Romane & Erzählungen
Das Schreien der Lämmer - Randbeitrag Forumbattle 44

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"Eine Fabel über Wölfe und Lämmer...was lehrt uns die Geschichte?"
Veröffentlicht am 27. September 2015, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich glaube an Liebe auf den ersten Blick, den verlängerten Arm des Schicksals, an wahre Freundschaft und Gefühlstiefe, an Botenstoffe und guten Rotwein und daran, dass Leben Spass machen sollte. . . Außerdem glaube ich, dass Musik eine große visionäre Kraft besitzt und an die Notwendigkeit sozialer Kompetenz, an Eigenständigkeit und die Verantwortung für eigenes Handeln. Ich glaube an heitere, natürliche Sexualität und daran, dass man seine ...
Eine Fabel über Wölfe und Lämmer...was lehrt uns die Geschichte?

Das Schreien der Lämmer - Randbeitrag Forumbattle 44

Das Schreien der Lämmer

Eine Fabel

3150 Zeichen


 Vorgegebene Begriffe: -scheinheilig - Zukunft - tanzen - Nachkommen - Fußstapfen - widerlich


©roxanneworks 2015 / 09



Heute hörte ich Isegrim zu den Tieren sprechen“, erzählte Grimbart, „Typpke, Kratzefuß, Lamb und Metke, die alte Ziege lauschten seinen scheinheiligen Worten. Wieder sprach er von den fremden Schafen, die zu uns kommen, und dass zu wenig Platz für alle bleibt. Es gäbe doch noch andere Wälder.“

„Pah, tief in sich trägt er noch immer das Erbgut seiner Ahnen. Was meinten die Anderen?"

„Typpke glaubt, unser Wald sei groß genug, solange jeder Rücksicht übte, und Kratze- fuß schloss sich der Meinung an. Federvieh hat in Gesellschaftsfragen eine sehr naive Einstellung, so scheint mir. Lamb fühlt Mitleid mit den Fremden und Metke hat auch

nichts gegen sie, solange es genug zu Fressen gibt“, endete der Dachs.

„Isegrim's groteske Wahrheiten glauben jene, die ignorant oder einfältig genug sind.

Ich hoffe, du hast ihnen deine Meinung gesagt!", empörte sich seine Frau.

„Natürlich habe ich meine Sicht erklärt und auch was uns die Geschichte lehrt!“ „Was lehrt uns die Geschichte, Vater?“, fragte Grimbart Junior.

„Nun, es war vor langer Zeit, als die Wölfe den Wald beherrschten. Sie brachten Tod und Verderben. In ihren Augen waren die Schafe keine Tiere, nicht einmal gut genug, um als Nahrung zu dienen. So führte man sie zur Schlachtbank und verscharrte ihre Leiber. Nur wenige konnten fliehen. Damals

sahen die Tiere dem widerlichen Töten zu, bis ein Rudel Löwen kam und das Morden beendete“, erklärte Grimbart.

„Das darf nie wieder geschehen!“, klagte der Kleine.

„Ja, mein Sohn, deshalb müssen wir zusammenhalten und den Nachkommen jener, denen Unrecht widerfahren ist, nun Sicherheit und Geborgenheit bieten."

Zwei Tage später -

vor der Höhle des Löwen... „Hört, mein Volk, was ich zu sagen habe! Not und Elend, Krieg und Zerstörung, Verfolgung und Hass bedrohen die Tiere.

Wir alle müssen frei und ohne Ängste leben dürfen, um für unsere Kinder eine Zukunft

aufzubauen. Die Fremden unter uns hatten diese Möglichkeit nicht. Ich gab mein Wort, bot Zuflucht und Schutz! Doch hörte ich von Besorgnis, ja gar Ablehnung, und fragte mich, warum? Mangelt es meinem Volk an friedlichem Leben, gerechtem Auskommen, Sicherheit und freier Lebensgestaltung? Ich denke, nein! Heute nun soll jeder von euch selber sprechen. Wer in friedlichem Mitein- ander leben möchte, der gehe auf die linke Seite der Lichtung. Wer aber gegen ein Leben mit Fremden ist, wähle die Rechte.“


Nach einer Weile hatte sich die Menge linksseitig orientiert. Nur eine kleine Schar Unentschlossener stand in der Mitte.


„Isegrim, du und Deinesgleichen wollen sich nicht entscheiden, obwohl du es bist, der sich laut gegen die Fremden ausspricht! Warum also stehst du in der Mitte und nicht am rechten Rand?“, fragte der König, „ willst du immer weiter in Fußstapfen deiner Ahnen gehen oder können wir aus der Geschichte lernen, damit die Fehler der Vergangenheit nicht wieder geschehen?"


Isegrim schaute verunsichert, denn nun riefen die Waldbewohner im Chor: "Selbst wenn der Wolf einen Schafspelz trägt, so bleibt er doch ein Wolf – der böse ist - ganz mit Bedacht, rücksichtslos und gierig lebt, und lügt, wenn er das Maul aufmacht…!"

