Romane & Erzählungen
Elsa - Im Bann der Lilith 9

0
"Elsa - Im Bann der Lilith 9"
Veröffentlicht am 12. Oktober 2015, 68 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: Delphimages - Fotolia.com
http://www.mystorys.de
Elsa - Im Bann der Lilith 9

Elsa - Im Bann der Lilith 9

*

Am anderen Morgen, steht Bernd erst eine dreiviertel Stunde später vor der Tür. Als es klingelt, gehe ich eilig an die Tür. Das hört er von draußen. Dieser schwere hastige Schritt und dann öffne ich sie auch schon die Tür. Er sieht wie sich mein Brustkorb stark anhebt, so tief atme ich ein. Mühsam bringe ich, mit gebrochener, Stimme hervor: "Gott sei Dank, dass du da bist." "Ist etwas mit Merle?", stammelt er mit gebrochener Stimme. "Nein, du kommst nur so spät. Ich dachte schon es wäre was passiert" Nun atmet er

tief ein und sein Brustkorb hebt sich. "Nachdem es gestern alles so gut geklappt hat, habe ich mir gedacht, ich hole Merle nur zum Kindergarten ab. Ist sie etwa traurig?" Ich nicke. "Sie ist sehr bedrückt" "Da hätte ich wohl vorher anrufen sollen. Das ist nicht meine einzige Idee gewesen. Darüber unterhalten wir uns heute Nachmittag. Ist er auch wieder da?" Erschrocken starre ich ihn an. Alles gut... meine kleine Schnippe. "Wieso willst du das wissen?", frage ich ihn entsetzt. "Ich will wissen was er von der Idee hält. Vielleicht habt ihr ja auch schon was anderes

geplant." Als er endlich eintritt, kommt Merle ganz betrübt aus der Küche geschlichen. "Mama, komme ich jetzt zu spät?", murmelt sie traurig vor sich hin. "Schau mal wer da ist" "Papi" und ihre Augen strahlen wieder. Sie breitet ihre Arme aus und rennt ihrem Papi freudestrahlend entgegen. Und Papi fängt sie auf und schmeißt sie in die Luft. "Komm wir müssen los,. Papi ist heute etwas spät dran." "Und du machst dir schon mal Gedanken für einen schön gedeckten Kaffeetisch heute Nachmittag." "Ist das deine Idee auch wert?" "Es ist eine wundervolle Idee. Für Merle,

dich und Eric. Wie gesagt - wenn ihr nichts anderes vorhabt" Dann entschwinden sie, Merle und mein Mann auch schon meinen Augen. Was wird das wohl für eine wundervolle Idee sein? - Für Merle, dich und Eric - Diesen Satz beginne ich gedanklich auf meiner Zunge zergehen zu lassen. - Und Eric - Er scheint diese Beziehung gut zu heißen. Das macht mich glücklich. Das Glück beschwingt mich. Ich mach noch schnell etwas im Haushalt und dann gehe ich einkaufen. Einkaufen für eine schöne gemeinsame Kaffeetafel. Eine gemeinsame Kaffeetafel mit Merle, Bernd, Eric und

mir. Nach gut einer Stunde komme ich zurück vom Einkauf. Als ich die Tür zum Hausflur öffne, bietet sich mir ein Bild, dass es mit warm ums Herz wird. Eric sitzt da, auf der obersten der drei Stufen, die zu meiner Wohnungstür führen. Er sitzt da, den Kopf an die Wand gelegt und schläft. Er wird nicht einmal wach, als die Haustür derb ins Schloss fällt. Was mich zum Grübeln bringt. Wie soll ich ihn nur nach drinnen bekommen? Und als ich so an ihm vorbeihusche um die Wohnungstür zu öffnen und noch immer keinen Plan habe, wie ich ihn in die Wohnung schaffen kann, da schlägt er

plötzlich seine Augen auf. "Da bist du ja endlich", flüstert er mir völlig übermüdet zu. "Ja, ich war noch schnell was einkaufen. Heute Nachmittag wenn Bernd kommt, möchte er mit uns reden. Er hat wohl eine Idee und Überraschung für uns." "Aha" "Er wünscht eine schöne Kaffetafel für sich Merle, dich und mich." Obwohl er sicher sehr müde ist gibt er sich interessiert. "Da bin ich aber gespannt.", kann er nur erwiedern, dann schleicht er ins Bad. Da ich weiß, was gleich geschehen wird, ziehe ich mich in die Küche zurück und beginne schon jetzt alles für den

Nachmittag vorzubereiten. Dann entdecke ich eine ganz andere Seite an mir. Mitten am Vormittag beginne ich durch die Fernsehprogramme zu zappen, um schon bald an einer interessanten Tiersendung hängen zu bleiben. Auch diese ist bald vorüber und ich greife zu meinem Buch. Ausgestreckt auf der Couch lese ich gerade interessiert, als sich zwei starke Hände auf meine Augen legen. Oh, es scheint zwölf Uhr zu sein. "Eric", säusele ich. Dann schaut er mich auch schon strahlend an. "Heute auf der Couch?" Aber er zieht mich herunter. "Nein

davor" Mir ist es in diesem Fall vollkommen egal wo, hauptsache ich kann mich fallen lassen um mit ihm in einer tiefen sexuellen Begierde zu verschmelzen. Und wir genießen es Beide. Zu lange waren wir allein. Und dann kommt er wieder durch, der Gewohnheitsmensch, in ihm. Punkt zwei, wie gehabt, wenn nicht aufgehalten, geht es wieder unter die Dusche und dann sitzen wir erwartungsvoll am schön gedeckten Kaffeetisch. Als es um drei Uhr klingelt, renne ich zur Wohnungstür, reiße sie auf und erstarre. Wer ist denn das dort neben

