Vorwort
Die folgende Geschichte ist eine Geschichte rein zur Unterhaltung. Jeder da irgendetwas hinein interpretiert ist selber schuld.
Jede Ähnlichkeit mit vergangenen, gegenwärtigen oder zukünfitgen Orten, Handlungen, Geschehnissen, Personen usw. ist REIN ZUFÄLLIG und nicht beabsichtig.
Es ist UNTERHALTUNGSLITERATUR -sonst nichts
Widmung Die Geschichte ist keinem Menschen, sondern zwei Pferden gewidmet die in meinem Leben eine große Rolle spielten, und auch wenn ich sie nicht gerade in angenehmer Erinnerung habe, so möchte ich die Geschichte dennoch diesen beiden Pferden widmen. Auch wenn beide sicherlich schon lange tot sind. Ich hoffe dass deren Tod angenehm war und sie nicht die ersten Stunden nach ihrem Tod zu Lasagne verarbeitet wurde. Das eine Pferd das auch in der Geschichte eine Rolle spielt hieß Napoleon. War ein schwarzer Friese mit 1,75 Stockmaß. Wieso
dass man so ein großes Pferd ausgerechnet Napoleon nannte ist mir bis heute ein Rätsel. Das zweite Pferd das in der Geschichte ebenfalls eine Rolle spielt und auch im realen Leben für gewaltige Schmerzen bei der Autorin sorgte war ein Hengst, dessen Namen ich nicht mehr weiß. Allerdings erinnre ich mich noch sehr gut daran wie ich von diesem Hengst über den Schotter gezogen wurde. Und das war alles andere als angenehm… Sabine wohnte mit ihren beiden Töchtern am Rande einer Grossstadt. Sie war vor einigen Jahren mit ihrem mann Peter hier her gezogen. Diese neue Heimat hatte den
Vorteil dass sie auf der einen Seite sehr schnell in der Stadt war um mal eben irgendetwas einzukaufen. Auf der anderen Seite war Sie aber auch sehr schnell mit ihren Kindern auf dem Land. Ihr Mann war inzwischen verstorben und es war nicht immer leicht für Sabine sich alleine um ihre beiden Töchter zu kümmern. Sandra war 12 und Larissa war 5 Jahre jung. Auch dieser Altersunterschied unter den Geschwistern führte zu dem einen oder anderen Problem und zu mancher sinnlosen Streitigkeit. Sandra liebte Pferde über alles, sie hatte genau wie ihre Schwester ein eigenes Zimmer. Doch schon beim Eintreten erkannte man sofort welches Hobby Sandra das wichtigste war. Überall Pferdeposter, jede
noch so kleine Ecke an den Wänden wurde mit Pferdepostern und Pferdebildern im wahrsten Sinn des Wortes zugekleistert. Die Bettdecke in ihrem Bett war ebenfalls mit Pferden verziert und in der Mitte des Raumes stand ein nicht ganz, aber doch fast, lebensgroßes Pferd aus Holz und Plüsch, das sogar wieherte wenn man den Schweif hochhob. Sandra hätte wirklich alles dafür gegeben ein eigenes Pferd zu haben. Ihre Mutter erklärte ihr dann jedes Mal dass sie einfach nicht das Geld hatten, nicht für die Anschaffung, und erst recht nicht für den laufenden Unterhalt. Regelmäßig wenn ihre Mutter ihr das erklärt hatte brach sie völlig aufgelöst in Tränen aus und heulte sich die Seele aus dem Leib. Dieses Geheule und
Gejammer ging ihrer Schwester dann gewaltig auf die Nerven und sie fing an Sandra zu ärgern, was natürlich dazu führte dass Sandra noch lauter schrie und so schaukelte es sich immer weiter hoch. Da konnte es durchaus passieren dass auch mal irgendetwas durch die Gegend flog. Einmal hatte Sabine nicht aufgepasst und Sandra hatte sich ein Messer aus der Küchenschublade geklaut. Sabine hatte nichts davon bemerkt, erst als es plötzlich still wurde und von Sabine kein Ton und kein Mucks mehr zu hören war, da war ihr klar dass irgendetwas passiert sein musste. Und so war es dann auch. Sabine hatte Sandra dann mit aufgeschnittenen Pulsadern im Bad gefunden. Glücklicherweise hatte sie es, wie
so viele die das tun, in der falschen Richtung getan. So war zwar das ganze Bad voll Blut, und auch Sandra hatte einen etwas komischen Blick, aber sie lebte. Und das war in diesem Moment das einzige was zählte. Als Sabine das sah rief sie umgehend den Notarzt und versuchte Larissa vom Badezimmer fern zu halten, da sie nicht wollte dass Larissa diese Blutlache sieht. Die Minuten bis der Notarzt kam kamen Sabine vor wie Stunden. Sandra war nicht ansprechbar, das einzige was sie immer wieder wiederholte war „Pferd….ich will ein Pferd“…. Mehr war aus ihr nicht herauszubekommen. Nach etwa einer Viertelstunde kam der Notarzt und untersuchte Sandra. Recht schnell war klar
dass Sandra sehr viel Blut verloren hatte, und dass sie unbedingt mit ins Krankenhaus musste. Auch während der Notarzt sie untersuchte und während sie mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus fuhren sprach Sandra nur diesen einen Satz: „Pferd…ich will ein Pferd“ Die Rettungssanitäter befürchteten schon dass Sandra sich dermaßen in ihre eigene Welt hineingesteigert haben könnte dass sie nicht mehr den Weg zurück in die Realität finden würde. Im Krankenhaus angekommen wurde Sandra noch eingehender untersucht als das im Rettungswagen möglich gewesen war, und dann wurde sie von einer Krankenschwester in ihr Zimmer gebracht. Auch jetzt hörte man die ganze Zeit nur „Pferd…ich will ein
