Ich saß einfach nur da und starrte mein Spiegelbild an. Ich weiß nicht wie lange ich dort gesessen hatte. Es hätten nur einige Minuten sein können, vielleicht waren es aber auch Stunden oder sogar Tage gewesen. Ich wusste es nicht. Doch irgendwann riss mich das Geräusch einer öffnen Tür aus meinen Gedanken. Wahrscheinlich suchten die Menschen vom Tempel nach Miku. Sie lag noch immer in meinem alten Kinderzimmer. Ich hörte, wie Schritte die Treppe erklommen und den Flur entlang gingen. Ein Aufschrei. So wie damals, als sie Mutter und Vater entdeckt hatten. Sie
hatten nun Miku´s leblosen Körper entdeckt. Langsam stand ich auf und sah ein letztes Mal in den Spiegel. Ich hatte noch immer diese dämonischen Augen. Doch in diesem Moment war es mir egal, denn diese Menschen hielten mich so oder so für einen Dämon, da passten diese Augen doch ganz gut. Ich trat aus dem Schlafzimmer meiner Eltern, als ich merkte, dass ich Mutters Kamm in der Hand hielt. Ich steckte ihn in die Tasche meines Haoris. Leise ging ich zu meinem alten Kinderzimmer. Mehre Männer und Frauen vom Tempel standen um Miku herum. Sie versuchten sie wiederzubeleben. Vergeblich. Es war genau wie damals. Nur dieses Mal würde
ich nicht davon laufen. Dieses Mal waren die die Opfer. Ich atmete tief durch dann sprang ich in den Raum und rammte dem ersten Priester mein Katana in den Rücken. Sein Aufschrei alarmierte die anderen. Jedoch trugen sie keine Waffen bei sich. Wie törich. Einer nach dem anderen fiel meiner Klinge zum Opfer, ganz egal wie weit sie versuchten zu laufen. Ihr Schicksal hatte sich bereits entschieden, als sie dieses Haus betreten hatten. Jeder Aufschrie, jedes verzweifelte winseln und flehen ließ mich immer mehr gefallen am Morden finden. Ich stand über der letzten Überlebenden, die sich in eine Ecke zu flüchten versucht
hatte. Es hatte ihr jedoch nicht geholfen. Sie weinte und flehte mich an sie zu verschonen. Ich lachte. Erst nur, weil ich es amüsant fand, dass sie tatsächlich glaubte ich würde sie gehen lassen, doch dann lachte ich immer lauter und unkontrollierter. Die Frau versuchte davon zu krabbeln. Abgrubt hörte ich auf zu lachen und mit einem Schwerthieb erschlaffte der Körper und Blut lief über die Holzdielen. „Nun sieh dir an was du gemacht hast. Wegen dir ist jetzt der schöne Boden dreckig“, schimpfe ich sarkastisch mit der Leiche.
„Was soll das heißen, er ist abgehauen?“, hörte Mizusu Chaos´ wütende Stimme. „Es, es tut uns leid, Boss. Auf dem Weg hierher, hat er sich losgerissen und ist abgehauen. Er ist wie vom Erdboden verschluckt“, erklärte eine ängstliche Stimme in Chaos´ alter. Sie hörte Schritte. Wahrscheinlich ging Chaos auf und ab und dachte nach. Mizusu überlegte die Tür ein spalt zu öffnen, tat es aber dann doch nicht. Zu groß war ihre Angst, dass Chaos sie entdecken würde und dann hätte sie ein Problem. „Mizusu?“, flüsterte eine ihr bekannte Stimme. Sie drehte sich um. In
der Tür nach draußen hockte Yuki. Er bedeutete ihr still zu sein und winkte sie zu sich. „Komm, wir verschwinden von hier. Die Typen sind verdammt gefährlich“, erklärte Yuki leise und zusammen schlichen sie auf den Überdachten Wegen am Haus entlang. Dabei sprachen sie kein Wort, waren dafür aber hoch konzentriert. Durch Mizusu´s Kopf rasten die Gedanken. „Wieso war Yuki hier? Warum sollte Chaos gefährlich sein? Oder war die Gastfreundschaft nur gespielt? „Verdammt! Was steht ihr hier noch rum? Findet ihn!“, befahl Chaos. Zecke und Flo verließen schuldbewusst den Raum. Chaos atmete tief durch und ging
im Raum auf und ab. „Wenn das wirklich sein Bruder war, konnte er ihn nicht einfach gehen lassen. Nicht jetzt, wo er so nah war. „Ach ja, sie ist ja auch noch da“, viel es dem Punk ein und er ging zu der Tür des benachbarten Raumen. Wieviel hatte sie gehört? Chaos schüttelte den Kopf und öffnete die Tür. Der Raum dahinter war leer. „Verdammt!“, schrie Chaos, da bemerkte er den Kamm, der auf dem Boden lag. Er ging zur Kommode und hebte das Schmuckstück auf. Ein Zahn war abgebrochen. Chaos fühlte heiße Wut in sich aufsteigen. „Es tut mir leid, an alle die denen ich geschworen habe nie wieder zu töten, aber sie hat einen
großen Fehler begangen“, entschuldigte sich der Punk im Stillen und trat auf den überdachten Holzweg vor dem Raum und sah auf den Garten. „Sie hat Mutter´s Kamm zerbrochen, das kann ich nicht dulden.“ Schwarzer Nebel stieg auf und schlang Chaos langsam in seine dunklen Arme. Er fühlte, wie sein Körper die Dunkelheit aufsog und wie diese andere Person in ihm erwachte.