Moringa
(Baum des Lebens)
Wie schon in meinem Buch „lebende Brücken“, müssen wir uns wieder nach Indien begeben, und zwar in die Himalaya-Region. Dort wächst der Moringa-Baum, dort kommt er
her. Er gehört zu der Familie der Bennusgewächse (Moringaceae) und davon ist er der einzige Vertreter. Man nennt ihn
auch Meerrettichbaum (Moringa oleifera), weil seine Wurzeln eben wie Meerrettich riechen (wegen dem Gehalt von Senfölglykosiden) und die Blätter einen scharfwürzigen Beigeschmack haben.
Und weil das Leben im Himalaya kein Zuckerschlecken ist, zeichnet den Moringa-Baum äußerste Genügsamkeit aus.
Eine Schönheit ist er nicht gerade. Der kurze, angeschwollene Stamm, die langen, herabhängenden Bohnenfrüchte, die wie Trommelstöcke aussehen, wollen nicht so recht zu unserer Vorstellung eines schönen Baumes passen. Jedenfalls verdanken ihm
die Bohnen-ähnlichen Früchte den Beinamen Trommelstockbaum.
Inzwischen hat sich dieser Baum aber weit verbreitet. Man findet ihn in der Karibik, Afrika, Arabien, Südostasien.
Er ist so sagenhaft Dürre-resistent und wächst unter den widrigsten
Bodenverhältnissen, dass er völlig zu Recht auch „Baum der Unsterblichkeit“ genannt wird.
Er ist auch wahrlich ein Wunder. Man kann praktisch alles an ihm essen und die Inder behaupten, er könne über 300 Krankheiten heilen. Außerdem wächst er bis zu 30 cm im Monat und erreicht schon im ersten Jahre bis zu acht Meter Höhe.
Das ruft nicht nur Wissenschaftler auf den Plan, auch die Nahrungsergänzungsindustrie preist dieses Wundermittel an.
Mal sehen, was wirklich dahinter steckt.
Wieso kann der Baum so schnell wachsen, wobei er so wenig braucht?
Das Geheimnis ist das Wachstumshormon und das Antioxydans Zeatin. Und davon hat
der Moringa Baum mehr als alle anderen bekannten, essbaren Pflanzen. Man munkelt um das 1000 fache.
Zeatin, juhu! Es soll den Alterungsprozess hemmen, die Vitalität erhöhen, die Haut, Haare besser regenerieren.
Na ja, vielleicht ist ein bisserl was dran.
Eine ganz andere Eigenschaft, viel wichtiger für die Welt, ist die Fähigkeit des Moringa Samens. Zu Pulver zerrieben, kann er Schwebstoffe und Bakterien im Wasser binden. Ideal zum Aufbereiten von Trinkwasser! Aus Brackwasser mache man Trinkwasser, welch ein Segen.
Und richtig ist auch, dass Moringa-Blätter bei Mangel-, bzw. Unterernährung helfen.
1997 startete Church World Service (CWS) und die Entwicklungshilfeorganisation AGADA im Senegal einen Großversuch, die Unternährung zu bekämpfen. Der Erfolg war frappant. Durch die regelmäßige Einnahme von Moringapulver konnte der Gesundheitszustand wesentlich verbessert werden.
Ach ja, Moringapulver steigert auch die Milchbildung bei stillenden Frauen.
Fazit: Es handelt sich um ein Superfood!
Über 90 Nährstoffe sollen die Moringa-Blätter enthalten. Sie sind außergewöhnlich reich an Proteinen, Antioxydanzien, Vitaminen und Mineralstoffen.
Klar, dass die Werbung himmelhoch jauchzend mit Warp-Zahlen um sich schmeißt
(RaumschiffEnterprise).
9-mal mehr Eisen, als Spinat, 17 mal mehr Kalzium, als Milch, 4 mal mehr Karotin, als Karotten, 7 mal höherer Gehalt an Vitamin-C, als Orangen und 15 mal höherer Kaliumgehalt, als Bananen.
(Blätter)
Ich glaube, die Liste könnte man endlos
weiter führen.
Wie sagt man so schön, da werden Äpfel mit Birnen verglichen.
Erhältlich ist Moringa nämlich als Pulver, noch schlimmer in Tablettenform. Was glauben sie, wieviel bei der industriellen Herstellung an diesen wunderbaren Stoffen noch übrig ist? Da werden die Blätter fast gekocht, superschnell getrocknet, zerrieben, gepresst, (verlängert?).
Zurück bleibt nur noch ein Abklatsch der Wirkung.
Außerdem werden „frische“ Moringa-Blätter mit frischem Obst verglichen. Wenn es wenigstens der Vergleich Pulver mit Pulver wäre. Und wenn man nun frisches Obst, frisches Gemüse mit dem Wundermittel in
Pulverform vergleicht, immer vorausgesetzt, dass der Produktionsprozess sorgfältig und behutsam abgelaufen wäre, dann bleibt vom Vorsprung praktisch nichts übrig.
Zudem müssten sie pro Tag mehr als nur ein Löffelchen zu sich nehmen. Wer also nicht weiß, wohin mit dem Geld, denn das Pulver ist teuer, kann sich daran gerne erquicken.
Einzig der oben erwähnte Zeatin-Gehalt scheint auch in Pulverform unschlagbar. So richtig wissenschaftlich erwiesen sind aber die ihm zugeschriebenen Wirkungen noch nicht.
Bleibt noch das Moringa-Öl.
Es ist auch unter dem Namen Behenöl (hoher Gehalt an Behensäure) bekannt und wird durch das Pressen der Samen
gewonnen.
Besonders haltbar ist es, wie schon die alten Ägypter wussten, nämlich ohne Weiteres bis zu 5 Jahre, ohne ranzig zu werden.
(Moringa Samen)
Es war wohl auch ein Bestandteil bei der Balsamierung.
Es wird ebenfalls als Speiseöl verwendet, man
muss aber bedenken, dass es ein leichtes Nussaroma hat und irgendwie herb herüber kommt.
Für die Qualitätsmerkmale gelten dieselben Regeln, wie bei anderen Pflanzenölen, möglichst kaltgepresst.
In der Zusammensetzung unterscheidet es sich nicht viel von normalem Pflanzenöl, ist aber nicht gerade billig.
Früher schmierten sogar die Uhrmacher in der Schweiz und Deutschland die Uhrwerke damit.
Die Ayurveda-Fraktion hat es längst als unverzichtbaren Bestandteil entdeckt und die Kosmetikindustrie schätzt vor allem, außer zusätzlichen Werbesprüchen, die enorm lange Haltbarkeit.
Bestimmt ist die Angelegenheit Moringa gut, prima, gesund, aber eben doch nicht ganz so fantastisch, wie angepriesen.
Erstaunlich ist die nachweislich ergiebigste Nährwertpflanze der Welt in jedem Fall.
Wenn Sie Urlaub in Indien machen und einen frischen Moringa-Blattsalat angeboten bekommen, dann nur zu!
Vielleicht tut sich ein Jungbrunnen auf. Und bei einem verfügbaren Partner, wer weiß?
Man sagt ja, er ist "der Baum des Lebens".