Journalismus & Glosse
lebende Brücken

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"Völlig kostenlos"
Veröffentlicht am 06. Oktober 2015, 10 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Völlig kostenlos

lebende Brücken

Vorbemerkung

Die längste Brücke der Welt - Danyang–Kunshan - in China ist über 164 Kilometer lang und kostete geschätzte 8,5 Milliarden US Dollar. Sie ist praktisch eine in die Luft gehobene Eisenbahntrasse für eine Hochgeschwindigkeitsbahn. Es geht aber auch weitaus billiger, nämlich für Null Euro. Dafür gibt es nur eine Spannweite von bis zu 30 Metern und man braucht Geduld. Gute Unterhaltung! Copyright: G.v.Tetzeli

Bild: Dank an pixabay

Montage: Monika Heisig

lebende Brücken

Um unsere lebendigen Brücken zu finden, müssen wir nach Indien reisen und zwar in den Bundesstaat Meghalaya. Dann begebe man sich nach Cherrapunji.

Diese Gegend, auf einer Höhe von ca. 1450 Meter gelegen, hält im Guinness-Buch zwei

Weltrekorde. Den größten Niederschlag im Jahr (im Jahr 1860/1861; 26.461 mm) und den höchsten Niederschlag in einem Monat (im Jahr Juli 1861; 9299,96 mm) Das Gebiet hat ca. 10.000 Einwohner, die überwiegend dem Volk der Khasi angehören.


Die Khasi untergliedern sich in acht Stämmen

und sie sind es, die lebendige Brücken bauen können. Die Technik, diese Kunst wird von Generation zu Generation weiter gegeben.


Hier die Kurzanleitung. Man nehme die zarten Wurzeln des frisch gepflanzten Gummibaums (Ficus elastica) und flechte sie. Warten!

Wieder flechten. Warten.

Zur Stabilisierung werden aufgeschnittene Rindenstücke des Betelnussbaumes verwendet, sozusagen als Schienen. Das macht man solange, bis das Wurzelgeflecht das andere Ufer erreicht hat. Dort führt man die Wurzeln wieder in den Boden. Dort verankern sich die Wurzeln und treiben auch einen neuen Baum. Das Flechtwerk ist noch nicht zu Ende. Nun werden Bambusstämme eingelegt und ebenfalls umflochten. Bei dieser nassen Witterung verrottet der Bambus, aber die Wurzeln werden immer fester. Schließlich kann man Bretter über die Brücke legen. Und nach weiterer, langer Bauzeit sogar Steine. So eine Brücke kann dann bis zu 50 Menschen tragen.

Nun kommen wir, abgesehen von den Null Baukosten, zu dem gewaltigen Nachteil dieser Bauprojekte. Man braucht Zeit. Nach ca. 15 Jahren kann man die Brücke zum ersten Mal betreten.

Nach gut 30 Jahren ist sie für einen bequemen Übergang bereit.

Immerhin halten solche Brücken

wahrscheinlich um die 500 Jahre, denn so alt können Gummibäume erwiesener Maßen werden.

Ich glaube, auch das ist ein Weltrekord, wenn man bedenkt, dass die Wartung dann der Baum selbst übernimmt, ebenfalls umsonst.


Und wie ist diese Art des Brückenbaus überhaupt entstanden?


Einfach aus der Not heraus. Bei Monsun waren die Dörfer durch die reißenden Wassermassen völlig von der Außenwelt abgeschnitten.

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Hörbuch

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welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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CHM3663 Und wieder kann ich etwas ganz besonders Schönes, Neues, Beeindruckendes, Faszinierendes mitnehmen - Herzlichen Dank!
Davon hatte ich noch nie gehört, aber jetzt würde ich am liebsten gleich losfliegen, um so eine außergewöhnliche Brücke mal selbst zu erleben.
Wenn man doch nur hier und heute auch so vorausschauend für die Zukunft mit der Natur denken und planen würde...!
Herzlichen Dank und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Bedenke: Wenn es dort mal nicht regnet, hast Du praktisch einen sechser im Lotto gezogen. Deshalb hat sich dort eine ganz eigene Flora und Fauna entwickelt. Die Menschen in ärmlichen Verhältnissen haben sich ebenfalls sensationell angepasst.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Da könnten wir eine Menge lernen!
LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Interessant! Überall solche Brücken und die Luft würde wieder sauberer (vor Allem, weil solche Brücken keine Autos tragen).......

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Schön, wieder einmal so viel Neues von dir zu erfahren, Günter. Wie kommst du nur immer darauf?

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Danke für dieses interessante Buch! Früher hatte man noch mehr Zeit und notgedrungen gute Ideen. Aber genial diese Bauweise!
Liebe Grüße Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
LeopoldF Daran sieht man wieder, dass nicht alles Nützliche Geld kosten muss.
Mit ein wenig Umdenken würde es sicherlich auch bei uns manches billiger gehen. Zweifelsohne.

LG
Leopold
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Danke Dir lieber Günter für diese interessante Lektüre.
Also mit solchen Brücken - vor allem wenn sie wackeln
und man durch die Bohlen in die Tiefe schauen kann -
hätte ich so meine Probleme.
Liebe Grüße und einen schönen Nachmittag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Wackeln nicht! Ist außerdem völlig zugewachsen! (Na, ja, aber erst nach über 30 Jahren)
Herzlich Günter Danke!
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Lebende Brücken..."
Sehr interessant und wissenswert...
Hat mir gut gefallen, der Text
zudem noch nie gehört... smile*
LG Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
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