Als ob mich noch interessieren würde, was und wie sie über mich denkt. Soll sie ruhig glauben, das ich nur deswegen nichts mehr mit ihr zu tun haben will, weil ich nicht mehr ran durfte. Irgendwo ist es zwar ein Grund, aber nicht der Ausschlaggebende. Ich habe es einfach nur satt, verarscht zu werden. Ständig darf ich mich als letzter in der Schlange anstellen. Und ob ich auch ran komme, ist auch stets eine Frage gewesen. Meist hatte sie Besuch oder räumte bei sich auf, wenn ich sie um Hilfe bat. Seltsam, das sie ausgerechnet immer dann Besuch bekam,
oder bei sich aufräumen wollte. Und noch seltsamer ist, das ich nie was davon gesehen hatte. Ihre Bude stank und sah aus. Was nicht bedeuten soll, das man nicht mehr treten konnte. Aber ein Berg Wäsche lag meist vor der Waschmaschine. Teilweise lagen ihre Klamotten auch in anderen Räumen verteilt. Von aufgeräumt keine Spur. Was mich auch störte, das sie sich nie an das hielt, was wir ausgemacht hatten. Entweder vergaß sie mich komplett, weil irgendjemand wieder wichtiger war, oder sie angeblich den ganzen Tag geschlafen hatte, wo ich mich frage, wo von sie dann so müde ist, wenn sie den ganzen Tag geschlafen
hatte. So oft, wie sie mich angelogen hatte, weiß ich nie, was ich ihr glauben kann. Irgendwann glaubt man gar nichts mehr. Und einsehen, das es an ihr liegt, das man scheiße drauf ist, gibt es nicht. Es sind immer die anderen. Meist ich. Denn gegen mich kann sie sich wehren. Vor mir hat sie keine angst. Bei mir setzt sie sich durch. Scheiße bauen und nichts dazu lernen. Der alte Sack ist ja da und haut sie wieder raus. So war es in den letzten Jahren. Sich um die Anliegen ihrer angeblichen Freunde kümmern, ist ja wichtiger, als mal zu gucken, was für Probleme man selber hat und sich darum mal zu kümmern. Wie zum Beispiel die
psychische Gesundheit. Sie weiß, das sie eigentlich dringend Hilfe braucht. Aber das geht ihr am Arm vorbei. Ebenso ihre körperliche Gesundheit. Jammern kann sie und alles an mir ablassen. Aber sich darum bemühen, das es besser wird, dafür fehlt dir Lust. Und dann heulen, wenn sie ins Krankenhaus muss, weil sie zu spät zum Arzt ging. Das es all die Kleinigkeiten sind, die mich wütend machten und dazu brachten, sie in Stich zu lassen, nichts mehr für sie zu tun, darauf kommt sie nicht. Und der Rest schert sich einen Scheiß um die Wahrheit. So, wie immer. Nach meiner Sicht der Dinge wurde nie
gefragt. Sie verdrehte alles, damit sie im guten Licht dasteht und jeder glaubte ihr. Niemand machte sich die Mühe, mal nachzuhaken, ob wirklich alles stimmte, oder ob sie nicht doch hier und da flunkerte. Warum auch? Frauen lügen ja nie. Ich habe zugesehen, wie sie fiel und fing sie auf. Immer und immer wieder. Manchmal habe ich gewartet, weil ich wissen wollte, ob es noch jemand sieht, das sie fällt und versucht, sie aufzufangen. Aber nichts dergleichen. Kein einziger bemerkte es. Weder ihre Familie, noch ihre Familie. Genau deswegen hatte ich nicht gehen wollen. Weil ich wusste, das sie sonst niemanden
hatte, der sieht, wenn sie Hilfe benötigte. Aber ich kann nicht mehr. Wenn ich jetzt nicht damit aufhöre, gehe ich daran kaputt. Es wird Zeit, das ich an mich denke. Zu oft habe ich ihretwegen zurückgesteckt. Viel zu sehr hatte ich mich auf sie konzentriert und mich dabei vergessen. Ich könnte mir die Mühe machen und ihr einen Brief schreiben, mit den Gründen, warum ich nicht mehr will. Aber ich weiß, das es nichts bringen würde. So oft, wie ich es ihr ins Gesicht gesagt hatte. Anstatt einzusehen, das sie was falsch macht, ging sie mich nur an und meinte, das alles gar nicht wahr
sei. Mein Mitleid, für sie, ist aufgebraucht. Ab sofort muss sie zusehen, wie sie selber klarkommt. Laut ihrem Reden hat sie ja Freunde. Zwar hatte ich noch nie Bekanntschaft mit einem ihrer Freunde machen dürfen, weil sie stets anderweitig beschäftigt waren, wenn sie Hilfe benötigt hatte, aber wie gesagt; Frauen lügen nie. Was den Sex betrifft; ich nahm es als Bezahlung für all das, was ich für sie tat. Sei es das ich mich darum bemühte, das ihr Schuldenberg nicht noch höher wuchs, oder das ich ihr beim Aufräumen half, oder oder oder. Gesagt hatte ich ihr das nie. Wer weiß, wie sie
darauf reagiert hätte. Sie hätte mir eh nichts zurückzahlen können. Dafür hatte sie in den letzten Jahren zu viele Schulden gemacht, die sie noch ein paar Jahre in Raten abzahlt. Mir ist bewusst, das sie etwa Mitte des Monats pleite sein wird. Aber sie hat ja Freunde. Sollen die ihr helfen. Sich von ihr verarschen lassen. Mir geht es eh auf den Sack, das ich jedes mal gefragt, beziehungsweise aufgefordert, werde für sie zu zahlen, nur weil wir mal ein Paar waren und zusammen gelebt haben. Was kann ich dafür, das die Frau nicht denken kann? Warum soll ich für ihre Schulden aufkommen, die sie nach unserer Trennung gemacht hatte? In der
Zwischenzeit war sie mit so vielen Typen zusammen gewesen. Sollen die ihr doch was geben. Außerdem hatte sie jeden Monat mehr als genug von mir bekommen. Wo all das Geld hin ist, was ich ihr gegeben hatte, würde ich gerne wissen. Sie kann es mir nicht sagen. Oder will es nicht. Mit der Wahrheit hatte sie es ja noch nie. Vielleicht hat sie doch Kerle bezahlt, damit sie mit ihr schlafen. Das würde einiges erklären. Ihrer herzallerliebsten freundin hatte sie auf jeden Fall einiges „geliehen“, was sie bis heute nicht zurückbekommen hat. Nicht einmal ansatzweise. Und sie wird auch nie was davon wieder sehen. Hätte ich damals gewusst, das mein Geld
zu so einer verlogenen Mistkuh wandert, hätte ich es für mich behalten. Eine Freundin ist die nicht. Dafür lügt sie viel zu sehr und zu oft. Chancen hatte ich ihr mehr als genug gegeben. Genutzt hatte sie keine. Lange genug habe ich mich von ihr verarschen lassen. Der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt, ist gefallen. Von nun an ist sie auf sich allein gestellt und muss sich auf ihre Freunde verlassen. Ich war eh nur ein Kumpel für sie. Behandelt hat sie mich aber, als wäre ich das letzte Arschloch. Das werde ich bestimmt nicht vermissen. Ganz im Gegenteil. Wohin ich jetzt gehe? Zu meiner neuen
Freundin. Sie ist ein paar Jahre älter, als ich. Kann selbstständig denken und ist ehrlich. Optisch ist sie zwar nicht mein Fall, aber es kommt eh auf die inneren Werte an. Denn Schönheit vergeht.