Varro konnte seinen Augen und Ohren nicht glauben. Zuerst löst sich Valentino auf und verwandelt sich in diesen Totenpriester Lucor. Als ob das nicht reichen würde, hatte Resnec sich als Anhänger von Lucor preisgegeben. »Was zur Hölle geht hier vor?«, hatte sich Varro von dem Schock erholt. Mit einer Handbewegung schleuderte Lucor ihn einige Meter durch die Luft. Schmerzhaft prallte er gegen einen Baum. »Hab ich dir erlaubt zu reden?«, fuhr Lucor den Ranger barsch an. »Ich werde euch den Weg zu eurem Rubin zeigen.
Wenn ihr das Schmuckstück habt, werdet ihr ohne Umwege zurück ins Drachenauge gehen und euch in die Katakomben begeben. Dort werdet ihr wissen, was ihr mit dem Rubin machen müsst.« »Das werden wir«, kniete Resnec ehrfurchtvoll vor der alten Gestallt. Ein dumpfer Schmerz breitete sich in Varro's Schläfen aus, als Lucor seine Hände erhob. Vor seinem geistigem Auge tauchten Bilder auf. Ein grosser Raum. Eingestürzte Säulen. In der Mitte ein Altar, auf dem ein Anhänger aus Rubin lag. Das Bild zog weiter. Durch einen Gang. Ein weiterer Raum mit weiteren Zugängen von Tunneln. Er fühlte die
Gefahr, die sich dahinter verbargen. Die Bilder zogen weiter bis zum Ausgang. Die Bilder hörten damit nicht auf. Varro hatte das Gefühl zu fliegen. Dann erkannte er die Lichtung mit dem grossen Baum mit dem rubinroter Krone in der Mitte. Damit endete die Vision. »Macht euch auf den Weg. Ich habe nicht ewig Zeit«, sagte Lucor, bevor er sich in stinkenden Dampf auflöste und zu einer ätzenden Suppe schmolz. »Was zur Hölle war das?«, gewann auch Azad die Sprache wieder. Seine weit aufgerissenen Augen starrten die Brühe auf dem Boden an. Er konnte es genauso wenig glauben, wie Varro. Varro sprang auf Resnec, packte ihn am
Hals und drückte ihn gegen den Baum: »Was für ein mieses Arschloch bist du?!« »Lass mich los«, antwortete Resnec röchelnd. »Du hast gehört, was unser Meister gesagt hat.« »Unser Meister? Unser...?!« »Wenn du überleben willst, wirst du seinen Anweisungen gehorchen. Verstanden?«, giftete Resnec ihn an. Varro verlor die Beherrschung und schlug Resnec so kräftig ins Gesicht, wie er nur konnte. Resnec ging zu Boden. Blut tropfte aus der Platzwunde zu Boden. Varro massierte seine schmerzenden Knöchel. Die Wut brodelte in ihm. Seit dem sie die Pforte des
Gartens durchschritten, schien sich Varro's Leben um hundertachtzig Grad gedreht zu haben. Zuerst hatte er sich den Edelmann entledigt und nun erfuhr er, dass sein ältester Begleiter ein mieser Verräter war. Er kam mit dem reinen Gewissen ein anständiger Ranger zu sein. Nun war seine Truppe innerhalb weniger Stunden halbiert. Ein Edelmann, dessen Überreste vor ihm als eine Suppe brodelnd und ein Anhänger von Lucor. Wenigstens konnte sich Varro einen Reim darauf machen, wie Resnec die Wachen an der Pforte überzeugen konnte, sie hindurch zu lassen. »Wie kannst du es wagen mir in den Rücken zu fallen?«, brüllte Varro ihn an,
als er auf Resnec's Kopf stampfte. Als er zu einem erneuten Stampfer ansetzte, zog Azad ihn zurück. »Das bringt nichts, Varro«, sagte der vollbärtige Ranger. »Lass uns die Scheisse hier erst einmal durchstehen, dann sehen wir, wie die Sache weiter laufen wird.« Varro sah ihm tief in die Augen. Konnte er ihm noch vertrauen, oder war er wie Resnec ein mieser Verräter. »Holen wir uns das verdammte Ding, und dann nichts wie weg hier«, presste Varro durch die Zähne. Er versuchte sich zu beherrschen. Für den Moment konnte er kein Anzeichen erkennen, das Azad ein
Verräter ist. Genau so gut konnte es auch sein, dass Azad ein besserer Lügner war, als Resnec. Die Zeit würde zeigen, was zutrifft. Denn Eingang zur Höhle hatten die Ranger schnell gefunden. Es wirkte mehr wie ein verlassener Stollen einer versiegten Mine. Vor dem Gang endeten Schienen, auf denen eine verrostete Lore dahinvegetierte. Varro schob Resnec grob in den Stollen. Widerstandslos lief Resnec voraus. An manchen Stellen der Wänden wucherten moosartiges Gewächs, das ein kränklich grünes Licht absonderte. Der beissende Gestank von Verwesung und Jauche war
