Denken und Gedacht werden lassen
Ich möchte zunächst erwähnen, dass dies hier meine Meinung ist, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Es ist November und wir gehen mit großen Schritten auf das Weihnachtsfest zu. Leider herrscht in diesen Zeiten vor allem Angst – vor Terror, vor dem Unbekannten und vor der Zukunft. Seit nunmehr vielen Monaten kann man in den Medien eine hitzig ausgeführte Debatte erkennen über die Zukunft, die uns bevor steht: Da gibt es die eine Seite, die sich sicher ist, dass man nur mit drastischen Mitteln eine Katastrophe abwehren könne, aber auch die andere
Seite, die sich darauf besinnt, dass man mit Frieden mehr erreichen kann. Ich möchte vorausschicken: Meine Meinung ist klar. Ich bin gegen drastische Mittel, gegen Fremdenhass, gegen jegliche Art von Angriffen auf Menschen. Ich bin dafür, dass wir Menschen in unser Land aufnehmen und ebenso, dass wir den Terror bekämpfen. Leider stellte ich vor kurzem fest, dass es zur Aufopferung wurde, seine Stimme kundzutun und sich der „Kritik“ zu stellen. Also spitzt eure Bleistifte, liebe Wutbürger-Gemeinschaft, hier kommt eure Chance!
Wie kann es sein, dass Angriffe auf Asylheime gerechtfertigt werden? Wie kann es sein, dass verbale Attacken und
Vandalismus gegen einen Priester akzeptiert werden? Man schürt Hass gegen eine Religion, ist jedoch ebenso im Stande, seiner heimischen Religion und deren Anhängern zu schaden, wenn diese nicht der gewollten Meinung sind. Lesen Sie sich diesen Satz noch einmal durch. Ist es nicht erschreckend, dass dieser Satz genauso auf die Terroristen passt, wie auf die Gruppe von gewaltbereiten Europäern? Bitte beachten Sie, dass ein Terrorist keine Religion hat. Er handelt im Namen einer Religion und schmückt sich mit dem Namen der Religion. Wir haben ein Verständnisproblem, wie es mir scheint: Flüchtlinge aus dieser Gegend flüchten
vor den Terroristen, die bereit sind, Menschen egal welcher Religion blind umzubringen. Unten den Opfern von Paris waren Muslime. Das Problem ist nicht die Religion, sondern die Terroristen. Keiner stellt das Christentum in Frage für das, was der KKK unter dem Namen der Religion tat. Wir sollten aufhören, jeden Menschen einer anderen Hautfarbe und jeden Menschen, der eine andere Sprache spricht oder aus einer dieser Regionen kommt, unter einen Generalverdacht zu stellen, denn das schadet vor allem uns selbst.
Falls Sie an diesem Punkt noch lesen, so möchte ich Ihnen das folgende ans Herz
legen: Glauben Sie nicht alles, was sie hören. Ich als Einwohner des kleinen Dorfes Berg habe sehr viel in den letzten Wochen gehört. Unglaubliche Geschichten über Flüchtlinge, die einbrechen und Autos klauen – ohne Beweise. Ich höre täglich neue Zahlen zu „Wie viele Flüchtlinge sind vor Krieg geflohen?“ und habe dabei fast jede erdenkliche Prozentzahl gehört. Nicht jeder Mensch, der ein Mikro in der Hand hält, sagt die Wahrheit. Das gilt für beide Seiten. Polarisierungen und übertriebene Bilder sind an der Tagesordnung. Linguisten erfreuen sich der Metaphern, doch ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen, wenn
ich von ‚Mauern‘ und ‚Grenzen‘ höre, die uns vor einer ‚Überflutung‘ und ‚Überfremdung‘ retten sollen.
Gewalt ist nicht die Lösung! Das sollte klar sein. Wer es gutheißt, dass unschuldigen Menschen Gewalt angetan wird, der wurde bereits vom terroristischen Gedankengut angesteckt. Gehen Sie bitte in sich und fragen sich, ob Sie von blindem Hass angesteckt werden wollen? Verteidigen Sie ihre Familie, indem Sie Menschen Gewalt antun, von denen sie nicht einmal wissen, ob Sie es verdienen? Darüber hinaus, sind Sie ein gutes Vorbild für Ihre Kinder, wenn Sie ihnen zeigen, dass alles Fremde schlecht ist? Es wird viel
von Überfremdung und Verdrängung ‚unserer Werte‘ gesprochen. Aber was diese Werte genau sind, da wird es still. Es wird die Naivität von uns ‚Gutmenschen‘ beschimpft und die Demokratie, da sie nicht die Meinung von jenen Menschen übernimmt. Es wird unfassbar oft das Wort Demokratie als Feindbild genommen und das ist das wohl Schockierendste: In den Augen der Menschen, die ich ab diesem Moment Anti-Demokraten nennen möchte, scheint eine demokratische Regierung an der Stelle gescheitert, an der ihre Meinung nicht an erster Stelle vertreten ist. Was sonst belächelt wird als demokratisches Prinzip, wenn die ach so belächelten
Grünen mal wieder nicht ins Parlament gewählt werden, wird in der Sekunde zum Feindbild, wenn man selbst nicht in der Führungsposition ist. Mich würde es durchaus mal interessieren, wie viele dieser Menschen sich überhaupt mit Politik beschäftigen und wie vielen dieser Menschen klar ist, dass es ‚unsere‘ größte Errungenschaft als Gesellschaft ist, eine Demokratie zu haben, wenngleich diese nicht immer fehlerfrei funktioniert.
Ist es nicht eine fantastische Möglichkeit, den Menschen, die in unser Land kommen, zu zeigen, dass eine Gesellschaft mit Frieden und Nächstenliebe funktionieren kann? Ich
spreche nicht vom Kampf gegen den Terror, sondern explizit von der Art und Weise, wie wir uns als Gesellschaft den Flüchtlingen gegenüber verhalten können. Wir haben diese Menschen ja im Prinzip schon für unsere demokratische Idee gewonnen, denn sie kamen in unsere Regionen, um an der Sicherheit teilzuhaben, nicht für ihr bloßes Sein angegriffen oder umgebracht zu werden. Und ich schließe diesen Text mit der bereits gestellten Frage ab: Möchten Sie, wenn Sie in sich gehen, sich des terroristischen Gedankenguts bedienen und Menschen angreifen, die anders denken?