„Samantha ich habe es dir schon einmal gesagt, uns gibt es nicht mehr. Du hast es dir selbst zuzuschreiben. Du hättest mir das nie antun sollen und kannst froh sein, dass ich dich überhaupt noch dulde. Also können wir nun über die Arbeit sprechen?“ sagt Adam zu Samantha. Ich schleiche langsam zurück in Adams Gästezimmer und hoffe, dass er mich nicht gesehen hat. Was hat Samantha in Adams Wohnung verloren und wieso sagt er, dass sie froh sein kann, dass er sie duldet? Ob Adam mal mit Samantha zusammen war? Völlig in Gedanken versunken stehe ich hinter der Türe als
es plötzlich klopft. „Ria, darf ich herein kommen?“ Ich bejahe und schon steht Adam im Zimmer und sieht mich an. Er hat mich gesehen als ich im Gang stand. Das erkenne ich an der Art wie er mich ansieht. „Samantha war hier“, sagt Adam. „Ja ich weiss, was wollte sie“? frage ich ihn neugierig. „Nun ja, das übliche, sie ist mit einem Vorwand hier her gekommen und wollte schlussendlich nur eine kurze Nummer mit mir“, sagt Adam erschreckend ehrlich. Habe ich mich verhört? Hat er das wirklich gesagt? „Weisst du Samantha und ich hatten mal eine kurze Affäre und…“ „Adam du brauchst dich nicht erklären“, unterbreche ich ihn. Obwohl ich es nicht
wirklich glauben kann, dass er wirklich mit Samantha eine Affäre hatte, möchte ich nicht, dass er das Gefühl hat, dass er sich bei mir rechtfertigen muss. „Nein Ria, ich möchte wirklich, dass du weisst, dass das mit Samantha nur etwas Unbedeutendes war, aber sie will mich wieder um jeden Preis rumkriegen. Das mit ihr ist nichts Ria. Das ist nicht wie mit dir“. „Wieso was ist das mit mir Adam?“ frage ich ihn. „Das ist mehr Ria, viel mehr!“ sagt er leise, kommt auf mich zu und bleibt dann kurz vor mir stehen. Er schaut mir in die Augen. „Sie sind grau, aber wenn man sie besser anschaut, erkennt man auch ein bisschen blaue
Farbe“. „Wie bitte?“ frage ich Adam verwirrt. Ich kann nicht denken wenn er mir so nah steht. Sein betörender Duft, seine Augen, sein Blick, das wird mir zu viel. Ich muss ihn küssen. Ich muss ihn berühren. Und dann traue ich mich, ziehe Adam am T-Shirt zu mir heran und küsse ihn. Es kribbelt überall an meinem Körper, meine Wangen glühen und mein Herz scheint zu zerspringen. Wie eine Ertrinkende halte ich mich an Adam fest. „Ria, warte!“ Adam stoppt mich. „Wollen wir etwas essen gehen?“ fragt er mich sichtlich mitgenommen. Auch er spürt diese Anziehung und dieses Verlangen. Ich nicke. „Ich muss mich noch kurz anziehen“ sage ich Adam. „Ich
brauche eine Dusche, am besten kalt“ antwortet er mir und läuft aus dem Zimmer. Ich muss lachen. Komisch was für eine Wirkung ich auf Adam habe. Ich stelle mich kurz unter die Dusche, ziehe mich an und begebe mich dann ins Wohnzimmer. Adam ist noch in seinem Schlafzimmer welches im oberen Stockwerk ist. Eigentlich habe ich noch nicht wirklich viel von der Wohnung gesehen und so begebe ich mich auf Erkundungstour. Die Wohnung ist gross. Im unteren Stockwerk ist der Eingangsbereich, die Küche, das Esszimmer, die Wohnstube sowie das Gästezimmer in welchem ich zurzeit nächtige.
Langsam laufe ich die geschwungene Treppe hinauf ins obere Stockwerk. Oben angekommen befinde ich mich wieder in einer Art Eingangsbereich. Es folgen ein langer Gang und rechts und links verschlossene Türen. Wo wohl das Zimmer von Adam ist und was sich hinter den anderen Türen befindet? Im Gang hängen wunderschöne Bilder, die verschiedene Landschaften zeigen. Die Bilder gefallen mir. Ob diese Adam selber ausgesucht hat? Neugierig sehe ich mir die Bilder an und bleibe dann vor einer Zimmertüre stehen. Ich drücke langsam die Türklinke herunter und erhasche einen kurzen Blick
ins Zimmer. Das Zimmer ist hellgrün gestrichen und an der Zimmerdecke kleben viele Sternchen-Stickers. Es sind die Stickers die ich als kleines Kind auch schon hatte und die in der Nacht leuchten. Neugierig schaue ich mich im Zimmer um. Es scheint als sei dies ein Kinderzimmer! Überall stehen fein säuberlich aufgeräumt Kinderspielsachen für Kleinkinder oder sogar Babys. Es steht eine Wickelkommode im linken Ecken und weiter hinten ein Bett mit einem wunderschönen, bestickten Samtbaldachin. Mir stockt der Atem. Wieso hat Adam ein Kinderzimmer in seiner Wohnung? Ist das sein altes Zimmer?
