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Drachenauge - Kapitel 23

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"Drachenauge - Kapitel 23"
Veröffentlicht am 04. Oktober 2015, 20 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Drachenauge - Kapitel 23

Drachenauge - Kapitel 23

Kapitel 23: Im Oberen Viertel

Als Strassenjunge hatte Leander schon oft den Leuten die Wertsachen aus den Taschen gezogen, um davon was nahrhaftes für sich und seine Mutter zu beschaffen. Nicht zu selten wurde er dabei ertappt und hart bestraft. Es war schon so lange her, dass er seine Mutter gesehen hatte. Seit sein Vater in der Schlacht gefallen war, fühlte er sich als der Ernährer verantwortlich. Viele Jahre ging es gut. Doch als seine Mutter eines Tages an Fieber erkrankte, fühlte er sich machtlos und schwach. Nirgends konnte er Medizin für sie auftreiben. Entweder war es unsäglich teuer, oder es half

nichts. Das Fieber wurde von Tag zu Tag schlimmer, bis sie nicht mehr aufgewacht war. Gute Bekannte, die seinem Vater bei der Schlacht um Pandora beiseite standen, hatten seiner Mutter ein halbwegs vernünftige Bestattung organisieren können. Einer dieser Männer hatte ihn in der Kaserne unterbringen können und sass nun im oberen Viertel von Kap Ardea und galt als einer der strengsten Finanzverwalter der Geschichte von Ardea. Es war ein seltsames Gefühl von Tür zu Tür zu gehen und Gelder zu verlangen. Das Spiel, wenn man es so nennen mochte, hatte sich nicht verändert, nur die Position, die Leander einnahm.

Früher musste er alles heimlich tun und hoffen nicht erwischt zu werden, so konnte er heute zu den Leuten gehen und ihnen das Geld wegnehmen, ohne eine Strafe zu erwarten. Ein Schuldgefühl stellte sich ein, da er den Menschen ihre hart erarbeitete Löhne dezimierte. Hatten die Menschen denn nicht verdient ihr Eigentum zu behalten, oder für etwas mit einen ähnlichen Wert zu tauschen? Sie bekommen Schutz von den Wachen, Miliz und den Gardisten, rief er sich ins Gedächtnis. Doch war es wirklich so? Wurden sie denn nicht eingesperrt, wenn sie sich weigerten, oder nichts mehr zum geben hatten? »Hör auf zu träumen, Leander«, rief

Gandor ihn in die Gegenwart zurück. »Entschuldige«, neigte Leander beschämt den Kopf. Sie waren gerade am Südtor angekommen. Ohne es zu merken, liessen sie die Händlerstrasse hinter sich. Gegenüber dem Allzweckladen war die imposante Treppe, die in das obere Viertel führte, die Gandor nun betrat. Leanders Herz klopfte stark. Er hatte bisher noch nie als vier Stufen geschafft. Als Kind hatte er sich mit seinen Freunden dem Spass gemacht sich von den Wachen der Tore verjagen zu lassen. Sein persönlicher Rekord waren vier Stufen. Heute würde er mehr schaffen. Und nicht nur das, zum ersten mal in

seinem Leben wird er das obere Viertel mit eigenen Augen sehen können. »Worauf wartest du?«, blickte Gandor zu ihm hinunter, der bereits die hälfte der Treppe hinter sich gelassen hatte. Eilig nahm er zwei bis drei Stufen auf einmal. Mit den vollgepackten Taschen, war es schwieriger als gedacht. Schnell kam er aus der Puste. Die ersten Schweissperlen drohten auf der Stirn aufzutauchen. Mit einigen Atemübungen konnte er dies verhindern. Sie passierten die grosse, reichverzierte Pforte des oberen Viertels. Der Anblick war überwältigend. Die Häuser und Geschäfte waren aus weissen Marmor gebaut. Sie waren grösser und

beeindruckender als die Gebäude in der Rest der Stadt. Der Pflastersteine bestanden aus purem Granit. In der Mitte des Viertels stand ein Brunnen mit einer gut zwanzig Meter hohe Statue aus schwarzem Granit, die den Gründervater und Namensgeber der Nation darstellte; Gordo, der erste und wahrhaftige. Mit dem Langschild in der einen Hand und Schwert in der anderen strahlte er etwas heldenhaftes aus. Gandor lief zielstrebig an der Statue vorbei, ohne sie grossartig zu bestaunen, und führte Leander zu einem umzäunten Herrenhaus aus schwarzem Marmor. Beim vorbeigehen nickte Gandor den Wachen in den roten Waffenröcken

