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Gedanken-Flüchtlinge - Ernst aber nicht hoffnungslos

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"Gedanken-Flüchtlinge - Ernst aber nicht hoffnungslos"
Veröffentlicht am 20. September 2015, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht: Der Winter ist ein Bösewicht, die Bäume tragen Schneegewicht, die Stämme sind kahl und so schwarz wie ein Pfahl, die Felder sind weiß und auf dem See liegt Eis. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.
Gedanken-Flüchtlinge - Ernst aber nicht hoffnungslos

Gedanken-Flüchtlinge - Ernst aber nicht hoffnungslos

Gedanken

... eines Schreiberlings zum Sonntag – Flüchtlinge. Harte Zeiten in zunehmender Kälte.

Und dabei meine ich auch die emotionale. Wer sich "umfassend", das heißt, multimedial informiert, dem schwirrt der Kopf. Es bleibt einem kaum Zeit, all das Gelesene und Gehörte zu verstehen. Die Widersprüche sind nicht zu überlesen und zu überhören. Es sind wahre Fluten an Informationen, Halb- und Ganzwahrheiten, so viele, die so viel und noch mehr (und manchmal rein gar nichts) zu sagen haben. Über die Art und Weise mit dieser menschlichen Katastrophe umzugehen, mag man genauso geteilter

Meinung sein wie über die Inhalte der Botschaften. Manchem schwillt auch der Kamm, sie schwenken Fähnchen, schwere Fahnen, reichen Brot und Wasser und werfen mit selbigem.

Dabei verschwindet der Einzelne im Ozean. Sei es der einzelne Flüchtling, der einen oder tausend Gründe für seinen Weg aus seinem Leben hat. Sei es der einzelne Helfer, der ohne die anderen nichts bewirken könnte (gäbe es keine Flucht, bräuchte es keine Fluchthelfer). Sei es der einzelne links und rechts von der mehrheitlichen Einstellung. Sei es der einzelne Staat, dem sichtbare und unsichtbare Zäune aus purer Not eingerissen werden. Für den Einzelnen ist es nicht leicht, in dieser

Zeit eine eigene Sicht zu finden, eine Herzenseinstellung, ein rationales Gewissen, eine eigene Meinung. Da ist es leichter, mit einem Strom zu schwimmen, den man sich aussucht. Das ist die eigene Verantwortung. In diesem Wort steckt die "Antwort" gleich mit drin: der eine entscheidet sich, offen im Herzen zu sein für die Hilfsbedürftigkeit, der andere verschließt es gegenüber dem Leid. Und die dritte "Fraktion" ist hin- und her gerissen. Zwischen Angst und Sorge um das Leben der Menschen, die hinter dem Flüchtlingsstrom stehen, weil die Bilder des Leids nicht aus dem Kopf gehen wollen, weil die Unmenschlichkeit mancher Zeitgenossen wütend macht, weil man als Einzelner macht- und hilflos ist gegenüber der Welle, die über

ihm zusammenbricht. Empathie ist die Fähigkeit und Bereitschaft, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen, und mit Mitleid, Trauer, Schmerz oder Hilfe auf den Anderen zu reagieren. Das fordert von mir als Mensch alles! Das fordert von Manchem mehr als er geben kann. Mir tun die Menschen fast mehr leid, die nicht erkennen können ... Doch, was tun? Zäune und Mauern wieder errichten, den Kopf in den Sand stecken? Das "Problem" aussitzen, weiterreichen? Torpedos in die Gesellschaft treiben? Meiner Meinung nach gilt jetzt - wie selten zuvor - Eines: Zusammenhalten. Solidarität, so oft beschworen, wenn es ums Geld ging,

auch auf Menschen auszuweiten. In der "Griechenlandkrise" war der Kurs schneller abgesteckt, als sich die Krise für den Einzelnen bemerkbar machte. JETZT zaudern viele, schotten sich ab, zweifeln, ob man "die Flut" stoppen, umlenken oder ihr wenigstens Herr werden kann. Und mancher schaut in sein Portemonnaie, ob noch alles drin ist, statt zu fragen: habe ich etwas übrig ... übrig für Menschen, die aus vielerlei Verzweiflung ALLES aufgeben, ALLES riskieren, um ein Leben zu retten. Ihr eigenes. Europa rühmt sich "Weltmarktführer" zu sein, zumindest die Gewinner der Solidarität. Europa rühmt sich, eine Spitzenposition im Weltengefüge einnehmen zu können. Europa - ein Suppentopf mit 28 Zutaten, der solange

