Ich liege in meinem Bett und sehe mich um. Ich warte auf ihn. Es ist kalt in meinem Zimmer und ich ziehe mir die Decke vorsichtig hoch bis übers Kinn. Ich kann sie im Wohnzimmer hören und zucke zusammen als die Türe auf geht. Plötzlich steht er vor mir. Er lächelt mich an mit seinen leuchtenden Augen und seinem unheimlichen, vertrauten lächeln. Es fühlt sich an als könnte er bis in mein Innerstes sehen. Ich versuche meine Augen zu schließen, ziehe mir die Decke über den Kopf, doch er verschwindet nicht.
Ich könnte um Hilfe rufen. Mama ist in ihrem Zimmer, sie würde mich hören.
Aber keiner würde mir glauben. Wer würde mir schon glauben? Ich müsse nur an etwas anderes denken, sagen sie. Es würde schon aufhören weh zutun, sagen sie. Die Stimme in meinem Kopf sagt mir ich soll einfach an etwas schönes denken, doch ich kann es nicht.
Er zieht mir die Decke weg, setzt sich an mein Bett und streichelt zärtlich über mein Haar. Ich öffne meinen Mund aber es kommt kein Laut hervor. Er nimmt mich einfach in den Arm und ich lege meinen Kopf auf seine Brust. Tränen laufen über meine Wangen, doch ich spüre sie nicht. Die Decke liegt wieder über uns, ich fühle seine Wärme und
schlafe ein. Ein tiefer, traumloser Schlaf überkommt mich.
„Guten morgen Liebling“
Ich öffne meine Augen und sehe mich verwirrt um. Es ist wieder hell in meinem Zimmer und er ist weg. Mama sieht traurig aus, in ihrem schwarzen Kleid. Ihre Augen sind rot und geschwollen. Hat er sie heute Nacht auch besucht? Sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn und legt mir mein Kleid aufs Bett. Wir haben es gestern für die Beerdigung gekauft. Für seine Beerdigung.
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