Pferd…“ scheinbar war sie nicht einmal mehr in der Lage ihren Namen oder ihr Alter zu nennen. Sandra kam in ein Zimmer in dem schon ein anderes junges Mädchen lag, und als Sandra die Tasche sah die da auf dem kleinen Schränkchen neben ihrer neuen Zimmernachbarn stand sah schrie sie wie am Spieß. Erst war den Krankenschwestern gar nicht klar warum. Sie waren schon am Überlegen ob man Sandra vielleiht in ein anderes Zimmer legen sollte, da erkannte einer der Ärzte den Grund. Auf der Tasche die da auf dem Nachttisch ihrer Bettnachbarin stand waren 2 galoppierende Pferde zu sehen. Der Arzt der das Problem erkannte bat Sandras Bettnachbarin die Tasche wegzustellen oder wenigstens die Pferde
irgendwie abzudecken, und sie tat es auch. Irgendwie war ihr klar, dass sie sich mit dem Mädchen das da in ihr Zimmer gelegt werden sollte sicher gut verstehen würde. Denn so wie diese sich benahm musste sie anscheinend das gleiche Hobby haben wie sie. Reiten und Pferde. Vielleicht hatte sie ja auch ein eigenes Pferd? Wenn ja was könnte das wohl für eine Rasse sein? Sie selbst besaß einen Friesen, schwarz wie die Nacht und recht groß mit 1,75m Stockmaß. Sie hatte ihn Napoleon getauft. Irgendwie erschien er ihr doch immer etwas majestätisch, daher fand sie den Namen passend, auch wenn der echte Napoleon ja doch eher klein gewesen sein sollte. Sie hatte Napoleon letztes Jahr zu ihrem 14.Geburstag
geschenkt bekommen. Und da ihre Eltern auch nicht gerade arm waren war es auch kein großes Problem einen Stall zu finden in dem Napoleon untergebracht werden konnte. Das einzige was sie dafür tun musste war einmal in der Woche zu Napoleon zu gehen, nachzuschauen ob mit ihm alles in Ordnung ist, ob ein Tierarzt notwendig ist, und auch ob der Stall so gepflegt wurde wie sie sich das vorstellte. Schließlich kostete die Unterbringung von Napoleon einige hundert Euro im Monat und dafür erwartete sie schon eine vorzügliche Betreuung. Inzwischen hatte Sandra ein starkes Beruhigungsmittel verabreicht bekommen und sie schlief, sie schlief so tief und fest dass sie es nicht einmal hörte als einer
Krankenschwester auf dem Gang ein Tablett mit Gläsern, Tassen, einer Teekanne und einer großen Flasche Mineralwasser herunterfiel. Es war inzwischen spät geworden und so entschloss sich auch ihre Bettnachbarin zumindest versuchen zu schlafen. Allerdings war sie, wie jeden Abend, mit ihren Gedanken immer bei ihrem Napoleon. Wie würde es ihm ohne sie gehen? Würde er sie vermissen? Oder würde er es gar nicht merken dass sie nicht da war? Was war sie auch doof gewesen. Sie hatte ihrer Mutter eine Überraschung bereiten wollen, allerdings nicht die dass sie sich fast den Finger abgeschnitten hat. Eigentlich hätte es ein wunderbares Abendessen nur für sie und ihre
Mutter werden sollen. Doch leider wurde daraus nichts. Einen kurzen Moment hatte sie nicht aufgepasst und schon war das Messer anstelle im Fleisch in ihrem Finger gelandet. Hatte das geblutet. Zum Glück konnte sie noch schnell den Notarzt rufen und im Krankenhaus war dann auch schnell klar, dass es schlimmer aussah als es war. Schon in einigen Tagen würde sie an ihrem Finger nichts mehr spüren. Die Ärzte hatten allerdings darauf bestanden, dass sie noch einige Tage im Krankenhaus bleibt. So ein Wunder konnte sich schnell auch mal entzünden, und das war dann alles andere als angenehm. Sandra und ihre Bettnachbarin schliefen. Ab und zu hörte man Sandra leise brabbeln und
es war nicht schwer zu verstehen was sie brabbelte, obwohl es doch recht undeutlich war. Aber es schien dieser einzige Satz zu sein zu dem sie noch in der Lage war. „Pferd…ich will ein Pferd“ auch wenn sich das gebrabbelt eher nach „Schwert …ich will ein Schwert“ anhörte. Die Nacht verlief ansonsten friedlich und morgens um 6 kamen die Krankenschwestern der Frühschicht und schauten nach den beiden. Beide schliefen noch, doch nun war es Zeit aufzuwachen, und sich zu waschen, um 7 gab es Frühstücke, und um 8 war die Visite vorgesehen. Mit verschlafenen Augen sahen die beiden Mädchen sich, dann die Krankenschwester