Einige fremde Lämmer liefen verwirrt auf der Lichtung umher und schrien jämmerlich. Da trat eine alte Wölfin aus dem Rudel hervor und nahm ein Lämmchen an sich. Eine junge Wölfin tat es ihr gleich. Bald standen alle Wolfsfrauen im Kreis und wiegten die Lämmer, bis sie schwiegen. Die Menge applaudierte begeistert.

„Das Rudel hat entschieden, Majestät," antwortete Isegrim zerknirscht.

„Ja, so scheint es, alter Wolf. Auch wenn du nicht aus deiner Haut kannst, so sei dir stets gewiss, dass wir wissen, wer du bist!“

Der König verkündete feierlich:" Lasst uns speisen, tanzen, singen, bis die Herzen leicht und die Nacht dem Tage weicht..."


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Über den Autor

roxanneworks
Ich glaube an Liebe auf den ersten Blick, den verlängerten Arm des Schicksals, an wahre Freundschaft und Gefühlstiefe, an Botenstoffe und guten Rotwein und daran, dass Leben Spass machen sollte. . . Außerdem glaube ich, dass Musik eine große visionäre Kraft besitzt und an die Notwendigkeit sozialer Kompetenz, an Eigenständigkeit und die Verantwortung für eigenes Handeln. Ich glaube an heitere, natürliche Sexualität und daran, dass man seine Geburtstagsgeschenke nicht schon vorher auspacken sollte...und ich glaube an nie enden wollende, sanfte feuchte Küsse und die Macht der Liebe, die ein Leben lang andauert...

Mich inspiriert das Leben und die Menschen darin. Die innere Auseinandersetzung mit all den Stolpersteinen, die das Leben mir vor die Füße legt. In meinen Texten versuche ich mich den unterschiedlichsten Themen des Lebens auf meine Weise zu nähern, sie aufzuschlüsseln und zu verarbeiten. Dabei werde ich das Leben stets von der heiteren Seite betrachten, gleichwohl finden sich auch Gedanken von mir, die mit schwarzer Tinte geschrieben wurden. Meine Präferenz in der Literatur gehört jedoch der Liebe, mit all ihren Facetten.
©roxanneworks
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Tintenklecks Nun bin ich ja nicht mehr "Jury" und kann tatsächlich etwas dazu schreiben. Dein Tierepos hat mir außerordentlich gut gefallen. Sowohl von der Sprache als auch vom Stil her ist sie gelungen. Sehr anschaulich charakterisiert sie verschiedene Charaktere. Sehr ausführlich werden die Beweggründe der Figuren beleuchtet. Dabei wird wenn auch in geringem Maße, Entwicklung und Gechichte der Figuren im Tiergewand sichtbar. So bedien sich Dein Epos der grundlegende Elemente der Fabel, ist jedoch keine stilgerechte Fabel. Dafür ist sie zu breit angelegt eben episch. Übrigens auch wie Goethes Reinecke Fuchs ein Epos mit den Mitteln einer Fabel ist. Ansonsten findet man die Fabel kurz und knapp, und das durch die gesamte Literaturgeschichte. Sie behandelt genau und pointiert einen einzigen Problemaspekt, eher holzschnittartig beleuchtet.
Doch Deine Geschichte hat das Zeug zu einer Siegergeschichte. Kleine sprachliche Feilarbeiten eingeschlossen :-)
Ich habe mich gefreut, sie lesen zu dürfen. Und nun bekommst Du auch, was ich Dir als Jurymitglied nicht schenken durfte :-) einen schönen Herbsttag Dir vom Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
Ameise Mir gefällt die Einteilung der Seiten. Besonders erfreulich finde ich es, das die Tiere alle die linke Richtung gewählt haben. Schade nur das die Menschen es den Tieren so selten gleich tun.
LG Ameise
Vor langer Zeit - Antworten
roxanneworks 
Die gesellschaftspolitische Aussage, inclusive der "Seitenverteilung", war mir ein besonderes Anliegen, liebe Ameise...,-)
HERZlichen Dank für Deinen Kommentar
und liebe Grüße
roxanne
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Wie wunderbar real sind deine Zeilen -
hier sollten Menschen lang verweilen
und die Erkenntnis weit verteilen.....

Beeindruckende Zeilen von DIR
und noch einen schönen Restsonntag.
HG Endor
Vor langer Zeit - Antworten
roxanneworks 
Freut mich, wenn Dir meine "gesellschaftspolitische" Fabel gefallen hat, lieber Endor...
HERZlichen Dank und auch Dir noch einen schönen Restsonntag
phine
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Klug erdacht, geschrieben....in einer "Sprache", die eigentlich Jeder verstehen sollte!
Liebe Grüße zu dir, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
roxanneworks 
Ich danke Dir HERZlich für Deine Rückmeldung, liebe Merle...

Liebe Grüße
und einen schönen Sonntag
roxanne
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Loraine Eine schöne sinnige Fabel die viele Leser haben möge und diese darüber nachdenken. Dankeschön Liebe Grüße Loraine
Vor langer Zeit - Antworten
roxanneworks 
Freut mich, wenn Du es so empfindest, liebe ,Loraine...
HERZlichen Dank dafür!

Liebe Grüße
und einen schönen Sonntag
roxanne
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schnief Ein eine wunderbare Fabel!!!
Liebe Grüße Manuela
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