Kurzgeschichte
Heimat ist, wo mein Herz schlägt

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"Beitrag zur Anthologie "Heimat-grenzenlos""
Veröffentlicht am 20. September 2015, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Schnief
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Über den Autor:

Kurzgeschichten nicht nur für Kinder und Erinnerungssplitter aus meinen Leben findet ihr auf meinen Profil.
Beitrag zur Anthologie "Heimat-grenzenlos"

Heimat ist, wo mein Herz schlägt

„Heimat ist, wo mein Herz schlägt“, warf der Gruppenleiter Jörg in die Runde, nachdem er etwas über Nächstenliebe erzählt hatte. „Wie meinst du das?“, will Kevin wissen. 

„Denk mal kurz nach“, erwiderte Jörg ihm. Es entstand eine kurze Stille bis sich Kevin wieder zu Wort meldete.

„Heimat ist für mich der Ort, an dem ich geboren wurde und aufgewachsen bin.“ 

„Denkt noch ein wenig weiter, sicher ist dies der Ort für euch und für die meisten Menschen, aber ist er auch der Ort für viele Menschen heutzutage?“, forderte er seine Gruppe der Firmlinge heraus.

„Klingeling, es hat geklickt“, quatschte Kevin in die Stille hinein. „Was hat bei dir geklickt? Oder hat es bei dir endlich geklickt, das Jörg die Nächstenliebe zu den Flüchtlingen meint, die zurzeit unser Land überschwemmen“, beantwortete ihn fragend Kathrin seinen Kommentar, den sie mal wieder für mehr als überflüssig hielt. 

„Die sollen doch bleiben, wo sie herkommen“, giftete Kevin zurück. „Kevin, stell dir vor, in deiner Heimat, dort wo du aufgewachsen, dich wohl fühlst, kommen plötzlich unmögliche Leute an die Macht, deine Familie würde

gefoltert, Familienangehörige erschossen, deine Frau verschleppt oder dein Bruder. Was würdest du versuchen, wenn du nicht in der Lage bist, dich gegen diese Leute zur Wehr zu setzen?“, kam es plötzlich über die Lippen, des sonst so schweigsamen Jonas. „Ich würde mir eine Knarre besorgen und die Kerle erschießen“, erwiderte Kevin, der vor lauter Wut ein rotes Gesicht bekam. „Woher bekommst du die Waffe? Du lebst in einem totalitären Staat, in dem ein Mensch nichts wert ist, schon gar nicht weibliche. Die sind noch weniger Wert als Tiere“, ereiferte sich Jonas. „Das sind doch alles Moslems, die gehen

mich nichts an. Außerdem kommt man immer an eine Waffe“, erwiderte Kevin inzwischen tiefrot. „Das sind doch auch Menschen“, warf Kathrin wütend ein, 

„Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben, in Freiheit leben und Unversehrtheit. All diese armen Leute, sie lieben ihre Heimat, genau wie du, denn ihre Familien leben dort. Gerade im Nahen Osten, wo die Islamisten die Welt mit ihrem Glauben überschwemmen und radikal die Andersgläubigen ausrotten wollen, kann ich verstehen, dass diese Leute sich schweren Herzen von ihrem Heimatort trennen und versuchen ihre Familien zu retten.“

„Ebenso kommen viele aus anderen Ländern Afrikas, nicht nur diese fanatischen Islamisten, auch andere Regierungen beuten das Land aus und treten die Menschenrechte mit Füßen und die Kriege zwischen den Ländern. Viele kommen auch aus Hungersnöten“, setzte Martin dazu. „Und dann kommen zwischen den Flüchtlingen auch noch die Scheiß- Islamisten her und beginnen hier ihren Terror und ihr werdet es dann sehen, ich habe dann meine Knarre“, ereiferte sich jetzt Kevin zusehends. „Immer mit der Ruhe Kevin, noch haben wir keine fanatischen Islamisten hier“,

versuchte ihn Jörg zu beruhigen, doch Kevin stellte direkt eine Gegenfrage. „Woher willst du denn das wissen, die haben es sich ja nicht ins Gesicht tätowiert, alle leben nach Allahs Vorstellung, sonst beißt ins Gras!“

„Das weiß ich auch nicht, aber die Flüchtlinge kommen doch eher aus den Gründen, die Kathrin und Martin und Jonas anführten. Alle diese Menschen sind genauso heimatverbunden wie du, lieben ihre Heimat. Weil es unerträglich wurde, mussten sie alles zurücklassen und konnten nur das Wenige mitnehmen, was sie auf dem Leib trugen“, entgegnete ihm ganz ruhig Jörg. „Das sagst du, mein Vater sagt aber was

ganz anderes. Es wären inzwischen dermaßen viele jetzt dabei, um hier bei uns das goldene Land zu finden, nur weil sie gehört hätten, hier würde Milch und Honig fließen und …“, beharrte Kevin.

