Vorbemerkung
Die Schriftstellerei ist kein leichtes Brot, oder sind sie anderer Meinung?
(auf Grund neuer Abonnenten wieder eingestellt: (02.06.2021)
Copyright: G.v.Tetzeli
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Montage: G.v.Tetzeli
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Missverständnis
Als gefragter, schwer beschäftigter, berühmter Schriftsteller, treten immer wieder Leute auf mich zu, ob ich Ihnen nicht einen Gefallen tun kann. Meine bessere Hälfte kam mit drei Briefen daher. Sie hatte sie schon geöffnet.
„So, jetzt ist mal Schluss mit dem ewigen Faulenzen!“
„Ich habe halt gerade eine Schreibblockade.“
„Papperlapapp! Hier, du sollst einen Geschäftsbrief schreiben, ein Märchen für Kinder und einen Kurzkrimi. Mach! Frau Süßmut hat mir auch noch eine Vorlage gegeben, was die Sache angeht.“
Ich fügte mich. Erst einmal die Vorlage lesen. Junger Schwan hat Anschluss verloren, sucht
seine Eltern. Schließlich findet er sie endlich, Happy End.
Ich nahm das erste Blatt zur Hand. Aha, also einen Geschäftsbrief. Da stand die Firma drauf, an die es gehen soll und natürlich auch noch weitere Einzelheiten. Ich musste nur die Pflichtworte entsprechend einsetzen, so dass sie kaum auffielen. Da will mich wohl jemand irgendwie fordern! Aber nicht mit mir! Ich kriege das hin.
Ich begann:
Sehr geehrtes Team der Firma Buselmann,
bezugnehmend auf ihr nettes Schreiben vom 02.02.2015, freue ich mich Ihnen mitteilen zu können, dass nun Ihr junger Schwan endlich wieder sein Elternhaus gefunden hat. Es ist uns gelungen seine Familie ausfindig zu
machen und haben sogar Sat1 bemüht (Sie wissen schon die Sendung:“Vermisst“). Ich würde sie daher bitten uns einen Termin mitzuteilen, um in einem Meeting die Zusammenführung der Schwanenfamilie zu besprechen. Ich bin sicher, dass unsere Lösung in einem relativ kurzen Zeitpfeil umzusetzen ist, sofern die monetären, offenen Fragen festgezurrt wurden.
Mit freundlichen Grüßen.
Einen Schluck Kaffee habe ich verdient.
Weiter.
Nächster Zettel. Hier also der Wunsch nach einem Krimi. Mann, was die Leute heutzutage alles wollen. Ich schüttle nur mit dem Kopf, aber gut. Wieder waren ein paar Infos dabei,
also begann ich.
In den frühen Morgenstunden klatschte eine Ente in den ruhigen von Nebel umhüllten Teich. Schrotkugeln hatten den Körper durchschlagen. Mord! Direkt vom Himmel geholt. Quasi ein heimtückischer Terroranschlag gegen eine Passagiermaschine. Kurz darauf erschien ein Hund am See und schnappte sich ein Schwanenküken, welches das Versteck verlassen hatte, um neugierig zu sehen, was da los ist. Der Jäger war zornig. "Aber Hasso, das ist doch ein junges Schwanenküken! Bring es sofort zurück und hole mir die geschossene Ente". Hasso brachte es zurück, entdeckte den Leichnam, der inzwischen ein gutes Stück abgetrieben war und tauschte die Beute.
Hasso verschwand und unser Schwanenküken war jetzt ganz allein. Da schrie das Küken nach ihren Eltern. Aber nicht nur Papa Schwan kam herbeigeeilt, sondern auch ein Fuchs. Da plusterte sich Papa Schwan auf und vertrieb den Fuchs. Klein Schwänchen nahm auf dem Rücken von Papa Platz und sie waren glücklich vereint. Die kluge Eule konnte den Mord, wie ihn klein Küken geschildert hat, nicht aufklären, denn die Enten-Leiche blieb für immer verschwunden.
Ende
Fast reif für einen Aktionfilm, dachte ich bei mir.
Nun kommt die leichteste Übung, nämlich ein Märchen daraus zu friemeln.
Ein Klacks!
Das arme Schwanenküken fühlte sich so hässlich und wurde deshalb von der Familie verstoßen. Erst später bekam es sein neues Federkleid und wurde zu einem wunderschönen Schwan. Da waren alle froh und nahmen es wieder in die Familie auf.
Klasse!
Aber irgendwie kommt mir das bekannt vor. Als Schriftsteller muss man aufpassen, dass man da nicht von anderen Schriftstellern abkupfert.
„Wie geht es denn vorwärts“, rief es aus der Küche.
„Fast fertig“, antwortete ich stolz, „ich habe zwei von den drei Schwanenaufträgen ausgearbeitet. Die sind schon
erledigt.“
Meine bessere Hälfte raste herbei.
„Wieso Schwanengeschichten?“
„Ja hier, die Vorlage.“
"Himmel, das war doch nur für das Märchen. Bei den anderen Schreiben hättest du nur den Zettel wenden müssen.“
Ich wendete hinsichtlich Firma Buselmann. Es ging um die Verzögerung einer Lieferung über 20 Tonnen Mononatriumglutamat und die Bitte die angemahnte Forderung zu begleichen.
Der Krimi, so stellte sich auf der Rückseite heraus, sollte im 18.Jahrhundert spielen. Es solle von einem vergifteten Teich handeln, weswegen der reiche Bauer Heinze stirbt. Die Juden werden verantwortlich gemacht, aber der wirkliche Mörder war wer? Man hoffe auf
ein außerordentlich aufregendes Ende, das ich da liefern würde.
„Und was ist nun wenigstens mit dem Märchen“, tobte meine bessere Hälfte.
„Da habe ich, glaube ich, noch gar nicht angefangen, weil vielleicht schon ein Anderer….“
„Du kannst heute auf der Couch schlafen, du Schriftsteller, du!“