Kapitel 20
Die Tage in Neapel sind wunderschön. Adam und ich geniessen das feine Essen und die unbeschwerten Tage. Hier sind die Menschen offen, hilfsbereit und lassen uns unseren Freiraum. Mit geschlossenen Augen liege ich auf meiner Sonnenliege, lasse die Sonne auf meinen Bauch scheinen und döse vor mich hin. Plötzlich werde ich von federleichten Küssen auf meinen Beinen geweckt. „Schläfst du schon wieder?“ fragt mich Adam und lächelt. Ich liebe sein Lächeln. Schnell ziehe ich ihn zu mir hoch, sodass sich mit den Knien auf der Liegematte abstützen muss um nicht
ganz auf mir zu liegen.
Ich fahre ihm durch seine Haare und ziehe ihm die Sonnenbrille aus. Seine braunen Augen schauen mich verliebt an. Langsam biegt er sich über mich und küsst mich zärtlich. Seine Hand wandert an meiner Seite langsam herunter zu meinem Oberschenkel. Ich geniesse seine Berührungen und gebe mich diesen völlig hin.
Seit Adam und ich miteinander geschlafen haben, können wir kaum die Finger voneinander lassen.
Es ist wunderschön mit ihm, er nimmt Rücksicht auf mich und lässt mir Zeit. „Gehen wir rauf ins Zimmer?“ frage ich Adam.
Er lächelt, steht auf und zieht mich mit. „Los schöne Frau, ich kann es kaum erwarten.“
Nach unserem Liebesspiel liegen wir völlig erschöpft und zufrieden im Bett.
Ich habe mich zu Adam gekuschelt, welcher mir langsam mit der Hand über den Rücken fährt. „Hast du dir eigentlich schon mal überlegt, Dean anzuzeigen?“ Ich versteife mich augenblicklich und setze mich auf. „Wieso meinst du?“ frage ich Adam erschrocken und bedecke mich mit der Decke. Adam weiss nicht die ganze Geschichte. Er kennt nur den Teil mit der Narbe. Die weiteren Details habe ich ihm und mir erspart.
„Weisst du, ich denke, so könntest du mit der ganzen Geschichte abschliessen. Zudem hat Dean seine gerechte Strafe verdient, denkst du nicht auch?“ „Nein Adam, ich möchte das ganze hinter mir lassen. Ich bin weg von Wisconsin, habe ein neues Leben begonnen und möchte mich nicht noch mehr mit meiner Vergangenheit auseinandersetzten.“ Adam greift nach meiner Hand und zieht mich wieder an sich heran. „Komm her, ich mag es nicht, wenn du nicht bei mir bist. Ich will dich nur glücklich machen Ria. Ich liebe dich und möchte doch nur, dass du keine Angst mehr hast. Ich merke, dass du dein Leben mit
angezogener Handbremse lebst. Ich will die glückliche und unbeschwerte Ria erleben. Ich will, dass du dich bei mir sicher fühlst.“ Ich blinzle die Tränen weg, die sich langsam zu sammeln drohen und lege mich zurück zu Adam. Langsam zeichne ich mit meinem Zeigefinger ein Herz auf Adams nackten Bauch. Ich kann ihm nicht sagen, dass ich ihn liebe – noch nicht. Deshalb zeichne ich einfach ein Herz und hoffe, dass er die Mitteilung versteht. Nach einer Weile stehen wir auf, springen unter die Dusche und ziehen uns dann an. Wir möchten heute Abend nach Amalfi, ein kleines und historisches Küstendorf.
„Ich habe eine kleine Ăśberraschung fĂĽr dich Ria“, kĂĽndigt mir Adam vielversprechend an als wir das Haus verlassen.Â
Wir steigen auf die hellblaue Vespa, die vor dem Hauseingang steht und fahren die kurvenreiche Strasse bis nach Amalfi. Nach einer vierzigminütigen Fahrt erreichen wir endlich das kleine Küstendorf. Es scheint, als wäre hier die Zeit stehen geblieben. Die Altstadt ist voller kleiner Einkaufläden und vielen Souveniershops. Es gibt dutzende, kleine Restaurant und Bar’s. Die Stimmung ist gemütlich und hier muss man sich einfach wohlfühlen.
