Ein Kurzer ganz gross
Olaf war mit seinen nur 90 Zentimetern für einen erwachsenen Menschen sehr klein. Und da die Welt nun einmal für norrmalgrosse Menschen ausgelegt ist, hatte Olaf im Alltag immer wieder große Schwierigkeiten Es fing schon damit an, dass er keinen Fahrstuhl benutzen konnte, denn er kam ja nicht an die Knöpfe, schon gar nicht an die die in ein oberes Stockwerk führten. Also nahm er in solchen Fällen die Treppen, was für ihn, aufgrund seiner kurzen Beine allerdings auch sehr, sehr anstrengend war.
Wenn Olaf einkaufen war, dann musste er
auch immer jemanden fragen, wenn er etwas aus den oberen Regalen haben wollte. Und wie sollte er den Einkaufswagen schieben?
Auch das war für Olaf nicht möglich. Er packte daher immer die Sachen, die er einkaufen wollte in eine kleine Tasche die er mitbrachte. Aber das war auch nicht die beste Lösung, denn auf diese Art wurde er immer wieder verdächtigt dass er stehlen wollte.
Jedes Mal wenn das der Fall war musste er es erklären, dass er einfach keine andere Möglichkeit hatte, weil er zu klein war um einen der Einkaufswagen zu lösen und zu schieben. Zwar entschuldigten sich die Ladendetektive und die Ladenbesitzer dann jedes Mal aber musste das wirklich sein, dass
diese ihn so vorverurteilten nur weil er anders war als die anderen? Er hatte schon oft Menschen gesehen die ihre Einkäufe in mitgebrachte Taschen packten um sie dann an der Kasse aufs Laufband zu legen. Noch nie hate er gesehen, dass einer von diesen verdächtigt wurde einen Ladendiebstahl begangen zu haben.
Ach ins Kino gehen war für ihn nahezu unmöglich. Entweder musste er sich vorne in die erste Reihe setzen und dann immer starr nach oben schauen, wodurch er ziemliche Nackenschmerzen und auch Kopfschmerzen bekam, oder wenn er sich weiter hinten hin setzte, sah er meist nichts weil die Rückenlehne des Vordermanns schon so
hoch war, dass er nicht darüber schauen konnte. Und wenn dann direkt vor ihm noch jemand saß, dann war es sowieso unmöglich.
Trotz dieser vielen Schwierigkeiten war und blieb Olaf lebensfroh und hatte immer gute Laune. Selbst wenn er auf der Straße mal wieder gefragt wurde ob er beim Zwergen Werfen als Zwerg mitmachen wollte, selbst da konnte er nur darüber lachen auf welchen Unsinn manche Menschen kamen.
Sein größtes Hobby war die Musik, er spielte seit einiger Zeit in einer Band mit sieben Mitgliedern, die alle auch kleiner waren als die Norm, wen wunderte es da dass sie sich
„Die 7 Zwerge von Schneewittchen“ nannten. Schon alleine dieser Name führte bei ihrem
Publikum immer mal wieder zu dem einen oder anderen Grinsen.
Und nicht nur das. Da sie alle sieben Humor hatten und sich auch immer wieder gerne ein bisschen selbst auf den Arm nahmen hatten sie auf der Bühne immer Zipfelmützen auf, und auch der Rest ihrer Bühnenkleidung legte die Vermutung nahe, dass sie vielleicht tatsächlich Zwerge sein konnten.
Und dazu die Lieder, die sie selbst geschrieben hatten. Diese waren auch darauf ausgerichtet ihre doch etwas zu kleine Körpergröße aufs Korn zu nehmen.
