Kurzgeschichte
Gelogen

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"Offiziell lag sie krank im Bett. Inoffiziell..."
Veröffentlicht am 16. Oktober 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Sandra Cunningham - Fotolia.com
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Offiziell lag sie krank im Bett. Inoffiziell...

Gelogen

Titel

Es lag nicht daran, das er sie mit einem anderen Kerl gesehen hatte, weswegen er wütend auf sie wurde. Er war darauf aus gewesen, das sie krank zu Hause im Bett lag. Nun sah er sie draußen bei miesen Wetter. Das bedeutete Rache. Damals, als sie noch ziemlich frisch auseinander waren und sie ihn mit einer anderen sah, hatte sie stets diesen Blick drauf gehabt, der bedeutete: „Das ist mein Kerl. Halt dich fern von ihm.“ Was er gar nicht verstand, da jene Damen nur alte Bekannte waren und SIE sich damals von ihm getrennt hatte, nicht er von ihr. Wenn es nach ihm gegangen

wäre, dann wären sie ein Paar geblieben. Auch wenn es nicht so hundert prozentig funktioniert hatte. Was aber daran lag, das sie nicht immer bei der Wahrheit blieb. Deswegen entstanden meist ihre Streits. Natürlich sah sie das nicht ein. Schließlich war sie eine Frau. Also war der Mann an allem Schuld. Langsam schritt er auf sie zu. Auch wenn sie manchmal noch miteinander schliefen, hatte er keine Liebe mehr für sie. Nur noch Freundschaft. Aber die würde auch bald vergehen, wenn sie ihn weiterhin anlog. Zu ihm hatte sie gesagt, das sie krank im Bett liegt und deswegen nicht mit auf den Rummel

kommt. Nun sah er sie hier mit irgendeinem Typen. Ihr Grinsen sollte nicht lange anhalten. „Guten Abend, mein Schatz. Ich war eben bei dir, Krankenbesuch machen. Aber leider traf ich dich nicht an. Sämtliche Krankenhäuser habe ich angerufen, weil ich dachte, es wäre schlimmer geworden. Doch nun sehe ich dich hier. Mopsfidel und mit einem jungen Mann an deiner Seite. Ich bin sehr enttäuscht von dir. Das du mich anlügst, trifft mich zutiefst. Hast du wenigstens deine Windel an. Du weißt, das deine Blase sich häufiger entleeren will, als bei normalen Menschen. Auch wenn es heute nieslig ist, wird es

auffallen, wenn du dir in deine Hose machst. - Es tut mir leid, junger Mann. Aber meine Frau hat eine unkontrollierbare Kinderblase. Ich möchte ihr nur so viele Peinlichkeiten wie möglich ersparen. Zwar habe ich mich daran gewöhnt, wenn sie mit feuchter Hose läuft. Aber die Blicke der anderen nerven immer noch. Und dann noch die Gerüche, wenn es trocknet...“ Bis dahin hatte sie stillschweigend zugehört, weil sie zu sprachlos war, um irgendetwas sagen zu können. Doch nun platzte es aus ihr heraus: „Du Vollarsch! Was erzählst du für ein Scheiß?“ „Und was ist mit dir? Ich habe dir Suppe

gemacht. Doch wo bist du? Nicht da, wo du sein solltest. Du bist krank und gehörst ins Bett.“, mahnte er sie. „Ich...Ich hasse dich.“, schrie sie und stolzierte alleine davon. „Genau deswegen haben wir uns getrennt. Wegen ihren Lügen.“, sagte er und ließ den jungen Mann stehen. Jener verstand die Welt nicht und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Blieb daher verdutzt stehen. Er kannte seine Ex. Lange genug war er mit ihr zusammen gewesen. Daher wusste er, wohin sie ging und folgte ihr. Sie sollte ihm Rede und Antwort stehen. Das sie einen neuen Freund hatte, störte ihm wenig. Aber das sie ihn angelogen

hatte, machte ihn wütend. Sie wusste ganz genau, wie es ihm gegen den Strich ging, wenn sie ihn anlog. Dennoch tat sie es immer wieder. Endlich hatte er sie eingeholt. Gereizt starrte sie in die Weite. Würdigte ihm keines Blickes. „Wieso hast du mich angelogen? Ich habe mir ernsthaft Sorgen um dich gemacht.“ „Lass mich.“, keifte sie. „Solange ich keine Antwort von dir habe, weiche ich nicht von deiner Seite.“ „Du kennst mich doch.“ „Und du kennst mich. Bisher habe ich dir immer alles aus der Nase ziehen

können.“ „Hach, ich weiß auch nicht. Vor ein paar Tagen hatte er mich angeschrieben. Praktisch weiß ich nichts über ihn. Es war seine Idee, das wir uns hier treffen. Eigentlich wollte ich ja nicht. Deswegen hatte ich dir abgesagt. Die vielen Menschen und so...Aber er wollte sich hier unbedingt mit mir treffen. Er ließ nicht locker. Gestern Abend habe ich zugesagt. Ich konnte dir nicht sagen, das ich mich mit jemand treffe, den ich quasi nicht kenne. Dich kenne ich. Und deine Reaktionen. Du hast ja recht. Es war eine blöde Idee gewesen. Wer weiß, was das für ein Typ ist. Vielleicht hast du mir sogar das Leben

gerettet.“ Schweigend standen sie hintereinander und starrten ins Leere. „Mir ist kalt. Ich habe mir wirklich was zugezogen. Es wäre besser, ich gehe nach Hause und lege mich ins Bett. Begleitest du mich?“ Und so gingen sie Hand in Hand durch den Nieselregen, wie in alten Zeiten. „Wir werden Sex haben.“, stellte sie fest. „Wie immer.“

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