und dann wieder sich an. Und Sandra stammelte: „Wo bin ich? Wo ist mein Pferd?“ Da musste ihre Bettnachbarin doch etwas grinsen, das hatte sie noch nie gehört dass jemand ein Pferd mit ins Krankenhaus nahm. Die Krankenschwester versuchte Sandra zu erklären wo sie war, ohne allzu viel von dem zu erzählen was gestern geschehen war. Sie wusste ja nicht wie Sandra darauf reagieren würde. So etwas wollte sie dann doch lieber den Ärzten überlassen. Sandra grinste ihre Bettnachbarin an und auch sie spürte sofort eine sehr große Sympathie auch wenn sie diese sich noch nicht erklären konnte. Schnell kamen sie ins Gespräch. Ihre Bettnachbarin hieß Susanne und schnell stellte sich heraus dass sie beide
Pferde über alles liebten. Nur wusste Susanne noch nicht ob sie Sandra so ganz vertrauen konnte und wollte. Sie war da dann doch etwas eigen wenn es um ihr Pferd ging. Es war noch nicht lange her da hatte ein Händler versucht Napoleon zu kaufen. Zum Glück hatte sie und ihre Mutter das noch verhindern können, denn wie sich später heraus gestellt hatte, hatte er Pferde nur deshalb kaufen wollen um sie in Lasagne zu verarbeiten. Und ihr Napoleon als Lasagne? Das kam ja mal überhaupt nicht in Frage. Napoleon war mit seinen 18 Jahren nicht mehr der Jüngste, aber man konnte immer noch gut auf ihm reiten und viel Spaß mit ihm haben, und sie wollte unbedingt dass Napoleon eines natürlichen Todes stirbt wenn
es an der Zeit ist. In dem Gestüt in dem Napoleon untergebracht war lebten noch viele weitere Pferde. 10 Wallache und 10 Stuten sowie 5 Hengste für die Zucht. Napoleion war ein Wallach, aber es schien ihm nichts auszumachen dass er das nicht mehr konnte was er als Hengst gekonnt hätte. Er war etwas spät kastriert worden und so flirtete er auch heute noch mit so mancher Pferdedame. Ob er das wohl wusste dass er niemals Nachwuchs haben würde? Susanne dachte so manches Mal dass Napoleon viel intelligenter war als man es bei einem Pferd vermuten würde. Er schien sehr genau zu merken wie Susanne gerade drauf war. Und auch er schien mal so mal so sich
zu benehmen. Hatten Tiere vielleicht doch eine Seele? Ihre Mutter zweifelte ja daran. Für ihre Mutter war ganz klar der Mensch die Krone der Schöpfung und nur der Mensch konnte denken und Gefühle haben. Susanne sah das anders, eine ihrer sehr guten Freundinnen war das was man eine moderne hexe nennt, und für diese, die sich auch Wicca nennen hatte jedes Lebewesen eine Seele, und auch Pflanzen gehörten zu den Dingen der Natur die man achten sollte. Einmal hatte sie diese Freundin auch in den Wald mitgenommen und als sie im Wald gemeinsam auf einer Bank gesessen hatten kam plötzlich ein ganz kurzer ganz sanfter Windhauch. Zu sehen war nichts, doch für die Freundin von Susanne war klar dass das nur
eine Elfe gewesen sein konnte. Überhaupt gab es, wenn es nach dieser Freundin ging, sehr viel mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als die die sich erklären lassen. Die beiden Schicksalsgenossinnen die sich jetzt zusammen ein Bett im Krankenhaus teilten, freundeten sich schnell an, und doch hatten sie beide auch ein wenig Vorbehalte gegenüber der anderen. Da war zum einen die dunkle Hautfarbe von Susanne, bei der Sandra nicht so recht wusste was sie davon halten sollte. Nicht dass sie Angst gehabt hätte. Sie hatte das ja schon gelernt dass es auf der Welt auch Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben gab, und dass diese sich, Außer eben in der Hautfarbe,
kaum bis gar nicht von den sogenannten Weißen Menschen unterschieden. Aber so ein bisschen Vorbehalte hatte sie eben doch. Und Susanne ging es, wenn auch in umgekehrter Weise nicht viel anders. Sie wusste dass es auch Menschen mit heller Hautfarbe gab, und dass diese sich nicht, oder eben nur durch die Hautfarbe von den dunkelhäutigen Menschen unterschieden. Aber auch sie fand das etwas fremdartig. Angst hatte auch sie keine, aber sie fand es auch sehr ungewohnt. Ihre Eltern, Großeltern, Brüder und Schwestern, und alle mit denen sie sonst noch einen intensiveren Kontakt hatte waren dunkelhäutig. Sandra war inzwischen wieder einigermaßen fit, und sie entdeckte die Tasche von Susanne mit
dem Pferd in einer Ecke am Boden, und so kamen die beiden ins Gespräch. Sandra fragte Susanne wo sie die Tasche den her habe. Und auch wenn Susanne immer noch etwas Vorbehalte gegenüber Sandra hatte so entschloss sie sich Sandra jetzt doch von ihrem heißgeliebten Napoleon zu erzählen. Sie hatte sich überlegt, dass, wenn Sie Sandra von Napoleon erzählte, sie sehr schnell heraus bekommen würde ob sie zu Recht Vorbehalte gegenüber Sandra hatte, oder ob sich vielleicht sogar eine Freundschaft entwickeln würde. Über letzteres würde sie sich sehr freuen, denn die letzten Jahre hatte sie keine Freundin mehr gehabt. Entweder war sie mit ihrer Familie unterwegs oder sie war bei ihrem Napoleon.