jedem schmeckt, wie die Schöpfkelle den eigenen Teller füllt. Dieser Topf sorgte bislang für volle Bäuche. Ein Nachteil: der volle Bauch studiert nicht gern. Man verharrt in seinem Wissen, in seiner Haltung, in seiner Geschichte. "Tu Wasser zur Suppe, dann werden alle satt", dem Geschmack schadet es nicht. Denn Tausende im Mittelmeer versinken zu sehen, lässt mich in Scham versinken. Tausende hinter NATO-Stacheldraht verzweifelt Rufende verursachen mir einen Tinitus, der mich nicht schlafen lässt. Zehntausend Kinder, die auf manchmal nackten Füßen Tausende Kilometer über unbekannte Wege in eine noch unbekanntere Zukunft getrieben werden, nur um dann an den Grenzen der Menschlichkeit abzuprallen -

manches Kind wird ein Symbol, aber nicht erwachsen. Die Zeiten, in denen WIR tatenlos zugesehen haben, wie Menschen zum Spielball der Kriegsparteien wurden, sind vorbei! Die Zeiten, in denen das Leid der Zivilbevölkerung durch eine Mattscheibe von uns getrennt war, sind vorbei! Die Zeiten, in denen wir uns ungezwungen und frei bewegen konnten, sind vorbei! Man kann nicht wegsehen, weghören, wegfühlen ... Man kann und muss etwas tun! Da sind dann Jene gefragt, die eine Antwort geben können, weil sie die Verantwortung tragen - für das Wohl und das Wehe aller Menschen. Die Politik, oftmals Schauplatz von Eitelkeiten, Spielplatz der Strategen, Marionetten ihrer eigenen Kreuze haben das

Heft in der Hand. Sie müssen die richtigen Entscheidungen treffen und die Verantwortung für ihr Versagen tragen. Sie haben versäumt, alle Europäer in das gleiche Boot zu setzen. Dieser fatale Fehler sorgt für Unfrieden, für falsche Beladung des Rettungsbootes, das dadurch dem Kentern näher ist als der Tragfähigkeit. Wir erschrecken über die übervollen Flüchtlingsboote, die manchmal nicht mehr sind als Nussschalen im Strom der Gezeiten. Aber Europa - um im maritimen Bild zu bleiben - hat bislang allen möglichen Stürmen und Flauten, allen Winden und Wassern standgehalten. Und dafür Lob und noble Preise gerne entgegen genommen. Jetzt heißt es die Rechnung des Wirtes zu begleichen: mit Menschlichkeit statt Kalkül, mit

Herzenswärme statt Temperaturreglern, mit Empathie statt Heuchelei. Der Märchen-Sommer ist Geschichte, das nächste Kapitel heißt Herbstzeitlose. Sie blüht im Verborgenen, am Wegesrand. Sie kann heilen oder vergiften, je nach Dosis und Verwendungszweck. Mir bleibt die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet. Für dich, für mich und alle anderen ..

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Über den Autor

KatharinaK
Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht:
Der Winter ist ein Bösewicht,
die Bäume tragen Schneegewicht,
die Stämme sind kahl
und so schwarz wie ein Pfahl,
die Felder sind weiß
und auf dem See liegt Eis.
In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.

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FLEURdelaCOEUR 
Liebe Katharina,
ein sehr gut gelungenes Statement, dem ich voll und ganz zustimme! Ich finde, du hast genau die richtigen Worte gefunden, danke dafür! Deine Gedanken sind auch meine, wir fühlen gleich.

