Als ich den Brief von meinen Anwalt gelesen hatte, wurde mir ganz anders. Das Atmen fiel mir plötzlich schwer und mir wurde bewusst, das sie es wirklich durchzog. In meinen Händen hielt ich den Termin. Schriftlich und unausweichlich. Und obwohl mir bewusst war, das die Ehe in wenigen Wochen nur noch Geschichte war, glaubte ich irgendwo doch noch, das ich das alles nur träumte. Die folgenden Tage zogen sich scheinbar endlos dahin. Mit jedem Tag wurde es mir schwerer ums Herz. Ich fürchtete mich vor dem Tag beim
Scheidungsgericht, da ich das Gefühl hatte, das ich dort Rotz und Wasser heulen würde, während ich die Papiere unterschrieb. Während der Termin immer näher rückte, lenkte ich mich ab, indem ich meine Wohnung komplett umräumte. Jede noch so kleine Erinnerung an sie tat ich auf der Stelle vernichten. Ich ignorierte den Funken Hoffnung, das sie es sich im letzten Moment anders überlegte. Wollte ich denn noch? Schon seltsam, was sich im Laufe der Zeit alles ansammelt. Einige Zeit hatten wir versucht, Freunde zu sein. Aber das lief gar nicht gut. Schuld hatte eine einzige Person. Die selbe Person, die
dafür gesorgt hatte, das sich meine Frau von mir trennte und die Scheidung einreichte. Was war der Grund dafür? Sie wollte meine Frau für sich ganz alleine haben. Ihre Geschenke sagten alles. Rote Rosen. Parfüm in einer herzförmigen Flasche. Natürlich rot und nicht schwarz. Eine Tischlampe, deren Lampenschirm ein rotes Herz war...Die alte Frau, die Vorgab ihre Freundin zu sein und nichts von ihr zu wollen, machte ihr häufig solche Geschenke. Vielleicht irre ich mich. Aber schenkt man so was nicht nur Personen, die man liebt? Also ich würde meiner besten Freundin keine Herzen schenken. Ich kam erstaunlich gut voran. Auch
wenn ich nicht immer den Arsch hoch bekam. Viel zu oft lag ich einfach nur im Bett und bedauerte mich selbst. Aber wenn ich einmal anfing, dann hielt mich nichts auf. Da ich ja wusste, das wir nie wieder zusammen kommen würden, richtete ich meine Wohnung richtig ein. Bis vor Kurzem war es für mich nur eine Art Zweitwohnung. Ich hatte ja gedacht, das wir wieder zueinander finden würden. - Wenn man denkt, dass man denkt... Dann war er da. Der Tag, den ich nicht wollte. Ich saß neben meinem Anwalt. - Und sie? - Unglaublich. Das alte Biest saß neben meiner Frau und hatte wieder ihr fieses Grinsen in der Fresse. Sie
hasste mich. Aber ich hasste sie noch mehr. Ich blickte auf den Sitz neben ihr. Auf das kleine Häufchen Elend, das alles tat, was ihre Freundin von ihr wollte. Das alles glaubte, was ihre Freundin ihr erzählte. Sie war nicht einfach nur naiv, sondern saudumm. Als ich sie mir so ansah, fühlte ich keinen Schmerz, sondern Erleichterung. Ich wollte die Scheidung. Wollte sie so schnell wie möglich. Nach der Unterschrift wollte ich sie je wieder sehen, noch hören. Von meinen Exfreundinnen hatte ich nie wieder irgendwas gehört. Hatte sie nie wieder gesehen. Genau so sollte es auch mit ihr sein. Ich konnte sie nicht mehr ertragen.
Weder ihren Anblick, noch ihre Stimme, welche ich an jenem Tag kaum hören brauchte, da ihre Freundin für sie sprach. Sehr zum Missfallen des Richters und meines Anwalts. Jeder konnte in meinem Gesicht ablesen, wann die Alte log. Ich brauchte nichts zu sagen. Außerdem widersprach sie sich immer mal wieder. Es war eindeutig, das sie mich hasste und mich bluten sehen wollte. Die Genugtuung gab ich ihr aber nicht. Ich klinkte mich aus. Es gab nur zwei Wege für mich: Entweder ausklinken, oder ausrasten. Beim Ausklinken bekam ich zwar nichts mehr mit, aber ich lief auch nicht Gefahr ermahnt zu werden,
oder gar eine Geldstrafe aufgebrummt zu bekommen. Oft schaltete ich ab, wenn es mir zu blöd wurde. Ein Grund war, das ich nichts Unüberlegtes tun wollte, was ich dann hinterher bereute. Unsanft riss mich mein Anwalt aus meinen Gedanken. Mir wurden ein paar Fragen gestellt, die ich Wahrheitsgemäß beantwortete. Dabei vermied ich jeden Augenkontakt zu meiner Exfrau und deren Freundin. Danach durfte ich endlich unterschreiben. Dachte ich vor ein paar Wochen noch, das mich die Scheidung zerbrechen würde, so musste ich hinterher feststellen, das es für mich Befreiung war. Anstatt Tränen, hatte ich ein
Lächeln im Gesicht.Ich fühlte mich, als hätte man mich von einer tonnenschweren Last befreit.