Auch für andere Hobbies hatte sie keine Zeit mehr, seit sie Napoleon geschenkt bekommen hatte. Früher hatte sie noch Gitarre gespielt. Inzwischen stand die Gitarre nur noch in einer Ecke ihres Zimmers und war mehr ein Staubfänger als ein Musikinstrument. Zögerlich fragte Susanne Sandra ob sie mit ihr gemeinsam in den Frühstücksraum gehen möchte. Genauso zögerlich antwortete Sandra dass sie das sie mitkommen werde, allerdings dürfte sie dabei ihr kleines Stoffpferd nicht vergessen. Ohne ihr Stoffpferd das sie Ostaria getauft hatte ging Susanne nirgendwo hin. Und Sandra fing an zu ahnen dass Susanne Pferde im Leben von Susanne
genauso wichtig waren wie in ihrem eigenen. Als sie beide im Frühstücksraum saßen und sich ihre Frühstücksbrötchen schmecken ließen fing Susanne auf einmal an zu erzählten. Es war geradezu so als wäre eine Art Knoten geplatzt. Sandra staunte nicht schlecht bei den Erzählungen von Susanne. Susanne erzählte dass sie ursprünglich aus Togo stammte, und dort in einer kleinen Hütte in einem kleinen Dorf, ziemlich weit weg von der Zivilisation gelebt hatten. Damals hatten ihre Eltern auch noch nicht so viel Geld wie heute. Ihr Vater arbeitete in Togo als Lehrer und ihre Mutter versorgte den Haushalt mit ihren Geschwistern und kochte, wusch die Wäsche, putzte, und tat eben all das was man von einer Hausfrau in Togo so
erwartete. Eines Tages geschah es dann dass Susannes Vater eine Stelle als Lehrer in Deutschland angeboten bekommen hatte. Die Sprache war kein Problem da ihr Vater in Togo Deutsch unterrichtet hatte, und Togo auch mal deutsche Kolonie gewesen war. Natürlich war es auch für Susannes Vater nicht leicht, einfach so das Land zu wechseln, und nicht nur das Land sondern sogar den Kontinent. Was musste er alles hinter sich lassen? Er würde seine Freunde und Kollegen, wenn überhaupt, nur noch sehr selten sehen. Und auch sonst das ganze Umfeld würde ein anderes werden. Würde er überhaupt mit dem Leben in Deutschland klar kommen? Er war sich sicher, dass das Leben in Deutschland sicherlich anders sein würde
als in Deutschland. Doch er konnte diesem Angebot nicht widerstehen immerhin sollte er fast das 5fache verdienen von dem was er in Togo als Lehrer bekommen hatte. Natürlich war ihm auch klar, dass auch der Lebensunterhalt in Deutschland deutlich teurer sein würde als in Togo. Und doch war er sich sicher, dass am Ende von seinem Lohn in Deutschland deutlich mehr übrig bleiben würde Letztlich ging alles doch sehr schnell. Selbst die Dinge wie Aufenthaltsgenehmigung, Arbeitserlaubnis und alles was da sonst noch so dazugehörte war relativ problemlos zu bekommen, was vielleicht auch daran lag dass Togo und Deutschland keine Probleme miteinander hatten. Wäre er aus einem
anderen Land gewesen als ausgerechnet Togo wäre es vielleicht um einiges schwieriger geworden. Doch was machte er sich darüber Gedanken? Das wichtigste war dass es so schnell geklappt hatte. Und sein neuer Arbeitgeber in Deutschland und sein alter Arbeitgeber in Togo unterstützten ihn nach bestem Wissen und Gewissen und so hatten sie von Anfang an schon eine kleine Wohnung. Sicher die Wohnung war jetzt auch nicht gerade Luxus und sie würden sicherlich bald umziehen dachte sich Susannes Vater. Und so kam es dann auch. Bald schon zogen sie in ein anderes Haus, sehr viel weiter draußen auf dem Land, soweit draußen dass die Mieten sehr billig waren weil in solch eine abgelegene Gegend
eigentlich niemand ziehen wollte. Seinen Kindern, und im Besonderen seiner Tochter Susanne gefiel es allerdings sehr. Nicht zuletzt weil ganz in der Nähe ein Pferdehof war den sie regelmäßig besuchen konnte, und er wusste ja wie sehr seine Tochter Pferde liebte. Nachdem er einige Zeit als Lehrer in Deutschland gearbeitet hatte, hatte er sich ein bisschen Geld zurückgelegt und mit diesem Geld wollte er seiner Tochter die er über alles liebte einen großen Wunsch erfüllen. Er wusste dass seine Tochter aus allen Wolken fallen würde wenn er ihr ein eigenes Pferd schenken würde. Daher ging er eines Tages auf den Pferdehof der da in der Nähe war, und sprach mit dem Inhaber des Pferdehofs, natürlich so dass seine
Tochter nichts davon mitbekam. Der Chef des Pferdehofs hieß Charly was dem Vater von Susanne ein kleines Grinsen aufs Gesicht zauberte, denn zuhause in Togo hatten sie ein kleines Äffchen als Haustier gehabt das auch Charly geheißen hatte. Leider konnten sie Charly nicht mit nach Deutschland nehmen. Hier war es schwierig bis nahezu unmöglich eine Genehmigung zu bekommen um einen Affen als Haustier halten zu dürfen. Und weil er seine Tochter liebte, diese Tiere liebte, und sie sehr, sehr traurig war dass Charly nicht mit nach Deutschland hatte kommen dürfen wollte er seiner Tochter ein Pferd schenken. Er lief mit dem Besitzer des Pferdehofs durch die Ställe und plötzlich standen sie vor einem
absolut nachtschwarzen Friesen mit einem etwas neckischen Blick und da war es ihm sofort klar: Das Pferd war das richtige für seine Tochter, dieses und kein anderes sollte es sein. Sofort machte er mit dem Besitzer des Pferdehofs den Vertrag über den Verkauf und auch über die Boxenmiete, die Pflege und allem was noch dazu gehört fertig. Es war nicht ganz einfach das alles zu verstehen. Klar konnte er deutsch, aber dieser deutsche Unsinn, in dem alles aber auch wirklich alles immer schriftlich festgelegt sein musste hielt er für völlig überzogen. In Togo hatte es das nicht gegeben. Dort wurden die meisten Verträge noch per Handschlag geschlossen. Klar, auch das hatte Nachteile, denn es fehlte
