Kapitel 7
Der Morgen mit Adam ist wunderschön. Wir sprechen ĂŒber die Firma, das Ăberwachungsprojekt welches ich bearbeite, er erzĂ€hlt mir ĂŒber seinen Job und seine Höhen und Tiefen und ĂŒber Christian.
Ich erfahre, dass Christian und er wie BrĂŒder aufgewachsen sind, da Christians Eltern frĂŒh verstorben sind. Adam und Christian sind auch fast gleich alt, Christian 30 und Adam 32. Er erzĂ€hlt mir, dass seine Eltern die Firma aufgezogen haben und sich nun im Ruhestand befinden und Europa bereisen. Momentan seien sie gerade in der
Schweiz. âIn der Schweiz war ich auch malâ, erzĂ€hle ich Adam,â mit meinen Eltern als ich noch ganz klein war. Ich kann mich nicht mehr daran errinnern aber es gibt ein Foto von mir und meiner Mutter welches in der Schweiz aufgenommen wurdeâ. Ich erzĂ€hle Adam ĂŒber meine Eltern und die schönsten Jahre meines Lebens, ĂŒber den tragischen und tödlichen Unfall.
Als mich aber Adam fragt was danach mit mir geschehen ist, verstumme ich. Ich will nicht ĂŒber den Rest meiner Kindheit sprechen. Ich will nicht das Adam weiss, was mir geschehen ist in meiner Kindheit und dass ich es gar nicht wert bin geliebt zu werden. Er soll meine
Narben nicht sehen, er soll nichts von mir wissen was dieses Thema betrifft. Adam merkt, dass er sich auf ein heikles Terrain begeben hat und nimmt langsam meine Hand in seine. âRia, jeder von uns hat seine Geheimnisse, seine SchicksalschlĂ€ge und Dinge die er am liebsten vergessen möchte, ich möchte aber dass du weisst, dass du hier keine Angst zu haben brauchst. Ich habe dich gerne hier und was mit Christian geschehen ist tut mir leid. Ich hoffe sehr du bleibst noch bei uns.â Ich schaue ihn fragend an. Adam ist so einfĂŒhlsam und nett. Im BĂŒro wirkte er ganz anders. âKlar bleibe ich bei Whiteley Adam, ich muss nur schauen wie ich das mit
Christian hinkriege. Er macht mir Angst.â Adam schĂŒttelt den Kopf. âDu arbeitest ab Mittwoch wieder bei uns im Hauptsitz. Du hast keine direkte Vorgesetzte sondern bist mir unterstellt und arbeitest fĂŒr die Kunden die ich dir zuteile, ok?â fragt mich Adam und schaut mir in die Augen. Kann ich denn solch ein Angebot ausschlagen? Aber wieso tut er das? Wieso behandelt er mich so bevorzugt? Ich glaube kaum, dass er das mit all seinen Mitarbeitern so macht oder hat er Angst, dass ich eine Anzeige gegen ihn und Christian machen wĂŒrde? âRia was denkst du?â fragt Adam. âEhrlichgesagt frage ich mich weshalb du so nett zu mir bist? Was ist der
Grund? Was fĂŒhrst du im Schildeâ frage ich ein wenig aufgebracht. Adam zieht seine Hand, in welcher noch immer meine Hand gehalten hatte zurĂŒck und steht vom Bett auf. Er schĂŒttelt den Kopf und verlĂ€sst wortlos das Zimmer. Ich schaue ihm nach und kann es nicht fassen, dass er mich einfach hier zurĂŒcklĂ€sst. Alleine und ohne eine Antwort. TrĂ€nen kullern mir ĂŒber das Gesicht und ich halte sie nicht einmal auf.
Weinen war das einzige GefĂŒhl welches ich offen zuliess, das einzige GefĂŒhl welches die Ăberhand nehmen durfte.
Ich stellte das Tablett wieder zurĂŒck auf den Tisch und kuschelte mich zurĂŒck in
die Tagesdecke die zusammengelegt am Fussende des Bettes lag. Nur noch ein paar Tage und ich könnte zurĂŒck nach Hause. Weg von Christian und Adam. Weg von diesen GefĂŒhlsschwankungen. Dann mĂŒsste ich Adam nur noch im BĂŒro und Christian gar nicht mehr sehen, das wĂŒrde klappen, es musste klappen. Boston war mein neues zu Hause und das wollte ich nicht so schnell aufgeben.