Prolog
Die Sonne stand schon tief. Wir mussten uns beeilen, wenn wir es noch vor Einbruch der Dunkelheit über den Hang schaffen und ein Platz zum Lagern finden wollten.
Masser und Secunda, die beiden Monde, leuchteten immer Heller und die ersten Sterne zeigten sich auch schon.
Ein Seufzen entkam mir, als ich stehen blieb um wieder einmal auf Ramon zu wartete.
Sein Mantel war noch nass vom Regen, der uns in der Mitte des Tages überrascht hatte.
Die dicke Baumwolle hatte sich sofort voll gesaugt und das zusätzliche Gewicht machte ihn langsamer.
Ich fragte mich sowieso warum er mich begleitete. Nicht dass ich nicht froh war alleine reisen zu müssten, aber sein ewiges Gemecker ging mir schon langsam auf die Nerven.
„Wenn ich der Wirtin noch mal über den Weg
laufen sollte bringe ich sie um.“
Ich verdrehte die Augen. Da war es wieder. Gemecker.
„Ich weiß wirklich nicht warum du dich immer wieder beklagst. Gut. Der Pfad ist nicht besonders eben, aber sie hatte Recht. Wir Sparren uns einige Stunden.“ Ramon nuschelte eingeschnappt vor sich hin.
Seit einer Woche wo wir uns der Grenze zu Himmelsrand näher kamen wurde es kälter. Was nicht verwunderlich war. Das Nordland war nicht für seine tropischen Temperaturen bekannt. Das Gegenteil war der Fall.
„Warum bist du immer noch so voller Energie? Ich bin nass, mir ist kalt und mir tun die Füße weh.“
Ich seufzte wieder.
„Wenn du auf mich gehört und du dir ein Fell gefütterten Ledermantel mitgenommen hättest und nicht den dicken Wollmantel, hättest du
jetzt ein Problem weniger.“
Ramon war zwei Jahre älter als ich aber bemerken konnte man es nicht, dank seines Verhaltens. Das Weinerliche konnte mal ganz lustig sein, aber auf Dauer. Naja.
Er war Bretone genau wie ich. Wir kannten uns schon als ich krabbeln konnten. Der größte Unterschied zwischen uns war wohl meine Magische Begabung, die bei ihm so gut wie gar nicht vorhanden war.
Seine kurzgeschnittenen braunen Harre klebten wirr an seiner nassen Stern und er blickte mich mit seinem Herzerweichenden Hundeblick an.
Mitleid erfasste mich.
// Verdammt. Er wusste einfach wie er mich klein bekommt.//
„Na gut. Da hinten ist ein Wald. Lass uns sehen ob wir was Geeignetes finden um zu Lagern.“
So schnell konnte ich nicht Kucken, da hatte er mich eingeholt und lief dem Wald voller Elan
über die Anhöhe entgegen. Verdutzt versuchte ich schritt zuhalten.
//Wo war das Häufchen Elend hin was gerade noch fast zusammengebrochen wäre?//
Sein Köcher schaukelte hin und her. Er musste seinen Bogen öfters schultern, so eilig hatte er es. Ich tat es ihm gleich. Schulterte meinen Rucksack noch mal richtig und zog das Tempo an.
Mich erfasste auch langsam aber sicher die Sehnsucht nach einem Feuer und etwas zu essen im Magen zu haben, dass wir die Waldgrenze schnell erreichten. Davor blieben wir erst mal stehen.
In der Zeit ist es schon fast Nacht geworden und das Dunkel im Wald war alles andere als einladend.
Der Schatten von der Bergkette, die die Grenze von Himmelrand zeichnete, trug noch sein Teil dazu bei.
„Willst du kein Licht
machen?“
Ich zuckte bei der Anrede zusammen. Überlegend schaute ich zu meinem Reisegefährten. Nie konnte ich mit Bestimmtheit sagen ob es klug war, in der Wildnis ein Magierlicht zu beschwören.
Aufmerksamkeit wollte ich keine erregen. Besonders nicht wegen den Unruhen die im Moment herrschen. Die Kaiserlichen und die Nord schlugen sich gerade gegenseitig die Köpfe ein.
//Was dachten sich auch die Kaiserlichen? Dass das sture Kriegervolk ihnen und den Thalmor einfach ihr Land überlässt?//
Ich musste bei dem Gedanken schmunzeln. Als der Großkönig dann auch noch das Zeitliche segnete, höflich dargestellt, toppte ein Bürgerkrieg.
Das Volk war gespalten und genau in das Land wollte ich. Als ich das Ramon sagte, fragte er mich ob ich verrückt sei. Zu
Recht.
Er begleitete mich trotzdem und ich war mir sicher, dass mein altes Leben in Hochfels keinen Sinn mehr machte.
„Nun, es ist glaub ich besser wenn ich kein Licht beschwöre.“
Ärgerlich schaute er mich von der Seite an. Ohne auch nur ein weiteres Wort, ging ich in das Unterholz.