der Nachweis über den Verkauf wenn es dann doch einmal Ärger gab. Allerdings gab es auch so gut wie nie Ärger, da die Menschen in Togo sich noch vertrauten. Dieses Vertrauen vermisste er in Deutschland. In Togo hatte seine Hütte nicht einmal eine Tür gehabt, und hier in Deutschland musste man darauf achten immer die Türen zuzuschließen wenn man das Haus verließ. Das hatte er schnell gemerkt. Denn als sie gerade nach Deutschland gekommen waren und er einmal vergessen hatte die Tür abzuschließen, einfach weil er so etwas nicht gewohnt war, lag ein offensichtlich Obdachloser auf seiner Couch und schlief ganz offenbar gerade seinen Rausch aus. Und alleine der Gestank
den dieser Obdachlose mitgebracht hatte war tagelang nicht mehr aus der Wohnung zu kriegen. Der Vater von Susanne wusste dass nicht alle Obdachlosen so waren und dass es durchaus auch Obdachlose gab die alles dafür gegeben hätten wieder arbeiten gehen zu können, aber es gab eben auch die anderen. Und zu diesen anderen gehörte dieser Obdachlose, der sich da auf seiner Couch breitmachte ganz offensichtlich. Es war gar keine Frage dass dieser sich schon lange aufgegeben hatte. Der Vater von Susanne hatte außerdem sehr große Schwierigkeiten diesen Obdachlosen wieder aus der Wohnung hinaus zu bekommen. Der Obdachlose hatte anscheinend sich sein Gehirn schon dermaßen weggesoffen dass
er überhaupt nicht mehr wusste wo er zuhause war und steif und fest behauptetet dass diese Wohnung in der er jetzt auf der Couch lag sein Zuhause war. Erst als Susannes Vater die Polizei rufen wollte, stand der Obdachlose schwankend und hicksend auf und verließ die Wohnung mit einem völlig unverständlichen Gebrabbel und Gebruttel. Auch sonst war vieles für Susannes Vater ungewohnt, doch er gewöhnte sich langsam aber sicher an alles. Und jetzt, wo er das Pferd gekauft hatte, wusste er, dass nicht nur er selbst, sondern auch seine Tochter in Deutschland glücklich werden würde. Seine Tochter hatte morgen Geburtstag und zu diesem Geburtstag wollte er ihr das Pferd schenken
Nachdem er mit dem Besitzer des Pferdehofs alles geklärt hatte, und die Kopien seiner Verträge eingesteckt hatte ist er damals nach Hause gegangen, Seine Tochter schien allerdings gleich zu ahnen dass er irgendetwas im Schilde führte. Doch zum Glück schaffte sie es nicht heraus zu bekommen welches Geheimnis ihr Vater hatte. Umso grösser war die Überraschung als ihr Vater sie am nächsten Tag, ihrem Geburtstag, weckte und sie unter einem Vorwand zu einem Spaziergang verleitete. Sie liefen dann zu dem Pferdehof und die ganze Zeit fragte Susanne: „Papa, Papa, was machen wir denn hier?“ doch darauf bekam sie keine Antwort. Als sie dann im Stall vor
diesem dunklen Friesen mit dem Grinsen standen fragte ihr Vater: „Na Susanne, gefällt er Dir?“ und Susanne antwortete: „OH ja Papa, so ein tolles Pferd habe ich noch nie gesehen!!!“ da eröffnete ihr Vater ihr dass das nun ihr eigenes Pferd sein würde. Auch dass er noch keinen Namen hatte, und sie sich einen schönen überlegen sollte. Susanne überlegte nicht lange, für sie war es ganz klar Napoleon weil dieser Friese für sie einfach das größte und schönste Geburtstagsgeschenk war dass sie jemals bekommen hatte. Ganz majestätisch eben. Und da der Vater von diesem ihrem neuen Pferd Nepomuk geheißen hatte musste der Name auch mit N anfangen und was war da naheliegender als Napoleon? Solch eine
große Freude hatte sie noch nie erlebt. Und auch ihr Vater spürte die überschwängliche Freude seiner Tochter. Und wenn seine Tochter glücklich war, dann war er es auch. Was war das für ein schöner Tag für ihn, und auch für seine Tochter gewesen als er ihr das Pferd schenkte. Im Krankenhaus hatten sich Sandra und Susanne inzwischen doch ein wenig miteinander bekannt gemacht. Immerhin hatten sie ja ein gemeinsames Thema – Pferde. Das ging so weit dass auch die Krankenschwestern sehr schnell verstanden dass sie, wenn sie von einer der beiden etwas wollten, wie zum Beispiel etwas Blut, dann mussten sie sie nur mit irgendetwas zum Thema Pferde ablenken. Sei es dass sie
ihnen eine Pferdegeschichte erzählte, oder auch so wie es Schwester immer tat: Sie hatte ein großes Hobby – ihre Handpuppen. Und eine ihrer Handpuppen war auch ein Pferd. Das Pferd hatte zwar seltsame Farben, denn es war grün mit roten Punkten. Und wer hatte schon einmal in der freien Natur ein grünes Pferd mit roten Punkten gesehen? Doch darauf kam es nicht an. Es ging letztlich nur um die Ablenkung und das schaffte Silvana mit dieser Handpuppe sowohl bei Sandra als auch bei Susanne vorzüglich. Inzwischen waren Sandra und Susanne wieder zurück in ihr Zimmer gegangen und Susanne zeigte Sandra ihr Fotoalbum mit den vielen Pferdebildern, und jedes Mal wenn sie ihren Napoleon auf einem der Bilder
betrachtete bekam sie ein bisschen feuchte Augen. Sandra merkte dies und wenn das jemand verstand dann sie. Sie hatte ja kein eigenes Pferd, sie hätte nur gerne eines gehabt, und sie konnte sich lebhaft vorstellen dass es noch um einiges schlimmer sein musste wenn man ein Pferd besaß aber nicht zu ihm hingehen konnte weil man im Krankenhaus lag. Die beiden Mädchen freundeten sich jeden Tag mehr an, und Susanne erzählte immer wieder gerne und viel von ihrem doch so ganz anderen Leben in Togo. Auch dass sie ihren Affen Charlie sehr vermisste. Charlie war lustig. Immer wenn ihre Mutter Bananen eingekauft hatte schien das Charlie sofort zu merken und er setzte alles daran so schnell
wie möglich eine, oder noch besser mehrere, oder am besten alle Bananen zu stibitzen. Wie alle Affen dieser Welt liebte Charlie Bananen, allerdings, und das war das besondere an Charlie. Er mochte nicht nur Bananen und anderes Obst, nein, Charlie liebte auch Wiener Würstchen über alles. Er spielte zumeist erst eine Runde mit diesen Würstchen bevor er sie aß. Und alleine diese Spielerei von Charlie mit den Würstchen war ein Bild für Götter. Ein bisschen Heimweh nach Togo hatte Susanne doch immer wenn sie von ihrer früheren Heimat erzählte, obwohl sie es auch in Deutschland sehr schön fand. Und wahrscheinlich hätte sie in Togo nur immer ihren Affen gehabt und niemals ein Pferd