Bernd? Eine blonde Frau. Etwa die Neue? Ich werde blass und habe das Gefühl als ob der Boden unter mir nachgibt. Wie ein Pudding scheint er unter mir zu schwanken. Ich bin nicht fähig etwas zu sagen. Ich stehe da mit offenem Mund und möchte doch so gern fragen, ob das seine Überraschung sei für Merle, Eric und mich. Ich kann es einfach nicht fassen. Ich finde es eine bodenlose Frechheit von ihm. Stattdessen beginnt Bernd das Gespräch. "Hallo Elsa, dass ist Sabine meine neue Partnerin. Sabine, das ist Elsa meine Nochehefrau." Dann streckt mir diese Sabine auch schon ihre Hand entgegen. "Hallo Elsa, schön sie einmal

kennenzulernen" Mit einem Ruck fährt die meine nach vorn, mit festem Druck umfasse ich die ihre und erwiedere: "Ganz meinerseits" Hoffentlich spürt sie nicht, dass es in mir so ganz anders aussieht. Wütend stapfe ich den Beiden voran in die Küche und fahre Eric an, "Wir brauchen noch ein Gedeck", obwohl er gar nichts dafür kann. Gereizt lasse ich mich auf einen Stuhl neben Eric fallen. Zuerst betritt Bernd die Küche. "Hallo Bernd, schön dass du uns heute wieder beehrst! Und auf deine Überraschung bin ich schon sehr gespannt." Meine Nerven sind auch gespannt - und

zwar wie Drahtseile. Dann betritt sie auch schon die Bildfläche. "Ach und du bist sicher der Eric. Hab schon viele nette Sachen über dich gehört. Ich bin die Sabine" und streckt auch ihm ihre Hand entgegen. Eric tut es ihr gleich und lächelt sie freundlich an. Ich bin innerlich am platzen. Was bildet sich dieses Frauenzimmer nur ein. "So gereizt, mein Fräuleinchen? Und das ohne einen guten Tropfen." Ich bin gerade am tief Luft holen, als Eric mir seinen Arm um die Schulter legt und mir den Wind aus den Segeln nimmt. Auch Sabine scheint nicht sonderlich erfreut zu sein. Mit einem: "Du hast mir gestern Abend etwas versprochen", spricht sie

Bernd mit zorniger Stimme an. Und was hab ich darauf geantwortet? "Wenn sie mir eine Chance gibt" Sabine verdreht die Augen. "Hat sie denn etwas unnettes getan?" "Sieh sie dir doch mal an" "Gut" und Sabine tut wie ihr geheißen. "Und was siehst du?" "Eine verliebte Frau" "Du kennst sie halt nicht so wie ich sie kenne." "So?" "Sie ist angespannt und auf Konfrontation aus." "Und Eric versteht es ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen" Eric setzt sogleich sein verschmitztes Lächeln

auf. "Du aber auch", murmelt Bern vor sich hin. Und Merle steht noch immer, traurig blickend, in der Küchentür. Schweigend geht sie auf ihren Papi und Sabine zu. Dann schaut sie zu ihrem Papi auf und fragt wie immer: "Streitet ihr euch jetzt?" "Nein mein Schatz", dann streichelt er ihr liebevoll über ihr Haar, "Jetzt reden wir über die Überraschung, die wir für dich, Mama und Eric haben. Ich hoffe du freust dich darüber." Merle ballt ihr kleinen Hände zu Fäusten, reißt ihre Ärmchen hoch und strahlt ihren Papi

an. "Schieß los, damit ich es dir sagen kann.", zwitschert sie in die Stille. "Sabine und ich haben uns gedacht, dass wir deine Einschulung bei uns im Garten feiern. Möchtest du das gern?", fragt er, zu ihr heruntergebeugt. Und Merle reißt ihre kleinen Ärmchen erneut hoch und schlingt sie ihrem Papi um den Hals. Strahlend brüllt sie ein lautes "Ja" in die Küche. Eric erhebt sich auch von seinem Platz und freut sich mit allen. Da stehen sie nun alle mitten in meiner Küche und liegen sich vor lauter Freude in den Armen. Dann schauen sie alle ernst auf mich. "Und warum kannst du dich nicht freuen?", fragen sie mich wie aus einem

