Fantasy & Horror
Mein Friedhof

0
"Mein Friedhof"
Veröffentlicht am 20. April 2007, 8 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

"der Verfluchte" Wahnsinn & Genie nicht einordenbar
Mein Friedhof

Mein Friedhof

Es ist mein Friedhof. Seit ich hier wohne ist es nachts mein Friedhof. Was wollen diese Gestalten nur hier, jetzt, nachts, auf meinem Friedhof. Ich liebe es die Nächte hier zu verbringen. Ich liebe diesen Duft von Bäumen, Gräsern, Blumen und Moder. Ich liebe die Ruhe und düstere Stimmung. Es ist mein Friedhof, ich komme schon seit Jahren her, jede Nacht. Ja, ich liebe den Frieden, das Morbide und ich liebe es den Stimmen der Geister zu lauschen. Außer den Tieren der Nacht und den Geistern gibt es sonst nichts, nachts auf meinem Friedhof. Hier liegen so Viele, die sich liebten, die sich hassten und die sich nicht kannten. Alle kommen hier zusammen, zum letzten Treffen, zur ewigen Ruhe, oder zum Warten auf die Ewigkeit. Es ist ein schöner Friedhof. Schön alt und friedlich. Ja ich liebe die Nächte auf dem Friedhof.

Ich höre sie kommen, kann den Ärger riechen den sie mit sich bringen und jetzt sehe ich sie. Elf Menschen, Elf Mäntel mit Kapuzen und sie schleppen einen kleinen Jungen mit sich. Er wird wohl so um die 10 Jahre alt sein. Diese Gestalten haben die wahnsinnige Aura blöder Sektierer. Sicher Satans Lobpreiser, so wies aussieht. Dies ist mein Friedhof. Na ja, ich mag dieses Teufels Halleluja Pack zwar nicht, sollen sie aber ihren Spaß haben. Hauptsache ich habe meine Ruhe. Und vielleicht wird’s ja ganz lustig, wenn sie dem Kleinen die Kehle durchschneiden. Ein kleiner Ausreißer weniger. Der ist selber schuld, warum treibt er sich auch alleine rum. Geht mich nichts an. Jetzt kommen noch Zwei und zerren ein kleines, blondes Mädchen mit sich. Das Kind ist wohl so alt wie der Bub. Irgendwie haben sie die Kleine auch ruhig gestellt. Das ist mein Friedhof und das Mädchen ist putzig. Dreizehn Menschen, mit Mänteln mit Kapuzen und zwei Kinder. Einer davon trägt eine Teufelsmaske. Auf meinem Friedhof.

Es ist kurz vor Mitternacht. Ich zünde mir in meinem Versteck lieber erst mal eine Pfeife an, nehme einen kräftigen Schluck Rotwein, sie haben in diesem Städtchen wirklich guten Trollinger und versuche eine Lösung zu finden. Dreizehn Dämonenbeschwörer, was glauben die, was sie mit dem bisschen Blut der Kinder anfangen können. So wenig Blut, eine Beleidigung für jeden Teufel. Jeden Tag wird genug Blut Unschuldiger im Namen von Religionen und Regierungen geopfert. Der Narr in Rom und die Ajatollahs sind wohl Satans bester Diener und hier kommen 13 und wollen mit den 2 Tropfen Blut eine Beschwörung vornehmen. Welch ein Wahnsinn und Anmaßung. Ein Käuzchen meldet sich mit seinem Todengesang und Raben beginnen zuschreien. Sie rufen ihren Herrn. Sie singen mein Lied. Ein Lied aus lang vergangener Zeit.

Die nacht riecht nach Tot. Dabei ist doch heute die Nacht, in der ich mich hier immer mit Siggi treffe. Siggi ist immer gut drauf. Als Kind hat er sich mit einer Luftpistole in den Kopf geschossen. Dreißig Jahre später hat er sein Haus abgefackelt, ohne es vorher zu verlassen. Aufhängen wäre wohl angenehmer gewesen. Ich bin ja auch schon einmal neun Nächte gehangen, aber das ist eine andere Geschichte. Für ihn war der Effekt wohl gleich. Viel ist nicht von ihm übrig geblieben. Das bisschen von ihm wurde auf diesem Friedhof begraben. Jetzt kommt er jeden Mittwoch um Mitternacht. Als Selbstmörder darf er etwas länger hier verweilen. Siggi ist aber ganz froh, denn die meiste Zeit seines Lebens war er ja ein bisschen balla, balla und so hat er wenigstens noch was von seinem Erdendasein. Man kann herrlich mit ihm philosophieren. Es ist schon recht eigenartig worüber sich Geister Gedanken machen, aber am wenigsten über die Lebenden. Ursula zum Beispiel, war im Leben alles andere als gut aussehend und mehr als ein bisschen frigide. Heute lacht sie darüber und schleicht sich Nachts in die Träume von Männern, weckt sexuelle Begierde um sie am Ende kurz vor dem Höhepunkt lachend zu verlassen. Ein Spaß den sie sich fast jede Nacht gönnt. Sie konnte nicht gleich in die so genannte Ewigkeit eingehen, weil sie zu Lebzeiten fast täglich die Kirche besuchte und so eben kein eigenes Ego aufbauen konnte. War sie als Mensch nur eine Marionette ihres Glaubens, so hat sie jetzt ihren Spaß und ist von ihren scheinheiligen Ängsten befreit. Die meisten Geister sind hier ganz zufrieden. Seit ich hier bin haben sie ja auch Kontakt zu einem aus der Welt der Lebenden. Schade, sie werden wohl traurig sein, falls Geister traurig sein können, wenn ich die Stadt verlassen muss. Wir haben uns ja im Laufe der Jahre so schön an einander gewöhnt.

