Humor & Satire
eigentlich ist sie ja ganz positiv

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"eigentlich ist sie ja ganz positiv"
Veröffentlicht am 06. September 2015, 18 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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eigentlich ist sie ja ganz positiv

eigentlich ist sie ja ganz positiv

Eigentlich ist sie ja ganz positiv Eine wunderschöne blutjunge barbusige blonde Schönheit mit langem Haar, welches bis zu ihrem herrlich geformten Po reicht räkelt sich lasziv vor meinen Füssen. Sie schaut mich schmachtend an. Ich bin ihr Herr und Gebieter. Da werde ich von einem undefinierbaren Klappern geweckt, dass so gar nicht zu diesem tollen Traum passt. Unwillig schlage ich die Augen auf und blinzle in Richtung Tür. Ach Brigitte ist schon aufgestanden. Macht sie da etwa schon

Frühstück? Hoffentlich bringt sie mir nicht wieder alles durcheinander! Brigitte ist nämlich da immer so ein bisschen nachlässig und stellt mir das Geschirr manchmal so in den Schrank, wie es ihr gerade passt. Das gefällt mir gar nicht, denn ich habe da so meine Ordnung . So habe ich es ein Leben lang gehalten und meine Irmgard,die leider im letzten Jahr verstorben ist, wusste es wohl zu schätzen. Ja, mit meiner Irmgard kann es Brigitte leider nicht aufnehmen, obwohl sie eigentlich ganz positiv ist. Ich habe Brigitte durch ein Singleportal kennen gelernt und ihr nettes Lächeln hat

mir einfach gefallen. Mein Sohn, der das alles arrangiert hat, (ich kenne mich ja mit Computern überhaupt nicht aus) fand sie auch ganz hübsch, und hat die ganze Zeit die Korrespondenz für mich übernommen. Und so kam denn auch ein Treffen zustande. Sie sah sogar noch besser aus, als auf dem Foto, was ich ihr dann auch sagte. Natürlich habe ich auf ein Gegenkompliment gehofft, doch sie lächelte nur und bedankte sich. Das minderte doch gleich meine Sympathiegefühle für sie etwas. Doch nach mehreren Treffen, ich habe sie natürlich gründlich beobachtet und das

Für und Wider abgewogen, musste ich zugeben, das das Meiste an ihr doch positiv war. Und so habe ich sie auch dann mal mit in meine Parzelle genommen. Ja, meine Parzelle ist mein ganzer Stolz und jeder, der einmal dort war, bewundert sie und lobt mich, dass ich alles so gut in Schuss habe. Und das ist mir auch immer wichtig. Da gibt es nichts, was durcheinander wächst oder dass abgefallene Blätter da liegen. Nein, bei mir muss alles seine Ordnung haben. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es schon ein Viertel nach 8 Uhr ist, und das ist für mich schon spät. Also schnell

aufstehen und nach dem Rechten sehen, ehe Brigitte größere Schäden anrichtet. Der Frühstückstisch ist schon gedeckt und erwartungsvoll lächelt mich Brigitte an. Ich weiß genau, dass sie jetzt ein Küsschen oder Ähnliches erwartet, aber so auf Bestellung geht das ja gar nicht. Überhaupt ist sie wohl ziemlich liebebedürftig. Hat wohl in der Kindheit zu wenig davon erfahren. Aber ich kenne das auch nicht. Bei Irmgard und mir ist das alles ziemlich sachlich von sich gegangen. Brigitte muss aber immer mal meine Hand streicheln, oder sie versucht mich aufzuheitern. Aber wenn sie das mitgemacht hätte, was ich in den letzten zwei Jahren durchlebt habe,

würde sie auch nicht mehr lächeln. Aber ich sage mir dann, dass es eigentlich ein positiver Zug von ihr ist. Doch es geht mir trotzdem manchmal auf den Geist. Mein Blick schweift über den Tisch und ich muss sagen, da habe ich nichts dran auszusetzen. Sogar die Servietten hat sie kunstvoll drapiert. Na ja, sie kommt ja aus der Gastronomie. Da muss man das ja können. Während des Frühstücks frage ich Brigitte, wann sie denn gedenkt, die Zelte hier abzubrechen. Ich meine natürlich uns beide, da sie ja kein Auto hat, ist sie auf mich angewiesen. Denn

von hier aus fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel. Sie sagt, dass sie noch ein wenig Sonne tanken wolle, die gerade durch die Wolkendecke bricht und meint, dass wir doch gegen Mittag hier aufbrechen sollten, und unterwegs einen netten Landgasthof aufsuchen, um einen schönen Abschluss zu haben. Ich muss sagen, dass sie manchmal ganz gute Ideen hat. Wie gesagt, wieder ein positiver Zug. Schön, dann kann ich ja alles hier in Ruhe einpacken. Nach dem Frühstück macht Brigitte immer gerne ihr Rätsel, was ich überhaupt nicht verstehe. Man könnte die Zeit doch viel effektiver nutzen. Ich jedenfalls fange schon mal

an, die Sachen zusammen zu packen. Denn ehe nicht alles fertig ist, habe ich keine Ruhe. Sie indessen hat ja wirklich die Ruhe weg. Sitzt einfach da, während ich mich hier abrackere. Wenigstens hebt sie einmal den Kopf, während ich die Liegen, die immer noch auf dem Rasen stehen, zusammenklappe und fragt doch ganz scheinheilig: „Kann ich dir helfen Hermi?“ Ne,ne, das lässt dann mein Stolz auch nicht zu. Ich mache mir meinen Kram ganz allein. Die Kühlschränke habe ich nun auch schon leer gemacht und alles in kleinen Kühlboxen verstaut. Die müssen ja nicht laufen, wenn ich nur alle drei Tag hier bin. Kostet ja alles Strom.