Mund. Ich zucke nur mit den Schultern und antworte schnippisch mit einem: "Na wenn Merle es möchte, dann soll es so sein. Ich will ja keinem seine Freude nehmen." "Was ist denn los mit dir?", fragt nun auch noch Eric. "Nichts", antworte ich, noch immer stocksteif. "Na dann freu dich mal mit!" Würd ich ja gern, aber das blonde Frauenzimmer dort stört mich. Warum hat er sie nur mitgebracht? Sie hat mir die ganze Überraschung verdorben. "Sollen wir uns an etwas beteiligen?" "Lass man Eric. Kümmert ihr euch um die Schultüte und die Bücher. Allles

andere übernehmen wir." "Wir könnten aber noch für Getränke sorgen." "Du", melde ich mich mal wieder zu Wort. Habe damit sogar Erfolg und rücke wieder ins Blickfeld der sich Freuenden. "Dann eben ich." "Lange nicht geklaut was?" "Du denkst doch wohl nicht etwa, dass ich klaue?" "Nicht?" "Nein meinen Kumpels fällt des öfteren mal was vom LKW." "Wo ist denn da der Unterschied?" "Das nicht ich es war!" Jetzt wird seine Stimme aber drohend. "Und die zwei Flaschen für

mich?" "Die schon" "Also doch!" "Gut war ein Fehler, wo mir auch die Angst im Nacken saß. Ich wollte dir imponieren." "Pffff - imponieren" "Am Besten, wir bereden alles alleine.", sagt Eric und schon bin ich wieder ausgeblendet. Na sollen sie doch. Ich ziehe mich ins Wohnzimmer zurück und lege mich schmollend auf die Couch. Ich höre wie sie noch lange miteinander reden und plötzlich ist Stille in der Wohnung. Ich höre nur noch wie die Tür ins Schloss schnappt und dann sehe ich auch schon

Merle am Wohnzimmer vorbei, mürrisch in Richtung ihres Zimmers stapfen.


Dann baut sich Eric in der Wohnzimmertür drohend auf. Ich mustere ihn von oben bis unten. Breitbeinig und die Arme vor der Brust verschränkt. Das hat nichts Gutes zu bedeuten. "Was hast du dir nur dabei gedacht?" Oh, ist er jetzt wütend, das ich die Geschichte mit dem Klauen zum Besten gegeben habe? "Wobei?" "Uns diesen schönen Nachmittag zu vermiesen?" "Ich?" "Ja

du" Ich bin mir keiner Schuld bewusst und schaue ihn schmollend an. "Was hab ich denn getan?", frage ich ihn schnippisch. "Das fragst du mich? Du weißt es ganz genau!" "Nichts weiß ich!" Ach du liebe Güte, jetzt folgt die selbe Geste wie bei Bernd - er fährt sich mit der Hand durchs Haar. "Warum hast du dich so unmöglich betragen?" Achso er redet über etwas anderes als ich im Sinn habe. "Ich war schockiert!" "Worüber denn? Es war doch so

nett." "Dieses Frauenzimmer, welches mir den Mann genommen hat, hat sich hier mit hergewagt." "Aber sie ist doch nett." "Pfff, nett", schreie ich ihm entgegen. "Nun ist aber gleich Schluss mit Lustig." Ich zucke beleidigt mit den Schultern. "Und was sollte diese Demütigung vor deinem Mann und seiner Partnerin?" "Demütigung?" "Ja Demütigung. Oder wie würdest du das nennen?" Oh jetzt kommt er zu der Geschichte mit dem Klauen. "Weißt du überhaupt wie ich mich gefühlt

habe?" "Nein, aber du wirst es mir sicher gleich sagen." Just in diesem Moment, verzieht sich sein Gesicht zu einer versteinerten Fratze. Sein Mund wird schmal und schmaler, seine Kiefer malen aufeinander und seine Augen verformen sich zu kleinen Schlitzen. Er scheint ziemlich wütend zu sein. Wenn ich nur wüsste, was er hören will? "Tut mir leid", stammele ich und schaue ihn verlegen an. "Was hat dich nur so rasend gemacht? Lag es wirklich nur an der Frau?", fragt er mich grübelnd. "Weiß nicht", erwiedere ich mit der

Schulter zuckend.

Dann verschwindet er wortlos. Ist er wirklich so gedemütigt? Er ist schon eine Weile fort. Langsam mache ich mir Sorgen. Auch keine Spur von Merle. Ich so ganz alleine - das macht mich traurig. Vorhin, da war mir das egal. Aber jetzt, da sehne ich mich nach Gesellschaft. Es klappert in der Küche. Er räumt bestimmt auf. Sollte ich mich zu ihm begeben? Ich weiß es nicht. Ich trau mich nicht. Ich will ihn nicht noch mehr reizen. Dann rennt er durch die Wohnung, am Wohnzimmer vorbei. Dann höre ich wie er in meinem Schlafzimmer herumkrasempelt. Was sucht er nur? Und

das auch noch in meinem Schlafzimmer. Dann steht er plötzlich in der Wohnzimmertür, in der einen Hand eine Flasche Wein, in der anderen Hand zwei Weingläser. "Man hast du schwere Verstecke." "Tja" "Komm lass uns einen guten Tropfen trinken?" Ich bin nicht abgeneigt, zu lange habe ich schon Verzicht geübt. "Oh, gerne", säusele ich ihm entgegen. "Damit du etwas ruhiger wirst." "Ich bin ruhig!", sage ich drohend "Macht das der Anblick?" Nun frage ich mich welchen Anblick er meint. Den des sexi Typen dort in der

Zimmertür oder den der Flasche, welche er vor meinen Augen hin- und herschwingt. "Wovon?" "Na von dem guten Tropfen." "Hm" "Komm lass uns anstoßen."

Da bin ich nicht abgeneigt, springe auf und gebe ihm einen Korkenzieher. Und wenig später klingeln schon unsere gut gefüllten Gläser, welche dann auch noch unsere Hirne auf Kuschelmodus umstellen. Plötzlich drängt sich etwas zwischen uns. "Merle", rufe ich ganz aufgeregt. An mein Kind habe ich nicht mehr gedacht.

