Kurzgeschichte
Duz mich nicht

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"Er war es gewöhnt, mit Sie angesprochen zu werden, wenn er ein Geschäft betrat. Als er geduzt wurde,"
Veröffentlicht am 17. November 2015, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Er war es gewöhnt, mit Sie angesprochen zu werden, wenn er ein Geschäft betrat. Als er geduzt wurde,

Duz mich nicht

Titel

Ihr Handy war kaputt. Nach etwas mehr, als einem Jahr musste sie es zu ihrem Vertragspartner schaffen, damit er es einschickte. Zwei Monate später bekam sie es zurück. Gleichzeitig wurde ihr ein neuer Vertrag angeboten. Es war nur ein kleiner Mobilfunkladen. Jedes mal, wenn sie reinschaute, war nur eine Person zu sehen. Als sie ihr Mobiltelefon abholen wollte, war es ein Auszubildender. Ihr war es egal, wer an der Theke stand. Hauptsache war, sie bekam ihr Handy wieder und es funktionierte. Ihr Begleiter war da anders. Er hatte nichts gegen Lehrlinge.

Schließlich war er auch mal einer gewesen. Aber ihm wäre es lieber gewesen, wenn noch Fachpersonal daneben gestanden hätte. Der Azubi sah sich ihre Kundendaten an und bemerkte, das sie vor wenigen Tagen Geburtstag gehabt hatte und fragte sie gleich aus, ob sie groß gefeiert hätte. Sie verneinte und sagte ihm, das sie nicht gefeiert habe, weil sie nicht gewollt hatte. Ihr Begleiter wollte schon etwas sagen. Seiner Meinung nach, hatte es dem Auszubildenden nicht zu interessieren, ob und wie sie gefeiert hatte. Außerdem störte es ihm, das er die Frechheit besaß, sie einfach zu duzen. Wollte er sich etwa an sie

ranmachen? Es kam ihm beinahe so vor. Eigentlich sollte es ihm nicht stören. Ihre Beziehung war vor Jahren gewesen. Und es ging hier nicht um ihn, sondern um sie. Aber andererseits ging es ums Prinzip. Der Milchreisbubi hatte nicht das Recht, die Kundschaft einfach zu duzen. Wenn, dann bot der Ältere dem Jüngeren das Du an und nicht umgedreht. Der Jungspund legte ihr den neuen Vertrag vor. Sie zückte den Stift und wollte unterschreiben. Aber ihr Begleiter hinderte sie daran. Zuerst wollte er sich den Vertrag in Ruhe durchlesen. Denn er hatte damals auch arglos unterschrieben und bereute es hinterher. Außerdem fand

er es eh seltsam, das sie den Mobilfunkanbieter wechseln sollte. Hatte ihr Bisheriger nichts Ähnliches im Angebot? Er nahm den Vertrag in die Hand und überflog ihn. Als er auf Seite zwei war, zerriss er das Papier in viele kleine Teile. „Tut mir leid, mein Schatz. Das ist nichts für dich. Du machst dadurch nur noch mehr Schulden. Und das muss nicht sein.“, sagte er zu ihr. Der Azubi motzte auf. Ihr Begleiter packte ihn und drückte ihn gegen die nächste Wand: „Was willst du, kleiner Hosenscheißer? Ich bin der Ältere von uns beiden. Wenn hier irgendwer zu irgendwem Du sagt,

bin ich das. Und den Vertrag stecke dir sonst wohin. Ansonsten mach ich das. Haben wir uns verstanden? - Komm, Schatz, wir gehen.“, sagte er zu ihr. Dann drehte er sich noch einmal zu ihm um und drohte: „Sag noch einmal Du zu uns und ich sorge dafür, das du fristlos gekündigt wirst.“ Mit diesen Worten verließen sie den kleinen Laden. Doch schon Tags darauf mussten sie wieder hin, da das Handy immer noch kaputt war. Der Azubi war nicht erfreut über ihren wiederholten Besuch.

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