bekommen, da ihr Vater in Togo wahrscheinlich niemals genug Geld verdient hätte damit sie sich ein Pferd hätten leisten können, und auf Affen reiten war dann doch nicht gerade das was sie wollte. Mal ganz abgesehen davon dass Charlie es sicherlich sich niemals hätte gefallen lassen wenn man versucht hätte auf ihm zu reiten. Die Zeit im Krankenhaus verging für die beiden Mädchen doch recht schnell, sie schlossen immer intensivere Freundschaft, und auch die Vorurteile die sich gegeneinander hatten waren mit der Zeit vergessen. Sie freuten sich riesig als ihr die Schwestern sagten dass sie am gleichen Tag entlassen werden sollten, und so telefonierte Sandra
mit ihrer Mutter und Susanne mit der ihrigen und so kam es dass beide Mädchen fast zur gleichen Zeit vom Krankenhaus abgeholt wurden. Ihre Eltern merkten sofort dass die beiden Mädchen sich sehr mochten, und so tauschten sie die Adressen aus, damit die Mädchen den Kontakt nicht verloren und sich schon bald gegenseitig besuchen konnten. Als Susanne und Sandra jeweils zuhause waren vermisste jede ihre neue Freundin schon so als hätten sie sich seit Monaten nicht gesehen, dabei waren sie gerade erst vor ein paar Stunden aus dem krankennhaus entlassen worden. Beide Mütter merkten dass sie dafür sorgen mussten dass die beiden Mädchen sich wieder treffen, und das so schnell wie
möglich. Im Besonderen Sandras Mutter hatte absolut keine Lust auf eine Wiederholung der Geschehnisse die Sandra ins Krankenhaus gebracht hatten. Schon bald rief Susannes Mutter bei Sandras Mutter an und fragte ob Sandra nicht zu ihnen kommen wolle, sie würden dann auch mal zusammen zu Susannes Pferd gehen. Susannes Mutter fand das eine gute Idee und sie verabredeten sich für den nächsten Tag. Da gerade Schulferien waren hatten sie sowieso alle Zeit, und Sandra würde sich sicher freuen Susanne wieder zu sehen, und sogar das Pferd von Susanne anschauen zu dürfen. Susannes Mutter verriet ihrer Tochter erst einmal nichts von dem Vorhaben und weckte
sie nur am nächsten Tag und sagte ihr dass sie vorhabe mit ihr einen Ausflug zu machen. So richtig Lust hatte Sandra darauf nicht. Immerhin waren Schulferien und da lag sie lieber zuhause im Bett und hörte über ihren MP3 Player die neuste Musik ihrer Lieblingsband Red Socks Das Besondere an dieser Band war dass sie bei allen ihren Auftritten rote Socken trugen, und nicht nur die Musiker selbst, auch das Maskottchen der band, ein kleines Pferd, hatte an allen 4 Beinen rote Socken an. Und natürlich hieß der größte Hit der Band Red socks genauso. Die Musik die die Band spielte konnte man auch schlecht in eine Kategorie einordnen. Es gab sehr ruhige, balladenartige Lieder,
manches Lied erinnerte auch an deutsche Schläger und wieder andere erinnerten an Rock, manche auch an Mittelalter. Und es gab sogar Lieder die man durchaus bei einem Klassik-Konzert hätte spielen lassen können. Und gerade diese Vielfalt der Musik und dazu das Pferdemaskottchen mit den roten Socken waren die Dinge die Susanne an der band über alles liebte. Mit viel Mühe raffte sie sich dann nach eindringlichen Versuchen ihrer Mutter sie zum Aufstehen zu bewegen auf, wusch sich, und ging in die Essecke die der Küche angeschlossen war. Setzte sich hin, schenkte sich Kaba ein, machte sich ein Müsli und aß und trank ganz langsam, so langsam dass man fast den Eindruck bekommen konnte als
würde sie noch schlafen. Bald schon war sie fertig mit frühstücken und ihre Mutter sagte ihr dass sie nun Susanne besuchen würden. Da wurde Sandra hellwach. Nichts hatte sie sich mehr gewünscht als Sandra so schnell wie möglich wieder zu sehen. Sie setzten sich ins Auto, und der weg war nicht weit. Schon bald waren sie am Haus von Susanne und ihrer Familie angekommen. War das ein halli und ein Hallo als die beiden Mädchen sich sahen, man hätte gerade meinen können sie hätten sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Die Eltern von Susanne, die Mitter von Sandra und die beiden Mädchen setzten sich erst einmal zusammen und Susannes Mutter hatte die Nationalspeise von Togo Fufu
zubereitet. Fufu wird aus Yamswurzeln hergestellt und zu einem Brei verkocht. Zu diesem Fufu gibt es verschiedenes Gemüse mit einer scharfen Soße. Als Sandra und ihre Mutter das Gericht aßen wussten sie noch nicht dass die Soße scharf ist, doch schon beim ersten Bissen merkten sie es und sie hatten beide Mühe nicht Tränen in die Augen zu bekommen da die Soße für europäische Gaumen dann doch etwas zu scharf war. Die Mutter von Susanne verstand den Blick der beiden aber völlig verkehrt und dachte dass den beiden die Soße noch nicht scharf genug wäre und bot den beiden noch eine seltsame Gewürzmischung an, von der die Soße schärfer werden würde. Zum Glück
verstanden sowohl Sandra als auch ihre Mutter dass sie diese Gewürzmischung besser nicht noch in die Soße kippen sollten. Nach dem Essen tranken sie noch etwas Bissap-Saft. Ein Saft der in Deutschland völlig unbekannt ist, in Togo dagegen sehr beliebt. Dieser wird aus einer Hibiskus artigen Pflanze hergestellt. Nachdem sie alle gegessen und getrunken hatten räumte die Mutter von Susanne das Geschirr in der Küche in den Geschirrspüler. Sie lebte diesen Automaten, denn so etwas hatte sie in Togo nicht gehabt. Nachdem auch das erledigt war machten sie sich alle zusammen auf den Weg zu dem
Pferdehof auf dem Napoleon untergebracht war. Der weg war ja nicht weit und so machten sie alle zusammen einen Spaziergang und schon eine halbe Stunde später standen sie direkt vor der Box in der Napoleon untergebracht war. Als Sandra das Pferd sah sagte sie sofort: „Ist das ein schönes Pferd, ist das wirklich Deines Susanne`?“ Susanne nickte und sagte: „Ja Napoleon ist mein Pferd und ich würde ihn für nichts auf der Welt hergeben.“ Sandra schaute ganz begeistert und fragte zögerlich: „Kann man auf Napoleon denn reiten?“ und Susanne sagte: „Na klar, komm ich geh mal mit ihm und Dir in die Halle, dann zeige ich es Dir. Susanne putzte Napoleon, kratzte ihm die
