Diese Nacht kann ich nur sehr schlecht schlafen, im Hinterkopf geistern mirr die Gedanken an den kommenden Tag herum. Stunden wälze ich mich wach im Bett. Und wenn ich meine Augen schließe, tanzen die Zahlen 301 und 303 vor meinen Augen herum, die mich weiterhin am schlafen hindern. Diese Zahlen, die Buslinien, die ich morgen benutzen werde, machen mirr Angst. Ämter machen immer Angst. Nur jetzt, jetzt stehe ich so vollkommen alleine da. Keiner steht mirr schützend zur Seite. Werde ich das wohl überstehen. Auch ihm geht es nicht viel anders. Auch
er wälzt sich schlaflos im Bett. Nur ihn beschäftigen so ganz andere Sachen. Er beschließt am nächsten Morgen schon eine Stunde eher zu Merle zu fahren, denn er spürt schon jetzt, dass wieder eine Menge schief gehen wird. So hatte ein jeder seine Plage in der Nacht. Nur Merle, die schlief und schlief und schlief. Pünktlich um halb sieben klingelt er Sturm an Elsas Wohnungstür. Einfach eindringen will er nicht. Schon bald hört er das Platschen von Merles kleinen Füßen im Flur. Nur zueinander konnten sie nicht kommen. Merle rackelt an der
Tür und er versucht von außen aufzuschließen. Von innen krackelt Merle mit dem Schlüssel, aber es will ihr nicht gelingen die Tür aufzuschließen. "Zieh den Schlüssel raus Merle!", fordert er sie flüsternd auf. "Geht nicht!", kommt es von innen zurück. "Versuch es noch einmal!", bittet er sie. Merle krackelt und krackelt weiter, dann hört er wie der Schlüssel klirrend zu Boden fällt und schließt von außen die Tür mit seinem Schlüssel auf. Patsch - Patsch - Patsch, läuft Merle vor ihm her. "Ich geh Mama wecken. Ja?", redet sie vor ihm
laufend. "Und Du gehst Frühstück machen.", fügt sie in einem Befehlston hinzu, den er ganz gut kennt. Vielleicht hat er Elsa und Merle wirklich zu oft allein gelassen, verfällt er wieder in einen Gedankenstrudel. Als er sich wieder gefangen hat, will Merle schon ins Schlafzimmer gehen. "Aber willst Du Deinen Papi nicht ersteinmal drücken?", will er mit gesenktem Blick traurig von ihr wissen. Sie schaut ihn mit ihrem kleinen rundlichen Gesicht, umhüllt von der schwarzen Lockenmähne, an und lächelt. Dann breitet sie ihre Arme aus und rennt auf ihren Papi
zu. Das Bild hellte auch sein Gemüt auf und er fängt Merle mit einem strahlenden Lächeln auf. Beide drücken sich so fest wie schon lange nicht mehr. Noch ein kleiner Nasenstubser und ein Küsschen, dann will Merle auch schon wieder hinunter. Er geht in die Küche, kocht die Milch für Merle und bereitet den Frühstückstisch vor. Merle hat indess ihre liebe Not mich wach zu bekommen. Sie rüttelte und schüttelte an mir herum. Als ich endlich meine verquollenen Augen öffne habe sie nichts anderes zu tun als Merle
anzufahren: "Was willst Du denn schon wieder hier? Kannst Du einen nicht mal schlafen lassen? Verschwinde und lass mich in Ruhe!". Mit diesen Worten, schnappte ich meinen Bettzipfel und ziehe mir diesen bis über den Kopf. Aber Merle lässt sich nicht einfach so abschütteln. Sie rüttelt weiter und weiter. "Was ist denn nur los mit Dir?", will ich wütend wissen. "Aber Papi ist doch schon da!", sagt Merle weinerlich. "Was?", frage ich mit weitgeöffneten Augen. "Was will der denn schon wieder hier?", keife ich hysterisch, so dass Merle
erschreckt und garnicht weiß wie ihr geschieht. Daraufhin läuft sie schluchzend zu ihrem Papi und sucht bei ihm den Schutz den sie braucht. Und dann, dann sehen Beide mich, wie ein Gespenst, ins Bad vorbeihuschen. Plötzlich stehe ich im Türrahmen - stehe einfach so da, dunkle Augenränder zieren mein blasses aufgedunsenes Gesicht und er ahnt was am Abend zuvor abgelaufen ist. Nur mühsam entgeleitet meinem Mund ein kraftloses "Guten Morgen" Nichts weiter. Mit gesenktem Blick setze ich meinen zuvor begonnen Weg fort. So nur so kannte er seine Elsa. Schon immer wandelte sie so durch den
