Titel
Lieber Gott,
wie du sicherlich weißt, habe ich mich von dir abgewendet. Und du weißt auch warum. Ich hatte eine Frau gefunden, mit der ich mich ohne Worte verstand. Konnte spüren, wenn es ihr gesundheitlich nicht gut ging. Eigentlich war sie mein Deckel. Aber du hast es zugelassen, das sich andere in unsere Ehe reinhängen und dafür sorgen, das sie sich von mir trennt. Was du damit erreicht hast, weißt ja selber. Das muss ich dir nicht erst sagen. Auch muss ich dich nicht über meine nicht so gut
gelaufene Kindheit hinweisen. Du warst live dabei. Danke, übrigens. Es hatte mir sehr viel Freude bereitet der Prügelknabe zu sein.
Hasst du mich so sehr? Wenn ja, warum? Was habe ich getan, das du mich so sehr hasst. Ich habe viel scheiße gebaut und ich bereue es zu tiefst. Aber vielleicht waren es nur Zeichen dafür, das ich nach Aufmerksamkeit suche? Zu sagen, huhu, mich gibt es auch noch? Mein Erzeuger war doch bei keinem von meinen Elternabenden. Selbst dann nicht, als meine ältere Schwester aus der Schule war. Ihm war anderes wichtiger. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn
er sich mehr um mich gekümmert hätte. Vielleicht hätte ich dann sofort den Realschulabschluss gemacht und nicht erst im zweiten Anlauf.
Aber hören wir auf damit, in der Vergangenheit zu schwelgen. Kommen wir zur Gegenwart und zur Zukunft. Ich habe mich daran gewöhnt, das ich das letzte Arschloch bin. Zum Beispiel, dank meiner Frau, nee, Exfrau. Was ich aber nicht will, ist, das es meinen Kindern genau so ergeht, wie mir, oder der Schlampe, die mal meine Frau war. Du hast es zugelassen, das sie als Kind gefickt wurde. Nicht nur einmal. Und nicht nur sie. Auch ihre Geschwister durften erfahren, wie es ist, als Kind
gefickt zu werden. Immer und immer wieder. Diese Eltern durften ihre Kinder behalten. Mir hast du sie wegnehmen lassen. Hast dafür gesorgt, das wir eine dumme Männerhassende Tusse vom Jugendamt bekommen, die nichts positives über mich und nichts negatives über meine Ex hören will.
Du weißt, warum ich mir jeden Tag die Kante gebe. Um zu vergessen. Leider erreiche ich stets nur das Gegenteil. In mir kommen Erinnerungen hoch, die ich auslöschen wollte.
Um es kurz zu machen: Du hast mir und meiner Angebeteten ein Scheiß Leben beschert. Mach es bei meinen Kindern anders. Es sind zwei liebe Jungs.
Meinetwegen ertrage ich noch mehr Leid, als bisher. Solange es meinen Kindern besser ergehen wird, als mir. Ich möchte nicht, das sie den selben scheiß durchmachen müssen, wie sie und ich. Mein Wunsch war es, das ich eine Familie habe, die zusammen hält. Aber du hast es zugelassen, das mir das genommen wird. Nun lebe damit, das ich mich Tag für Tag sinnlos besaufe. Ich betäube meinen Schmerz mit Alkohol. Es hilft zwar nicht wirklich, aber ich kann auch nicht mehr anders. Wenn ich frühs aufwache, zittern meine Hände. Feste Nahrung bereitet mir Übelkeit. Mir ist klar, das ich Alkoholiker bin. Das liegt aber nur
daran, das ich es nicht anders gelernt habe. Das du nichts unternommen hast, um all das zu verhindern; das mich meine Frau verlässt und mir meine Kinder genommen werden. Du weißt ganz genau, wie sehr ich sie geliebt habe.
Wenn dir auch nur ein Funken an mir liegen sollte, sorge dafür, das es meinen Kindern stets gut geht. Sie sollen weder das durchmachen, was ich erlebt hatte, noch das, was den ihre Mutter... Du weißt, was ich meine. Nach all dem, was du uns zugemutet hast, ist das nicht zu viel verlangt. Es sind Kinder. Beweise mir, das dir an uns Menschen was liegt und sorge dafür, das es den
beiden für immer und ewig gut geht. Sorge dafür und ich werde wieder an dich glauben und dich anbeten.