Kapitel 11
Meine Gedanken rasen. Dean war in der Boutique in welcher ich frĂĽher gearbeitet hatte und hat Trisha bedroht.
Ich kann es einfach nicht fassen. Wie doof muss ich eigentlich sein, dass ich mich von Adam und Christian ablenken lasse und nicht daran denke Dean das Geld zu schicken? Adam hat natürlich die Nachricht auch mitgehört. Ich stosse ihn von mir und stehe auf.
„Ria wer ist Dean und was ist los?“ „Nichts Adam aber du musst nun bitte gehen ich muss noch ein paar Dinge klären und erledigen“. „Nein Ria, ich kann dich doch nicht…“ Ich unterbreche
Adam. Er muss mich einfach alleine lassen. Er lenkt mich ab und ich habe mir dieses neue Leben nicht aufgebaut um es dann wieder einfach wegzuwerfen.
„Adam bitte geh! Ich möchte dich nicht hierhaben und ich will alleine sein, es ist mir zu viel, bitte geh! „ Die letzten Worte schreie ich nur noch. Ich bin nervös und angespannt. Adam steht auf und sieht mich fragend an. Ich drehe mich um und laufe zur Eingangstüre um ihm verständlich zu machen, dass ich es ernst meine. Adam ist gekränkt, ich sehe es ihm an und am liebsten würde ich mich wieder mit ihm aufs Bett legen und alles vergessen aber ich habe eine Verantwortung Trisha gegenüber und ich
will meine Freiheit nicht aufs Spiel setzen.
Er erreicht mich an der Eingangstüre welche ich bereits geöffnet habe. Er möchte noch etwas sagen, sieht aber meinen entschlossenen Blick und lässt es dann sein.
Er nimmt mich in den Arm und küsst mich. Am liebsten würde ich Adam wegstossen aber es fühlt sich zu gut an. Adam lässt mich los und geht, ohne sich noch einmal umzudrehen.
In diesem Moment bricht etwas in mir zusammen. Ich will ihm nachlaufen, ihn aufhalten und bitten nicht zu gehen aber ich tue es nicht. Ich schliesse die Türe hinter mir und wische mir meine Tränen
aus dem Gesicht.
Könnte ich doch Adam nur die ganze Geschichte erzählen.
Schnell lege ich diesen Gedanken beiseite und rufe Trisha von unserem Festnetztelefon an nachdem ich mein Iphone auf die Ladestation gelegt habe. Trisha ist völlig aufgebracht und wütend weil ich seit Freitagabend mein Handy nicht mehr abgenommen hatte. Ich erzähle Trisha die Kurzversion der letzten zwei Tagen. „Liebes“, meint Trisha schon einiges ruhiger „wieso hast du ihn denn weggeschickt?“ „Ach Trisha, du weisst doch, ich darf ja gar nicht. Es ist zu gefährlich. Er war ja schon bei dir im Laden, stell dir vor, was er noch alles
machen könnte.“ Trisha ist die einzige Person, welche meine Geschichte kennt. Sie ist meine Vertrauensperson und ich weiss, dass sie mich immer unterstützen würde. Sie hat mir in der Zeit in Wisconsin sehr geholfen. Sie hat mich finanziell unterstützt wenn es mit den Zahlungen für Dean knapp wurde, ich durfte Weihnachten mit ihr und ihrer Familie verbringen und ich war für sie stets wie eine Tochter. Trisha ist 52 Jahre alt und hat keine Kinder. Sie hatte einen gewalttätigen Mann mit welchem sie verheiratet war und versteht meine Situation nur zu gut.
Trotzdem hat sie mich immer wieder ermutigt, mich bei der Polizei zu
melden oder Dean die Stirn zu bieten.  „Ria, Schätzchen hör mir bitte zu“ sagt Trisha ernst „ich weiss, dass dich das alles sehr mitnimmt, dass du auf keinen Fall willst, dass die Videos irgendjemandem gezeigt werden könnten. Aber genau diese Angst nutzt Dean aus. Deine Straftat hast du nur gemacht, weil er dich dazu gezwungen hat. Ich glaube sogar die Polizei würde dies verstehen aber du musst endlich anfangen zu leben. Ich habe dir schon paar Mal gesagt, dass ich immer hinter dir stehe und dich unterstütze und das meine ich wirklich ernst. Es ist dein Leben und du bist es wert, verliebt und glücklich zu sein. Dein Leben muss sich doch endlich zum
Guten wenden“. Ich weiss das Trisha mich wirklich mag und nur mein Bestes will aber sie kennt meine Angst nicht. Sie weiss nicht, dass ich keine andere Wahl habe. Ich verspreche Trisha ihr gleich noch heute per E-Banking das Geld zuzusenden und mir über ihre Worte Gedanken zu machen.
Trisha und ich verabschieden uns und ich schlage sogleich den Laptop auf, setze mich auf mein Bett und bereite die Ăśberweisung vor.
In meinem Zimmer riecht alles nach Adam. Das zerwĂĽhlte Bett erinnert mich daran, dass ich noch vor ein paar Minuten hier mit ihm gelegen bin und in mir macht sich ein grosser Schmerz
breit. Schon komisch, diese Gefühle hatte ich noch nie für einen Mann. Ich hatte noch nie zugelassen, dass mir jemand körperlich sowie auch emotional so nah kommen könnte. Doch so kitschig es auch klingen mag Adam hat sich schon in kurzer Zeit in mein Herz eingenistet.
Nachdem die Zahlung erledigt ist, lege ich mich aufs Bett und schlafe kurz darauf ein.
Es ist ca. 22 Uhr als mein Handy klingelt. Zuerst verstehe ich nicht ganz was dieses Klingeln bedeutet und wo ich bin. In der Wohnung ist es dunkeln und ich tapse langsam und unsicher zur Ladestation.
Im Display wird eine mir noch
unbekannte Nummer angezeigt.
Wer es wohl ist? Das Klingeln verstummt doch bevor ich mich umdrehen kann beginnt es wieder zu klingeln und wieder ist es diese mir noch unbekannte Nummer. Leichte Panik überfällt mich. Bevor ich nach Boston gezogen bin habe ich meine Nummer gewechselt. Ob Trisha sie Dean gegeben ha?