Eine wahre Begebenheit
Kürzlich in unserem Laden ...
Gerade rückte ich eine Wind – und Wetterjacke auf einem x-beliebigen Kleiderbügel zurecht.
Ein Pärchen betrat den Laden. Ein Pärchen? Schwer zu sagen. Er fesselte sofort meinen Blick. Ich wusste nicht, was auffälliger war.
Die tiefe Schwärze seiner Haut? Oder
sein Leibesumfang, der die zwei Meter vierzig sicher nicht unterschritt. Selten so gesehen. So dick, so schwarz.
Sie, ein paar Schritte hinter ihm, schmal und blass.
Meine Kollegin beschäftigte sich mit der Computerkasse.
Ich behaupte von mir, Menschen gegenüber nahezu vorurteilslos zu sein.
Also ging ich auf die beiden zu und hoffte inständig: Bitte brauch keine Jacke! Nur keine Jacke! Kurz überlegte ich, wie viele Xe er wohl benötigen würde. Bei dreien ist bei uns Schluss. In diesem Laden hatte er keine Chance.
Vielleicht eine Mütze?
Mit einem Lächeln begrüßte ich die Beiden.
Was nun zurückkam, traf mich völlig unerwartet.
In dem schwarzen Gesicht ging die Sonne auf. Weiße Zähne mitsamt dem zartrosanen Zahnfleisch blitzten unter der dunklen Haut hervor. Seine Augen öffneten sich weit und leuchteten mir entgegen.
Ich war völlig geflasht von diesem freudestrahlenden Gesicht.
Während er mir mit einem winzigen Akzent erklärte, dass er eine Imprägnierung für die Jacke seiner Begleitung brauchte, wippte fröhlich die Afro-Matte auf seinem Kopf auf und ab.
So gern hätte ich dort hineingefasst.
So gern hätte ich mich noch lange mit ihm unterhalten.
So gern hätte ich mich an diesen Berg von Mensch angelehnt.
Ein Augenblick - so kostbar!
Sie? Sie sprach kaum ein Wort Deutsch und war vermutlich eine der vielen „neuen Ankömmlinge“ in unserem Land.
Was für ein Glück für sie, solch einen Betreuer gefunden oder bekommen zu haben.
Ich weiß das nicht.
Als die beiden den Laden verlassen hatten, lehnte ich mich an die Theke und sah zu meiner Kollegin hinüber.
Sie atmete tief und legte lächelnd ihre Hand auf ihr Herz.
Genau so fühlte ich mich auch.
Und auch jetzt noch – Tage später – spüre ich die Magie dieses unglaublichen Mannes.
So unerwartet
überschäumend vor Liebenswürdigkeit!