Liegt es wieder einmal am Alkohol? Oder an Eric? Oder ist es die Härte, oder auch Kälte, die sich um mein Herz gelegt hat "Darf ich auch mit kuscheln?", fragt sie uns und wir nicken ihr lächelnd zu. Meins wieder etwas eisig und distanziert, das seine warm und freundlich. Eric gibt ihr liebevoll einen Kuss auf ihre Wange und streicht über ihr Haar. Den hätte zwar lieber ich bekommen, aber der Anblick erwärmt mein Herz und ich beginne zu lächeln. Das scheint Eric nicht entgangen zu sein, denn im nächsten Moment wendet er sich zu mir und fragt: "Na Mona Lisa, auch einer gefällig?". Und schon hat er mich

in seinen Fängen und Merle auf seinem Schoß. Bei diesem langanhaltenden Zungenkuss schmelze ich dahin und bin gar nicht mehr eifersüchtig auf meine kleine Merle. Als er endlich von mir ablässt, nimmt er Merle und mich in seine starken Arme und kuschelt mit uns nach Merlemanier. Er scheint es zu genießen, holt nach was er so vermisst hat all die Jahre, wo er schon alleine lebt. Vor mir scheint ein Kind zu sitzen, dass einen diebischen Spaß an dem allen hat. Dann ist es auch schon Zeit zum Abendessen. Keiner redet mehr über das Vergangene an diesem Tag. Alle essen

stumm vor sich hin. Wir bringen Merle zu Bett und dann verschwindet er schon wieder. "Morgen machen wir mal einen sexfreien Tag und besuchen unsere Freunde mal wieder.", waren seine letzten Worte an diesem Abend und ich war wieder allein. Ich mache mir noch einen schönen Fernsehabend, trinke den Rest Wein und begebe mich dann auch zu Bett, um gleich tief und fest einzuschlafen

*

Ein fieser Traum quält mich. Ich wälze mich in meinem Bett. Schlafe - und befinde mich doch in einem realen Leben. Bernd lässt mich und Merle im Stich. Er steht vor uns mit zwei kleinen Koffern. Er will wieder in ein anderes Land. Mit ihm steigen dieses blonde Frauenzimmer und drei kleine Kinder ins Flugzeug. Gemeinsam winken sie uns zu, mit Merles Schultüte und dem Ranzen. Dann schließt sich die Tür. Dieses Flugzeug rollt an und ich sehe mit geweiteten Augen zu, wie es das, was ich am meisten liebe, einfach überrollt. Ich höre mich laut Eric schreien, falle aber

gleich wieder in einen tiefen Schlaf. Ich weine keine Tränen. Ich kann nicht. Meine Augen brennen. Aber es kommen keine Tränen. Ich werde immer dicker - das Wasser sammelt sich in meinem Körper. Menschen kommen auf mich zu und zerren an Merle. Ich bin kraftlos. Sie nehmen sie mir weg. Jetzt hab ich niemenden mehr zum lieben.


Schweißgebadet sitze ich aufrecht in meinem Bett. Was hatte das denn eben zu bedeuten? Sollte ich durch mein heutiges Benehmen alles verlieren, was mir lieb und teuer ist. Alle Menschen die ich mag ziehen sich von mir zurück oder fühlten sich

überrollt von meinem bissigen Benehmen Ich werde mich gleich morgen früh bei Bernd für mein Verhalten, gegenüber seiner neuen Partnerin, entschuldigen. Eric hat meine Entschuldigung ja schon mit einigen versöhnlichen schönen Stunden belohnt. War ich wirklich so schlimm? Aber ich will nicht in den tiefen Wunden herumbohren. Eine Entschuldigung muss genügen. Ein Blick auf meinen Wecker verrät mir, dass es schon seit zwei Stunden -morgen früh- ist. Ich lege mich auf die Seite. Es dauert eine Weile, eh ich wieder einschlafe, aber dann tief und fest, von keinen Albträumen mehr

gequält. Es kommt mir sehr kurz vor, aber in meinem Kopf schrillt der Wecker erbarmungslos. Ich fühle mich wie gerädert und krieche auch dementsprechend aus dem Bett. Irgendwie bekomme ich am heutigen Morgen nichts so recht auf die Reihe. Nur mühsam kann ich mich drehen und wenden. Ich fühle mich richtig schlecht. Ist es die Angst davor, mich vor Bernd so zu erniedrigen und mir eine Entschuldigung abzuringen. Soetwas habe ich noch nie getan. Jedenfalls nicht vor Bernd. Ich sitze auf meinem Küchenstuhl und versuche in Gedanken, Worte zu Sätzen zu formen, die einer

Entschuldigung gleichkommen. Es will mir einfach nicht gelingen. In meinem Kopf wird alles nur noch wirrer, je mehr ich darüber nachdenke. In meinen Gedanken gefangen überhöre ich sogar das immer wiederkehrende Klingelgeräusch an der Tür. Ich höre nur, wie Merle an mir vorbeiläuft und ruft: "Lass nur Mami, ich mach schon auf." Und dann steht er auch schon vor mir, mein Nochehemann "Bernd". Verwundert schaut er sich um. "Noch nichts fertig? Noch kein Tisch gedeckt? Was ist hier los? Hast du wieder getrunken?" Aufgeregt fährt er sich wieder mit seinen Händen durchs

