Es ist bereits dunkel um uns herum. Adam und ich sitzen noch immer auf dem kalten Plattenboden und halten uns er der Hand. Ich habe Adam die Wahrheit über mich erzählt. Er weiss nun, wie ich wirklich bin. Nun kann er mich gehen lassen. Er muss sich nicht um mich bemühen, mich verführen oder mich besser kennenlernen. Es bedarf keinerlei Erklärung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Adam aufsteht und mich bittet zu gehen. Ich habe auch nichts anderes erwartet. Er ist ein einflussreicher und vermögender Mann.
Er kann jede Frau an seiner Seite haben und muss sich nicht mit jemandem wie mir abgeben. Adam lässt meine Hand los und steht auf. Ich zucke zusammen. Ich ahnte ja, dass er mich fallen lassen würde, wenn er mein Geheimnis erfährt, aber wenn es dann soweit ist, schmerzt es trotzdem. Unruhig läuft Adam auf der Terrasse hin und her. Er murmelt vor sich hin. Er scheint nervös und aufgebracht zu sein. Ob er sich wohl überlegt wie er mich am besten los wird? „Ich gehe Adam, ich verstehe schon.“ sage ich leise. „Was?“ fragt Adam und bleibt abrupt stehen.
Er sieht mich fragend an und läuft dann mit grossen Schritten auf mich zu. Langsam kniet er vor mir nieder. „Ria was sagst du denn da? Was verstehst Du? Hast du das Gefühl ich mache dich, für das verantwortlich, was dir dieses miese Arschloch angetan hat, verantwortlich?“ Seine Stimmer verrät mir, dass er sehr aufgebracht ist. Ich traue mich nicht ihn anzuschauen. Ich will nicht, dass er sieht wie verzweifelt ich bin. Wie sehr es mich schmerzt, dass ich ihn verliere. „Ich glaube es ist besser wenn ich gehe Adam. Ich glaube nicht, dass du dich noch mit mir abgeben willst. Ich verstehe es wirklich aber lass mich einfach gehen okey?“.
Ich habe nicht den Mut ihn anzuschauen und während ich spreche, daher schaue  ich auf meine angezogenen Knie. „Nein“ widerspricht mir Adam laut. Erschrocken sehe ich ihn an. „Ria ich lasse dich nicht gehen. Verdammt noch mal, hast du nicht gehört, dass ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe? Meinst du ich gebe gleich beim ersten Problem auf? Für wie bescheuert und kaltherzig hältst du mich eigentlich?“ Ich traue meinen Ohren nicht als ich Adams Worte höre. Wann hat er mir gesagt, dass er mich liebt? Und wieso sagt er es jetzt nochmals, obwohl ich ihm erzählt habe, was geschehen ist?
Langsam erhebe ich meinen Kopf und sehe direkt in Adams Augen. Ich weiss nicht mehr, was ich denken soll. Dieser Mann hat mir soeben seine Liebe gestanden, obwohl ich ihm erzählt habe, was mir alles angetan wurde. Ich beginne zu zittern. Diese ganze Situation ist so surreal, dass es mir wie in einem schlimmen Traum erscheint. „Komm Ria“, sagt mir Adam und hebt mich vom Boden, nachdem er seinen Schlüsselbund vom Tisch geholt hat. Ich halte mich an ihm fest und verstecke mein Gesicht an seinem Hals. Da ist es wieder, sein betörender Duft. Ich klammere mich an ihn und zusammen fahren wir mit dem
Lift in seine Wohnung. Adam trägt mich direkt in sein Schlafzimmer und setzt mich auf dem Bett ab. „Du schläfst heute Nacht bei mir. Ich lasse dich nicht alleine.“ In Adams Stimme steckt Entschlossenheit, sodass ich nur nicke. Er reicht mir ein grosses T-Shirt aus seinem Schrank. „Hier für dich, ich denke du solltest aus dem Bikini raus.“ Ich stehe auf, ziehe mir den Bademantel aus und dann den Bikini. Adam zieht schwer die Luft ein. Es ist mir egal, dass er mich nackt sieht. Er hat bereits alles gesehen. Was sollte er noch sehen? Schnell streife ich mir das T-Shirt über und kuschle mich dann unter die Bettdecke.
Adam steht noch immer vor dem Bett und sieht mich an. „Oh Mensch Ria, was tust du mir an? Du, ich… ich bin doch auch nur ein Mann!“ Ich verstehe auf was er hinaus will. „Es ist okey, wir können schon, also wenn du willst.“ antworte ich daher. „Spinnst du?“ sagt Adam überrascht. „Ria ich muss nicht meinen Willen durchsetzen und nur weil ich sage, dass ich etwas gerne hätte, musst du nicht einwilligen.“ Ich schüttle den Kopf. Wahrscheinlich will Adam nicht mit mir schlafen, weil ich so entstellt bin. Er weiss nun was geschehen ist und ekelt sich von mir. „Und denk nun bloss nicht, ich will nicht mit dir schlafen, weil du mir erzählt hast, was dir angetan
wurde.“ Ich sehe ihn an. Wieso sagt dieser Mann genau das was ich denke? Er müsste schreiend davon rennen, mich aus der Wohnung schmeissen, mir den Job künden, egal was, aber sicher nicht hier mit mir im Schlafzimmer stehen und mich verliebt und besorgt anschauen. „Adam ich weiss nicht was ich dir antworten soll.“ sage ich wahrheitsgetreu. Ich bin total überfordert mit der ganzen Situation und mein Kopf scheint zu zerplatzen. „Nichts Ria, sag einfach nichts, leg dich hin. Ich ziehe mich kurz um und komme dann auch ist gut?“ fragt er mich. Ich nicke und lege mich hin. Adam kommt nach kurzer Zeit wieder aus dem Badezimmer. Langsam
steigt er zu mir ins Bett, nimmt mich in den Arm und streichelt mir langsam und rhythmisch über den Kopf. Kurz darauf schlafe ich ein. Am nächsten Morgen werde ich sanft von Adam geweckt. Es ist bereits kurz nach sieben Uhr und wir müssen uns für unseren Arbeitstag vorbereiten. Wir fahren mit Adams Lexus ins Bürogebäude. Ich steige aber schon vorher aus, da ich nicht möchte, dass Adam und ich gesehen werden, wie wir zusammen ins Büro fahren. Obwohl ich ziemlich nervös und verwirrt bin, lenkt mich die Arbeit gut ab. Ich bearbeite immer noch das Sicherheitprojekt von Mr. Franco und es macht mir Spass. Mr. Franco ist ein toller Auftraggeber.
Er lässt mir freie Hand und bringt immer wieder tolle Inputs. Schon bald möchte er auch, dass die Software in den freien Handel kommt, aber momentan befinde ich mich noch immer in der Ausarbeitung der Werbung. Es ist bereits Nachmittag, als ich mich mit Vanessa in der Cafeteria treffe. „Na hattest du eine schöne Nacht mit deinem Traumprinz?“ begrüsst mich Vanessa lachend. „Hmm nicht ganz, aber ganz okey“ antworte ich ihr. Ich bereite mich schon darauf vor, dass Vanessa mich ausfrage will, als ich merke, dass Vanessa sich ganz nervös auf ihrem Stuhl hin und her bewegt. Bevor ich Vanessa fragen kann was los ist, erzählt sie mir ganz nervös, dass sie heute
Abend ein Date mit Mike, ihrem Ex Freund hat. „Mike? Aber wieso ihr habt euch doch getrennt?“ frage ich sie neugierig. „Als ich bei meinen Eltern war, hat er mich kontaktiert, weil er eine Bestätigung von mir benötigte für die Auflösung unseres Sparkontos, welches wir gemeinsam geführt hatten. Aus fünf Minuten wurde eine Stunde und irgendwann waren wir die halbe Nacht am Telefon.“ Sie lächelt mich verträumt an. „Nun möchte ich mich gerne wieder mit ihm treffen und habe ihm vorgeschlagen, dass wir uns für ein Nachtessen bei mir also uns zu Hause treffen könnten. Ich bezahle dir auch ein Hotel wenn du willst“, sagt Vanessa
schnell. Aha daher weht der Wind. Ich freue mich natürlich für Vanessa, auch wenn das bedeutet, dass die Gefahr gross ist, dass ich mir schon bald eine eigene Wohnung suchen müsste. Die Wohnung wäre für drei Personen einfach zu klein. „Aber klar meine Liebe, kein Problem. Ich kann heute Nacht ins Hotel aber ich bezahle es selber, du kannst ja dann am Wochenende für mich kochen.“ Vanessa fällt mir stürmisch um den Hals und bedankt sich bei mir. Wir verabschieden uns voneinander Ich begebe mich zu den Aufzügen und Vanessa zurück in ihr Grossraumbüro, welches sich auf dem gleichen Stockwerk, wie die Cafeteria befindet.
Als ich in meinem Stockwerk aus dem Lift aussteige, sehe ich Adam am Empfangstresen stehen und einen Kunden verabschieden. Er macht mir ein Zeichen, mit welchem er mich bittet kurz zu warten. Als der Kunde endlich gegangen ist, bittet er mich in sein Büro. „Wie geht es dir?“ fragt er mich, nachdem er die Türe hinter uns geschlossen hat. „Ich glaube gut“, antworte ich ihm wahrheitsgetreu. Ich mache mir mehr Sorgen darüber wie es ihm geht, nachdem er meine Geschichte gehört hat. „Ich weiss wir sehen uns sehr oft in letzter Zeit aber ich wollte dich fragen ob du heute Abend wieder zu mir kommen willst.“ „Nichts lieber als dass Adam“
antworte ich ihm. Ich kĂĽsse ihn zum Abschied und verlasse dann sein BĂĽro. Ich fĂĽhle mich so leicht, so unbeschwert und frei. Adam weiss Bescheid und will mich trotzdem noch sehen und mich bei sich haben. Endlich sehe ich hinter den schwarzen Wolken den Sonnenschein. Ich kann nur hoffen, dass dies auch so bleibt.