Im dunklen Walde äste friedlich ein Elch mit einem gewaltigen Geweih.
Eines Tages wurde er von einigen Trollen umringt, von denen ihn einer unter einer Tarnkappe antrollte, ob nicht bald sein Hals unter dem Gewicht seines Geweihs brechen würde. Der Troll folgte seiner spöttischen Natur, aber er hatte auch Angst vor dem mächtigen Tier, die er mit seiner Stichelei zu überspielen suchte. Der Elch überhörte solche Provokationen und graste ruhig weiter. Doch der Troll forderte den König des Waldes immer weiter heraus, bis dieser
ihn schließlich grob anbrüllte, er möge sein ungewaschenes Maul halten.
Da wurde es still im Walde, und alle Tiere lauschten gespannt, wie der Troll reagieren würde.
Der freute sich über die allgemeine Beachtung und trollte unverdrossen mit zunehmender Unverschämtheit weiter, bis die Nacht hereinbrach, während der Elch schweigend schmollte.
Ein Frechdachs hatte die Demütigung des Elchs beobachtet und lud diesen in seine Antitrollschule ein, wo er ihm beibrachte, wie man den Troll mit witzigen Antworten, haarscharf an
dessen Anwürfen vorbei, leerlaufen ließ.
Der Troll und seine Rasselbande hatten schon darauf gewartet, dass der Elch sich wieder blicken ließ und versuchten ihn in gewohnter Manier zu verspotten. Doch dieser hatte seine Lektion gelernt, und bald ertönte der beklemmend stille Wald vom Gelächter der zuvor ängstlich schweigenden Tiere über die unerwartet schlagfertigen Antworten des Elchs.
Dem Troll fehlte der gewohnte Beifall, und er zerriss vor Wut seine Tarnkappe, unter der ein kleiner Giftzwerg zum Vorschein kam. Der trollte sich gefrustet ins Gebüsch, wo er unbeachtet an seiner
geschwollenen Leber verendete, die durch den Druck bitterer Galle platzte.
© Ekkehart Mittelberg, Dezember 2015