Herbstblätter
Herbstgedichte
aus verschiedenen Jahren
und zwei Fotos
© fleur
herbstwind
herbstwind
fällt aus dem azur -
ein wildes rauschen
in den sommerbäumen
in den haaren wühlen
heiße herzen kühlen
und beim sachten lauschen
in den abendträumen
spüre ich die schwermut
schon verflogen
mit den wolkenschweifen
in schmalen baumwollstreifen
davongezogen
Herbst am Fluss
Der Sommer hat den Hut genommen
ganz heimlich in der letzten Nacht
sein Boot vom Ufer losgemacht
und ist den Fluss hinab geschwommen.
Still ist der Herbst nun angelandet
der gern auf Nebelrössern reitet
hat feuchte Kühle ausgebreitet
und ist so farbenfroh gewandet
Der Morgen sieht die Nebel sinken
die Pappeln ragen stumm empor
und zögernd lugt der Fluss hervor
auf dunklem Wasser Schwäne blinken
Ganz sacht erscheint ein goldner Schimmer
er überglänzt den Morgen licht
wenn Sonne durch die Wolken bricht
trägt heute helles Blau der Himmel
Schwanenzug
Eine Kette wilder Schwäne
fliegt tief über’m Meer dahin.
Seh’ sie in der Sonne blinken,
wie sie folgen ihrem Sinn.
Im blauen Wasser, leicht gekräuselt,
seh’ ich ihre Schatten zieh’n,
wie, vom Ostwind schwach umsäuselt,
sie von dieser Küste flieh’n.
Wüsste gern, wohin sie streben,
denn nach Süden zieh’n sie nicht,
was sie treibt, sich zu erheben
im gleißenden Oktoberlicht?
Antwort werde ich nicht finden,
seh’ die Schwäne schon sehr fern
über’m blauen Meer entschwinden,
was sie suchen, wüsst’ ich gern.
Novemberherzen
Zwei Birkenblätter schweben einsam
und flüstern zärtlich mit dem Wind
verronnen sind die schönen Tage
als Sonnenschein sie warm umfing
Wie schwerelos die Herzchen fliegen
im milchigblauen Herbstlichtsaum
treibt eine Bö’ sie auseinander
weit weg von ihrem Birkenbaum
So lange waren sie zusammen
als Knospen braun im Märzenlicht
dann in dem zitternd grünen Blattwerk
und wisperten manch Windgedicht
Nun wiegen sich die Birkenherzen
allein im allerletzten Tanz
und nähern sich der feuchten Erde
wo bald vergeht ihr goldner Glanz
Novembersterne
Im Nebelgrau versinken Schatten
der Horizont ist weich gekämmt
verblasst das Grün der Rasenmatten
bald trägt Natur ihr Leichenhemd
Der Himmel wolkenschwer verhangen
nur selten blinzelt mir ein Stern
der Mond im Wasserlauf vergangen
verschwommen letztes Blatt - so fern
Die Sterne in Unendlichkeiten -
ich seh sie glühen - nur für mich
und denk an unsere schönsten Zeiten
sie spiegeln sich im Himmelslicht
Die zähen Nebelschwaden wabern
ich trink daraus der Kühle Klar
und spür das Blut in meinen Adern
der Frühling kommt auch nächstes Jahr
Herbststurm
Herbststurm nimmt mich auf die Flügel
will mich in die Luft erheben
mit den Wolken nordwärts schweben
über Flüsse, Wälder, Hügel
Reißt den Trauerflor vom Nachen
lässt die braunen Blätter zappeln
wiegt sich stöhnend in den Pappeln
schenkt mir wieder frohes Lachen
Löwenzahn strahlt in der Sonne
lächelt Frühlingszaubergrüße
Rosen atmen letzte Süße
Augen trinken Himmelswonne
Oktoberherz
Wenn sich der Himmel satt getrunken
am Nachtblau und im Seelenmeer
sind Träume flügellos versunken
erwacht der Morgen nebelschwer
In Regen, Stürmen, Blättertanz
schwebt herbstliche Melancholie
malt Bilder in mattgoldnem Glanz,
erklingt als zarte Melodie....
Lass meine Seele Herbstlicht tanken
trink von der Wehmut - bittersüß
behalt die Wärme in Gedanken
im Sommerherzensparadies
Wenn Sehnsucht durch das Herbstgold schimmert
im bunten Laub glüht Sinnlichkeit
dann spür ich, wie im Herzschlag flimmert
bis in den Winter – Zärtlichkeit
letztes brennen
ein leiser windhauch
lässt die blätter fallen
verdorrte fliederherzen
raschelnd ahornlaub
der seidne milchblau-himmel
spannt sich über allem
der walnussbaum prunkt
wie in goldnem staub
das rote weinlaub
glüht wie letztes brennen
bevor es bald schon
im novemberfeucht verlischt
oktobersonne strahlt
als gäb's ein sommerrennen
ich fühle mich
wie vom august geküsst
Tristesse
Auf bunten Blättern
schwimmen meine Fröhlichkeiten
erstarrt und lautlos
auf dem Fluss der Zeit
ins leere Irgendwann
In den Oktoberpfützen
spiegelt sich das Wolkengrau
mit nackten Widrigkeiten
versteckte Schatten
lauern an der Wand
Das Jahr - es neigt sich
doch der Himmel
flaggt auch wieder blau
und schräge Sonnenstrahlen
stehn für Überlebenszeiten
Rosa Ausblick
Wenn mir die Angst kommt,
weil die Himmel
täglich dunkler werden,
dass nur noch kalte Leere
füllt mein Sein,
dann wird es Zeit,
sich zu erinnern:
Auch im Winter
wird die Sonne gleißen,
wirft rosa Schatten
in den Schnee,
und Frost malt Blumen
an die Fensterscheiben,
die in den Herzen
Wurzeln schlagen,
wie von Zauberhand ..