Die Büsche schienen nur drauf gewartete zu haben nach meinen Mantel zugreifen.
Nach nur zwei Metern bekam ich Probleme vorwärts zu kommen. Meinem Freund ging es anscheint nicht anders.
„So viel Krach wie wir machen, in diesem Gestrüpp, ist es egal ob wir auch noch dabei ein Licht hätten. Dann sehen wir zumindest an was wir hängen bleiben.“ Ich blieb abrupt stehen.
//Es reicht jetzt.//
Meine Magie in mir wallte auf. Ich musste mich
zwingen Ruhe zu bewahren. Ramon schien zu spüren, dass mein Maß an Geduld mit ihm voll war.
Mein Kopf drehte sich in seine Richtung und suchte seinen Blick.
Er hob schon abwehrend die Hände.
„Schon gut. Ich bin ja schon still. Jetzt mach das deine Augen aufhören so blau zu leuchten. Das ist gerade echt unheimlich.“
Einmal tief durchatmen und ich hatte meine Wut wieder im Griff.
Das Leuchten schwand und machte meiner Braun-goldenen Augenfarbe wieder Platz,
das sah ich daran das Ramon sich wieder entspannte. Ich wollte gerade etwas sagen, als wir ein Geräusch hörten.
Gleichzeitig schauten wir in die Richtung. Es klang nicht sonderlich nahe, aber auch nicht sehr weit weg.
Ich zog meine Kapuze etwas tiefer und ohne ein Wort der Verständigung schlichen wir zwei in
die Richtung.
Ein Schein von einem Feuer war sehr schnell auszumachen, was bedeutete das da ein Lager war und wo ein Lager ist, sind auch logischerweise Menschen.
Die Frage war nun was für Menschen. Ich wollte mich nicht unbedingt mit einen Haufen Banditen rumschlagen, dass konnte gehörig ins Auge gehen.
Wir waren nahe und hockten uns hinter einen dichten Busch.
„Sehen wie Soldaten aus. Aber keine Kaiserlichen“, flüsterte Ramon.
Das musste ein Trupp von den Sturmmänteln sein.
Mich beschlich ein mulmiges Gefühl.
Wir waren nah an der Gänze. Das wusste ich, aber so nahe nun auch nicht.
//Gut das ich doch kein Licht beschworen hatte.//
„Tja. Wie es aussieht werden wir eine Weile
nicht Lagern können. Los komm. Lass uns gehen und so viel Abstand zwischen ihnen wie möglich bekommen.“
Ohne Einwand nickte Ramon.
So leise wie es uns möglich war schlichen wir weg vom Lager und gerade als ich aufatmen wollte, hörte ich Kampf Geräusche von dort wo wir gerade her kamen.
„Scheiße.“, fluchte es hinter mir leise.
Das konnten wir nun wirklich nicht gebrauchen. Es hat bis jetzt alles geklappt. Wir konnten uns einem Kampf entziehen und jetzt das. Abgesehen davon musste ich meine Magie noch nie in einem echten Kampf einsetzten. In der Sache war ich noch unerfahren.
Mein Lehrmeister sagte mir, dass der erste Kampf die härteste Prüfung für einen Magier ist. Man durfte nicht die Konzentration oder Kontrolle über sich selbst verlieren.
//Ruhig bleiben wir müssen einfach nur hier
weg.//
Ramon hatte schon seinen Bogen bereit und einen Pfeil eingespannt. Wen das nichts half hatte er immer noch sein Schwert.
Seit er stehen konnte wurde er in der Kunst unterrichtet und stellte sich sogar gut dabei an. Ich hingegen hatte nur einen einfachen Dolch zur Verteidigung. Als letztes Mittel, wenn alles andere versagen sollte. Damit umzugehen wusste ich. Meine Eltern hatten mich gut vorbereitet.
//Reis dich zusammen. Du hast nicht umsonst so viele Stunden geübt und studiert das du jetzt in Panik ausbrichst und kopflos wirst.//
Ich schüttelte mich kurz und sah zu meinem Freund. Er suchte auch meinen Blick und schien unentschlossen zu sein, dabei wurde der Kampflärm lauter.
Ich deutete eine Richtung an die, wie ich hoffte, uns vor allem was hinter uns Passierte
bewahrte.
Ramon lief zuerst los. Hinter mir hörte ich den Schrei eines sterbenden Mannes. Die Soldaten schwärmten aus in den Schutz des dunklen Waldes.
Somit konnten wir schnell zur Zielscheibe werden.
Panik kroch in mir hoch. Ich konzentrierte mich und machte meine Magie bereit, falls ich sie schnell einsetzten musste. Auf einer Lichtung blieb Ramon auf einmal stehen.