Haar. "Keine Sorge, ich hab nur gegrübelt." "Worüber kann man denn so grübeln, dass man alles um sich herum vergisst?" "Über eine Entschuldigung." Jetzt schaut er mich verblüfft an. Ich weiß genau warum. Diese Seite erscheint ihm neu an mir. So kennt er mich einfach nicht. So hat er auch etwas zu grübeln. "Über eine Entschuldigung?" Er scheint sichtlich nervös zu sein. Er kann einfach nicht damit umgehen und seine Hände wandern wieder nervös durch sein Haar. Ich beginne zu stottern: "Du..., Du hast mich gestern so richtig überrollt. Meine Empfindungen sind Achterbahn gefahren. Ich konnte mit all dem nicht

umgehen." "Aber wieso denn das? Wir haben uns doch alle gut unterhalten und alles zur Einschulung genau abgesprochen." "Du verstehst mich nicht! In mir ist meine Gefühlswelt zusammengebrochen, als du mit deiner neuen Partnerin vor mir gestanden hast." "Aber sie gehört doch dazu!", zieht er seine Hände wieder durch sein Haar. "Ja schon, aber ich hab nicht damit gerechnet. Ich habe dich nur allein erwartet.", er schüttelt mit dem Kopf und schaut mich mit großen Augen an, noch immer durch sein Haar streichend. "Für dieses furchtbare Verhalten wollte ich mich bei dir und auch ihr

entschuldigen." "Elsa", kann er darauf nur antworten und schaut mich mit einem weichen Blick an. "So kenne ich dich gar nicht. Damit muss ich jetzt erst einmal klarkommen. Diese Worte aus deinem Mund." Dann löst er seine Hände aus seinen Haaren und umschlingt mich. Er drückt mich an sich, haucht mir einen Kuss auf die Stirn und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Er hat mich fest im Griff und scheint mich nicht wieder loslassen zu wollen. Es scheint ihn irgendetwas zu quälen. Ich kenne das Verhalten. Ein Auslandjob wartet auf ihn. Mein Traum! Wird es nun doch nichts mit der Einschulungsfeier bei ihm. Nicht nur er ist jetzt

verkrampft, auch meine Muskeln verkrampfen mehr und mehr. Ich fürchte mich, vor dem was gleich zu kommen scheint. Mit wässrigen Augen schaut er mich an. "Ich muss dir etwas sagen.", beginnt er zu reden. "Ein Auslandsjob?", frage ich ihn traurig. Er nickt nur und schaut betrübt nach unten. "Wann?" frage ich ihn provokant. "So interessiert?" "Ich hab heute Nacht davon geträumt." "Wie bitte?" "Du bist mit dieser blonden Frau, drei Kindern und zwei kleinen Koffer in ein Flugzeug gestiegen. Zum Abschied habt

ihr Merle und mir, mit einer Schultüte und einem Ranzen zugewunken." Zärtlich nimmt er mein Gesicht zwischen seine Hände, schaut mir tief in die Augen und sagt: "Keine Angst, ein paar Monate werden wir euch schon noch erhalten bleiben." Ich atme tief ein und aus, so dass sich meine Schultern sichtbar heben und senken. "Kündigungsfrist?" Er zieht seine Schultern nach oben und nickt mit einem Seufzen. "Wovor fürchtest du dich?", fragt er mich. "Sei ehrlich!" "Jetzt nicht mehr. Ich hatte Angst, dass du Merle was versprochen hast, was du

nicht mehr halten kannst." "Aber du kennst mich doch. Habe ich soetwas schon einmal getan?" "Ja! An dem Tag als du mir die Hiobsbotschaft überbracht hast. Merle hat so auf dich gewartet." Er schaut verlegen nach unten und wieder zieht er seine Hände durch sein Haar. Er schaut mich durchdringend an. Er scheint zu ahnen, dass ich noch mehr Ängste habe. Jetzt schaue ich ihn verlegen an, richte meinen Blick nach unten und trete von einem Fuß auf den anderen. "Was ist los?" "Ich fürchte mich vor der Zukunft. Fürchte, dass du uns fallen lässt und dich nicht mehr um uns

kümmerst." "Elsa ich würde nie von hier weg gehen, wenn ich nicht wüsste, dass du es packst. Eric wird dich dabei unterstützen. Ich werde hier alles zu euren Gunsten regeln." "Woher willst du das wissen?" "Was?" "Das mit Eric." "Wir haben gestern nicht nur über Merles Einschulungsfeier gesprochen! Er hat es mir in die Hand versprochen, das Schiff gut durchs Leben zu manövrieren." "Eric weiß es schon?" Verwirrt starre ich ihn an, mit aufgerissenen Augen und offenem Mund. Ich bin echt wütend auf Eric. Ich dachte, er war mir versöhnlich

gesinnt, dabei wollte er mich nur trösten, weil er etwas wusste, was mir noch fremd war. In mir kocht es. Warum hat er nichts gesagt? Bernd nimmt mich wieder in seine Arme. Unsere Köpfe ruhen jeweils auf der Schulter des Anderen. Ein schönes Gefühl. Ich würde ihn am liebsten für immer festhalten. Er soll nicht fortgehen. "Komm lass uns was essen und Merles Frühstück für den Kindergarten machen.", höre ich ihn neben meinem Ohr reden. Schon richtet er sich auf und lässt mich los. Ich stehe da wie ein begossener Pudel. Er beginnt den Tisch zu decken, dann schmiert er die Schnittchen für Merle

