Randbeitrag FB 44
Eine Fabel zum Thema ".. hinter der Maske"
Pflichtworte: scheinheilig, Zukunft,
tanzen, Nachkommen, Fußstapfen,
widerlich
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Ein Maskenball
Ein Wolf, der sein Rudel verloren hatte, führte sich seit geraumer Zeit als der Herrscher des Waldes auf. Wie jedes Jahr lud er die Tiere seines Herrschaftsgebietes zum Maskenball ein.
„Ein jeder erscheine mit Weib und Kindern, wähle eine Maske in der ich ihn nicht erkenne! Lasst uns tanzen und fröhlich speisen. Und wessen Maske die widerlichste ist, den verschone ich samt Nachkommen in der Zukunft!“ So ließ er verkünden. Doch scheinheilig war seine Rede, denn dass es etwas Widerlicheres gäbe, als einen hungrigen Wolf, hatte er noch nie sagen hören.
Oh, wie war das Zittern und Zagen groß bei Hase und Reh und den anderen kleinen Tieren des Waldes. Welche Maske sollte man wählen, um seine Familie zu schützen? Sie wandten sich an den klugen Igel um Rat und Hilfe.
„Der Wolf ist sich selbst ein widerlicher Feind, wenn er nicht aus demselben Rudel ist. Also verkleidet euch als Wölfe. So wird er plötzlich einem fremden Wolfsrudel gegenüberstehen.“
Gesagt, getan. Am Tage des Karnevals zogen die Tiere schweigend, wohl maskiert, zur Lichtung vor die Wolfshöhle, einer in den Fußstapfen des anderen.
Ein gewaltiges Wolfsrudel sah der einsame Wolf da auf sich zukommen.
Er erschrak vor den widerlichen Kreaturen, der Anblick war gar fürchterlich. Und da er nicht abwarten wollte, bis die Wölfe ihn verjagen würden, nahm er die Beine in die Hand und rannte davon. In diesem Walde ward er nie mehr gesehen.
Die Tiere nahmen ihre Masken ab und tanzten fröhlich. Den Igel aber wählten sie zum König des Waldes.
„Wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein! Merkt Euch das!“ sagte der und schmauchte sein Pfeifchen.