Irgendwie schien es den Leuten zu gefallen und schon nachdem sie nur 2 Jahre in ihrer
Umgebung auf Tour gewesen waren bekamen sie einen Anruf von einem sehr bekannten Schallplattenlabel, und es dauerte nicht lange und sie hatten einen Plattenvertrag. Sie konnten es nicht glauben, sie sieben kleine Zwerg-Chaoten hatten einen Plattenvertrag? Wollte die Plattenfirma sie auf den Arm nehmen? So richtig konnten sie noch nicht an den Erfolg glauben. Doch als das erste Geld von den Plattenverkäufen auf dem Konto der Band eintraf da wussten sie, dass sie es wirklich geschafft hatten. Und nach den ersten Plattenverkäufen wurden sie in verschiedene Radio und Fernsehshows eingeladen und danach dauerte es nicht sehr lange und sie gingen auf Tour. Erst einmal nur durch Deutschland, doch bald schon
tourten sie auch durch Europa, und dann gingen sie sogar auf Welttournee. Immer wieder unterhielten sich die sieben Freunde, die als die sieben Zwerge auftraten wie es denn so weit kommen konnte, dass sie einen solch riesigen Erfolg hatten. Sie wussten es nicht, sie freuten sich allerdings sehr an dem Erfolg.
Da sie jetzt so viel Geld hatten wurde auch ihr Alltag erheblich einfacher. Einkaufen gehen? Wozu? Man konnte sich doch heutzutage alles im Internet bestellen und liefern lassen. So erledigte sich das Problem mit dem Fahrstuhl, zumindest beim Einkaufen, und auch das Einkaufen von Dingen, die in oberen Regalen lagen wurde so gelöst. Auch
störte es jetzt niemanden mehr wenn sie sich Kleidung in Kindergrößen bestellten. Sonst waren sie in den Kleidungsgeschäften immer etwas merkwürdig angesehen worden. Und es gab noch weitere Vorteile als erfolgreiche Band. Mittlerweile hatten sie eine eigene Security und mit dieser Security traute sich niemand mehr eines der Bandmitglieder darauf anzusprechen ob sie als Zwerg beim Zwergen werfen mitmachen wollten.
Mit dem vielen Geld, das sie jetzt verdienten konnten sie sich auch ein Auto maßanfertigen lassen. Das war zwar alles andere als einfach, denn ein normales Auto umbauen hätte ja nicht ausgereicht. denn selbst wenn sie den Sitz dann niedriger gemacht bekommen hätten, würden sie ja immer noch
nicht aus der Windschutzscheibe hinaussehen können.
Nein, die einzige Möglichkeit war sich Autos maßgeschneidert fertigen zu lassen. Das war allerdings sehr, sehr teuer. Und eigentlich hätten sie von ihrem Verdienst auch gerne gemeinnützigen Organisationen etwas gespendet, doch dafür blieb leider kein Geld mehr übrig.
Eines Tages holte Olaf sein maß gefertigtes Auto im Autohaus ab. Jetzt wollte er es erst einmal ausgiebig ausprobieren. Die nächsten Auftritte der Band würden erst in einigen Tagen stattfinden. Und da sie gerade eine sehr anstrengende Tour hinter sich hatten,
wollte er ein paar Tage sich entspannen. Er wusste noch gar nicht so genau wo er hin wollte. Sie befanden sich gerade in Amerika und Olaf wusste, dass es in Amerika große und sehr lange Straßen gibt, die durch das ganze Land reichten.
Am ersten Tag fuhr er so lange bis es dunkel wurde und er dann in einem seltsamen Ort landete. Er war, dafür dass er an einer solch langen Straße lag, sehr, sehr klein. Er bestand nur aus drei Häusern und einer Tankstelle. Olaf war müde und so fragte er ob er hier irgendwo übernachten konnte. Da sich in diese Gegend nur selten Touristen verirrten, freuten sich die Bewohner. Da dieser Ort so abgeschieden lag, wussten die
Bewohner auch nicht, dass sie hier ein Bandmitglied einer der erfolgreichsten Bands der Welt beherbergten. Erst als die kleine Tochter der Gastgeberfamilie zufällig die Zipfelmütze von Olaf entdeckte, da wussten sie wer es war. Olaf wollte nicht so sehr in Kontakt mit diesen Menschen kommen, er hatte immer noch Angst dass er wieder gefragt werden würde ob er als Zwerg beim Zwergen werfen mitmachen wollte. Als er es mitbekommen hatte, dass er in gewisser Weise enttarnt worden war, legte er genügend Geld auf das Bett in seinem Gästezimmer und machte sich sofort aus dem Staub.