Um den ungebetenen Besuchern zu zeigen, dass ich wohl höflich bin und beste Manieren habe, trete ich aus den Büschen hervor und wünsche einen wundervollen, guten Abend. Ich denke: bloß nicht erschrecken. Man starrt mich an. Dreizehn Augenpaare. Ich nehme wieder einen tiefen Schluck aus meiner Flasche Trollinger, das Käuzchen beginnt wieder zuschreien und die Raben stimmen mit ein. Es werden immer mehr Raben, die sich auf den Bäumen des Friedhofs niederlassen. Ich Frage die Typen ob sie wem opfern wollen. Bitter füge ich hinzu, dass mir schon lange niemand mehr opfert. Ich bitte sie um einen Ausweg. Sie sollen doch gehen und die Kinder hier lassen. Der Größte greift mich an. Eine andere Gestalt zieht eine Pistole mit Schalldämpfer. Der Groß schleudert mich zu Boden und lacht. Ich schmecke den Boden, das Gras, das Moos. Dann höre ich ein Blob und spüre den Einschlag der Kugel, die irgendwo in meinem Körper stecken bleibt. Die Raben warten und schweigen jetzt. Die Wut beseelt mich, die Wut die mich zum Wütenden macht. Ich springe auf und schlage meine Hand durch die Bauchdecke des Riesen. Er war fast einen Kopf größer als ich und ich bin auch nicht klein. Mein Arm drückt nach oben und ich reiße dem Großen das Herz aus dem Leib. Ich wüte unter den kapuzenträgern. Knochen bersten. Genicke brechen. Ich reiße ihnen die Eingeweide heraus. Blutschwall überströmt mich, ich lebe den Hass, die Wut. Der Maskenträger wird von einem Grabkreuz gepfählt. Es gibt keine Gnade. In meiner Wut lasse ich keinen entkommen. Heute ist Mittwoch, mein Tag, der Tag der mir geweiht wurde. Blutverschmiert stehe ich da und bitte die Raben zum Mal. Ich nehme die Kinder und bringe sie weg. Für sie war es nur ein Albtraum. Siggi, Ursula und die anderen werde ich wohl nicht mehr treffen. Schade, aber es gibt andere Städte und andere Friedhöfe.

Bin ich der Meister der Dichtkunst, so bin ich auch der Herr der Wut. Bin ich doch der, der es wohl wusste.

Das Mahl für die Raben ist gerichtet.
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_13031.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_13032.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_13033.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_13034.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_13035.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_13036.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_13037.png
0

Hörbuch

Über den Autor

wernerchen
"der Verfluchte"
Wahnsinn & Genie
nicht einordenbar

Leser-Statistik
399

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
darkmoonchild Wunderschön - Ich fand es sehr schön. Gerade die erste und zweite Seite das ist als ob ich meine eigenen Gedanken gelesen hätte.
Vor langer Zeit - Antworten
Jenseitiger Mein Friedhof - Flott geschrieben und amüsant zu lesen ---trotz der "düsteren Umgebung".
Eigentlich sind 4 Punkte zu wenig, aber 5 wären zuviel. Hier und da noch ein bißchen dran feilen, dann werden's garantiert künftig nur noch "Fünfer".
Eine kleine (wenn auch nicht ganz ernst zu nehmende Einschränkung) : Es gibt auf deinem Friedhof keine Geister - ich muß es wissen, denn ich lebe hier ... seit über 400 Jahren ...
Mit Gruß
GK. ("Jenseitiger")
Vor langer Zeit - Antworten
Dragonfly *deleted* Superklasse Mann! - Hallo Wernerchen!
Absolut gute Story. Habe es mit Genuss gelesen und hätte es ganz bestimmt nicht besser machen können!
Dein Stil ist hervorragend!
Diese Story wäre etwas für ArtofSilvia, melde Dich doch mal bei Ihr!
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Friedhof - Also, bisher hatte ich keine Angst nachts auf den Friedhof zu gehen, aber jetzt werde ich es mir doch überlegen. Eigentlich habe ich bisher geglaubt ... vor den Toden muss man keine Angst haben, sondern vor den lebenden.
Hat mit gut gefallen.
Gruß Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
Melanie anhang friedhof - Ach und für ne 6 im Ausatz ist es sowieso klasse...
Vor langer Zeit - Antworten
Melanie Friedhof - Alter Schwede! Mal was anderes zwischen durch. Hart, aber keines Falls schlecht. Gibts noch mehr? Grüße
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
6
0
Senden

1357
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung