Vorbemerkung
Die längste Brücke der Welt - Danyang–Kunshan - in China ist über 164 Kilometer lang und kostete geschätzte 8,5 Milliarden US Dollar. Sie ist praktisch eine in die Luft gehobene Eisenbahntrasse für eine Hochgeschwindigkeitsbahn.
Es geht aber auch weitaus billiger, nämlich für Null Euro.
Dafür gibt es nur eine Spannweite von bis zu 30 Metern und man braucht Geduld.
Gute Unterhaltung!
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Bild: Dank an pixabay
Montage: Monika Heisig
lebende Brücken
Um unsere lebendigen Brücken zu finden, müssen wir nach Indien reisen und zwar in den Bundesstaat Meghalaya. Dann begebe man sich nach Cherrapunji.
Diese Gegend, auf einer Höhe von ca. 1450 Meter gelegen, hält im Guinness-Buch zwei
Weltrekorde. Den größten Niederschlag im Jahr (im Jahr 1860/1861; 26.461 mm) und den höchsten Niederschlag in einem Monat (im Jahr Juli 1861; 9299,96 mm)
Das Gebiet hat ca. 10.000 Einwohner, die überwiegend dem Volk der Khasi angehören.
Die Khasi untergliedern sich in acht Stämmen
und sie sind es, die lebendige Brücken bauen können.
Die Technik, diese Kunst wird von Generation zu Generation weiter gegeben.
Hier die Kurzanleitung. Man nehme die zarten Wurzeln des frisch gepflanzten Gummibaums (Ficus elastica) und flechte sie. Warten!
Wieder flechten. Warten.
Zur Stabilisierung werden aufgeschnittene Rindenstücke des Betelnussbaumes verwendet, sozusagen als Schienen. Das macht man solange, bis das Wurzelgeflecht das andere Ufer erreicht hat. Dort führt man die Wurzeln wieder in den Boden. Dort verankern sich die Wurzeln und treiben auch einen neuen Baum. Das Flechtwerk ist noch nicht zu Ende. Nun werden Bambusstämme eingelegt und ebenfalls umflochten. Bei dieser nassen Witterung verrottet der Bambus, aber die Wurzeln werden immer fester. Schließlich kann man Bretter über die Brücke legen. Und nach weiterer, langer Bauzeit sogar Steine. So eine Brücke kann dann bis zu 50 Menschen tragen.
Nun kommen wir, abgesehen von den Null Baukosten, zu dem gewaltigen Nachteil dieser Bauprojekte. Man braucht Zeit. Nach ca. 15 Jahren kann man die Brücke zum ersten Mal betreten.
Nach gut 30 Jahren ist sie für einen bequemen Übergang bereit.
Immerhin halten solche Brücken
wahrscheinlich um die 500 Jahre, denn so alt können Gummibäume erwiesener Maßen werden.
Ich glaube, auch das ist ein Weltrekord, wenn man bedenkt, dass die Wartung dann der Baum selbst übernimmt, ebenfalls umsonst.
Und wie ist diese Art des Brückenbaus überhaupt entstanden?
Einfach aus der Not heraus. Bei Monsun waren die Dörfer durch die reißenden Wassermassen völlig von der Außenwelt abgeschnitten.