Bevor ich jedoch mir weiter Gedanken machen kann, höre ich aus einem der anderen Zimmer ein Geräusch. Adam wird sich wohl anziehen und schon bald runterkommen. Also schliesse ich langsam die Türe und husche runter in die Eingangshalle wo ich auf Adam warte. Er kommt nach kurzer Zeit die Treppe hinunter, lächelt mich an und gemeinsam gehen wir nach draussen. Händchenhaltend laufen wir durch die Bostoner Innenstadt. Wann habe ich mich zuletzt so wohl gefühlt? Es herrscht emsiges Treiben um uns herum. Ich bin noch nicht lange hier aber ich liebe Boston jetzt schon. Wir laufen auf ein
kleines Bistro zu und setzten uns ins Innere des Lokals. Wir beobachten zusammen die vorbeilaufenden Menschen, geniessen ein feines Sandwich mit frischem, grilliertem Gemüse und Adam hält immer wieder meine Hand oder lächelt mich einfach an. „Es ist so wunderschön mit dir Ria und ich kann es kaum glauben“, flüstert mir Adam ins Ohr. Ich lächle ihn an. „Wie wird es wohl morgen im Büro sein Adam?“ frage ich ihn. „Na du weisst aber genau wie man einem Mann die Laune verderben kann“, antwortet er mir lächelnd. „Mach dir keine Sorgen. Du arbeitest im Telemarketingbüro welches auf meinem Stockwerk liegt. Die Abteilungsleiterin
Maria Sanchez ist eine ältere Dame mit grossem Herz. Sie freut sich bereits auf dich. Du wirst einfach die Aufgaben erledigen die ich dir gebe. Eigentlich dasselbe wie du bei Samantha gemacht hättest aber du bildest dein eigenes Team. Weisst du, eigentlich wollte ich schon lange ein zweites Team aufbauen, welches sich um unsere VIP Kunden kümmert. Samantha und ihr Team haben einfach zu wenig Zeit dafür.“ „Das schmeichelt mich sehr Adam aber ich habe ja keine Ahnung vom Business.“ wiederspreche ich ihm. „Keine Angst, Maria wird dir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie war die Vorgesetzte von Samantha. Als sie dann nicht mehr so
viel Kraft und Energie hatte, hat sie das Telemarketing übernommen. Lass dich aber nicht täuschen, sie hat ein grosses Know How und vor allem kennt sie die richtigen Leute, du wirst sie mögen.“ Ich nicke lächelnd und freue mich bereits auf meinen neuen Arbeitstag. Endlich wieder mit Vanessa zusammenarbeiten. Ich blicke auf meine Uhr und sehe, dass es bereits nach drei Uhr nachmittags ist. „Ich muss langsam mal nach Hause, Vanessa kommt um vier Uhr nach Hause und ich wollte den Abend mit ihr verbringen.“ Wir stehen auf, Adam bezahlt, unter lauten Protesten meinerseits, den Kellner und zusammen kehren wir zu Adams Wohnung zurück
um meine Sachen abzuholen. Adam begleitet mich danach mit seinem Lexus zu meiner Wohnung zurück. Dort angekommen steigen wir aus und laufen zur Eingangstüre. „Danke für die wunderbare Nacht und diesen wunderschönen Tag mit dir heute, Ria“ sagt Adam und küsst mich zärtlich. „Darf ich dich noch anrufen heute Abend?“ Ich nicke und küsse ihn zum Abschied nochmals, als Vanessa aus einem gelben Taxi aussteigt und uns mit aufgerissenen Augen anschaut. Adam läuft zu seinem Auto und grüsst Vanessa lächelnd. „Guten Nachmittag Mrs. Puleo, ich hoffe Sie hatten ein paar schöne Tage und eine gute Heimreise. Wir sehen uns morgen
im Büro.“ Er steigt ins Auto, zwinkert mir zu und fährt dann davon. Vanessa bezahlt den Taxifahrer und schreitet dann schnell auf mich zu. „Was, wie, Mr. Whiteley??“ fragt sie verdutzt. Lächelnd antworte ich ihr: „Ja Vanessa, ich freue mich auch dich wieder zu sehen. Komm wir gehen nach oben dann erzähle ich dir alles“.