Aus dem Radio höre ich gerade Helene Fischers Hit „Atemlos“, was mich daran erinnert, dass ich doch mal eine kleine Pause einlegen könnte. Ich nehme mir eine Zeitung und setze mich zu Brigitte, die ihr Gesicht zur Sonne gestreckt hält. Diese blendet mich aber zu sehr. Und so fahre ich schnell die Markise aus, woraufhin Brigitte in einen Schrei ausbricht: „Hermi, ich habe gerade die Sonne genossen. Ich mache ihr klar, dass die für meine Augen schädlich ist und ich mich jetzt erholen will. Im Radio bringen sie gerade meinen Lieblingssong und ich drehe das Radio

auf volle Lautstärke, da ich mein Hörgerät ja schon verpackt habe. Und was macht Brigitte? Springt auf und setzt sich demonstrativ an den Tisch auf dem Rasen, an dem ich doch schon die Stühle ran gestellt habe. Sie nimmt sich einen Stuhl, rückt ihn in die Sonne und setzt sich doch ohne Sitzkissen drauf. Nein, das geht ja nun gar nicht. Hier bei mir herrscht Ordnung. Ich lasse mir doch nicht nachsagen, dass ich sie auf dem Plastik habe sitzen lassen. Doch wie ich mit dem Sitzkissen komme, und sie auffordere wieder aufzustehen, blitzt sie mich bitterböse an. Anstatt mir dankbar zu sein. ---------Verstehe einer die

Weiber. Ich beginne wieder einmal daran zu zweifeln, dass sie die Richtige ist. Nach einer Weile steht sie auf, um sich Sonnencreme und einen Block zu holen. Den hat sie immer in der Tasche, falls sie sich mal Notizen über irgendwas machen will. Sie schreibt ja auch Geschichten. Das verstehe ich nun überhaupt nicht. Ich kann nicht begreifen, dass man Gedanken einfach so zu Papier bringen kann. Überhaupt ist sie so ein bisschen verrückt. Bei den Bremer Stadtmusikanten spielt sie den Hahn. Das kann ich überhaupt nicht verstehen, dass sie sich in diesem Alter so

lächerlich macht. Ne, ne, da war doch meine Irmgard aus einem anderen Holz geschnitzt. Viel erdverbundener und nicht so verrückt. Während sie nun gerade mal weg ist, nutze ich die Zeit , um ihr einen anderen Stuhl hin zu stellen. Den finde ich persönlich viel gemütlicher. Man sackt da so schön drin ein. Brigitte kommt zurück und guckt auf den Stuhl. In ihrem Gesicht arbeitet es. Das nette Lächeln ist verschwunden. Doch sie setzt sich hin und fängt an zu schreiben. Was schreibt sie eigentlich da alles hin. Sie hört ja gar nicht wieder auf! Ein Einkaufszettel kann es ja wohl nicht

sein, so viel braucht sie nicht. Ich sehe, dass sie Seite für Seite füllt. Vielleicht schreibt sie sich ja irgendwas von der Seele, worüber sie sich geärgert hat. Denn ärgern tut sie sich anscheinen ja laufend über mich. Dass ich so lieblos bin, oder so ernst, oder zu pingelig. Und dass ich ihr nie etwas Nettes sage. Sogar an meiner Anzeige hatte sie etwas auszusetzen. Mein Sohn hatte rein geschrieben „Attraktiver liebevoller Mann“. Ich finde wirklich , dass ich attraktiv bin und Brigitte lacht mich deswegen aus. Das mit dem „liebevoll“ ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber mein Sohn sagt, das schreibt man so.

Brigitte schreibt immer noch . Interessieren würde mich das schon, was sie so alles schreibt, aber ich würde mir eher die Zunge abbeißen, als sie zu fragen. Ich bin doch nicht neugierig. Na, nun steht sie endlich auf und reckt sich ihren Rücken zurecht. Natürlich, das musste ja sein, um mir zu demonstrieren, dass ich ihr den falschen Stuhl gebracht habe. -------------Weiber eben. Wahrscheinlich macht sie sich jetzt auch daran ihre Sachen zu packen. Nein, sie sieht die Kühlboxen und fragt mich, warum ich das alles mit nach Hause nehme. Typisch Frau, keine

Ahnung vom Sparen. Dabei fällt mir ein, dass da ja noch ein Nudelauflauf drin ist. Den könnten wir eigentlich noch hier verspeisen, und können das Lokal sparen. Aber auch da hat sie wieder Gegenargumente von wegen „Abwaschen“ und so. So langsam habe ich nun wirklich die Nase voll von ihr und bin ganz froh, jetzt wieder nach Hause zu dürfen. Die ersten zwei Tage mit ihr waren ja noch ganz harmonisch. Aber jetzt reicht es auch. Eigentlich wollten wir beide ja in diesem Jahr noch für eine Woche irgendwohin in Urlaub fahren, doch das werden wir wohl lieber lassen.

