Danke für alles. Danke, für die Zeit, die Sie sich für mich genommen haben. Danke, dass Sie mir zugehört haben. Danke, dass Sie mein Leben verändert haben. Ja, genau, Sie sind gemeint.
Danke
Ein Mensch voller Trauer, Verzweiflung und Angst. Ein Mensch, dem, bei der Frage ,,Wie geht es dir?“, die Tränen in die Augen steigen. Ein Mensch der nicht redet, der Angst hat vor den Reaktionen seiner Mitmenschen. Ein Mensch, der alles hinter sich lassen möchte. Ein Mensch, mit dem ich mich nur zu gut identifizieren kann. Ein Mensch, der ich selber bin, oder war?
Danke für alles
2015, das Jahr in dem ich mich verändert habe. Das Jahr, in dem mir bewusst wurde, was es heißt zu leben. Seitdem der Mensch, der mir am meisten etwas bedeutet hatte, aus meinem Leben geschieden war, nahm ich Abstand. Abstand von meinen Eltern, Abstand von meiner Oma und irgendwie auch Abstand von mir selbst. Ich gab meinen Eltern die Schuld an dem Tod meines Großvaters. Ich habe ihnen insgeheim immer wieder Vorwürfe gemacht. Vorwürfe, dass ich meinen Großvater ein Jahr nicht sehen durfte. Vorwürfe, dass man mir Versprechen gab, die man nicht
eingehalten hat. ,,Es wird alles gut“, sagten sie. ,,Das Leben geht weiter“, prophezeiten sie. ,,Du solltest deinen Großvater so in Erinnerung behalten wie du ihn kennst“, rechtfertigten sie. Sie nahmen mir das, was ich am meisten liebte. Sie nahmen mir die Person, die immer für mich da war, die mir Halt gab und der ich vertraute. Hatten sie das Recht, mir zu verbieten, meinen eigenen Großvater zu sehen, bevor er starb? Hatten sie das Recht, mich anzulügen, weil sie dachten mir würde es dadurch besser gehen? Immer wenn ich nachfragte, nachforschte warum sie so gehandelt hatten, wichen sie aus. ,,Wir wollten nur dein Bestes“, sagten sie. ,,In
ein paar Jahren wirst du es verstehen“, versprachen sie. Ich wusste nicht, ob ich ihnen glauben sollte. Ich wusste nicht, wem ich glauben sollte. Jetzt sind acht Jahre vergangen. Acht Jahre in denen ich mir immer wieder Gedanken darüber gemacht habe. Acht Jahre, in denen ich nie den Tod akzeptierte. Acht Jahre in denen ich meine Eltern verflucht habe. Ich hatte einen verdammten Wunsch, ich wollte Antworten. Antworten, die mich verstehen ließen, warum meine Eltern damals so gehandelt hatten. Antworten, die mir helfen würden, mit dem Tod auszukommen. Doch ich bekam keine. Jedenfalls keine mit denen ich hätte den Tod besser verarbeiten können. Ich
suchte Antworten und als mir klar wurde, dass ich diese nicht bekommen würde, zog ich mich zurück. Ich fing an mehr Sport zu machen. Ich machte den Sport, den mich mein Großvater einst gelehrt hatte. Es half mir für ein paar Stunden die Gesamtsituation aus den Augen zu verlieren, ja, sie einfach hinter mir zu lassen und sie zu vergessen. Die Probleme lassen sich dadurch nicht lösen, aber sie zu vergessen für ein paar Stunden, reicht aus, um am Leben zu bleiben. Bis heute mache ich meinen Eltern Vorwürfe. Ich sage es nicht laut oder zeige es deutlich. Aber tief im Inneren, eine Blockade, die mein Verhalten gegenüber der Familie
ändert. Mich zurückhält. Ich glaube, dass genau das der Grund ist, warum ich immer eine gewisse Distanz zu meinen Eltern habe. Und sie wissen es auch. Wir sprechen nie darüber, aber sie wissen, dass ich ihnen Vorwürfe mache.
