Ganz kurz (haha)!: Eigentlich sollte diese Geschichte in Form eines Drabbel geschrieben werden und es ist eine Tatsache: Kullerchen kann nicht kurz, so sehr sie sich bemüht, ein Drabbel hat einfach zu wenig Platz und das Kullerchen hat doch so viel zu erzählen! ;0)
Nun also eine Geschichte, die mir in ihrer Form so viel mehr liegt. Ich hoffe, ich kann euch mit meinen Worten, geschrieben mit Herzblut, aus meiner Seele heraus, einfangen, euch ein Lächeln zaubern. Ich möchte euch unbedingt ein wundervolles Wesen so
beschreiben, dass ihr sie lieben lernt, mit all ihren Eigenheiten, an denen der Hase und ich wohl sehr viel Anteil haben.
Simone
Mausi die Feinschmeckerin, oder
Die Schlange im Garten
Wenn ein Welpe einzieht, dann meist mit Futterempfehlung. Doch Mausi wollte dieser nicht folgen. "Bäh!" zeigte sie ihre Zunge bei dem Trockenfutter für
Welpen. So machte sich Herrchen kundig, um unserer Prinzessin, die natürlich auch Feinschmeckerin war, das Feinste vom Gesunden schmackhaft zu kochen und zu servieren. Heute ist sie eine junge Dame, unsere Mausi, doch mäkeln tut sie immer noch.
Es wird nicht gespart und trotzdem hat Mausi hochherrschaftliche Allüren und läßt das Futter einfach Futter sein, trotz aller liebevollen Herstellung und Präsentation auf einem Glastellerchen mit frischem Kräutlein.
Wie immer leben wir in der warmen Jahreszeit auf unserem Sommersitz
(diese Formulierung ist äußerst wichtig für unsere Prinzessin "von") und diese Feinkost, die manchmal prozentual aufgerechnet mehr kostete, als unsere Speisen, stand im Flur vor unserem Schlafgemach. Wieder einmal hatte Mausi das Stupsnäschen gerümpft, das Köpfchen gehoben und war bei einem Blick auf ihr Futterchen entrüstet abgezogen. Wir amüsierten uns (natürlich hinter vorgehaltener Hand) darüber immer wieder.
"Majestät" Mausi hatte einen ganz speziellen "Mädchengang" entwickelt und den schon seit dem ersten Tag hier. Vielleicht ist es ja angeboren? Sie tippelt
immer grazil vor sich hin, das Köpfchen erhoben, das schwarz glänzende Näschen gen Himmel, das Schwänzchen aufgefächert, wie eine Krone und vor allem den Popo gekonnt schwingend. Doch in solchen speziellen Situationen stapfte der kleine Trotzkopf noch scheinbar wütend dazu. Es ist so possierlich und ich hatte so etwas noch nie zuvor bei irgendeinem anderen Hund gesehen.
Doch nachdem wir ihr einige Male nachgegeben hatten und sie alles andere, als ihr geliebtes Lamm, ebenso verschmähte, blieben wir diesmal "hart". "Wenn der kleine Sturkopf Hunger
bekommt, wird sie schon fressen!", sagte der Hase, mein seit Ewigkeiten Angetrauter. Aus Erfahrung wusste ich, dass er recht hatte. Mich ärgerte dabei nur immer, das Mausi dann demonstrativ das wirklich klein geschnittene Gemüse heraus pulte und zur Seite schob. Gab es jedoch Lamm, dann wurde sogar Gemüse verputzt.
Also lange Rede, kurzer Sinn, das "Mausidinner" stand noch da, als ich meinen ersten nächtlichen "Ausflug" in unser Bade- und WC-Haus antrat. Das tat ich seit Kurzem zwei Mal nächtlich und es lag wohl daran, dass ich wegen der enormen Hitze noch enormere (kann
man das Wörtchen "enorm" überhaupt steigern?) Mengen an Flüssigkeiten zu mir nahm.
Doch dann, beim zweiten Besuch des Nassbereiches für Zweibeiner (so würde Mausi ihn wohl hochtrabend benennen) geschah es. Leise um Hund und Herrchen nicht zu wecken, schlich ich aus unserem Schlafgemach. Es war wohl so leise, dass ich unseren nicht eingeladenen, aber dennoch speisenden Gast erschreckte. Eine riesige Schlange machte sich gerade über Mausis Futter her und fühlte sich natürlich gestört. Sie hob den Oberkörper und stieß auf mich zu. Sie hatte, durch den Vollmond beschienen, beeindruckend spitze Zähne
und ihre fluoreszierenden Augen funkelten wütend. Erschrocken wich ich zurück.