Es entbrannte eine heiße Diskussion, wobei doch die Armut und das Elend der Menschen in den Krisengebieten hervorgehoben wurden.

Schließlich schrieb man Stichworte auf Kärtchen und pinnte diese an eine Pinnwand. Krieg aus Macht und wegen der Bodenschätze, Glaubenskriege, Unterwerfung des Volkes und Ausbeutung, Verfolgung und Vertreibung von Minderheiten oder ganzen Stämmen, Hungersnöten durch

Dürre, Krankheiten, Heimat, Glaube, Hilfsbereitschaft, Asyl, Angst, Verbrechen, Gedankenlosigkeit, Spenden, Nächstenliebe. 


„Kriege egal aus welchen Motiven, ob es Machthungrige wegen der Bodenschätze oder wie die zurzeit in den Medien der besonders hervorgehobene Glaubenskrieg der Islamisten, die Dürreperioden mit den großen Hungersnöten und um sich greifende Krankheiten veranlassen die Menschen zur Flucht. Daher verlassen sie die Heimat, ihre Häuser und Höfe sicher schweren Herzens, denn es gilt vor allem für sie, das Leben ihrer eigenen

Familien zu retten. - Sie machen sich auf, setzen sich in seeuntaugliche Schiffe und versuchen das rettende Ufer zu erreichen. Doch die Länder, an denen sie landeten, sind inzwischen nicht mehr in der Lage, diese Massen von Flüchtlingen aufzunehmen und so werden sie nun in den Europäischen Ländern verteilt. – Wegen der starken Masse an Flüchtlingen kommt es leider manchmal bei einigen Menschen hierzulande zu Angst und Gedankenlosigkeiten gegen diese Armen. Dabei wollen sie nur ihre Familien und sich selbst in Sicherheit wissen. Wir können ihnen nur helfen, wenn wir ihnen unsere Nächstenliebe

anbieten und versuchen, sie in unsere Gesellschaft zu integrieren. Unsere Heimat ist zwar auch kein Land, in dem Milch und Honig fließen, aber wir können zusammenrücken, um gemeinsam die Angst vor allem Fremden zu verlieren und ihnen eine neue oder vorläufige Heimat zu geben. Vielleicht können diese Menschen dann eines Tages sagen „Heimat ist, wo mein Herz schlägt“, denn dies schafft allein nur unsere Nächstenliebe!“, fasste Jörg zusammen und beendete mit diesen Worten den Unterricht.

Dies ist ein Beitrag zum Spendenbuch, die Anthologie von der Autorengemeinschaft MyStorys, welches unter dem Titel "Grenzenlose Heimat" beim Karina Verlag als Taschenbuch  im Frühjahr 2016 erschien.

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AngiePfeiffer Das Thema ist immer wieder aktuell, leider. Du hast hier eine tolle Geschichte gezaubert.
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Angie,
Leider, solange es Krieg und Menschen verfolgt werden. Danke dir herzlich.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Ich finde es sehr gut, liebe Manuela, dass du über dieses schwierige Thema geschrieben hast. Sicher ist es für uns nicht alles so einfach zu beurteilen. Aber wenn sie zu Abertausenden aus ihren Ländern vor Krieg oder Terror fliehen, können wir reichen Länder nicht so tun, als ginge es uns nichts an.
Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Fleur,
Da gebe ich dir recht und ich hoffe, dass nicht langsam die reichen Länder ihre Türen schließen.
Danke dir herzlich für alles.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
SaenaPJ Heimat ist dort wo Wurzeln Fuß fassen können
wo sie sich frei entfalten können
ohne dem Nebenan zu erdrücken
Heimat ein Ort um Miteinander zu Leben

liebe Grüße Petra-Josie
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Petra-Josie,
Da gebe ich dir recht, wie du es in deinen tollen Zeilen wieder gibt's.
Danke dir herzlich.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre das ist wahr...das mit der Heimat
empfinde ich ebenso....eine tiefsinnige Geschichte
die mir gut gefällt....
Herbstgruß an dich
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Feedre,
Freue mich sehr, das dir die Geschichte gefällt und danke dir herzlich für alles.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte eine sehr schöne aktuelle Geschichte die mir sehr gefällt liebe Manuela
Liebe grüße an dich Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Brigitte, es freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefiel und ich danke dir herzlich.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
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