und schneidet einen Apfel in kleine Stückchen und verstaut alles in der Brotbüchse. Ich bin zu nichts zu gebrauchen. Bin so niedergeschlagen. Ich kann nicht mehr, als zu ihm sagen: "Kommst du jetzt zu spät zur Arbeit?" "Keine Sorge! Ich arbeite in Gleitzeit." Als Merle fertig ist ziehen beide von dannen. Und ich sitze wie ein Häuflein Elend am Küchentisch und grübele vor mich hin. Es klingelt. Ich gehe zur Tür und lasse Eric ein. Als er mich in den Arm nehmen will, drehe ich mich einfach von ihm weg und gehe schweigend vor ihm her, in die

Küche. Verwundert sitzt er mir am noch gedecktem Frühstückstisch gegenüber und schaut mich fragend an. Die Stimmung wirkt echt gedrückt, bis er sich aufrappelt und mich anspricht. "Was ist denn nun schon wieder los?" "Denk mal stark nach!" "Woher soll ich denn wissen, was dich bedrückt?", zuckt er mit den Schultern und scheint sichtlich nervös. "Ich habe heute etwas erfahren, was du schon wusstest." "Mein Gott, warum sind Frauen nur so kompliziert? Raus mit der Sprache!" "Bernd hat mir heute früh erzählt was er vorhat und was du ihm versprochen

hast." "Ach so" "Ach so?", werde ich jetzt lauter. "Was ist so schlimm an meinem Versprechen?", fragt er, mir tief in die Augen schauend. "Nichts! Ich finde es rührend von dir, mit uns gemeinsam das Schiff gut durch unser gemeinsames Leben manövrieren zu wollen. Aber darum geht es hier gerade nicht." "Nicht?" "Richtig" "Aber worum denn dann?" "Darum, dass du mir nichts gesagt hast. Ich stand heute früh da, wie ein kompletter

Idiot." "Quatsch" "Quatsch? Ich kam mir so elendig, so unwissend vor." "Du warst ja auch unwissend, weil du einfach den Raum verlassen hast." Ich starre ihn wortlos an. Woher nimmt der Kerl nur seine Arschruhe. Ich bin nahe am platzen und er? Er redet hier mit mir in einer Seelenruhe. Ich muss stark an mir halten um ihn nicht mit meinem Mundwerk total hinzurichten. Würde ich es überhaupt jemals schaffen? Ich hole tief Luft und versuche, mich ganz ruhig mit ihm weiter zu unterhalten, obwohl es tief in mir drinnen brodelt wie in einem

Vulkan. "Warum hast du es mir gestern Abend verschwiegen?", frage ich ihn und versuche dabei völlig entspannt auf ihn zu wirken. "Das war nur zu meinem Schutz!", sagt er mir, mit einem verschmitzten Lächeln auf seinem Gesicht. Ich hole noch tiefer Luft, aber es scheint nichts zu nützen. Am liebsten würde ich im das erste zu greifende Etwas an den Kopf schmeißen. Stattdessen, erhebe ich meine Faust und lasse sie auf den Tisch hernieder sausen. Ein Volltreffer! Tassen und Teller springen in die Luft um schon bald wieder klirrend auf dem Tisch zu landen. Und er schaut mich erschrocken

an. Jetzt laufe ich zur Höchstform auf und schreie ihm ein "Zu dienem Schutz?" entgegen. "Nimm doch nicht immer alles so ernst!" "Nimm doch nicht immer alles so ernst.", äffe ich ihm nach. "Genau" "Ich nehme es sehr wohl ernst, wenn ich außen vor gelassen werde." "Ich wollte es nicht vor Merle sagen. Ihr müssen wir es schonend beibringen." "Sie weiß es nicht?" "Nein, sie ist bald nach dir gegangen." Aber heute früh? Stimmt, auch da war Merle nicht dabei, als Bernd es mir sagte. sie war gerade im Bad. Ich atme erleichtert auf und lächle vor mich

hin. "Alles in Ordnung?", höre ich Eric fragen und sehe ihn strahlend an. Dann steht er vor mir seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben. "Jetzt Begrüßung?", will er von mir wissen und ehe ich antworten kann, sitzt er auf meinem Stuhl und ich auf seinem Schoß. Dann hat er mich auch schon in seinen Fängen und küsst mich leidenschaftlich und ich erwiedere diesen heiß und innig. Dann geht er wieder zu Bett und ich habe etwas ganz besonderes vor. Bis um zwölf habe ich Zeit. Ich fahre mit dem Bus in die Stadt und gehe in mein Lieblingskaufhaus, um einen Schlüssel für Eric nachmachen zu lassen und bin

um elf Uhr wieder zurück. Was wird er wohl dazu sagen? Sagen, zu meinem kleinenLiebesbeweis.