Sie hatte mich dadurch auch nicht mal mit der Zungenspitze berühren können. In die Schlange kam dann Bewegung.
Ihr Schwanz machte sich als Erstes davon, durch die Hundeklappe, durch die er wohl auch hereinkam. Ich denke, es war ein Nager, ein schlanker, keine Ratte, eher ein Frettchen oder ähnlich. Jedenfalls war der Nager schnell weg. Davor stand, ein wenig ungeordnet, Familie Igel, wobei ich denke, die Größeren waren wohl eher Schwestern mit Nachwuchs, die sich hier durch
Zufall getroffen hatten. Der "Kopf", mein geneigter Leser mag es sich denken, war eine zugegeben junge, aber es war auf alle Fälle eine Katze. Sie hatte sich mehr erschrocken als ich und deshalb wohl dieser Angriff auf "Goliath". Diese Katze war entweder sehr frech oder sehr mutig oder gar beides. Sie wollte das Feld nicht ungesättigt räumen, und während ich dem Abzug des "Schlangenendes" visuell folgte, fraß die Samtpfote das teure Menü. So eine "Mausimahlzeit" hat bei Mausis Größe ja nicht einmal einhundert Gramm und so eine Katze, hungrig und eine gute Speise schätzend, hat das schnell intus.
Mausi, die natürlich bei diesem Tumult wach geworden war, stand vorsichtshalber hinter mir und sah dem, was da geschah, gut geschützt zu. Die Katze, die fand den Hund nicht so prickelnd. Sie putzte sich nicht einmal die Schnurrhaare, sondern verschwand geschwind. Dieses kleine struppige Fellknäuel war flink, frech und mutig und dazu wohl noch recht clever, und ich dachte, dass sie hier wohl kaum verhungern würde.
Ich nahm den Glasteller mit und wusch ihn schnell ab. Mausi stand in der Küche neben mir und beobachtete mich interessiert dabei. Ich hätte einen Cent
gegeben für ihre Gedanken in diesem Augenblick. Sie schaute so wissend, aber irgendwie auch ein wenig hungrig drein. So nahm ich mein pelziges Kind auf die Arme und ging zurück ins "Spieleparadies für kleine Hunde", in dem man natürlich auch mit seinen "Bediensteten" schlafen konnte.
Und ich hatte zuvor unserer kleinen Prinzessin ein wenig Lamm, geschmort in Buttergemüse und in mäulchengerechte Stücken geschnitten auf einen sauberen Glasteller getan, das sofort dankbar aufgefressen wurde, in "Katzengeschwindigkeit". Eine Mutter lässt ihr Kind schließlich auch nicht
hungern, um es zu erziehen. Ich fand also immer wieder eine Ausrede, um nicht all zu konsequent zu sein.
Unter den Tieren, die hier in der Kolonie lebten und die manchmal noch Schlupflöcher fanden, durch die fast hermetisch abgezäunten Gärten, da hatte sich schon zu Willis Zeiten, Mausis Vorgänger, der uns letztes Jahr verlassen hat, herumgesprochen, dass man sich satt fressen konnte. Nun stand man "Schlange". Es lohnte sich scheinbar für ein Feinschmeckermenü!
Der Hase und ich füttern und tränken die Vögel und auch manch anderes
Kleingetier in jeder Jahreszeit und durch die vielen Katzen gibt es auch keine Ratten. Dankbarkeit erwarten wir nicht, denn wir erfreuen uns an ihnen, den kleinen Besuchern. Okay, Mausi ist sich in all ihrer Herrlichkeit dann doch nicht zu schade, den flinken Pieps hinterher zu jagen. Durch das Popowackeln ist sie eh zu langsam, um eine Gefahr für die kleinen Besucher darzustellen!
Da ein Hund im Augenblick lebt, kann er Zusammenhänge nicht logisch schlussfolgern. Auch wenn ich diese Geschichte ein wenig ausschmückte, sie ist wahr. Mausi frisst erst, wenn sie hungrig genug ist und nicht, weil ihr in
der Nacht irgendwer etwas wegfressen könnte. Kommt aber ein Hundekumpel zu Besuch findet der eine Mausbewachung vorm Futter vor oder aber leckeres Buttergemüse, das Mausi sehr gerne teilt! Hunde leben im Augenblick!
© Simone Scheuing 2015