allgegenwärtig. Varro spürte die Anwesenheit von etwas unheimlichem und sehr gefährlichem. Er klammerte sich fest an den Knauf seiner Waffe. Kalter Schweiss rann ihm die Stirn hinab. Seine Sinne waren bis aufs äusserste geschärft. Aus dem Augenwinkel sah er Azad, dem es ähnlich zu ergehen schien. Nur Resnec schien keine Furcht zu empfinden. Mit selbstsicheren Schritt ging er durch die Gänge, als kenne er sich hier genauso gut aus, wie in seinem eigenem Haus, und führte seine Gefährten zu ihrem Ziel. Gefährte. Ein Wort, dass Resnec all die Jahre missbraucht hatte. Wie konnte Varro in
all der Zeit nicht merken, was für ein verlogenes Arschloch er war? Sie hatten so manch ein Abenteuer erlebt und durchgestanden, gemeinsam durch die Hölle marschiert und gemeinsam einen Krug nach dem anderen geleert und nun stach Resnec ihm einen Dolch in den Rücken, als sei er, Varro, ein schlachtreifes Vieh. Von Valentino hätte er so einen Verrat erwartet aber ganz sicher nicht von ihm. Der einzige, dem Varro nun vertrauen konnte, war der Axt schwingende Azad, denn Varro ehrlich gesagt kaum kannte, noch zu sagen wusste, was in seinem Geist vor ging. Und dennoch schien er der einzig ehrliche Freund zu sein, denn Varro je
hatte. Ein Geräusch, das einem Reissen eines Stoffes nicht unähnlich war, brachte Varro wieder in die Gegenwart zurück. Nun erfüllte ihn endgültig die Furcht. Er zog seine Klinge aus der Scheide, um im Fall der Fälle schnell reagieren zu können, ohne die Zeit nicht mit dem Ziehen der Waffe zu vergeuden. Resnec führte die Gruppe in eine Kammer, das mehrere Durchgänge besass. Die selbe Kammer, welche die Vision zum Vorschein gebracht hatte. Varro musste einen Augenblick überlegen, welchen Durchgang sie nehmen mussten, um in die grosse Kammer mit dem Altar zu gelangen.
Ohne lange zu überlegen durchschritt Resnec einen der Durchgänge. Skeptisch und doch stillschweigend folgten Varro und Azad ihm. Sie waren tatsächlich in der Kammer aus der Vision angekommen. Umgestürzte Säule, Schutt und Sandberge dominierte das Bild des Gewölbes. In der Mitte der Kammer stand ein Altar, auf dem das Objekt der Begierde lag. Mit weit aufgerissenen Augen eilte Varro hin, beinahe vergessend über die Wut an Resnec und der Gefahr in den anderen Kammern. Das Funkeln des roten Steins zog Varro in den Bann. Gedanken über mögliche Gefahren kamen nicht. Seine Finger kribbelten. Die letzen Minuten und
Stunden waren vergessen, als seien sie nie geschehen. Der Rubin strahlte eine Macht aus, die Varro nie zuvor von einem Schmuckstück gespürt hatte. Gedanken blitzen auf. Gedanken, was er mit all der Macht machen könnte. Kriege anführen. Reiche zerschmettern und eigene erschaffen. Doch konnte die Macht des Rubin so etwas tatsächlich bewerkstelligen? Varro nahm den Rubin an sich und hielt es sich vors Gesicht um es genauer anzusehen. Dafür zog er seinen Zwicker von der Nase, was er für gewöhnlich nie tat, und seine eisblauen Augen betrachteten den roten Stein. Der Boden fing an zu vibrieren. Erst
kaum merkbar, dann stärker bis es zu einem wahren Erdbeben entwickelte. »Was zur Hölle...?«, schrie Azad panisch auf. Sand und Mörtel rieselten von der Decke hinab. Die Wände bekamen Risse. Erst Fadendünn, dann so breit wie ein Daumen lang. Säule, die noch aufrecht standen, stürzten ein. So plötzlich das Beben begann, endete es auch. »Ist es vorbei?«, fragte Azad mit einem Ansatz von kindlicher Naivität. »Glaubst du das wirklich, Holzkopf?«, zischte Resnec ihn an. »Halt du dein Maul, Verräter«, zog Varro seine Waffe und hielt dessen Spitze in Resnec's
Richtung. Am hinteren Ende des Raumes war Zischen und Knistern zu vernehmen. Angst stand den Männern in den Gesichtern geschrieben. Varro fürchtete, dass Lucor nur der Anfang allen Übels war. Wenn es dem so tatsächlich sei, was soll noch alles kommen? Das Zischen und Knistern, das dem Beben folgte, war alles andere als ein gutes Zeichen. Die Wand bekam Risse und fing an zu bröckeln. Innerlich machte sich Varro bereit für das nächste Beben, das aber nicht kam. Stattdessen fiel die Wand in sich zusammen um ein rundes, schimmerndes Membran zu sehen, das so