*

Meine Stimmung hat sich nach diesem Einkauf buchstäblich erhellt. Auch die Welt um mich erscheint viel heller. Heute werde ich mich mal nicht neben ihn kuscheln. Ich habe viele leckere Sachen eingekauft, während ich auf den Schlüssel warten musste und werde uns jetzt ein leckeres Mal zubereiten. Ganz nebenbei wandern meine Gedanken hin zu diesem Schlüssel. Ich möchte Eric überraschen. Aber wenn der Schlüssel dort so offen liegt? Man gut, dass ich ein kleiner Sammlertyp bin. Ich begebe mich auf die Suche nach einem passenden Kästchen. Da fällt mir das rote

Schmuckkästchen ein, worin das kleine Fußkettchen lag, welches Bernd mir von seinem vorletzten Auslandsjob mitgebracht hat. Hecktisch wühle ich in der Schrankwand herum. Irgendwo muss es doch sein. Die Zeit drängt und ich würde liebend gern alles aus den Fächern wischen, aber es geht nicht, es würde Eric wecken. Ganz unten in einem Schubfach werde ich dann fündig. Ein passendes Kästchen in grün fällt mir in die Hände. Fragend drehe und wende ich es in meinen Händen. Was war da nur drin? Egal. Ich verstaue schnell den Schlüssel darin und stelle das Kästchen mitten auf Erics Teller. Lächelnd schaue ich auf das Kästchen und vergesse Zeit

und Raum um mich. " Oh, hat dich die gute Laune wieder zurückerobert?", höre ich plötzlich Erics rauchige Stimme. "Ja" "Hat das einen Grund?" "Oh ja" "Und der wäre?" "Setz dich erst einmal hin. Ich habe etwas schönes für uns zu essen gezaubert." Eric setzt sich. Er schaut verwundert auf das Kästchen. "Ist das für mich?", schaut er mich fragend an. Seine Augen strahlen vor Freude. Oder ist es eher Neugierde? "Ja. Öffne es!", fordere ich ihn voller Neugierde, was wohl auch meine Augen

verraten, auf. Was wird er wohl sagen? Seine Augen leuchten. Voller Neugierde öffnet er die Schachtel. Verblüfft schaut er den Inhalt an. "Ein Schlüssel?", fragt er mich mit weit geöffneten Augen. Nervös rutsche ich auf meinem Stuhl herum. Weiß er nicht was ich ihm mit diesem Geschenk sagen möchte? Langsam werde ich aber echt stinkisch. Ich bemühe mich, ihm lächelnd eine Antwort zu geben. "Ja damit du immer in die Wohnung kannst, wenn ich mal wieder unterwegs bin." Er nimmt den Schlüssel und drht ihn immer und immer wieder vor seinem grübelnden Blick hin und

her. "Aha!" Will der mich aus der Reserve locken? Nur ein nichtssagendes "Aha" kommt über seine Lippen. Daraufhin reagiere ich schon etwas unwirscher. Ich stehe auf und baue mich, mit in die Hüften gestemmten Fäusten, vor ihm auf. "Weißt du überhaupt was ich dir damit sagen möchte?", will ich nun lautstark von ihm wissen. Er zuckt nur mit den Schultern und dreht weiterhin den Schlüssel vor seinem Gesicht hin und her. Ich hole tief Luft und will schon wieder laut auf ihn einbrüllen, als ich den funkelnden Blick in seinen Augen

bemerke. Diesen Blick, gepaart mit dem schelmischen Lächeln, der sie immer so an ihm faziniert. Doch wo ist sein Lächeln? Der Schuft ist gerade dabei mich ordentlich zu verarschen. Mit voller Wucht schnellt eine meiner Fäuste nach vorn, direkt an seine Schulter. "Aua", schreit er laut und ich schaue ihn herrausfordernd an. "Das wirst du mir sicherlich gleich sagen." "Das ist ein Liebesbeweis an dich, du Idiot." "Ah" Jetzt zeigt er es mir endlich - sein schönstes Lächeln. Mit einem Ruck zieht er mich auf seinen Schoß und hält mich in seinen Fängen und gibt mir einen Schmatzer auf den Mund. Entsetzt schaue

ich ihn an. Mein Blick scheint mich zu verraten und doch tut er nichts. "Lass uns erst einmal dein schönes Mahl zu uns nehmen.", höre ich seine Stimme an mein Ohr drängen. Enttäuschung macht sich in mir breit. Mehr fällt ihm dazu nicht ein. Bei dem Geschenk habe ich echt mehr erwartet. Schweigsam sitzen wir uns gegenüber und verzehren unser Mahl und in mir nagt der Kummer. Bis ich es nicht mehr aushalte und ihn über den Tisch hinweg frage: "Freunde oder...?", blinzele ich ihm zu. "Nichts oder, für heute haben wir uns einen Besuch bei unseren Freunden vorgenommen.", gibt er mir zu

verstehen. Was ist das nur für ein Tag? Nichts aber auch gar nichts will mir heute nach meinem Sinn gelingen. "Ich hätte mich für "Oder" entschieden.", lasse ich ihn wissen und er grinst über sein ganzes Gesicht. Mein Kopf platzt bald vor Wut und läuft rot an, doch ich füge mich, denn insgeheim sehne ich mich ja auch ein wenig nach unseren Freunden. Und schon bald begeben wir uns auf den Weg zu ihnen. Auf mir unbekannten Pfaden wandeln wir Hand in Hand zu unseren Freunden ins Assiviertel. Als der Spielplatz in Sicht kommt, schaue ich ihn fragend an und er