Aber genug von meinem Opa und meinen Eltern. Das hier sollte schließlich kein Text werden, in dem ich Ihnen meine Vergangenheit erzähle, sondern ein Text, in dem Ihnen danke und mich verabschiede.
In der Zeit in der es mir schlecht ging war ich alleine. Ich hatte Freunde und Familie an die ich mich hätte wenden
können, aber ich hatte Angst. Dieser Text, schon eher ein kleines Buch, soll keine Erklärung werden oder eine Beschreibung meiner Gedanken und Gefühle. Nein, es soll eine kleine Danksagung sein, an die Person, der ich vertrauen konnte, die mich wahrgenommen hat und die mich letztendlich zum Reden gebracht hat. Reden ist nicht jedermanns Sache, jedoch gelingt mir das Schreiben manchmal recht gut. Ich glaube, wenn Sie nicht für mich da gewesen wäre, wäre es nie besser geworden.
Ich würde jetzt lügen, wenn ich sage, dass es mir gut geht und, dass alles
perfekt ist. Aber ich lüge nicht, wenn ich sage, dass mir das Reden geholfen hat. Ja es stimmt, Reden kann helfen. Aber es kommt darauf an, mit wem man redet. Sie haben mit mir geredet, Sie haben mir geholfen. Ein Stück weit konnte ich mich öffnen. Ohne Sie hätte sich nie etwas geändert. Ich möchte mich hier nochmal für alles bedanken. Bedanken, für die Zeit die Sie sich genommen haben.Bedanken, für das Verständnis und für die aufbauenden Worte.
Um ein guter Mensch zu sein, muss man nicht die ganze Welt verändern. Es reicht wenn man mit offenen Augen
durch die Straßen läuft und ab und zu Menschen in die Augen schaut um zu sehen, wie es ihnen wirklich geht. Man muss keine Politikerin werden um die Gesellschaft zu verbessern. Man muss kein Schriftsteller, Künstler oder Sänger werden um Leuten zu helfen. Manchmal reicht es ein Lehrer zu sein ;), einfach da zu sein und zuzuhören. Mir wurde geholfen…
Das Leben ist kompliziert, aber man muss es nicht noch komplizierter machen, oder? An alle, die meine anderen Texte auch gelesen haben: Tut eurer Familie, euren Freunden, aber vor allem euch selber den Gefallen und gebt
nicht auf. Es gibt viele Wege mit Problemen klar zu kommen, jeder Mensch verarbeitet Dinge anders. Die Gedanken kommen wieder. Die Gedanken, alles hinter sich lassen zu wollen, einfach alles zu beenden, sie kommen wieder und vielleicht wird es auch nie aufhören, aber man muss versuchen damit zu leben und diesen Gedanken keine große Beachtung zu schenken. Ich bin noch nicht an diesem letzten Punkt angelangt, aber irgendwann werde auch ich vielleicht soweit sein, dass ich wieder lachen kann. Das ich wieder Freude habe zu leben. Irgendwann…Und wenn nicht, dann muss ich weiter schauen. Aber wer
weiß, vielleicht bin ich auf dem richtigen Weg, vielleicht auch nicht…wir werden es sehen…
Das einzige was ich ohne zu überlegen sagen kann, ist, das Sie die eine Person waren, die mir geholfen hat. Ich kann nicht viel machen um Ihnen zu Danken, aber Sie wissen zu lassen, das Sie mir geholfen haben ist das Mindeste was ich tun konnte.
Ein besonderer Mensch sagte mir mal: ,,Vergiss das nie,[...],dass das Leben trotz mancher dunkler Tage sehr schöne Seiten hat und es viele Menschen gibt, denen du wichtig bist!!"
Ich werde nie vergessen, was diese Worte in mir ausgelöst haben. Nicht nur ich berühre Menschen mit meinen Texten, sondern auch Sie. Texte und Worte, die ich nie vergessen werde.
Ich werde Sie nie vergessen und ich hoffe, dass auch Sie ab und zu mal an mich denken werden..