gross war, dass vier Mann nebeneinander darin Platz finden könnten. Die Oberfläche des Membran schlug kleine Welle wie das Wasser an leicht böigen Tagen. »Was zur Hölle ist das?«, fragte Azad abermals. Anstatt einer Antwort zu erhalten, waren vom Ausgang dumpfe Geräusche zu hören. Dutzende, vielleicht hunderte. Aus dem Schatten des Einganges stürmten kleine, dürre Gestallten mit verhältnismässig grossen Köpfen hinein, kletterten über einander und stürmten auf die Eindringlinge ein wie eine Flut. »Goblins«, rief Resnec. Mit einem kräftigen Schwung erschlug
Varro den ersten dieser grotesk hässlichen Viecher. »Hast du noch von diesen feurigen Bällen?«, fragte Varro an Resnec gerichtet, während er dem einen Goblin den Kopf abschlug und einem anderen niederstach, eher der Kopf des ersten auf dem Boden klatschen konnte. »Verdammte Scheisse, nein.« Mit kurzen, aber um so heftigeren Hieben hielt sich Varro die Goblins vom Leib. Doch der Ansturm wollte nicht abreissen. Mit messerscharfen Klauen und gierig glühenden Augen fielen die Gestalten, die aus Fieberträumen geflohen zu sein schienen, über die Gruppe her. Grünschwarzes Blut spritzte
wie eine bizarre Serie von Fontänen. Ein Schauspiel, das von weitem spektakulär wirken mochte, aber man niemals in dessen Nähe sein wollte. Varro's Muskeln brannten wie Feuer. Seine Arme drohten bald zu erschlaffen. Trotz der kraftraubenden Schläge, Hiebe und Tritte konnte Varro nicht aufhören um sein Leben zu kämpfen. »Haltet Stand«, rief Varro seinen Gefährten zu. »Was glaubst du, was wir versuchen?«, brüllte Resnec zurück. Die Goblins drangen die Ranger Schritt für Schritt zurück, gefährlich Nahe des Membran. Ein Goblin rammte seinen Schädel in den
Bauch von Varro. Die Luft aus der Lunge gepresste, knickte Varro zusammen. Der nächste Kratze ihn am Oberarm und Wange. Er glaubte jeden Moment ins Gras zu beissen. Bisher dachte er immer, wenn er im Kampf sterben würde, dann mit Ehre. Doch wie die Sache nun lag, starb er ehrlos, wie ein nutzloser Versager, der noch nicht einmal merkt, wer Freund ist und wer Feind. Doch irgendeine Kraftreserve, die bisher in Varro geschlummert hatte, ergriff die Oberhand und lies ihn wieder in das Geschähen zurückkommen. Varro schwang sein Schwert noch kräftiger als zuvor. Stach präziser und verfiel dem Blutrausch. Er Schlug sich eine Schleisse
durch die Goblins,, bis die Zahl der angreifenden Goblins endlich abnahm. »Wir haben es gleich geschafft«, rief Varro seinen Gefährten Mut zu. »Nicht mehr viele, und die sind erledigt.« Mit dem letzten Schub an Kraft jagten die Ranger die letzten Goblins in den Tod. Varro stützte sich auf sein Schwert und schnappte gierig nach der staubigen Luft, die nach Blut, Tod und Verderben schmeckte. Seine Muskeln brannten unerträglich. Er war sterbensmatt. Am liebsten würde er sich auf den Boden legen und ein, zwei Tage durchschlafen. Früher war das für ihn nichts weiter als eine Aufwärmrunde. Doch heute war er
in einem Alter, in dem nichts mehr so war, wie einst. »Wo zur Hölle kamen sie her?«, wunderte sich Azad. »Ist doch egal«, entgegnete Varro matt, als er den Rubin wieder an sich nahm. »Hauptsache wir sind noch am Leben.« Das Zischen und Knistern von vorhin schob sich wieder in das Gehör der Ranger. Ein eisiger Schauder rann Varro den Rücken hinab. Im Eifer des Gefechts hatte er das schimmernde Etwas völlig vergessen. Er machte sich dran, das Membran näher zu betrachten. Kaum war er in dessen unmittelbarer Nähe, zog das Membran ihn hinein. Mit der ihm verbliebenen Kraft wehrte er sich gegen
den Sog, das ein Kribbeln an seinem ganzen Körper verursachte. Je mehr sich dagegen wehrte, desto mehr zwickte und zog es an seinen Sehnen und Muskeln. Mit einem, zum stummen Schrei verzehrten Gesicht verschwand Varro in dem Membran.
abschuetze Na prima. Hätten die nicht einfach gehen können? Aber nein. Erst das Membran untersuchen wollen. Ts ts ts ;) LG von Antje |
abschuetze ... und dachte, Frauen müssen immer alles antatschen :o |