zuckt wie immer nur mit den Schultern, um schon bald darauf zu antworten: "Naja, ich hatte eben Angst, dass sie mich nicht annehmen würden, wenn ich wie du aus dem Nobelviertel komme. Seitdem du da bist, wurde ich eines besseren belehrt." Ich lächle ihn nur an. Erst jetzt wird mir bewusst, dass er schon immer aus dieser Richtung kam. Als ich so in meine Grübeleien verstrickt war, da hat uns auch schon jemand ins Visier genommen. "Na, kommter auch mal wieder. Haben schon gedacht, ihr wollt nichts mehr von uns wissen.", brüllt uns Flaschenkarli entgegen. "Wir hatten besseres zu tun.", entgegnet

ihm Eric. "Wart wohl inne Kiste wa?" Eric zuckt wieder nur mit den Schultern. "Elsa hat dich woll voll im Griff?" "Läufst jetzt so schnieke rum." "Wo haste denn deinen miefigen Mantel?" "Hat Frau wohl inner Mottenkiste entsorcht?" Aus allen Ecken kommen diese und auch andere Fragen auf uns zu. Mir schwillt die Brust und ich lächle in die Runde. "Und wir dachten ihr freut euch, wenn wir euch mal wieder für ein Stündchen beehren.", entfährt es uns fat zeitgleich. "Machen wa doch och.", flüstert Walburga, ihren Blick zu Boden gesenkt,

uns entgegen. "Wolltet uns nur mal son bisschen aufziehen, was?", fragt Eric in ihre Richtung. "Wo habter nur die janze Zeit jesteckt?", fragt sie mit ihrem Kopf schüttelnd. "Also wir hatten weit mehr zu erledigen als nur in der Kiste zu liegen." "Ach ja?", höre ich Walburgas eingeschnappt klingende Stimme. Ich setze mich gleich zu ihr um sie wieder versöhnlich zu stimmen. "Und denne kommter nur fürn Stündchen?" "Ja, dann kommt Merle aus dem Kindergarten." Walburga verzieht ihre Mundwinkel nach unten und schaut mich

traurig an. Ich lege meinen Arm um sie und verspreche, mich wieder öfters sehen zu lassen und schon dreht sie den Spieß um und ich befinde mich in ihren Fängen. Ich winde mich um dieser festen Umarmung zu entkommen. Ich suche den Platz nach Eric ab und da sitzt er mit Flaschenkarli und Containerkalle, in Männergespräche vertieft. Plötzlich erklingt neben mir Walburgas Stimme, die mich aus meinen Beobachtungen herausreißt. "Seiter valiebt?" Stolz nicke ich ihr zu. "Warum haste mir den Bullen wechjenommen?" "Habt ihr euch etwa auch geliebt?", frage ich sie entsetzt. Walburga zieht ihre

Schulter nach oben. "Ich ja." Ich sehe wie ihr eine kleine Träne die Wange herunter kullert. Ich schaue mit weit geöffneten Augen in seine Richtung. Nur unmerklich zuckt er mit seinen Schulern, als wolle er fragen was los sei. Ich streiche meine Haare immer wieder hinter meine Ohren, was bei mir ein Zeichen für Nervosität ist. Das entgeht ihm nicht und ehe ich mich versehe, sitzt er auch schon neben mir. "Ist was los?", will er von mir wissen. "Ja, sie liebt dich.", flüstere ich ihm zu, mit einer Augenbewegung, welche auf Walburga deutet. "Walburga?", fragt er mich kaum hörbar und fährt sich nervös mit den Händen

durchs Haar. Ich nicke dazu. Völlig geknickt verabschieden wir uns von unseren Freunden, viel früher als gedacht. Ich wage mir gar nicht Walburga ins Gesicht zu sehen. Zu sehr belastet mich ihre Beichte "Wir kennen sie doch beide. Du erst seit dem letzten Kneipenbesuch. Das ist doch nur ihr Hobby. Ich konnte doch nicht ahnen, das sie zu solch einem Gefühl fähig ist. Jetzt komme ich mir vor, als ob ich sie nur gebraucht hätte. Bisher habe ich immer gedacht, ich hätte ihr Freude geschenkt. Und nun? Ich komme mir nun so richtig schoflich vor.", beginnt Eric das Gespräch auf unserem Rückweg, dem mir bekannten. Und je mehr er ins

Jammern verfällt, um so mehr verwandelt sich mein großer starker Bulle in ein schuldbewusstes, zerbrechliches Öchslein. Je mehr ich versuche ihn zu trösten, um so mehr versinkt er in Selbstmitleid. Er zerbricht sichtlich an der Schuld, die er auf sich geladen hat, wenn auch nur unbewusst. Immer und immer wieder fährt er sich mit seinen Händen durch sein Haar. Wie nur konnte ich ihn aus dieser Sackgasse heraus helfen. Alle Beteuerungen meinerseits, das Walburga sicher schon darüber hinweg sei, halfen da nicht weiter. Eric begibt sich heute gleich auf den Nachhauseweg. Ich bin ganz allein daheim, doch ich wiederstehe dem guten

Tropfen, dem Wein. Das warten auf Merle, wird für mich zu einer Ewigkeit. Als sie dann endlich kommen, hat Bernd keine Zeit und verschwindet gleich wieder. Merle und ich verbringen unsere Zeit bis zum Abendbrot, jeweils allein. Dann schicke ich sie zu Bett und verabschiede den Abend mit einer Flasche Wein.

0

Hörbuch

Über den Autor

liebetraumfee

Leser-Statistik
6

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

134489
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung