Roter Samt
3. Kapitel
Nervös trat Annegret von einem Fuß auf den anderen. Sie wartete auf das Umschalten der Ampel. Während der Schließzeit wollte sie die gelieferte Ware noch auspacken und die Schaufensterdekoration ein wenig verändern. Wenn sie den Laden um 15,00 Uhr wieder öffnete blieb dafür keine Zeit. Länger arbeiten konnte sie heute nicht. Nach Ladenschluss würde sie zu Hannelore fahren. Sie waren verabredet. Endlich! Die Ampel schaltete auf Grün. Annegret eilte über die Straße, wandte sich nach rechts und hatte nach fünfzig Metern ihren Laden
erreicht. Ein stolzes Lächeln huschte über ihr Gesicht als ihr Blick auf das Schild über dem Laden fiel.
"Nähkästchen", fand sie eine passende Beschreibung für das, was sie anbot. Konstantin hatte gelacht als sie ihm ihre Entscheidung mitteilte. Er fand den Namen ein bisschen kitschig. Doch dann hatte er sie in die Arme genommen und gesagt:
"Du kannst ihn auch ´Stopfnadel` nennen,
Hauptsache du hast Erfolg und es macht dir Spaß."
Beides war zugetroffen. Der Ladenstandort war hervorragend. Die Friedrichstraße in Erkner war die belebteste Straße. Supermarkt, Restaurants, Cafés und eine Anzahl kleinerer Geschäfte zogen Kunden
und Spaziergänger gleichermaßen an. Einem Spaziergänger fiel auch hin und wieder ein, dass er Garn oder ein paar Sicherheitsnadeln brauchte. In den Sommermonaten lockten die umliegenden Seen Ausflügler und Urlauber in die kleine Stadt, Annegret war zufrieden. Der Laden lief. Als sie vor vier Jahren aus Berlin ins Umland zogen, keimte sofort der Gedanke in ihr, ein kleines Geschäft zu eröffnen. Der kleine Ort, in dem sie wohnten, bot dazu keine Möglichkeit. Doch Erkner, nur zehn Minuten mit dem Auto von ihrem Wohnort entfernt, war die perfekte
Alternative um ihren Plan umzusetzen.
Sie wohnten in einer alten Villa zur Miete, die direkt an einem Kanal lag, der zwei Seen
miteinander verband. Sie gehörte einer Schweizerin, die viermal im Jahr ihren Mietern einen Besuch abstattete und nach dem Rechten sah. Sie bewohnte dann die Mansardenwohnung. Annegret und Konstantin - ihr Sohn Oliver, der bis zum Umzug seiner Eltern noch bei ihnen wohnte, blieb in Berlin - bewohnten die erste Etage. Drei Zimmer, ein kleines Gästezimmer und eine große Terasse mit Blick auf eine schöne Rasenfläche, die bis ans Wasser reichte. Annegret hatte das große Los gezogen. Sie konnte es nicht oft genug erwähnen. Im Souterrain wohnte ein junger Mann. Er war freundlich und umgänglich, wechselte sich mit Konstantin ab, wenn der Rasen gemäht oder im Winter die Straße vor dem Haus von
Schnee geräumt werden musste. Diese Arbeiten bescherten ihnen einen Mietnachlass. Ihr Wochenendgrundstück hatten sie verkauft. Sie wohnten jetzt im Grünen.
Annegret schloss den Laden auf und blickte auf die Kartons, die ausgepackt werden mussten. Etwas mehr als eine Stunde Zeit blieb ihr noch. Dann würden die ersten Kunden kommen. Vielleicht auch nicht. Das Wetter war unfreundlich. Zu kalt für diese Jahreszeit. Immer wieder wechselten sich Regenschauer mit kurzen Aufheiterungen ab. Der Mai hatte sich bisher nicht von seiner besten Seite gezeigt. Annegret fröstelte. Sie schaltete die Heizung ein.