„Was ist?“
Antworten konnte er mir nicht mehr, denn vor uns tauchten drei Sturmmäntel Soldaten mit gezogenen Waffen auf. Ich erstarrte, verlor aber nicht meine Konzentration. Ramon hingegen zielte auf die Männer, schoss aber nicht. Er hatte auch noch keinen echten Kampf auf Leben und Tod gehabt, somit war seine Erfahrung auch gleich null. Der erste Soldat mit der Zweihänderaxt bemerkte uns zuerst und ging
auch gleich mit einem Schrei in den Angriff über. Erst kurz bevor er uns erreichte schoss Ramon den Pfeil endlich ab.
Der erste wich ihm aus und stürmte weiter auf uns zu.
Der Pfeil traf stattdessen den Hintermann in die rechte Schulter, der knurrend darauf antwortete aber auch weiter auf uns zu hielt.
Der Sturmmantel mit dem Zweihänder holte von der Seite aus, um Ramon mit nur einem Streich aus dem Weg zu räumen. Doch er war flink. Sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite und rollte sich ab.
Er zog sein Schwert, sein Bogen würde auf dieser kurzen Distanz keinen wirklichen Schaden anrichten.
Doch der Hüne beachtete den jungen Mann nicht mehr, der nun von den zwei Soldaten in die Mangel genommen wurde.
Seine Aufmerksamkeit galt nun mir. Ich tat einen Schritt zurück, während mir der Schweiß
ausbrach.
// Konzentration.//
Der Sturmmantel brauchte nur zwei Schritten zu mir. Ich konnte sehen wie sich seine Armmuskeln anspannten, als er die Axt über seinen Kopf hoch hob um sie gerade auf mich nieder sausen zu lassen. Die Kraft die hinter diesem Schlag stecken musste, lies mich erahnen das sie mich spalten würde wie ein Holzscheit.
Ich zog meine Arme schützend hoch und baute gleichzeitig einen Schutzwall vor mir auf. Das Metall traf auf den Wall mit voller Wucht. Ich stöhnte laut auf, als mir die Energie entzogen wurde um die Barriere aufrecht zu halten. Ich ging in die Knie.
Damit hatte ich nicht gerechnet, dass der Streich so stark war. Der Krieger keuchte erschrocken auf und musste einen Schritt zurück machen. Den die Kraft die er in den Schlag gesteckt hat, wurde vom Wall
zurückgeworfen. Meine Kapuze war nach hinten gerutscht und mein dicker langer Zopf baumelte an meine Seite runter, während ich mich mit meinen Händen am Boden abstütze. Mit Mühe schaute ich zu dem Hünen, ohne Lichter flackern zusehen, auf.
Noch so einen Angriff kannte ich nicht abwehren. Er sah mich prüfend durch die leicht Milchige Barriere an. Ein weiterer Schlag blieb aber aus. Er schien nachzudenken, um mich einzuordnen. Sein angestrengter Ausdruck wurde von überraschen abgelöst.
//Hat er etwa begriffen das wir nicht zu seinen Feinden gehören?//
Ich hörte den Schmerzschrei von Ramon. Sofort schaute ich zu ihm, der gegen einen Baum taumelte und sich seinen verletzten Schwertarm hielt.
Ein Soldat Schnaufte Siegessicher und holte mit seiner einfachen Axt aus. Verzweifelt riss ich die Augen auf und Quickte hoch, denn ich
wusste nicht wie ich ihm helfen konnte.
Im Bruchteil einer Sekunde ging ich alles durch was ich gelernt hatte, um sein Leben noch irgendwie schützen zu können.
Mir fiel nur ein Zauber ein. Aber der gehörte zur Meisterklasse, von dessen Möglichkeit ihn wirken zu können, ich noch weit entfernt war.
„Halt.“, donnerte der Krieger vor mir los.
Die Axt stoppte sofort vor seinem Ziel. Verwirrt schauten nun alle zu ihm.
Er Blickte mich immer noch prüfend an.
„Sie gehören nicht zu den Kaiserlichen. Was im Namen der Neun habt ihr hier verloren?“
Seine Stimme war aufgebracht und drängend.
Ich öffnete den Mund und Schloss ihn wieder. Ich konnte es ihm nicht sagen.
Ich hatte es tatsächlich in diesen Moment vergessen.
Ein zweiter Anlauf war leider nicht möglich, da sich im Unterholz um uns herum sich mehrere Personen
ankündigten.
Da stürzte auch schon der erste Kaiserliche Soldat auf den Krieger vor mir, der ihn schon fast ohne Mühe abwehrte.
Ich wurde von hinten gepackt und auf die Füße gerissen. So schnell konnte ich garnicht reagieren, als sich eine Faust in meinen Bauch grub.
Schmerz.
Alles was ich im dem Augenblick fühlte war Schmerz.
Dann Farben die vor meinen Augen tanzten und ich verlor schon wieder den halt auf den Beinen.
//Hätten wir doch bloß nicht diesen verfluchen Schleichpfad genommen.// Dachte ich bei mir, während die Welt sich ins Dunkel hüllte