Er fuhr weiter, und weiter und er hoffte immer noch, dass er sich einfach irgendwo
ausruhen konnte, und sich niemand um ihn kümmerte und scherte. Da er wegen des Vorfalls in dem kleinen Ort etwas nachdenklich geworden war fuhr er sehr langsam. So langsam wie er auf dieser Straße eigentlich nicht hätte fahren dürfen. Wenn er allerdings schneller gefahren wäre, dann hätte er wahrscheinlich die Frau, die da in einem Graben neben der Straße lag nicht gesehen. Er fuhr an den Rand der Straße, schaltete den Warnblinker ein, stellte ein Warndreieck auf und näherte sich sehr vorsichtig dieser Frau. Da er früher einmal ein Medizinstudium angefangen hatte, wusste er, auch wenn er dieses damals abgebrochen hatte, dass diese Frau ohnmächtig war. Da hinter dieser Frau ein Motorrad im Graben
lag, musste er nur eins und eins zusammen zählen und schon war ihm klar dass diese Frau einen Motorradunfall hatte. Er lief schnell zurück zu seinem Auto und holte sein Handy und seinen Erste-Hilfe-Koffer. Er versuchte die Frau vorsichtig aus dem Gaben zu ziehen, wobei er wusste, dass er sehr aufpassen musste, Denn er wusste, wenn er eine falsche Bewegung bei der Frau verursachte und sie eine entsprechende Verletzung hatte, könnte das sogar ihren Tod bedeuten. Nachdem er sie aus dem Graben gezogen hatte, brachte er sie in die stabile Seitenlage wie man es im Erste-Hilfe-Unterricht irgendwann einmal gelernt hatte, und sofort rief er die Nummer des Notdienstes. Glücklicherweise war auch sein
englisch gut genug, so dass es nicht schwer war dem Rettungsdienst mitzuteilen wo er hinkommen sollte und was passiert war. Da diese Stelle doch auch reichlich abgelegen war, dauerte es trotzdem eine ganze Weile bis der Rettungswagen ankam.
Als dieser da war sprang der Notarzt sofort heraus und sofort kümmerte er sich um die Frau die da im Graben lag. Da er keine Zeit verlieren durfte, und das auch wusste, übersah er den doch sehr kleinen Olaf.
Dieser versuchte sich bemerkbar zu machen. Er wollte dem Notarzt sagen wie er die Frau vorgefunden hatte, und nach einiger Zeit gelang es ihm auch und der Notarzt schrieb alles auf was Olaf ihm sagte. Natürlich erst
nachdem die Frau versorgt war.
Olaf fuhr mit dem Notarztwagen. in dem hinten die Frau lag mit ins nächste Krankenhaus. Er mochte diese Frau, und außerdem war es ohnehin seine Art Menschen zu helfen wenn diese es nötig hatten.
Im Krankenhaus ging es nicht lange und die Frau war wieder ansprechbar und Olaf und die Frau freundeten sich an. Jeden Tag besuchte Olaf die Frau die sich als Ramona vorstellte.
Wie sich herausstellte war auch sie eine Deutsche auf Tour durch Amerika. Olaf und Ramona hatten sich viel zu erzählen und
schon bald sprach sich im Krankenhaus und in der ganzen Stadt herum dass Olaf einer Frau das Leben gerettet hatte.
Olaf ging wieder zurück zu seiner Band, und schon bald hörte man im Zuschauerraum bei der Band es immer wieder vor sich hin murmeln:„Da ist doch der kurze dabei, der einer Frau das Leben rettete“
Als Olaf das einmal mitbekam sagte er durch das Mikrofon:
„Ja, ihr habt recht, ich bin der kurze der einer Frau das Leben rettete, und somit ist bewiesen
AUCH EIN KURZER KANN GROSS SEIN