Die Regenbogenbrücke
Für Selda
Diese kleine Geschichte schrieb ich
für Kinder und Enkel,
als eine junge Freundin unserer Familie
freiwillig den letzten Weg antrat.
Eine Geschichte für alle,
die mit dem Herzen sehen
Ein Raunen geht durch die Welt hinter dem Regenbogen.
Hatte Hund Aico nicht schon so viel von seinem wunderbaren Leben bei seiner Menschin erzählt? Und seit Tagen ist er unruhig, schaut an den Fuß der Treppe.
„Aico, was ist los?“, fragen alle um ihn herum.
Menschen und Tiere kommen näher, denn mal hüpft Aico freudig wie ein Welpe, dann wieder lässt er Ohren und Schwanz hängen.
„Meiner Menschin geht es nicht gut und ich kann nicht bei ihr sein. Ich versuche, sie in ihren Träumen an unsere fröhliche Zeit zu erinnern und dann lächelt sie, doch bald darauf, wenn sie erwacht, schiebt sich der schwarze Vorhang wieder vor und ich sehe nur die Dunkelheit und
Verzweiflung in ihr. Dann wieder lächelt sie, doch es wird nicht hell durch ihr Lächeln. Sie zeigt es nur den Anderen so.“
Aico legt sich an der Regenbogentreppe auf die oberste Stufe und wartet.
Da, er springt auf, wedelt, winselt und schon sind alle Anderen um ihn herum und schauen runter.
Ganz langsam nähert sich ein dunkles Schemen, das mit jedem Schritt heller wird, leuchtender und dann öffnet sich der Nebel, eine Frau betritt schwer die Regenbogentreppe.
Stufe für Stufe steigt sie hoch und mit jedem Strahl des leitenden Lichtes, werden ihre Züge jünger und jünger.
Ein schwarzgelockter Kopf hebt sich, fast schwarze, liebevolle Augen leuchten, wie sie lange nicht mehr geleuchtet haben und eine helle Stimme ertönt nun auf der Mitte der Treppe:
„Aico, mein Liebling, du wartest ja auf
mich!“
Oben angekommen lässt sich das nun junge Mädchen auf die Knie fallen, umarmt ihren treuen Freund und dann Alle, die ihr jemals nahestanden.
„Ich bin angekommen, der Weg war ja so schwer.“
Und ein doppelter Regenbogen leuchtet für die, die zurückgeblieben sind, als Trost und auch als Hoffnungsschein für ein Wiedersehen.
floravonbistram