Kurzgeschichte
beinahe

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"rein fiktiv"
Veröffentlicht am 26. August 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Andrea Minutillo
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich - eindeutig rot - freiheitsliebend - in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt - nach außen der Fels in der Brandung - die Person, auf die man sich verlassen kann - auch mal anlehnen, kein Problem - ein dunkles samtiges Rot also - richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand - Struktur - Kunstschule Zürich - zahlreiche Ausstellungen in der Region - flippig - flapsig - bunt in mir drin - auch mal ...
rein fiktiv

beinahe

beinahe

Beinahe angekommen. Können die Füße bald auf den Boden setzen.

Den Boden zum Paradies. Hier lockt der Frieden, sichere Arbeit, ein Dach über dem Kopf. Hocken schon ewig in diesem Wagen. Zusammengepfercht.

Dunkelheit.

Ungewissheit. Wir wollen es glauben. Alles wird gut. Verschließe die Augen, das macht die Dunkelheit erträglicher.

Ich habe die Überfahrt zu Wasser überlebt, dieses hier schaffe ich auch. Das kleine Mädchen schräg hinter mir kann sich nicht beruhigen.

Es jammert seit Stunden. Zerrt an unseren Nerven. Verschließe meine Ohren.

Drücke die Hände dagegen um das Mädchen auszublenden. Schweiß rinnt mir den Nacken herunter. Es ist so stickig. Keine Luft zum Atmen.

Nur der verbrauchte Dunst der Körper. Beißender Gestank. Verschließe meine Nase. Ziehe mir die Reste des T-Shirts übers Gesicht. Träume von den Weiten, dem Wind, der

um meine Beine spielt und mir an den Haaren zerrt. Träume von der Sonne, die ich seit Tagen nicht sehen konnte. Nur Dunkelheit. Husten. Gestank. Es ruckt. Draußen lautes Palaver. Krachend werden die Türen aufgerissen. Licht durchflutet diesen Raum. Das Elend liegt bar von den Uniformierten. Blasse Uniformierte. Sie schauen ernst. Still. Halten sich ein Taschentuch vor die Nase.


Ich sehe beschämt auf meine aufgerissenen Knie. Will nicht das Entsetzen in den Augen lesen. Eine Schrecksekunde vergeht. Alle müssen raus. Wir sitzen schon so lange, dass die Glieder völlig steif sind. Eine alte Frau stürzt vom Wagen.

Sie liegt leblos da. Keine Kraft zum Schreien. Weinen.

Oder Jammern. Sie macht keinen Mucks. Ist wohl schon eine Weile tot. Im Licht sieht man schwarze Flecken auf ihrer Haut.

Mein Magen rebelliert. Die Knie weich. Weich vom Sitzen. Weich von dem, was meine Augen sehen. Die blassen Uniformierten sehen auf die Frau. Sie schütteln die Köpfe. Ich traue meinen Augen nicht. Wie die anderen aussehen! Wie sehe ich aus? Stark traten wir unsere Reise an. Schwach klettern wir von diesem dunklen stinkenden Wagen und sehen in blasse Gesichter. Eingefallene Augen. In ihrem Blick lese ich Entsetzen. Immer mehr Uniformierte.

Mein Magen flattert. Ich weiß nicht, was passieren wird. Verstehe kein Wort. Wir werden in einen hellen Raum geführt. Gute Luft.




Wir müssen Warten.









Warten ...








Warten ...








Warten ...


















Ein Dolmetscher betritt den Raum. Er erklärt uns, dass wir nicht bleiben können. Es gab ganz in der Nähe ein Haus. Einen friedlichen Platz für uns. Ein Asylantenheim. Für Flüchtlinge wie wir es sind. Doch leider. Er sucht nach Worten. Ist es nicht mehr bewohnbar. Dort kann niemand mehr untergebracht werden. Wir sollen ruhig bleiben. Es wird nach einer Lösung gesucht. Mir steigen die Tränen in die Augen. Bin so erschöpft. Habe ich es geschafft? Beinahe ... ?

