NACKT
Sie trug ein wunderschönes Kleid,
doch leider war das nicht stabil.
Nun gut, sie war ja auch bereit,
als es im Wind zu Boden fiel.
Nun ist sie nackt, doch so grazil,
keiner wird sie übersehen.
Es scheint sogar, dass sie das will,
so anmutig dazustehen.
Geh hin zu ihr, fass zu, beschau
sie dir doch ruhig mal von nah!
Die Knospen siehst du ganz genau;
du stehst total begeistert da.
Drum deine Beine tragen dich
zu ihr eilig und geschwinde.
Vielleicht zeigt sie noch mehr von sich,
diese splitternackte Linde.
Der Schneider wird sich erst bemüh’n,
ihr ein neues Kleid zu bringen,
gefärbt in einem zarten Grün,
wenn die Vögel wieder singen.
© Sylke Eckensberger