Humor & Satire
Ein Adjektiv erzählt

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"Ein Adjektiv erzählt"
Veröffentlicht am 07. Dezember 2015, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben. Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen. Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.
Ein Adjektiv erzählt

Ein Adjektiv erzählt

Ein Adjektiv erzählt

Gestatten Sie, dass ich mich Ihnen vorstelle. Ich bin ein besonderes Adjektiv, denn ich arbeite im diplomatischen Dienst. Da bleibt es nicht aus, dass ich mir über meinesgleichen Gedanken machen muss. Ohne eine gewisse Behutsamkeit  mit Adjektiven rutscht man nämlich auf dem diplomatischen Parkett leicht aus.

Wissen Sie, wir Adjektive leben nicht ungefährlich, weil wir so attraktiv sind. Alle, die Fantasievollen und die Nüchternen, benutzen uns gerne. Unsere größten Liebhaber finden sich aber unter den Dichtern und jenen, die es werden

wollen.

Neulich war ich auf dem Ball der Wortarten in Wien. Da schmiss sich doch so ein profanes Verb an mich ran, das meinte, es könne mich mit Adjektiven becircen. Es legte los wie ein Springquell, fand mein Kleid exorbitant, höchst elegant, umwerfend. Dabei tat ich mit züchtig gesenkten Augen nichts, um diesen Schmeichler in Ekstase zu bringen. Er erzählte mir gleich, dass er erfolgreich auf einem Forum dichte und ließ nichts aus, um es mir zu beweisen: „Mylady, Sie haben so entzückend veilchenblaue Augen“, säuselte er, „Ihr ebenholzschwarzes Haar verzaubert diese poesievolle Nacht

und Ihre alabasterweißen Arme, ach würden sie sich doch.....“ Er schwieg einen Moment bedeutungsvoll. Ich hoffte, nun hätte er seinen immensen Bestand an Adjektiven ausgespielt. Er legte jedoch mein beschämtes Schweigen als Beifall aus und kam nun richtig in Fahrt: „Ein zärtliches Wort von ihren korallenroten Lippen, Madame, würde mir schlaflose Nächte bereiten.“

Eigentlich ist so ein Typ ja harmlos, dachte ich, denn die gefährlichen Verführer lächeln und finden nur wenige, aber sehr gezielte Worte.

Inzwischen hatte sich sein Poetenblick an meinem Busen festgesaugt: „Die

Göttin Venus hat Sie mit formidablen Hügeln beschenkt, reizend und viel zu fein, als dass meine rauen Hände sie je streifen dürften“, flüsterte er. Wenn er jetzt „geil“ gesagt hätte, wäre mir das lieber gewesen als diese Süßholzraspelei.

Derweil spielte die Kapelle einen feurigen Boogie Woogie. Jetzt muss er auf die Schrittfolge achten und das Tempo wird ihm den Atem nehmen, dachte ich. Aber das stimmte nur zum Teil. Er äugte nun auf meine Beine und Füße. „Ihre entzückenden Beine enden in so zierlichen Füßchen, dass Sie jede Japanerin beneiden würde“ keuchte er atemlos.

Endlich hatte die Band ein Einsehen und

er geleitete mich schweißtriefend zu meinem Platz, nicht ohne noch ein abschließendes Kompliment zu hauchen: „Sie tanzen so federleicht, dass ich die ganze Nacht schwerelos mit Ihnen fliegen möchte.“

Wissen Sie, ich würde ja nicht die Adjektive vertreten, wenn ich meine Schwestern nicht lieben würde. Ich freue mich über jeden, der uns zurückhaltend wie etwas Kostbares behandelt. Apropos, kennen Sie die Stilfigur Pleonamus. Man könnte sie ganz einfach ins Deutsche übersetzen: etwas zu dick aufgetragen.

©Ekkehart Mittelberg, Dezember 2015

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Hörbuch

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Phantasus
Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben.
Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen.
Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.

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Herbsttag Das ist wieder ein "echter Ekki"! Sehr gern gelesen. Dabei kam mir sofort die Verbindung zu unseren Politikern. Warum nur? :-)) Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Merci, Ira, ja, diese Verbindung bietet sich auch an.
Vor langer Zeit - Antworten
Ameise Zauberhaft, phantasievoll, entzückend geschrieben. Ich habs mit Freude gelesen. Lg Ameise
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Das erfreut mein Herz, Anja. Spassibissimo.
Liebe Grüße
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
Magnolie Federleicht bin ich durch deine Zeilen geflogen. Herrlich, lieber Ekki.
Herzlichst
Manu
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Freut mich, dass sie dir gefallen haben, Manu.
Herzlichst
Ekki
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tooshytowrite Ach ja, weniger ist oft mehr...
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Das stimmt, liebe Shy, aber ich möchte auf keinen Kommentar von dir verzichten. Merci für den Favo.
Heitere Grüße
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
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