Vorwort
Die folgende Geschichte entstand für eine Anthologie-Ausschreibung mit dem Titel
"Eine heitere Geschichte"
Leider hat sie es nicht geschafft.
(Diese Geschichte ist fast so wie beschrieben passiert)
Die Geschichte darf gerne weiter verwendet werden wenn
1) KEIN Geld damit verdient wird
2) Der Autorinnename Susanne Weinsanto aka Jeanne Darc immer deutlich genannt wird
3) Ich bei weitergehenden Verwendungswünschen VORHER gefragt
werde.
Viel Spass
Unerwartetes Wiedersehen
Sabine war schon immer ein bisschen anders als andere. Schon als sie noch im Kindergarten war, wollten die anderen Kinder nicht mit ihr spielen, weil sie die Regeln für die Spiele immer anders auslegte als die anderen Kinder.
Später in der Schule war sie ebenfalls Außenseiterin. Sie hatte nie irgendwelche Markenklamotten an. Warum auch? Wichtig war ihr, dass sie sich in der Kleidung wohl fühlte, und da war es ihr egal ob die Kleidung aus einem Discounter, oder aus einer
exklusiven Boutique stammten. Im Gegenteil, eigentlich mochte sie die Klamotten aus dem Discounter fast ein bisschen mehr, weil so mehr Geld für andere Dinge übrig blieb.
Als Sabine dann erwachsen war, suchte sie sich eine eigene kleine Wohnung und da sie von ihren Eltern nicht zur Selbständigkeit erzogen worden war, hatte sie erst einmal gewaltige Schwierigkeiten sich ein halbwegs normales Leben aufzubauen. Ihre erste Wohnung konnte man daher auch fast nicht als solche bezeichnen.
.Es war kaum genügend Platz um sich in der Wohnung umzudrehen. Die Toilette teilte sie sich mit zwei anderen Parteien, die auf dem gleichen Stockwerk wohnten und für die
Benutzung der Dusche musste sie extra zahlen.
Aber egal, es war ein Anfang. Mit viel Mühe kaufte sich Sabine nach und nach alles was zu einem halbwegs normalen Leben notwendig war. Anfangs ging sie immer zu einer Telefonzelle zum Telefonieren und da sie sehr gesprächig war, blieb sie meist so lange in der Telefonzelle bis draußen irgendwelche Menschen gegen die Tür der Telefonzelle hämmerten weil sie auch telefonieren wollten.
Nach einiger Zeit hatte Sabine auch ein eigenes Telefon in ihrer kleinen Wohnung, was wieder ein kleiner Schritt in ein normales
Leben war.
Bald schon hatte sie auch einen kleinen Fernseher und ein kleines Radio. Und Sabine war schon immer sehr interessiert an allem was mit Medien, Kunst, Musik und ähnlichem zu tun hat.
Sie saß manchmal stundenlang vor ihrem Radio und versuchte einen möglichst ausgefallenen Sender zu finden. Sie dachte sich: „So ausgefallen wie ich selber bin, so hätte ich gerne auch einen Sender“ Es dauerte einige Wochen, doch irgendwann hatte sie einen sehr interessanten Sender gefunden. Er spielte sehr viel Musik, und nicht nur das, es war auch noch Musik genau nach ihrem Geschmack. Und die
Moderatoren schienen alle auch ein bisschen abgedreht und lustig zu sein. Das war ihr Sender, genau so etwas hatte sie gesucht.
Dieser Sender gefiel Sabine so gut dass sie ihn zu jeder freien Minute einschaltete. Sogar nachts, wenn sie im Bett lag, lief dieser Sender die ganze Nacht nebenher. Sabine wurde der größte Fan dieses Senders und bald schon fing sie auch an mit den Moderatoren zu telefonieren und die Gespräche mit den Moderatoren wurden auch immer länger.
Nachdem Sabine über ein Jahr diesen Sender gehört hatte lud eine der Moderatorinnen sie ein sie doch einmal im Studio zu besuchen. Sabine freute sich sehr,
denn das war schon ein bisschen die Erfüllung eines kleinen Traums.
Sabine besuchte Doris, die in diesem Sender gerade angefangen hatte mit ihrer Radiokarriere, was sie zu diesem Zeitpunkt allerdings selbst noch nicht wusste,
Sabine und Doris verstanden sich auf Anhieb, und nachdem Sabine Doris besucht hatte telefonierten sie täglich und sie sahen sich auch so oft es irgendwie möglich war.
Doch dann geschah das schreckliche. Von einem Tag auf den anderen war auf der Frequenz ihres Lieblingssenders Nichts mehr zu hören, einfach nichts. Keine Stimme, keine Musik, kein Rauschen, einfach nichts.
Sabine fragte sich, was da wohl geschehen war und sie versuchte immerzu Doris zu
erreichen, doch nichts. Auch unter der Telefonnummer vom Studio über das sie immer mit Doris gesprochen hatte meldete sich einfach nichts.
Sabine wollte am liebsten ins Studio fahren und nachsehen, doch da fand sie in einer Zeitung
einen Artikel über genau diesen Sender. Es war ein Piratensender gewesen, was Sabine nicht gewusst hatte und offensichtlich war er jetzt zugemacht worden. „Klar“ dachte
Sabine, da hat Doris jetzt anderes im Kopf“, und versuchte es erst gar nicht mehr Doris zu erreichen.
Sabine war die ganze Zeit arbeitslos gewesen und fand dann eine Arbeit und hatte jetzt auch selbst andere Dinge im Kopf als ihren Lieblingssender den es jetzt nicht mehr gab. Und so kam es dass Doris und Sabine sich aus den Augen verloren und jede ihre eigenen Wege ging.
Ungefähr 25 Jahre später hatten sowohl Doris als auch Sabine einen Weg gefunden für ihr jeweiliges Leben, das vielleicht nicht das Beste war, aber zumindest jeweils eines mit dem sie leben konnten.
Doris hatte Sabine schon lange vergessen
und Sabine hatte Doris ebenfalls vergessen.
Eines Tages kaufte sich Sabine ein Digitalradio, weil sie einmal gehört hatte dass es da sehr gute Sender geben würde.
Wie früher schaltete Sabine sich durch die Sender, nur dass man das bei einem Digitalradio nicht mehr mit einem Drehknopf wie früher, sondern mit einem Tastendruck macht, denn auf einem Digitalradio gibt’s keinen schlechten Empfang, da gibt es nur entweder kriegt man den Sender oder eben nicht, daher ist kein Drehknopf mehr notwendig.
Irgendwann hörte Sabine eine Stimme die ihr bekannt vorkam, doch so sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte diese Stimme nicht
zuordnen. Schon bald fing sie an mit dieser Moderatorin zu mailen und zu telefonieren und schon bald fragten sich beide warum sie sich so gut verstanden obwohl sie sich doch überhaupt nicht kannten.
Bis, eines Tages, Sabine etwas davon erzählte von welchem Radiosender sie früher einmal großer Fan gewesen war und dass sie sich seit damals fragte was wohl aus den Moderatoren von damals geworden ist.
Daraufhin kam eine Mail zurück von Doris mit ganz vielen Smileys auf denen nur stand:
„Ich war eine von den Moderatoren auf diesem Sender damals“
Und da fiel Sabine wieder einiges, wenn auch nicht alles, von damals ein.
Und so kam es dass zwei Freundinnen sich nach über 25 Jahren wieder gefunden haben…und das stimmte sie beide heiter ;-)