Adam und ich begeben uns gemeinsam auf Erkundungstour. Adam spricht ein bisschen italienisch und so haben wir absolut kein Problem damit sich hier zu verständigen. Nach einer kleinen Souvenier Shoppingtour begeben wir uns in eine kleine Pizzeria. Hier scheint man Adam bereits zu kennen und begleitet uns an unseren Tisch. „Ich war hier schon einige Male mit meiner Familie“ erklärt Adam. Erbestellt für uns beide und wir geniessen ein köstliches italienischen Essen mit frischen Teigwaren, Fisch und einem kleinen Gebäck welches mit Ricotta gefüllt ist.
Ich schwebe im 7. Himmel. Nach dem Essen verabschieden wir uns vom Restaurantinhaber und machen einen kleinen Spaziergang am Strand entlang. Lange sagen wir nichts, geniessen die Ruhe, die Meeresbriese und den wunderschönen Sternenhimmel. Ich bin froh hier mit Adam zu sein. Fernab von all meinen Problemen. Boston war nicht nur Freiheittechnisch und wegen meiner Arbeit der richtige Entscheid, sondern auch wegen Dean. Endlich war ich weg. Das zwischen mir und Adam hätte niemals funktioniert, hätte ich immer noch im Wisconsin gewohnt. Ich glaube , ich hätte Adam gar nie an mich herangelassen.
Dean hatte mir immer wieder eingebläut, dass ich keinen Freund haben dürfte. Er würde jedem meiner Freunde die aufgenommenen Videos und Fotos zeigen. Dafür schämte ich mich einfach zu sehr. Die Angst, dass jemand die Videos sehen könne, war noch immer vorhanden, aber wie sollte Dean herausfinden, dass ich mit Adam zusammen war? Dean kannte Adam nicht und Adam kannte Dean nicht und so würde es für immer bleiben.
Ich würde es nicht zulassen, dass Dean mir dieses kleine Glück zerstören würde. Ich würde es nicht zulassen, dass Adam jemals mehr über diese dunkle Zeit erfahren würde. Zudem war da immer
noch die die Straftat die ich verĂĽbt hatte, als ich gerade mal 20 Jahre alt war. Ich musste damals monatlich Dean Geld zahlen, damit er mich nicht verprĂĽgelte oder die Videos weiterzeigte.
Ich arbeitete damals als Kindermädchen als Dean plötzlich das doppelte als üblich verlangte. Ich konnte ihm das Geld nicht auszahlen, deshalb klaute ich den Schmuck der Mutter und verkaufte ihn.
Die Mutter der Kinder merkte natürlich das Fehlen des Schmucks aber da ich nicht die einzige Arbeitskraft im Haus und zudem sehr verschlossen und zurückhaltend war, fiel der Verdacht schnell auf den vorlauten Gärtner.
Als die Familie dann herausfand, dass er bereits einige, kleinere Delikte verübt hatte, wurde er schnell angezeigt. Ich bekam es mit der Angst zu tun und bat Dean mir den Schmuck zurückzugeben. Ich wollte nicht, dass jemand für meine Taten bestraft wurde. Dean nutzte jedoch die Situation gegen mich aus und drohte mir. Sobald ich ihm das Geld, welches er verlangte nicht geben würde, hätte er nicht nur die Filme die er zeigen konnte, sondern könnte auch mit dem Schmuck zur Polizei gehen. Ich bezahlte also immer schon regelmässig bis zum heutigen Tage und würde dies auch in Zukunft tun. Schliesslich sollte niemand von all dem erfahren.
„Ria, hallo?“ Adam holt mich zurück in die Realität. „An was hast du gedacht? Du hast so ernst ausgesehen?“ „Nichts,  alles ok, wirklich.“ erwidere ich lächelnd und sehe, dass Adam mit einem roten Samtkästchen vor mir steht und mich anschaut. „Ich wollte dir das hier geben Ria“ sagt Adam und drückt mir lächelnd das rote Kästchen in die Hand. Er wird doch wohl nicht……