Der Kuss – das Feuer –
der Schmied
Der Kuss auf die Stirn, dahingehaucht,
ein Windhauch scheint‘s, doch war’s ein Blasebalg,
der anheizte das Feuer der Gedankenschmiede.
Da glühen nun Gedanken in seinen Kohlen,
ich will sie jetzt schmieden, da sie mir formbar erscheinen.
Was gilt es zu schmieden?
Die Wahrheit vielleicht?
Dazu reicht wahrlich mein Werkzeug nicht.
Nicht schwer genug der Hammer,
nicht fein genug die Zange.
Und brächte ich es zustande,
niemand würde im Geschmiedeten
DIE Wahrheit erkennen,
weil es meine Wahrheit ist.
Die Vernunft vielleicht?
Sie ist mir zu sperrig,
sie würde ausfüllen die ganze Schmiede.
Der Schmied bedarf der Freiheit, um zu schmieden.
Den Stolz vielleicht?
Hoch würde er aufragen in prächtiger Form,
würde sprengen mein Dach, sein Eisen verfiele in der Lebensluft dem Rost.
Ich will nichts schmieden für Ewigkeiten, von haltbarem Nutzen sollte es dennoch sein.
Die Demut vielleicht?
Was gäbe es zu schmieden an dem schweren Klotz?
Er vermag es, das Denken unter sich zu begraben, nichts für mich.
Vielleicht schmiede ich lieber die Bescheidenheit.
Vielleicht die Fantasie?
Ganz sicher schmiede ich sie, lege in sie hinein meine ganze Kunst.
All mein Werkzeug könnte ich nutzen; erst das grobe, dann das feine.
Nicht prächtig und unnütz das Werk, nur eine Einladung an die Sinne formt sich.
Vielleicht die Emotion?
Ein heißes Eisen ist sie, heißer als alles andere;
besteht doch die Gefahr, dass der Schmied in die Flammen gerät.
Es ist gleich, ich muss jenem heißen Eisen nahe sein, um es zu schmieden.
Der Kuss, das Feuer, der Schmied,
es wird etwas in diesen Feuern geboren,
nicht immer zeigt sich gleich nach erstem Hammerschlag seine Gestalt.
Schlag um Schlag formt sich etwas,
manchmal in der Glut, wenn die Funken stieben,
meine ich ein höllisches Lachen zu vernehmen.
Nein, hier ist kein Höllenfeuer, hier zieht keine Schwefelgeruch hindurch.
Gebeugt und schwitzend stehe ich an diesen Feuern,
um in Freiheit und für die Freiheit zu schmieden.
Halseisen und Ketten schmiede ich nicht,
ich schmiede keine Nägel, um an Kreuze zu schlagen.
Schweiß, Blut und manche Träne kostet all das,
doch schmutzig macht sich der Schmied seine Hände nicht.
Worte & Fotos: © Tusitala (August 2015)