torschlusspanik oder wat?
August 2015/P. Agnes Runthsatz/pepsi55
Der Pott schwarzer Kaffee ist längst kalt und schmeckt unsagbar gruselig und spiegelt quasi meine momentane Stimmung wieder. Die einen schlafen noch selig und haben noch alle Zeit der Welt bis der Alltag ruft. Die anderen stehen vielleicht schon längst in der Fabrik und hören der Maschinen monotonen Geräusche schon längst nicht mehr. Tagein, tagaus eigentlich immer derselbe Trott. Gefangen im Einerlei des Lebens. Was nützen da Abenteuer, Reisen, Vergnügen und ne Menge Kohle. Ach es ist zum Reinschlagen – warum quälen mich diese düsteren Gedanken
denn nun immer wieder und höhlen mein Gemüt aus wie stetig tropfendes und auch manchmal aufbrausendes Wasser das Gestein?
Die Zeit fliegt dahin und lässt sich nicht eine Sekunde festhalten. Die schönen Erinnerungen bleiben gewiss das steht außer Frage. Und doch grüble und grüble ich jeden Tag, vornehmlich am frühen Morgen über den Sinn des Lebens und erlebe die Zeiten als viel zu schnell dahinrasend.
Wenn ich es mir so recht überlege und wenn man mich fragen würde:
NEIN! Ich habe keine Angst vor dem
Alter und auch nicht vor dem Tod.
Warum aber dann diese andauernden gemischten und lähmenden Gefühle am frühen Morgen???
Kann eigentlich nur über mich selbst den Kopf schütteln. Ich bin ein sehr bewusst lebendes Menschenexemplar. Erfreue mich an jedem Schmetterling in unserem Garten, beobachte gern die kleinen und großen Libellen die unseren Teich besuchen und erfreue mich an jedem noch so kleinen Sonnenstrahl. Lache gern und viel (gern auch über mich selbst) und mache jeden Quatsch gerne mit.
Ich liebe spielende und tobende Kinder genauso wie das ruhige Treiben der Fische im Wasser. Arbeite noch recht viel und gern und gehe verschiedenen Hobbys nach. Höre gern anderen ganz still zu und hab dann aber auch den größten Spaß dabei, wenn die „Bude voll“ ist und ich insbesondere all meine Lieben um mich herum habe. Genauso gern hocke ich in Cafés herum und beobachte stillvergnügt das bunte Treiben. Koche auch besonders gern, aber nicht nur wegen des bloßen Sättigungsverlangen wegen; sondern eher oft ganz bewusst, um meine Kreativität auch im Umgang mit
Lebensmittel auszuleben
Diese weinerliche Stimmung, die sich einfach nicht abschütteln lässt, begleitet mich nun schon seit Monaten wie ein kleines Hündchen, das sich bei jedem Schritt um die Beine klammert.
Meine Kinder sind schon lange erwachsen und haben mich zu meiner Freude längst zur Oma gemacht. Mein Ehegatte ist ein besonders lieber Mensch und ich habe auch mit 60 noch eine wichtige Lebensaufgabe zu erfüllen, indem ich meine demenzkranke Mutter hier bei uns zu Hause pflege.
Herr Gott nochmal, das ist ja nicht mehr zum Aushalten. Diese dummen morgendlichen Gemütsschwankungen sollen sich in Luft auflösen.
Die Vögel zwitschern und es scheint ja nun momentan auch schon die Sonne – aber ne, ich hocke hier wie gelähmt und könnte schreien. Warum, wieso, weshalb erschließt sich mir jedoch nicht. Es ist einfach fürchterlich.
Fühle mich wie von unsichtbaren Fäden gezogen und gelenkt; dabei hab ich ja immerhin doch wohl einen eigenen Willen und gesunden Verstand. Es müsste nun laut scheppern und knallen
und der morgendliche Spuk ist vorbei. Würde alles drum geben und auch gern den Hampelmann spielen, wenn es was nützt.
Na ja, es hilft alles nichts – die allmorgendlichen Pflichten rufen mich.
Bis morgen denn.
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