Das würde nicht gut gehen. Nein, wenn ich da so an meine Irmgard denke ------ Da gab es nie ein böses Wort. Selbst den Seitensprung mit der Polin hat sie mir ohne Theater verziehen. Und diese Ehe dauerte immerhin fast 50 Jahre. Dafür besuche ich jetzt auch zwei mal in der Woche ihr Grab, und sie bekommt immer frische Blumen. Zugegeben , die hat sie früher nie gekriegt. Sie hat sich aber auch nie darüber beschwert. Ja, meine Irmgard kann eben keine ersetzen, obwohl Brigittes Art eigentlich ganz positiv ist. Ich bleibe jetzt doch lieber alleine.

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Friedemann 
Liebe Brigitte,
mit dieser amüsanten Geschichte hast Du mich ganz schön in die Klemme gebracht: Ich hatte sie heute früh bereits gelesen, aber keine Zeit zum Kommentieren gehabt. Vorhin wollte ich dies nachholen und nochmals lesen, doch habe ich bei dieser Lektüre meinen Augen nicht mehr getraut und dachte bereits, mir hätte am Morgen wohl der Restalkohol suggeriert, dass Dein Hermi diese Geschichte verfasst hatte. Erst als ich mich an das andere Titelbild erinnerte, stieß ich darauf, dass ich Dein „Ich hasse zänkische Weiber“ las und kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus.
Eine tolle Idee von Dir, dies reizvolle Geschehen von beiden Seiten zu schildern.

Liebe Grüße und herzlichen Dank fürs Lesevergnügen,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
... und gute Nacht.
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Vielen Dank lieber Friedemann. Ich freue mich wirklich, dass ich dich zum Grinsen gebracht habe, weniger natürlich dass ich Schuld daran bin an deinem Verstand wegen Alkoholmissbrauchs) zu zweifeln. (Lach ganz tüchtig) . Ja, diese Geschichte hat sich vor nunmehr 6 Jahren zugetragen und vieles ist noch passiert. Aber ich kann ja nicht alle Geschichten hier aufschreiben. Jedoch hat Hermi diese beiden Geschichten gelesen und für gut befunden. Er hat sogar gelacht. So brauche ich mir auch keine Gedanken um nachhaltige psychische Störungen bei ihm machen. Wir sind nämlich jetzt die besten Freunde. Ich wünsche dir noch einen traumhaften Abend Liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Liebe Brigitte, wie gut, dass ich diese umwerfende Geschichte noch gefunden habe!
Die ist einfach köstlich!
Ansonsten hat die Kornblume schon alles gesagt, was auch ich denke ;-)

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Vielen Dank liebe fleur, ich habe sie mal wieder raus gekramt. Sie war aus unserer ersten Zeit. Heute bin ich immer noch mit Hermi zusammen. Aber wir haben uns auf sehr gute Freundschaft geeinigt. Und das geht eigentlich, nachdem wir die letzten 4 Jahre mindestens ein Drittel davon verkracht waren, jetzt ganz gut. Ich habe gerade bemerkt, dass die zweite Version von dieser Geschichte aus meiner Siicht, die ich eigentlich morgen drin sein sollte, heute schon erschienen ist. Vielleicht habe ich da wieder etwas falsch gemacht. Aber wie es auch sei, vielleicht hast du Lust die auch noch zu lesen. aber jetzt erst einmal ganz lieben Dank für alles Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Ja isset denn die Möööchlichkeit, fast wäre mir doch dieser "Leckerbissen" durch die Lappen gegangen, liebe Brigitte. Ich habe mich köstlich amüsiert.
Und dir Hermi, kann ich nur u.A. raten: Warte mit den Blumen nicht so lange, wie bei deiner Irmgard, dann kannst Du vielleicht das "Eigentlich" vor dem Positiven weglassen ... oder sehe ich das etwa falsch, Brigitte?
Und das Cover: Zum Schießen! Eine schönere Hähnnin kann es nicht geben. - LG Fred
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Danke lieber Fred für den letzten Satz und überhaupt siehst du "eigentlich" alles richtig. Und das du die Geschichte auch noch Leckerbissen genannt hast, versöhnt mich wieder mit vielem. LG Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
niki013 

Wunderbar zu lesen liebe Brigitte
habe mich köstlich amüsiert ,,,,,

Schmunzelgruss aus Wien
dieNiki
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Danke liebe Niki, schön von dir zu hören. Und ich grüße dich aus dem fernen Bremen. LG Brigitte
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KaraList Das ist ja eine köstliche Geschichte. Mann kann Frau eben auch auf die Palme bringen, nicht nur umgekehrt.
Schmunzelgrüße,
Kara
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