15. Kapitel
Jedes Jahr zwischen Weihnachten und Silvester fand an der ´Royal Dance Academy´eine Wohltätigkeitsveranstaltung statt. Die Einnahmen wurden verschiedenen Organisationen gespendet, die den Hunger in Afrika bekämpften, Krankheiten erforschten oder Kindern ein Zuhause gaben. Nicht nur die englische High Society war zu diesem Anlass vertreten, auch aus anderen Ländern reisten ausgewählte Gäste an. Für die Schüler der RDA bedeutete dies unglaublich viel Stress.
Jeder musste sich an den Vorbereitungen
aber auch an der Durchführung des Programms beteiligen. Anfang November begannen die Proben für das Stück, das wir inszenierten. Alle Tanzstile wurden in einem großen Ensemble vereint. Die Erstsemester bekamen hierbei nur Nebenrollen und gingen eher in der Masse unter. Dennoch wurde von jedem einzelnen Perfektion erwartet.
Es waren nur noch drei Wochen bis zur Vorstellung. Die Nerven waren dementsprechend überreizt. Wieder und wieder mussten wir unsere Schritte wiederholen. Und ständig gab es etwas Neues, dass dem Choreographen nicht gefiel, sodass er alles über den Haufen warf und wir neue Schritte einstudieren
mussten.
Gerade gingen wir den Teil mit der zeitlich versetzten Hebefigur durch. Die fünf weiblichen Hauptakteure wurden von ihren männlichen Partnern in der Mitte der Bühne in die Luft gehoben. Wir Nebendarsteller ahmten die Bewegung nacheinander, wie bei einer La-Ola-Welle nach.
Mein Partner war Patrick McLeod, ein Typ mit braunen Augen und Sommersprossen auf der Nase. Seine naturroten Haare hatte er mit viel Gel gestylt, sodass sie nun in einem gezähmten Durcheinander in die Höhe ragten. Er war im fünften Semester und hatte sich sofort entschieden eine der
Nebenrollen zu übernehmen, da er für sein Abschlusswerk schon genug um die Ohren hatte.
„Kira, Sie müssen Ihr Gewicht ein klein wenig mehr nach vorn verlagern!“, forderte Ms Hillard die zierliche Blondine aus dem zweiten Lehrjahr auf. Sie hatte eine der Hauptrollen ergattert und tanzte zusammen mit Liam, dem eher stillen Mädchenschwarm aus Patricks Klasse.
Ich balancierte mich in Patricks Griff aus und warf einen Blick auf Liam und Kira.
Da passierte es auch schon. Kira beherzigte Ms Hillards Wunsch zu übereifrig. Sie lehnte sich zu weit nach vorn, verlor ihr Gleichgewicht und
stürzte kopfüber nach vorn.
Liam war schnell genug, sie gerade noch davor zu bewahren, ungebremst mit dem Kopf voran auf den harten Holzboden zu fallen. Dabei hätte sie sich das Genick brechen können! Die aufgeregten Stimmen im Saal überschlugen sich.
Sofort stürmte Ms Hillard, dicht gefolgt vom Choreographen auf die Bühne. Patrick holte mich auf den Boden zurück. Gebannt starrten wir auf Kira, die sich noch nicht wieder aufgerichtet hatte, nun aber von einer kleinen Menschentraube umgeben war.
„Machen Sie Platz!“, verlangte Ms Hillard und ließ sich neben Kira nieder. Nach wenigen Augenblicken sagte sie an
Liam gewandt: „Rufen Sie einen Krankenwagen. Ich befürchte, sie hat sich das Handgelenk gebrochen.“
Liam eilte schnell zu seinem Rucksack, den er in der ersten Zuschauerreihe abgelegt hatte und hielt sich das Handy ans Ohr. Nun hörte ich Kira wimmern. Ein Bruch war immer eine Katastrophe für einen Tänzer, noch dazu wenn es so kurz vor einem Auftritt passierte.„Wir machen eine halbe Stunde Pause“, erklärte Mr Livsey, der Choreograph, und schickte uns nach draußen.
„Das ist ein gewaltiger Rückschlag für Kira“, meinte Toby und nahm einen Schluck von dem Kaffeebecher, den ich ihm reichte. Ich setzte mich neben Cora
an den langen Tisch in der Cafeteria und schob auch den anderen ihre heißen Becher zu. Beth nickte zustimmend. „Zum Glück ist es nur die Hand.“ „Schlimm genug“, murmelte Cora. „Was denkt ihr, wer ihren Platz einnehmen wird?“, fragte ich gedankenverloren.
Ratlose Gesichter blickten mir entgegen. „Vielleicht „Stacy“, schlug Toby hoffnungsvoll vor. Carson schüttelte den Kopf. „Du willst sie doch bloß loswerden!“ Stacy war Tobys Partnerin. Seit die Proben begonnen hatten, war sie zu seinem Schatten geworden. Toby machte das wahnsinnig aber sie ließ sich einfach nicht davon abbringen, ihm auf Schritt und Tritt zu folgen. Auch jetzt
sah ich, wie sie am anderen Ende des großen Saals einsam an einem Tisch saß und Toby sehnsuchtsvolle Blicke zuwarf. Der arme.
Eine halbe Stunde später fanden wir uns wieder auf der Bühne ein. Unruhe lag in der Luft. Jeder fragte sich, wie es nun weiter gehen sollte.
Zu unserer aller Überraschung tauchte Mr Kendrix wenig später auf und schritt den Gang entlang auf uns zu. Er sprach kurz mit Ms Hillard und Mr Livsey, bevor er seine Aufmerksamkeit auf uns richtete.
„Laut den Sanitätern, die Ms Primes vor wenigen Minuten ins Krankenhaus gebracht haben, hat sie sich wohl bei
ihrem Sturz das Handgelenk gebrochen. Genaueres wird sich erst nach den Untersuchungen zeigen, aber eines ist sicher: Ms Primes wird nicht an der Aufführung zum Wohltätigkeitsabend teilnehmen können. Bis dahin sind es nur noch drei Wochen, also müssen wir dringend Ersatz finden. Meine Herren, Sie können gehen. Ich möchte heute noch eine neue Partnerin für Mr Collins finden.“
Aufgeregt warteten wir in den Zuschauerreihen darauf, dass wir nacheinander aufgerufen wurden. Wir sollten den Teil mit Liam zusammen tanzen, bei dem Kira so unglücklich gestürzt war. Diese Szene war für jeden
Tänzer gleich, sodass wir nicht erst irgendwelche Schritte einstudieren mussten.
Nach zwanzig Minuten war ich an der Reihe. Die Musik setzte ein, Liam bewegte sich auf mich zu. Federleicht legte ich meine Hand in seine. Er umschloss sie und zog mich an seine Brust. Der Rhythmus veränderte sich, wurde schneller, ebenso unsere Bewegungen. Ich gab alles was in mir steckte, dachte aber ununterbrochen an Dawson. Wie es wohl wäre wenn er an Liams Stelle wäre? Konnte er überhaupt tanzen? Nun kam die Hebefigur. Ich spannte jeden Muskel in meinem Körper an, verlagerte mein Gewicht nach vorn,
aber nicht zu sehr und hielt die Position.
Applaus brandete auf, ich löste mich von meinem Tanzpartner und gesellte mich wieder zu den anderen. Die Chance, dass jemand aus dem ersten Semester ausgewählt wurde, war gleich null. Dennoch durchströmte mich dieses Gefühl des Glücks und Zuversicht. Ich hatte mein bestes gegeben und hatte mich so wohl gefühlt wie schon lange nicht mehr. Seit ich meine Entscheidung bezüglich Dawson getroffen hatte, war ich entspannt und völlig losgelöst.
Dieses kleine Casting dauerte eine halbe Ewigkeit. Nach der letzten Vorführung überraschte uns Mr Kendrix mit drei Namen: „Emina Storm, Anna Harris und
Mirika Hawn. Würden Sie drei bitte auf die Bühne kommen? Alle anderen können gehen.“ Cora und Beth warfen mir verwunderte aber auch begeisterte Blicke zu. Was ich in Cicelys und Portias Gesichtern sah, war das genaue Gegenteil von Begeisterung. Wenn Blicke töten könnten...
Nachdem alle gegangen waren, klatschte Mr Kendrix einmal kräftig in die Hände. „So meine Damen. Eine von Ihnen wird Ms Primes´ Part übernehmen. Sie werden heute mit Mr Livsey zusammen an einem Teil der entsprechenden Choreographie arbeiten. Ich werde mir das ansehen und mich dann mit Mr Livsey, Ms Hillard und Ms Stewart beraten“, erklärte er, als
Letztere auch schon durch die große Flügeltür zu uns stieß.
In den nächsten Stunden tanzten wir bis unsere Kleidung an unseren Körpern klebte und wir völlig atemlos waren. Gierig leerte ich die Wasserflasche in großen Schlucken und sank erschöpft auf den angenehm kühlen Boden. „Ich hoffe, ich habe Sie nicht überanstrengt, denn wir sind noch nicht fertig“, sagte Mr Livsey und sorgte damit für einstimmiges Aufstöhnen.
„Keine Sorge, es ist nur noch ein Durchgang. Wir wollen sehen, wie sie mit Liam harmonieren. Sie wissen hoffentlich, dass Ihnen weit anstrengenderer Tage bevorstehen, wenn
Sie diese Rolle erhalten.“ Anna rollte mit den Augen und strich sich eine Strähne ihres schwarzen Haares aus der Stirn.
Nach einer zehnminütigen Pause gesellte sich Liam zu uns. Er warf uns mitleidige Blicke zu und half uns einer nach der anderen auf die Beine.
Ein letztes Mal an diesem Tag sammelte ich all meine verbliebenen Kraftreserven. Liam war ein unglaublicher Tanzpartner. Er würde es noch zu etwas ganz Großem bringen, da war ich mir sicher.
„Vielen Dank“, schallte Ms Hillards Stimme durch den Saal. Erleichtert ließen wir uns wieder in die Sitze der ersten Zuschauerreihe nieder und
warteten auf das Urteil der Jury.
„Sie alle haben Ihr großes Talent unter Beweis gestellt. Eine Darbietung hat uns jedoch besonders imponiert“, richtete Ms Hillard ihre Worte an uns. „Mira, ich kenne Sie aus dem Unterricht und muss sagen, dass ich positiv überrascht bin. Verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich waren Sie bereits eine großartige Tänzerin als Sie sich bei uns beworben haben, aber bisher hatte ich den Eindruck, dass Ihnen eine Kleinigkeit fehlte. Dieses gewisse Etwas. Doch heute habe ich Ihnen voller Freude zugesehen. Da war so viel Leben, Ausdruck und Gefühl in Ihren Bewegungen, dass ich meinen Blick gar
nicht mehr von Ihnen abwenden konnte. Es ist bisher nur sehr selten vorgekommen, dass ein Erstsemester eine der Hauptrollen des Wohltätigkeitsabends übernimmt. Aber ich darf Sie beglückwünschen. Sie haben es geschafft.“
Ich stellte den Motor ab und griff nach meiner Tasche auf dem Beifahrersitz. Es war schon dunkel und eigentlich war ich viel zu müde, um noch irgendetwas anderes zu tun, als mich in mein Bett zu kuscheln und zu schlafen. Aber ich wollte Dad unbedingt besuchen und ihm von den tollen Neuigkeiten berichten.
Er war nun schon eine Woche im Krankenhaus. Sein Zustand hatte sich
schon sehr verbessert, sodass er in zwei Tagen entlassen werden würde, um eine Reha in London zu besuchen. Anfangs war er dagegen und wollte sofort wieder seine Arbeit aufnehmen, das konnte ich ihm zum Glück recht schnell ausreden. Die Reha-Einrichtungen in Oxford und der näheren Umgebung waren voll belegt also musste er sich dazu durchringen, in die Hauptstadt zu fahren.
Jeden Tag nach der Schule besuchte ich ihn, manchmal war Dawson an meiner Seite, aber meistens ließ er uns diesen kurzen Augenblick für uns. Er tauchte nun auch nicht mehr unangekündigt im Unterricht auf, um mich zu stören. Hin und wieder entdeckte ich ihn jedoch bei
unseren Proben, wie er in den Zuschauerreihen saß und mir beim Tanzen zusah.
Ms Hillard hatte recht, etwas hatte sich verändert. Seit ich meine Zweifel ausgeräumt und mich für Dawson entschieden hatte, hatte ich das Gefühl beim Tanzen zu schweben. Bei jeder meiner Bewegungen dachte ich an ihn. Das würde auch erklären, warum ich mit so viel Gefühl tanzte, wie es Ms Hillard ausdrückte.
Ich erschrak als die Fahrertür aufgerissen wurde. „Toby!“, entfuhr es mir. „Was machst du denn hier?“ Atemlos brachte ich mein Herz dazu, sich zu beruhigen. Ich hatte
angenommen, dass er mit dem Bus nach Hause gefahren war, aber nun stand er vor mir und starrte mich grinsend an.
„Rutsch rüber. Ich fahre dich nach Hause.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich möchte Dad be-“, er unterbracht mich: „Ja, ich weiß. Aber er hat mir aufgetragen, dafür zu sorgen, dass du sofort nach Hause fährst, weil du bestimmt ziemlich k.o. sein wirst. Und wenn ich mir dich so ansehe, hat er recht. Du siehst wirklich ganz schön fertig aus. Was haben die bloß mit dir gemacht?“ Genervt rollte ich mit den Augen, rutschte dann aber auf den Beifahrersitz. Es hätte ja doch keinen Sinn zu protestieren. Und insgeheim war
ich Dad und auch Toby dankbar. Ich wollte nur noch schlafen!
„Warum bist du eigentlich hier?“, fragte ich nach einer Weile alarmiert. „Ist etwas mit Laura oder deinen Eltern?“ Toby schüttelte den Kopf. „Nein nein, alles ok. Ich habe nur deinen Dad besucht. Ich weiß ja, dass du willst, dass er jeden Tag etwas Gesellschaft hat und dachte, dass du heute vielleicht zu erschöpft dazu bist.“ Toby war der beste Freund, den sich ein Mädchen wünschen konnte.
„Dann erzähl doch mal“, forderte er mich auf. Sofort breitete sich wieder dieses breite Grinsen auf meinen Lippen aus. „Ich habe es geschafft!“, sagte ich stolz,
was Toby dazu brachte, überrascht die Augen aufzureißen und mich mit offenem Mund anzustarren.
„Guck auf die Straße!“, herrschte ich ihn an und krallte meine Finger in den Sitz. Autofahren machte mich noch immer nervös. Mit Unachtsamkeit am Steuer kam ich überhaupt nicht klar. Schnell wendete er seinen Blick von mir ab und murmelte eine zerknirschte Entschuldigung.
Ich beruhigte mich wieder und atmete tief durch.
„Wir haben alle vorgetanzt und“ „Den Teil kenne ich schon, Beth hat mich angerufen“, fuhr er dazwischen. „Sie haben dich und zwei andere gebeten,
dazubleiben.“ Ich nickte. „Ja, Anna und Emina aus dem zweiten und dritten Jahr.“ Ich erzählte ihm in knappen Worten die Zusammenfassung des heutigen Nachmittags.
„Jetzt heißt es proben, proben, proben. Liam und ich haben jeden Nachmittag Einzelunterricht mit Mr Livsey.“ „Ganz schön hart“, stellte Toby zähneknirschend fest.
Er fuhr den Wagen in unsere Einfahrt und stieg aus.
„Was wird das denn?“, fragte ich amüsiert. „Na ich bringe dich nach Hause“, meinte Toby und zwinkerte mir zu. Dann hakte er mich bei sich unter und führte mich die Veranda hinauf bis
zur Haustür. „Die Anweisungen deines Vaters waren unmissverständlich“, erklärte er lachend. „Vielen Dank!“, sagte ich und umarmte ihn einmal fest. Dann lösten wir uns wieder voneinander und ich verabschiedete mich von ihm.
„Da bist du ja“, begrüßte Dawson mich voller Freude. Er breitete die Arme aus. Sofort schmiegte ich mich an ihn und drückte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. „Du siehst müde aus“, stellte er fest und musterte mich. Ich erzählte ihm von den tollen Neuigkeiten. „Meinen Glückwunsch! Ich wusste gleich, dass du es schaffst.“ Verdutzt sah ich ihn an. „Woher wusstest du von dem Vortanzen?“, fragte ich verwirrt. Er
küsste mich auf die Nasenspitze und schob mich Richtung Badezimmer. „Ich war vorhin kurz da, um dir zuzusehen. Du warst fantastisch!“
Im Bad wartete eine volle Wanne auf mich; Schaum türmte sich auf dem Wasser zu einem großen Berg auf. Es roch nach Honig und Zimt, meinen Lieblingsbadezusätzen. Das Wasser hatte die perfekte Temperatur. Es war einfach zu praktisch, wenn der Freund eine Art „Geist“ war. Er wusste immer wann ich nach Hause kam und hatte sonst keine Verpflichtungen, denen er nachgehen musste. Er gehörte ganz mir. Ich musste ihn mit niemandem teilen.
In den flauschigen Bademantel gehüllt,
betrat ich mein Zimmer. Das Schaumbad hatte mir unbeschreiblich gut getan, dennoch hatte ich nun nur noch den einen Wunsch. Schlafen.
Dawson saß auf meinem Bett und wartete auf mich. Als ich unter die Decke geschlüpft war, reichte er mir eine Fünf-Minuten-Terrine. „Du musst etwas essen. Und da du aussiehst, als würdest du jeden Moment ins Koma fallen, dachte ich“, er kam nicht dazu den Satz zu beenden, denn ich nahm ihm den heißen Becher aus den Händen und bedeckte ihn mit stürmischen Küssen. „Du bist zu gut zu mir! Danke.“ Dieses unwiderstehliche Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Ich schlang die Nudeln in mich
hinein und bettete dann meinen Kopf auf Dawsons nackter Brust. Seinem gleichmäßigen Herzschlag lauschend, driftete ich bereits wenige Sekunden später in einen traumlosen Schlaf.
Ich wachte auf von federleichten Küssen, die auf meinen Hals gehaucht wurden. Dawsons heißer Atem kitzelte meine Haut. Meine Lippen verzogen sich zu einem verträumten Lächeln. Seit einer Woche wurde ich jeden Morgen auf diese Art geweckt. Es war himmlisch.
Seine Finger glitten an meinem Körper hinab zu meiner Taille. Ich seufzte zufrieden. „Guten Morgen“, murmelte er mit rauer Stimme zwischen zwei Küssen.
Sein Mund wanderte an der
empfindlichen Stelle unter meinem Ohr hinab über meinen Hals, zur Schulter. Sein Weg führte über mein Dekolleté zum Brustansatz. Mit einer Hand schob er mein Schlafshirt ein Stückchen nach oben. Ich spürte, wie seine Zähne an mir knabberten, wie seine weichen Lippen meinen Bauchnabel küssten.
Ich wölbte mich ihm entgegen, doch er drückte mich sanft zurück auf die Matratze. Er wusste, dass ich noch nicht soweit war, auch wenn dieses morgendliche Spiel mich beinahe all meine Bedenken über Bord werfen ließ. Er akzeptierte es, drängte mich nicht. Ich gab das Tempo vor und er war damit einverstanden.
Er rutschte wieder nach oben und gab mir einen Kuss auf jedes geschlossene Augenlid. Dann senkten sich seine Lippen endlich auf meine. Darauf hatte ich schon voller Sehnsucht gewartet. Ich zog ihn am mich und vergrub meine Finger in seinem Haar. Er stützte seine Ellenbogen links und rechts neben mir ab, damit er mich mit seinem Gewicht nicht erdrückte.
Ich biss spielerisch in seine Unterlippe, was mir einen vielsagenden Blick von ihm einbrachte. Er wollte mich, das spürte ich. Und ich wollte in diesem Moment nichts sehnlicher, als ihn überall zu spüren. Mein Körper schrie nach ihm
und doch traute ich mich noch nicht, diesen Schritt zu wagen.
Ich stahl mir noch einen letzten Kuss und stemmte mich dann gegen ihn. Dawson rollte sich auf den Rücken, zog mich dabei mit sich, sodass ich nun auf ihm lag. „Guten Morgen“, begrüßte ich ihn nun auch und grinste ihn an.
„Bevor ich nach Hause komme, muss ich noch einkaufen. Möchtest du mich begleiten?“, fragte ich ihn. Er runzelte die Stirn und betrachtete mich amüsiert. „Bittest du mich gerade um ein Date?“ Ich lachte. „Das wäre aber ein ziemlich mieses Date, findest du nicht?“ „Stimmt“, gab er zu, nickte aber. „Gut. Vielleicht überlege ich mir dann noch
etwas anderes für dich, damit es ein richtiges Date wird“, versprach ich. Glücklich erwiderte er meinen Blick und gab mich schließlich frei, damit ich den Tag beginnen konnte.