Wenn Frauen sich die Haare schneiden lassen
Elli sitzt auf dem Balkon
und
streift mit ihren Fingern
durch die neue Kurzhaarfrisur.
Und nichts ist so endgültig
wie eine Frau mit neuer Frisur.
Es bedeutet nichts Gutes.
Es bedeutet Krieg.
Es bedeutet Veränderung.
Es bedeutet Neuanfang.
Vor allen Dingen aber bedeutet es:
Ein Mann ist wieder alleine.
Ein Single wurde geboren.
Ein Alphamännchen
wütet wieder in unserem Revier.
Aber das Fatale daran ist
die Unausweichlichkeit der Tragödie.
Elli wird sich mit Freundinnen treffen
und ihre Sicht der Dinge erklären.
Freundinnen werden mit ihr weinen,
Männer werden denunziert.
Friseurtermine werden knapp.
Der Überschuss der Solo-Männchen
wird sich vervielfältigen
und die Kneipen werden zu
hormonverseuchten Balzhallen.
Die Frauen werden in geheimen Hinterzimmern Pläne schmieden.
Gegen die Kerle,
gegen die ganzen schwanzgesteuerten
Möchtegernintellektuellen.
Und ich werde bis morgens in
den Kneipen verharren,
mich volllaufen lassen müssen,
nach all den verschwundenen Weibchen Ausschau halten und
paarungswillig in einem Urinal verenden.
Das sind schlechte Aussichten,
sozusagen
wird das Ende der Zivilisation eingeläutet.
Der Weltuntergang ist nahe,
Sodom und Gomorrha sind spürbar.
Der ganze Sinn meines Lebens
wird in Frage gestellt.
Was werden ich machen,
was wird aus mir werden.
Es ist ein Desaster.
Oder sagen wir besser:
Es wäre ein Desaster,
wenn heute Abend nicht Bundesliga
laufen würde.