hymnen und grunzte einen selbst komponierten Maulwurfs-Boogie.
Es dauerte nicht lange und sein Weib dankte ihm die Zärtlichkeit mit einem prächtigen Wurf kleiner Maulwürfe.
Der stolze Maulwurfsvater ist unter die Laienprediger gegangen, kämpft gegen Vorurteile und rühmt den kreativen Lenz.
© Ekkehart Mittelberg, Dezember 2015