Während sie die Halstücher auspackte
grübelte sie, was es wohl mit diesem Buch auf sich hatte, das Hannelore am Telefon erwähnte. Sie hatte es im Nachlass ihrer Tante gefunden. Ihrer Tante Hedwig Knecht. Sie war die Schwester ihrer Mutter. Die Schwestern hatten jeglichen Kontakt abgebrochen. Sie hatten zu unterschiedliche Lebens- und Moralvorstellungen. Hannelore hatte strengstes Verbot über die verwandtschaftliche Beziehung zu sprechen. Der Kontakt zu ihrer Tante wurde ihr untersagt. Doch wenn die beiden sich begegneten, gab es immer herzliche Umarmungen. Es durfte nur keiner sehen. Als Annegret erfuhr, dass Hannelore mit Frau Knecht verwandt war, konnte sie es kaum fassen. Zu dem Zeipunkt lebte Hannelore
schon in München. Ihre Mutter fuhr mit den Kindern nach Bayern und kam nicht mehr zurück. Sie hatte ihre Vorbereitungen getroffen. Hannelore hatte nichts davon bemerkt. Sie war zwölf Jahre alt.
Annegret erinnerte sich, wie traurig sie damals war, als ihre Freundin von heute auf morgen nicht mehr da war. Doch dann gab Frau Knecht ihr eines Tages einen Brief. Von Hannelore. Darin hatte sie ihr vieles erklärt. Es war etwas verworren. Annegret verstand nicht alles. Ihre Mutter versuchte ihr zu helfen. Doch eine richtige Erklärung bekam sie erst von Frau Knecht. Annegret traf sie öfter, wenn sie auf dem Schulweg oder zum Spielen auf der Straße war. Sie war nach dem Verschwinden von Frau Marquardt in
deren Wohnung gezogen. Niemals hätte sie die große Wohnung bekommen, wenn sie nicht Untermieter aufgenommen hätte. Zwei junge Männer. Wohnungen waren zu dieser Zeit knapp. Und dann stand Hannelore eines Tages vor Annegrets Tür. Fünf Jahre später. Weinend und lachend lagen sich die jungen Mädchen in den Armen. Hannelore war zurückgekommen. In einer richtigen Familie hatte sie ihre Kindheit und Jugend nicht verbracht. Wärme und Zuneigung fehlten ihr. Der Vater war in Argentinien. Frau und Kinder hatte er nie nachgeholt. Hannelore lebte nach ihrer Rückkehr bei ihrer Tante Hedwig. Frau Knecht focht einen harten Kampf mit den Behörden aus. Hannelore war noch nicht volljährig. Doch da Hannelores
Mutter keine Anstrengungen unternahm, die auf die Rückkehr ihrer Tochter zielten, gaben die zuständigen Ämter letztlich nach. Eigentlich hätte nur einem Untermieter gekündigt werden müssen. Doch beide zogen aus. Sie waren ein Paar. Das wusste nur Frau Knecht. Ein neuer Untermieter zog ein. Das war vor vierunddreißig Jahren.
Einmal sagte Hannelore, dass sie sowieso nicht mit ihrer Mutter und den Geschwistern nach Argentinien gegangen wäre. Eine Mutter mit verkrusteten Vorstellungen, die darauf wartete, dass die Vergangenheit zum Leben erweckt wurde. So hatte sie auch ihre Kinder erzogen. Bei Hannelore misslang ihr das. Für sie blieb nur noch Strenge.
Ein Klopfen an der Ladentür riss Annegret
aus ihren Gedanken. Eine Kundin wartete schon. Sie hatte gar nicht auf die Zeit geachtet. Zwei aussortierte Wollknäuel, die sie noch in der Hand hatte, legte sie in den großen Korb neben der Tür. Dann öffnete sie den Laden.
Der Verkehr floss zäh durch die Puschkinallee. Annegret blieb nur diese Fahrtroute um in die Rethelstraße zu kommen. Die Straße am Treptower Park war schon seit Jahren eine Einbahnstraße. Also bedeutete das, dass sie einen großen Bogen fahren musste. Ein feiner Nieselregen ließ trotz des frischen Grüns an Bäumen und Sträuchern alles trostlos erscheinen. Fünfzehn Minuten später bog sie in die
Rethelstraße ein. Auto reihte sich an Auto. Die Straße war zugeparkt. In der nächsten Querstraße fand sie endlich eine Parklücke. Sie griff nach Schirm und Tasche und lief den Weg zurück. Endlich stand sie vor Hannelores Haus ... und der Bäckerei. Sie musste lächeln. Klaus hatte die Bäckerei seiner Eltern übernommen. Aus dem griesgrämigen Jungen war ein freundlicher und zuvorkommender Bäckermeister geworden. Nachdem das Land nicht mehr in Ost und West geteilt war, hatte er Modernisierungen vorgenommen. Ähnlichkeiten mit der früheren Bäckerei waren nicht zu erkennen. Nur im Laden zeugten einige Bilder vom ihrem ehemaligen Aussehen. Wenn Annegret es schaffte noch
vor Ladenschluss bei Hannelore einzutreffen, kaufte sie immer etwas in der Bäckerei. Bemerkte Klaus sie aus der Backstube, kam er immer hinaus um einen kurzen Schwatz zu halten.
Annegret betrat den Hauseingang und schüttelte den Schirm aus. Dabei fiel ihr Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite. Den Lebensmittelladen gab es schon lange nicht mehr. Er wurde zum Blumenladen, später zu einer Eisdiele und jetzt hatte sich ein Versicherungsbüro dort eingemietet. Ihr Blick glitt weiter über die Fassaden. Die Häuser sind schön restauriert worden, dachte sie. Dann betrat sie den Hausflur und stieg schnell die Treppen zur ersten Etage hinauf. Sie wollte gerade auf den Klingelknopf
drücken, als die Tür geöffnet wurde und ein hochgewachsener Mann hinaustrat. Unterm Arm trug er ein Paket.
"Annegret, da bist du ja", strahlte Hannelore.
Der Mann verabschiedete sich von Hannelore, grüßte Annegret freundlich und ging die Treppe hoch.
"Das war ja schmucker Besuch", sagte Annegret schmunzelnd.
"Herr Conradi hat sein Paket abgeholt. Er ist ja oft geschäftlich auf Reisen. Ich nehme dann seine Pakete entgegen. Aber so viele sind es nicht."
Annegret erinnerte sich, ihm schon im Treppenhaus begegnet zu sein. Auch dort hatte er freundlich gegrüßt.
In der Diele umarmten sich die Frauen.
"Zieh´ erst ´mal deinen feuchten Mantel aus und gib mir den Schirm. Ich bringe ihn ins Bad."
Während Hannelore im Bad verschwand, entledigte Annegret sich ihres Mantels. Dabei fiel ihr Blick auf das kleine Tischchen, auf dem schon Jahre eine alte Petroleumlampe stand, von der Hannelore sich nicht trennen konnte. Neben der Lampe lag ein Buch. Es klaffte etwas auseinander, da einzelne Seiten oder Zettel - Annegret konnte es nicht richtig erkennen - zwischen Buchdeckel und der ersten Seite lagen. Der Einband war aus rotem Samt. Er war schon etwas abgegriffen.
"Ich habe das Buch hierher gelegt, damit du es nachher nicht vergisst", sagte
Hannelore, die aus dem Bad trat und Annegrets Blick bemerkt hatte.
"Ich habe es erst vor einer Woche in Tante Hedwigs Bücherkiste entdeckt. Sie stand immer noch unausgepackt in der Kammer. Gelesen habe ich es noch nicht. Dazu fehlt mir im Moment die Zeit. Aber ich habe darin geblättert. Entsetzlich. Vor vielen Jahren hat Tante Hedwig dieses Buch einmal erwähnt, ist aber nie auf den Inhalt eingegangen. ... und da du dich für diese alten Sachen ja immer interessiert hast, habe ich mir gedacht, lies du es zuerst."