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Hörbuch

Über den Autor

Frettschen
Ich
- eindeutig rot
- freiheitsliebend
- in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt
- nach außen der Fels in der Brandung
- die Person, auf die man sich verlassen kann
- auch mal anlehnen, kein Problem
- ein dunkles samtiges Rot also
- richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand
- Struktur
- Kunstschule Zürich
- zahlreiche Ausstellungen in der Region
- flippig - flapsig - bunt in mir drin
- auch mal nachdenklich
- manchmal introvertiert
- stets auf der Suche nach Neuem
- in meinem Bereich versteht sich
- Sternzeichen Löwe
- Querdenker und Rebell
- reiße mir die guten Seiten des Alltags unter die Nägel
- manchmal erwische ich auch die weniger Guten,
doch die schüttele ich hastig ab

ich liebe:
- einsame Orte
- den Wind
- das Geklapper der Taue an den Masten
- ob an Fahnen oder Booten, ist mir egal
- die Ruhe im Wald
- der Schutz eines Baumes - wenn man sich darauf einlässt
- das Eintauchen in die Arbeit an der Staffelei
- wenn`s gelingt
- das sichere und untrügliche Gefühl,
etwas Besonderes entstehen zu lassen
- das Spielen mit unserer Sprache
- gutes Essen
- ein unerwartetes Lächeln
- Musik - alle Richtungen
- am besten schön laut
- Tanzen
- Ausdruck
- Profil
...

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welpenweste Die Wahrheit ist noch viel brutaler!
Lg
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen 
Das dachte ich mir gestern auch, als ich die Nachrichten gesehen habe ...
Was da passiert ist - - - es ist einfach unerträglich!
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Wenn auch ein fiktiver Text, so wissen wir doch alle, das es so ist, sein kann, sein wird. Sie kommen an - beinahe. Werden versorgt - beinahe. Werden akzeptiert - beinahe... Wenn man auch unsere Flucht, damals im krieg nicht vergleichen kann, kann ich nachfühlen, wie es den Menschen, die zu uns komme,n geht. Liebe Grüße Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Gute Worte - - - vielen Dank dafür
Vor langer Zeit - Antworten
cliffy eigentlich spricht der Text für sich ab er ist es wirklich das Paradies in das die Flüchtlinge gehen ich bezweifele es lieben Gruß Jenny
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Nun - zumindest hoffen sie auf ein friedliches Leben. Das hat doch was vom Paradies - - - finde ich.
Vor langer Zeit - Antworten
SaenaPJ Es ist alles Gesagt und ein so aktuelles Thema
welches so Vieles auch mit sich bringt.
Du hast dich sehr in diese Lage hineinversetzt
DANKE

Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Ja, alles gesagt - - - wie seltsam. Ein riesen Thema, doch man dreht sich ständig im Kreis. Viel zu schnell ist alles gesagt.
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"beinahe..."
Ich fürchte leider, dass diese Geschichte ganz dicht an der Realität angesiedelt ist. Wenn nicht gar noch Schlimmeres, denn immerhin sterben nicht grade wenige Menschen auf dieser unglaublichen Flucht... Menschen, die ohnehin bereits alles stehen und liegen lassen mussten, was sie je besaßen. Viele konnten ganz sicher nicht viel mehr, als ihr nacktes Leben vor diesen heranrückenden Barbaren retten. Gemeint ist der IS, diese militante islamistische Verbrecherorganisartion... Mich würgt allein schon der Ekel, wenn ich nur an diese Typen denke, aber sei es drum...
Mittlerweile kennt man das ganze Ausmaß und das Elend, einer solchen Massenflucht aus dem letzten Kriegsjahr von 1945.
Doch dies hier ist jedoch erst der Anfang und es wird noch schlimmer kommen, man braucht sich nur dasselbe Szenario dieser katastrophale Entwicklung in dem kommenden Winter vorzustellen, denn ich bin nicht davon überzeugt, dass zum einen die Zahl der um ihr Leben Flüchtenden abnehmen wird und zum anderen, dass diese eher hilf, und perspektivlose EU bis dahin eine probate Lösung gefunden haben wird...
Viel zulange haben die verantwortlichen Politiker vor dieser leicht vorhersehbaren Entwicklung die Augen verschlossen und mehr abgewartet, denn wirklich geholfen...
So wird das Elend also weitergehen müssen... Stille Nacht, Heilige Nacht...
LG Louis
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen So weit habe ich noch gar nicht gedacht! Ich wünsche mir ab heute einen sehr warmen Winter - wegen mir auch mit viel Regen, aber keine schlimme Kälte!
Danke für deinen Kommentar. Mein politisches Hirn ist ziemlich unterentwickelt. Mir war nicht klar, welche Diskussionsansätze ich hier vom Zaun reiße. Hab es mir (einfach) nur von der Seele geschrieben ...
Doch bin ich sehr froh über die Resonanz meines Textes, hilft es mir doch weiterhin, meine Meinung weiterhin auszubilden.
Vor langer Zeit - Antworten
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