grüssend zu. Leander nahm an, das dieses Gebäude der Sitz des Stadthalters sei und somit das Zentrum der Macht in Ardea. So schwarz der Marmor aussen war, so weiss war dieser im Inneren. So viel Prunk und zur Schaustellung von Reichtum konnte sich Leander noch nicht einmal erträumen. An den Wänden befanden sich teure Gemälde, die die Geschichte des Reiches Gordovan, als auch die Geschichte von Kap Ardea zeigten. Hier und da waren altertümliche Rüstungen aufgestellt, die die alten Epochen des Reiches darstellten. Am liebsten würde Leander jedes einzelne Kunstgegenstände genauer betrachten

und in sich einsaugen. Gandor jedoch verlor keine Zeit und marschierte durch die verzweigten Gänge und Flure, bis er das Arbeitszimmer des Finanzverwalters erreichte und klopfte an. »Moment, bitte«, kam eine vertraute Stimme von der anderen Seite der Tür. Wie lange hatte Leander die Stimme nicht mehr gehört? Zwei oder drei Jahre dürfte es schon her sein. Als die Tür aufging, stand ein Mann in einem blauem Gehrock aus Samt vor ihnen. Seine ergrauten Haare waren akkurat nach hinten gekämmt. »Was für eine Überraschung«, strahlte Cyrus Bellamy über beide Ohren. »Leander, schön dich zu sehen. Und

Gandor, du bist auch willkommen.« Cyrus trat einen Schritt zur Seite und bat die beiden mit einer Handgeste herein. »Was führt euch zu mir?« Gandor hob demonstrativ die Taschen voller Gold in die Luft, die Cyrus dankend an sich nahm und sie zum Tresorraum am hinteren Teil des Raumes brachte. »Was führt euch tatsächlich zu mir?«, schien Cyrus zu ahnen, dass da noch mehr war, als nur die Steuern. »Der Junge hier soll in die Garde des Drachenauges eingeführt werden. Dafür muss er die Prüfung ablegen.« »Und was schwebt euch vor?« »Der

Kloster.« Verwundert schob Cyrus seine Augenbrauen hoch. »Ist er denn schon soweit?«, fragte der Finanzverwalter den Schatten musternd. »Ich meine, weiss er, was auf ihn zukommt?« »Er kennt die Geschichte von der Verbannung des Totenpriesters«, antwortete Gandor sachlich. »Aber er weiss nicht von seinem Bestattungsort, Falls du das meinst.« »Er ist doch erst wenige Monate in der Festung. Wieso kennt er bereits von Lucor's Vergangenheit?« »Weil der Neffe des Fürsten ihm vertraut. Und ich tue es ehrlich gesagt

auch. Ich bin davon überzeugt, dass Leander soweit ist.« Nachdenkend begutachtete Cyrus erneut den Schatten. In seinem strengen Blick war noch etwas anderes zu erkennen. Etwas, das Leander schon lange nicht mehr gesehen hatte. So hatte ihn sein Vater oft angeblickt, nachdem er ihm eine Schimpftirade gab und kurz davor war ihm zu verzeihen. »Was würde Lenard sagen, wenn er wüsste, das sein Spross in den verdammten Kloster kommt?«, dachte Cyrus laut nach. Eine Spur von Wehmut schwang in der Stimme mit. »Was genau soll im Kloster meine Aufgabe sein?«, fragte Leander nach. Er

wusste, dass er ein kleinwenig zu forsch war, aber diese Frage brannte ihm zu sehr auf der Zunge, als das er sie für sich behalten konnte. »Im Kloster wirst du den Wächter finden. Er wird dir deine Aufgabe des Vertrauen stellen. Und du wirst sie gefälligst erfüllen. Ansonsten wird es schlecht um dich stehen«, sagte Cyrus in einem warnenden Ton. »Ich meine es ernst. Dein Leben könnte in Gefahr sein, wenn du die Vertrauensprobe nicht bestehst.« Furcht ergriff Leander. Wie Cyrus ihn warnte, verhiess nichts gutes. Sein Blick haftete starr an den Finanzverwalter, nicht wissen, wie er darauf reagieren

sollte. Anstatt auf eine Antwort zu warten, verschwand Cyrus abermals im Tresorraum. Als er wieder kam, hielt er einen kleinen, rundgeschliffenen Stein in der Hand, auf dem eine Rune eingeätzt war. Ein Kreuz mit gezackten Balken. »Das wirst du dem Wächter als Bezahlung anbieten. So weiss er, dass ich dich schicke.« Nickend nahm Leander den Stein an sich und legte es in die Innentasche seiner Weste. »Ausserdem wirst du diese Karte brauchen, damit du den Weg dorthin findest«, drückte Cyrus ihm die Pergamentrolle in die