Lautes Lachen erklang aus dem Wohnzimmer. Dazwischen war Lothars sonore Stimme zu erkennen.
"Tabea und Mia sind schon heute
gekommen. Eigentlich war ihr Kommen für morgen geplant. Sie wollen bei den Vorbereitungen helfen. Meine Güte, Lothar und die Mädels machen einen Wirbel wegen der Silberhochzeit. Dabei wird es nur eine kleine Feier."
Annegret schmunzelte. Sie wusste, dass das bevorstehende Ereignis Lothar sehr beschäftigte.. Es sollte eine schöne Feier werden. Im kleinsten Kreis. Nur die beiden Töchter - eine arbeitete in Bremen, die andere in Hamburg - seine Eltern, sein Bruder mit seiner Frau, Annegret, Konstantin und Oliver. Bernd, ein Freund von Lothar, war auch eingeladen. Doch der lag seit einer Woche wegen einer Darmoperation im Krankenhaus. Ob seine Frau allein kommen
würde, stand noch nicht fest. Hannelores Geschwister kamen nicht. Sie hatten keinen Kontakt. Ihre Mutter war verstorben.
Hannelore hakte Annegret unter und zog sie ins Wohnzimmer.
"Hallo Tante Annegret", rief Mia.
"Ihr sollt mich nicht immer Tante nennen. Ich fühle mich dann so alt", erwiderte Annegret und nahm Mia in den Arm. Dann begrüßte sie die anderen. Der Abendbrottisch war gedeckt.
"Wir haben auf dich gewartet", sagte Lothar.
"Jetzt können wir essen."
Am Tisch wurde gelacht und gescherzt. Annegret gönnte ihrer Freundin so sehr dieses harmonische Familienleben.
"Es ging heute bei uns zu wie in einem
Taubenschlag", sagte Tabea.
"Der Versicherungsvertreter kam. Mama hatte den Termin vergessen. Dann kamen zwei ihrer Chormitglieder, die irgendetwas bezüglich der nächsten Proben besprechen wollten. Das hätten sie auch telefonisch klären können. Die Frau war ja erträglich, doch der Mann wollte gar nicht wieder gehen.
Mamas Gastfreundlichkeit kennt ja manchmal keine Grenzen."
Alle lachten.
"Noch ein Tässchen Kaffee ... und vielleicht noch ein Plunderstück?", witzelte Lothar.
"Und dann kam noch der Mann mit...", rief Mia dazwischen, wurde aber von ihrer Mutter unterbrochen, die kurz mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.
"Hört auf", sagte Hannelore.
"Jetzt ist es genug!"
Doch sie musste ebenfalls lachen. Einige Strähnen ihres immer noch schönen roten Haares hatten sich aus der Spange gelöst, mit der es zusammengehalten wurde.
Sie wirkte etwas aufgelöst. Doch es war die Freude, ihre Lieben wieder um sich zu haben.
"Und dann kam noch Klaus", sagte Lothar.
"Er brachte die Baguettebrote, die Hannelore bestellt hatte. Und Klaus plaudert auch gern ein Viertelstündchen."
Hannelore wechselte abrupt das Thema.
"So, ihr beiden. Jetzt erzählt ´mal von eurer Arbeit. Läuft alles?"
Mia arbeitete in Hamburg in einem großen Hotel an der Rezeption und Tabea in einer
Firma, die Designertüren herstellte, in Bremen. Sie arbeitete im Büro. Tabea hatte nicht viel zu berichten, doch Mia gab einige Anekdoten zum Besten, die alle herzhaft lachen ließen. Im Nu war die Zeit vergangen. Erschrocken, dass es schon so spät war, brach Annegret etwas überstürzt auf. Sie würden sich ja schon am Sonnabend zur Silberhochzeit wiedersehen.