Hufe aus, und achtete penibel darauf dass im Schweif von Napoleon kein Stroh mehr war. Sandra wusste zwar dass das aus irgendwelchen Gründen wichtig war, doch so ganz hatte sie das nie verstanden und daher fragte sie Susanne: „Du, wieso muss da eigentlich immer das Stroh aus dem Schweif herausgesucht werden“ Susanne erklärte ihr dass das einfach eine Angewohnheit sei, denn, jetzt wo sie alleine wären wäre das nicht so wichtig, aber wenn sie in einer Gruppe reiten würden, dann müssten die Reiter deren Pferde Stroh im Schweif haben nach dem Ausritt eine Runde im Reiterlokal für die restlichen Reiter bezahlen. Und so konnte man sich das Geld sparen. Nachdem Napoleon geputzt, gestriegelt und
gerichtet war ging Susanne mit ihm in die nur wenige Meter entfernte Reithalle, und Susanne setzte sich auf einen Stuhl der in der Halle herumstand, hinter den Banden in einer Art Zwischenraum so dass sie zuschauen konnte ohne Susanne und Napoleon beim Reiten zu stören. Susanne ritt und man merkte ihr und auch Napoleon an dass sie großen Spaß dabei hatten. Susanne Sah Sandras neidischen Blick und nachdem sie einige Zeit geritten war hielt sie mit Napoleon direkt vor dem Stuhl auf dem Sandra saß und fragte: „Sandra, willst Du auch mal auf ihm reiten?“ Sandra glaubte sich verhört zu haben, da schien ein Traum wahr zu werden. Sie auf einem so schönen Pferd in der Halle. Sie hatte schon so viel,
wenn nicht sogar alles über das reiten gelesen aber wirklich auf einem Pferd zu setzen war mit Sicherheit noch einmal etwas völlig anderes. Einerseits hatte sie großen Respekt vor Napoleon. Er hatte seinen Namen nicht umsonst. Er war im wahrsten Sinn des Wortes majestätisch. So majestätisch dass ihn Sandra wahrscheinlich Kaiser Wilhelm genannt hätte wenn er ihr gehört hätte. Aber nun hieß er eben Napoleon. Susanne stieg ab und half Sandra beim Aufsteigen. Und langsam, ganz langsam drehte Sandra ihre Runden auf Napoleon erst linke Hand, dann rechte Hand, dann wieder linke Hand, und immer zwischendrin Wechsel zwischen Schritt, Trab und Galopp. Sandra dachte noch
bei sich: „Ich glaube ich bin im Paradies“ doch dann geschah es…. Napoleon stieg…. Susanne wollte noch etwas rufen, doch sie wusste wenn sie jetzt etwas rief würde Napoleon sich noch mehr erschrecken und Sandra würde noch viel mehr in Gefahr geraten als so schon. Susanne rutschte das Herz im wahrsten Sinn des Wortes in die Hose. Da hatte sie eine so tolle und nette Freundin gefunden, der sie sogar erlaubte auf ihrem Pferd zu reiten und dann geschah so etwas. Das würde sie sich wahrscheinlich niemals verzeihen. Susanne sah das was daraufhin geschah alles mehr oder weniger in Zeitlupe. Sandra war linke Hand geritten (für die die es nicht so mit den reiterlichen Begriffen haben, dies
bedeutet dass die linke Hand zur Hallenmitte zeigt und die rechte nach außen) und Napoleon hob seine Vorderbeine hoch gerade so als wäre er ein Hund und wollte Männchen machen. Das war für Sandra zu viel. Sie machte Pferde über alles, da gab es gar keine Zweifel. Doch so hatte sie sich ihren ersten Ritt nicht vorgestellt. Und sie wollte sich auch vor ihre neue Freundin nicht blamieren. Sie versuchte mit allen Mitteln nicht zu schreiben, und sich irgendwie auf dem Pferd zu halten, doch irgendwann konnte sie nicht mehr. Sie schrie aus vollem Hals, was Napoleon dann noch nervöser machte. Und schon geschah es. Sandra konnte sich nicht mehr halten und Napoleon warf sie nach rechts ab. Sie flog direkt auf die
Bande der Halle, auf der die Sprungstangen gelagert waren. Hierbei verlor sie dann das Bewusstsein. Erst nachdem sie an der Bande heruntergekullert war erlangte sie ihr Bewusstsein wieder, und das erste was sie sah nachdem sie die Augen wieder öffnete war ein Pferdehuf in höchstens 10 Zentimeter Entferndung vor ihrem Gesicht. Schnell wurde sie sich bewusst dass sie unter einem Pferd lag, doch wie sie hierhergekommen war das wusste sie im Moment nicht mehr. Später erzählte man ihr auch dass sie bei diesem Abwurf von Napoleon großes, nein, sehr großes Glück gehabt hate, denn als sie an der Bande entlang heruntergerollt war, also genau der Zeitpunkt der ihr in ihrer Erinnerung fehlte, seien ihr die
Sprungstangen hinterher gerollt, und sie hätte sehr großes Glück gehabt, denn wenn eine der Sprungstangen mit voller Wucht auf ihren Rücken geknallt wäre, dann wäre ihre Wirbelsäule wahrscheinlich Matsch gewesen, und sie hate den Rest ihres Lebens sich keine Gedanken mehr über das Reiten gemacht, sondern nur noch darüber wohin sie als Querschnittsgelähmte noch hätte gehen können. Sandra glaubte an Schutzengel, und sie war sich absolut sicher, in diesem Moment musste ein Schutzengel bei ihr gewesen sein, sonst hätte sie das wahrscheinlich nicht überlebt. Taff und mutig wie Sandra war hatte sie nach dem Abwurf von Napoleon aber nicht etwa Angst bekommen und ging nie wieder reiten, so wie
man es bei den meisten Menschen erwartet hätte. Nein, Sandra war da anders. Nachdem Sandra wieder halbwegs wusste wo sie war, und dass sie mit ihrer neuen Freundin Susanne in einer Reithalle war, und dort von einem Pferd gerade abgeworfen wurde, schnaufte Sandra 2 mal, dann versuchte sie den jetzt wieder in der Halle aufgescheucht hin und her galoppierenden Napoleon einzufangen. Als ihr das gelungen war stieg sie sofort wieder auf, wenngleich sie jetzt doch etwas Respekt hatte vor diesem Tier, ein zweites Mal abgeworfen werden war das letzte was sie wollte. Doch sie wusste auch wenn sie Angst zeigte und Napoleon ihre Angst merken würde dann würde ihr mit ziemlicher Sicherheit genau das widerfahren.