Hand. »Bei Sonnenuntergang musst du dort sein. Am besten du brichst gleich auf, damit du rechtzeitig ankommst.« Leander zögerte. Sah Gandor fragend an. Dieser nickte nur und sagte: »Beeil dich. Und komm in einem Stück zurück. Ich warte auf dich in der Kaserne. Und nun geh.« Alisha war wütend auf ihren Mann. Seit die Gerüchte über die Entführung der Prinzessin die Runde machten, begannen die Sorgen in ihr zu wachsen. Immer, wenn Chavo einige Tage nicht mehr nach Hause kam, befürchtete sie immer das Schlimmste. Wenn die Prinzessin

tatsächlich entführt wurde, dann hatte sie einen Grund mehr sich Sorgen zu machen. Alisha hat ihn schon oft gesagt, dass er endlich aus dem Dienst des Drachenauges treten soll. Sie verdiente als Schneiderin für Luxuskleidung mehr als sie beide im ganzen Leben ausgeben könnten. Sie hatte mit ihrem Verdienst schon soweit geschafft, dass sie ins obere Viertel von Ardea ihr Geschäft aufmachen durfte. Aber wie schon oft es mit Männern so ist, wollen sie den grossen Ernährer spielen, der Beschützer sein. Doch was brachte es ihr, wenn ihr geliebter Gatte nicht mehr lebte? Gedankenverloren versetzte sie den letzten Stich des Wappenrocks für einen

Kunden aus Übersee, der gerade in der Stadt war. »Hallo, die Dame«, kam gerade der Kunde herein. Erschrocken zuckte sie zusammen. Sie hatte nicht damit gerechnet, das jetzt noch jemand kommen würde. »Admiral Cesaro, schön sie zu sehen«, grüsste sie zurück. »Gerade eben hab ich ihren Wappenrock fertig genäht. Wollen sie ihn anprobieren?« »Da bin ich wohl zur rechten Zeit gekommen«, strahlte der Seemann. Die raue See hatte seine Spuren im Gesicht des Mannes längst gezeichnet. Doch er war alles andere als unattraktiv oder ungepflegt. Für einen Mann in den

Fünfzigern sah er noch vital und robust aus. Und sein kurzgehaltenes Haar hatte er pfleglich zur Seite gekämmt. Nur die Stoppeln im Gesicht lies auf einen Seemann vermuten. Sie gab ihm das Kleidungsstück und er verschwand in dem Anproberaum. Ein Jammer, dass im oberen Viertel strenge Regeln in Bezug aufs Rauchen gab. Eine Wasserpfeife oder ein Stängel könnte sie jetzt gut vertragen. Dennoch ging sie für die Zeit, die der Admiral in der Anprobe brauchte, vor die Tür, um wenigstens etwas frische Luft in die Lungen zu bekommen. Kaum tat sie einen Schritt nach draussen und sog die Luft ein, sah sie auch schon Gandor Bennet aus dem

Regierungsgebäude raus marschieren. »Gandor«, rief sie nach ihm. Als er verdutzt um sich blickte, winkte sie ihm zu. Als er sie erblickte, kam er mit einem strahlenden Gesicht zu ihr. »Hey, Alisha.« »Kannst du mir sagen, wo mein Mann ist?«, kam sie gleich auf den Punkt. Im ersten Moment wusste Gandor nicht, was er sagen sollte. Doch dann gewann er wieder die Sprache. »Er ist hier in der Kaserne«, sagte er schliesslich. »Er muss auf Prinzessin Esmeralda aufpassen.« »Und er kann nicht kurz bei mir vorbeikommen und mir bescheid geben?«, fragte sie

vorwurfsvoll. »Was beschwerst du dich bei mir?«, wehrte sich Gandor. »Aber das kannst du ihm ja selbst sagen. Ich bin sowieso unterwegs in die Kaserne. Da kannst du doch gleich mitkommen.« »Ich habe noch einen Kunden zu bedienen«, sagte sie. »Aber wenn du ein bisschen wartest, dann komm ich mit.« »Wie lange wird es dauern?« »Es dauert sicherlich nicht lange. Der Kunde ist gerade in der Ankleide. Dann muss er nur noch die Ware bezahlen und wir können dann los.« Einen Augenblick wog Gandor ab, ob es sich lohnte zu warten, oder nicht. »Nun gut, Alisha, ich warte solange.«

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Django

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abschuetze Heute alle Männer mal Gentleman? :))

Kapitel hat mir gut gefallen. Inhaltlich als auch ansonsten in Ordnung. Kaum Kritikpunkte. Klasse.

LG von Antje

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Django Danke schön
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