Pünktlch um 9,00 Uhr hatte Annegret den Laden geöffnet. Das Aufstehen war ihr heute etwas schwergefallen. Es war gestern doch recht spät geworden. Konstantin hatte die Außenbeleuchtung eingeschaltet. In der Küche warf die kleine Fensterlampe anheimelndes Licht nach draußen. Leise
hatte sie die Schlafzimmertür geöffnet. Konstantin schlief. Im Bad hatte sie sich nicht viel Zeit genommen. Fünf Minuten später hatte auch sie im Bett gelegen.
Die erste Kundin betrat den Laden. Viel mehr sollten es an diesem Vormittag nicht werden. Das verschaffte Annegret die Zeit, sich den letzten beiden Kartons zu widmen, die sie am Vortag nicht geschafft hatte auszupacken.
Was wohl Tabea und Mia für eine Überraschung für ihre Eltern geplant hatten. Sie taten so geheimnisvoll. Heute Vormittag wollten sie sich darum kümmern. Nun, sie würden es alle am Sonnabend erfahren. Doch am meisten grübelte Annegret über das rote Buch. Hannelores Tante war vor vier Monaten gestorben. Wie lange war es schon
in ihrem Besitz? Nachdem Hannelore eine Familie gegründet hatte, zog ihre Tante in eine kleine Wohnung. Jung zu jung, alt zu alt war ihre unumstößliche Meinung. Sie kam auch gut zurecht. Eine resolute umsichtige Frau. Als sie vor zwei Jahren krank wurde, kümmerte Hannelore sich rührend um sie. Vor Weihnachten kam sie ins Krankenhaus, wo sie sechs Wochen später verstarb.
Annegret faltete die leeren Kartons zusammen und brachte sie zu den anderen in den winzigen Lagerraum. Ein kleiner Resopaltisch und zwei Stühle, an der Wand ein Regal, in dem einige Ordner standen und ein größeres Regal, in dem Ware lagerte, ließen nicht viel Raum für Bewegungsfreiheit. Auf einem Regal stand das Telefon, daneben
die Kaffeemaschine. Während der Mittagsschließzeit würde sie die Pappen zum Container bringen.
Das Buch ging ihr nicht aus dem Kopf. Konstantin hatte heute früh interessiert einen Blick darauf geworfen - es lag in der Küche -, doch er hatte keine Zeit. Er musste ins Büro.
Heute Abend würde sie sich das Buch anschauen.
Zwei Stammkundinnen kamen und kauften jeweils eines der neuen Halstücher und eine Kundin suchte Ersatzknöpfe und kramte in dem Korb auf dem Ladentisch, in dem Annegret einzelne Knöpfe aufbewahrte. So ging der Vormittag recht schleppend vorbei. Um 13,00 Uhr schloss Annegret den Laden.
Jetzt wollte sie erst einmal Hannelore anrufen,
um ihr zu sagen, dass sie gestern gut nach Hause gekommen war.
Nach dem Klingelzeichen wartete sie eine Weile, doch niemand hob ab. Vielleicht war Hannelore unterwegs. Die beiden Mädchen hatten sowieso etwas vorgehabt und Lothar würde wie immer auf irgendeiner Baustelle sein. Er war Bauingenieur und hatte auf mehreren Baustellen zu tun. Sie versuchte es noch einmal.
"Hallo", meldete sich eine Männerstimme.
Annegret war verwundert. Hatte sie sich verwählt?
"Entschuldigen Sie, bin ich dort bei Bergmanns?"
"Wer spricht dort?"
Annegret war so verwirrt, dass sie ihren
Namen nannte.
Es wurde still am Telefon, als würde jemand die Sprechmuschel zuhalten.
"Annegret ...
Die Stimme klang gepresst.
"Lothar, was ist denn los bei euch? Wer war das eben am Telefon?"
"Annegret ... Hannelore ist tot.
Ein leises Schluchzen war zu hören.
"Sie wurde umgebracht."
Es war nur ein Flüstern. Doch die Worte klangen überlaut in ihrem Ohr.
© KaraList 08/2015