Nicht umsonst lernte man schon sehr früh im Reitunterricht, dass zwar Pferd und Reiter eine Einheit bilden sollen und auch müssen, doch musste andererseits immer noch klar sein dass der Reiter die Befehlsgewalt hatte. Wenn man das richtig beherrschte konnte man mit seinem Pferd auch an lauter Blasmusik oder an wehenden Plastiktüten an Ästen im Wald vorbeireiten ohne dass das Pferd durchdrehte und davon galoppierte. Denn dann wusste das Pferd dass es sich auf den Reiter oder die Reiterin verlassen konnte Normalerweise waren Pferde Fluchttiere und ergriffen bei alles und jedem was auch nur im entferntesten eine Gefahr darstellen konnte die Flucht, und dazu gehörte laute Musik, Lärm, und im Wind flatternde Plastiktüten
ganz klar dazu. Wenn der Reiter oder die Reiterin aber mit seinem Pferd eine Einheit bildete dann wusste das Pferd dass es keine Angst zu haben brauchte, und man konnte sogar ohne Probleme direkt an einer im Wind flatternden Plastiktüte vorbei reiten. Polizeipferde wurden speziell Trainerin damit sie eben nicht bei einem Karnevalsumzug gleich davongaloppierten nur weil irgendein Kind mit einer Spielzeugpistole ein bisschen knallte. Auch Menschenmengen waren für ein Pferd nicht gerade das was es mochte. Normalerweise waren Pferde lieber unter sich. Durchaus waren sie Herdentiere, und man konnte es oft beobachten dass eine ganze Gruppe losgaloppierte wenn eines mit dem Galopp anfing, aber sie waren eben
doch lieber unter ihresgleichen. Man brauchte auch einige Jahre wenn ein Fohlen geboren war bis dieses Fohlen auch von normalen Reitern und nicht nur von den Zureitern des Hofes geritten werden konnte. Nachdem Sandra also Napoleon wieder eingefangen hatte, und wieder aufgestiegen war, und sie auch einige Runden geritten war, wollte sie irgendwann doch nicht mehr und machte Susanne Zeichen dass sie jetzt ihren Napoleon wieder haben könnte. Susanne ging vorsichtig auf Napoleon zu, aber bei ihr schien er keine Anstalten mehr machen zu wollen davon zu galoppieren, zu steigen oder ähnliches. Susanne und Sandra führten Napoleon in den Stall nahmen ihm den Sattel ab kratzten ihm die Hufe aus und
trockneten ihn mit einem Tuch ab, damit er sich nicht eine für Pferde so schlimme Lungenkrankheit zuziehen konnte. Sabine und Susanne waren beide mehr als erschöpft. Sie hatten beide ihre Eltern ganz vergessen, und mittlerweile fing es schon an dunkel zu werden. Sie machten sich auf den Weg und im Reiterstübchen wurden sie dann auch fündig. Dort erzählte Susannes Vater gerade von seinem Leben in Togo, und Susannes Mutter erklärte der Köchin des Reiterstübchens ein paar Togoische Rezepte. Die Köchin des Reiterstübchens fand diese Rezepte sehr interessant und sie wollte diese Rezepte
JeanneDarc Hallöchen, ja - das kann bei dem Projekt gut passiert sein. Das ist im Nanowrimo-Wettbewerb entstanden wo es darum geht eine Geschichte mit mind.50 000 Wörtern genau im November fertig zu kriegen. Das dann kombiniert mit meiner Abneigung fürs ueberarbeiten führt dann zu sowas ;) aber ich hab jetzt mal ein anderes schreibprogramm, damit machts überarbeiten schon ein bisschen mehr spass. Das Problem ist einfach ich hab 2 Millarden ideen (eher mehr) und ich will lieber schreiben statt überarbeiten, auch wenn mir alle sagen dass das dazu gehört. Mittlerweile versuch ichs ja auch zu lernen. Aber das hier war der Nano 2014 |
JeanneDarc Mir ist schon klar, dass das überarbeiten dazu gehört. Aber irgendwie ist das bei mir wohl ungefähr so wie bei einem Maler, bei dem gehört das Pinselreinigen auch dazu.... aber ich glaub die haben da meistens genauso viel Lust dazu wie ich aufs überarbeiten. Aber ich versuche ja es zu lernen das überarbeiten mit zumindest etwas Freude zu tun, aber das "klemmt" halt noch ein wenig ;) |
JeanneDarc Kann gut sein, wobei Sachen zum überarbeiten hab ich auch für mindestens 10 Jahre ;) |