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Liebes Blümchen, diese Worte waren einfach da - und mussten raus. So sehr ich die Zustimmung erhofft habe, so viel Skepsis lösten sie auch aus. Ich danke Dir für Dein Lob, der richtigen Worte wegen.
Liebe Grüße,
Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Ich hoffe mit dir, und schließe ich mich auch Louis`s Worte an.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Liebe Manuela, seine Worte haben mich auch beeindruckt. Meine sind nur der Versuch zu verstehen ... liebe Grüße,
Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Sie fliehen aus der einen Hölle in eine andere, die doch hausgemacht ist von der Poltik und der Waffenindustrie. Im Grunde geht es doch nur um Ausweitung und Erhaltung von Macht und defacto sogar um Macht über die Gedanken und damit über die Köpfe der Menschen.
Was letztendlich die Menschen treibt, ihrem Land den Rücken zu kehren, läßt sich nie im Einzelnen ermitteln. Leidtragende sind oft nur die Kinder, denen diese Odyssee aufgezwungen wird.
Ich gebe Louis auch in allen Punkten recht und unterschreibe jedes seiner Worte.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Doppelt gemoppelt, aber nicht weniger Wahr, Bärbel. Danke für Deine Worte, liebe Grüße, Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Kann ich nix für. Aber Du kannst es löschen. Drück einfach das kleine Kreuzchen rechts. Natürlich das, wo Deine Antwort nicht steht.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Gedanken - Flüchtlinge..."
Mir aus der Seele gesprochen,
aber ich fürchte, dass dies bei weitem nicht alle so sehen werden.
Vor allem nicht diejenigen, die bei uns politische Verantwortung tragen.
Sie haben nicht einmal ansatzweise eine Lösung der sich bereits im Vorfeld abzeichnenden humanitären Katastrophe angedacht...
Die europäische Politik ist nämlich seit Monaten mit den allein schon übers Mittelmeer eintreffenden Flüchtlingen bereits heillos überfordert.
Den schwarzen Peter schiebt man Spanien, Italien und Griechenland zu, denn die sind ja für die südliche Außensicherung der EU zuständig, wie perfide...
Jahrelang haben diese höchst unfähigen Politiker das Thema
"Einwanderungsgesetz" und Hilfe zur Selbsthilfe vor sich her und damit die Verantwortung weit von sich fortgeschoben.
Dann sandten sie an die Flüchtlinge auch noch das völlig falsche Signal : ...Bei uns ist jeder willkommen... Wir brauchen Zuwanderung... ...Kommt nach Deutschland...
In völliger Verkennung der Lage und des Ausmaßes der Dimensionen, die diese Flüchtlingstrecks angenommen haben, solche Aussagen von elementarer Bedeutung zu machen grenzt bereits an debile Dummeit.
In Goethes Zauberlehrling heißt es dazu: ...Die Geister die ich rief...
Mal ganz davon zu schweigen, dass die Bürger im eigenen Land wieder einmal nicht informiert und auch nicht darüber aufgeklärt worden sind, wie diese Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und zu versorgen sind. Man drückt den Bürgern adhoc die Fakten einfach aufs Auge und appeliert im Nachhinein an die Hilfsbereitschaft der Deutschen, jetzt die Verantwortung zu übernehmen, die die Politiker bislang selber so gescheut haben, wie der Teufel das Weihwasser. Wo in aller Welt bleiben zudem die Aufklärungsergebnisse des Verfassungsschutzes, der doch diese heimtückischen Brandanschläge auf Asylantenunterkünfte aufklären soll? Man hört leider gar nichts von ergriffenen und rechtskräftig verurteilten Straftätern. Das stinkt förmlich nach NSU-Nicht-Aufklären-Wollens/Könnens... Und die Justiz wäscht wieder mal ihre Hände in Unschuld...
Eine Demokratie, die ihre demokratischen Errungenschaften nicht einmal gegen seine inneren Feinde verteidigen kann, taugt einfach nur einen Dreck...
Sie, die politisch Verantwortlichen haben stattdessen bis heute faktisch tatenlos zugesehen, wie sich im Syrienkonflikt in zunehmenden Maße eine neue islamfaschistoide Macht etabliert hat, die sich Islamischer Staat nennt, der die Bürger in den von ihm okkupierten Gebieten grausam terrorisiert. Genau so, wie es nun auch der einzig noch verbliebene arabische Diktator mit Hilfe russischer Unterstützung tut...
Und von daher sehe ich noch lange nicht das Ende
dieser schlimmen Odyssee für die betroffenen Menschen,
die weder in die Hände des IS, noch in die des Assad-Regimes fallen wollen...
Es wird wohl in Europa einen ganz heißen Herbst,
wenn nicht gar einen fürchterlich desaströsen Winter geben....
Und ob diese praktisch handlungsunfähige EU dieser Belastungsprobe überhaupt gewachsen sein wird, das wird bereits die allernächste Zukunft zeigen...
Louis
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Ich lese, Louis, Du hast mich verstanden und die "Lücken" in meiner Rede gefüllt - mit sachlichen Worten. Ich konnte und wollte nicht ALLE Aspekte aufgreifen. Eben nur jene, die meinem Hirn haben entfliehen wollen und können. Danke für Deine ausführlichen Worte, wir werden es erleben (müssen). Hier in Ungarn brodelt gerade die Luft wegen Kroatiens "Bankrotterklärung" und des nicht abreißenden Stromes. Liebe Grüße, Katharina
P.S. Ich lebe 10 Kilometer vom Stacheldraht weg - immer die Donau lang.
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Memory 
Dann hoffe ich einfach mal mit.
Daumen hoch für deine Worte.
Lieben Gruß Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
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