Morgen. Jedenfalls vor um 9 Uhr. Dann musste immer Ruhe herrschen. Sie war eben ein riesen Morgenmuffel und er hatte es immer akzeptiert und an ihr geliebt. Langsam füllt sich der Tisch mit allem was gebraucht wird. Für Merle ihre warme Milch und ihr Nutellabrot. Für sich und Elsa allerhand von den Leckereien, die er am Samstag mit Merle gekauft hatte. Der Kaffee zischte durch die Kaffeemaschine und der Saft dazu stand auch schon bereit. Nur nach einem musste er lange suchen. So wie Elsa aussah, brauchte sie dringend einen Wein. Nach langem Suchen wurde er dann im Wirtschaftsschrank, ganz hinten
in der Ecke, fündig. Als ich zurückkehre, setze ich mich an den Tisch und schaue verlegen auf das vor mir stehende gut gefüllte Weinglas. Ich schaue ihn fragend an. Er schaut mich lächelnd an und sagt nur: "Den hab ich in der hintersten Ecke des Wirtschaftschrankes gefunden!" Es schwingt in seiner Stimme ein Ton mit, der mich wegschauen lässt. Aber irgendwie scheint er doch noch etwas für mich zu empfinden, sonst hätte er mirr diesen Dienst nie und nimmer erwiesen. Bei diesem Gedanken, beginnen mein trüben Augen wieder zu leuchten und mein Herz beginnt zu klopfen, was meinem blassen Teint ein wenig Farbe
verleiht. Jetzt herrscht ein wahrer Andrang vor dem Bad. Wer macht sich nur zuerst fertig? Ich habe etwas mehr Zeit als Merle und ihr Papi, daher lasse ich den Zweien den Vortritt, denn Merle möchte von ihrem Papi gepflegt werden. Und schon bald verlassen sie die Wohnung, die Eine zum Kindergarten und der Andere zur Arbeit. Und für mich beginnt ein wahrlich hecktischer Tag. Einen den ich so noch nie kennengelernt habe. Schon an der Bushaltestelle fängt alles
an. Schmierige Typen mit wilden Frisuren und Dreitagebärten warten dort schon auf den Bus zum Amt. Die Frauen sehen nicht minder ungepflegt aus. Und erst die Gerüche, welche sich rund um mich ausbreiten. Vom Schweiß, bis hin zu Knoblauch und dem billigstem Fusel reicht die Palette. Wieder steigt in mir eine stille Wut auf. Ich finde es eine Zumutung mit dem Bus fahren zu müssen. Als jedoch der Bus um die Ecke biegt und schon sehr gut gefüllt ist, steht mir regelrecht der Zorn ins Gesicht geschrieben. Erhobenen Hauptes stöckele ich mit meinen Absatzschuhen in den
Bus hinein und zeige meine Karte vor, welche mein Mann mir gegeben hat. Schon dieser Auftritt hebt mich von den Personen um sich herum ab. Ich stöckele bis in den hinteren Teil des Busses und auch dort kann ich keinen Sitzplatz entdecken. Mit hochrotem Kopf klammere ich mich an einen Haltegriff und finde mich schon bald umzingelt von diesen Typen und ihren furchtbaren Gerüchen. Immer mehr Leute dringen zu mir vor und zwängen und drücken, dass mir Himmelangst wird. Und diese Situation soll sich bis zu meiner Endstation nicht ändern. Stattdessen drängen an jeder weiteren Station immer mehr Menschen
in den Bus hinein und keiner will hinaus. Für mich wird die Situation unerträglich. Eine Angst überkommt mich, die mir die Luft abschnürt. An allen weiteren Stationen, die sich bis zu ihrem Ziel, wie eine Perlenkette aneiander reihen, hoffe ich, dass doch jemand aussteigen möge, aber nichts dergleichen geschieht. Stattdessen hälllt zwar der Bus, nimmt aber keine weiteren Fahrgäste auf. Ich höre plötzlich, ganz weit weg, eine Durchsage: "Nächster Halt - Liebermannstraße". Ich atme auf. Endlich kann ich das Viehikel hier verlassen und auch all diese furchtbaren
Gestalten. Aber wie nur sollte ich hier herauskommen? Eingepfercht wie in einem Viehtransporter. Aber welch ein Wunder, die ganze Traube ergießt sich mit mir auf die Straße. Es gibt kein Entrinnen, es drückt und schiebt von hinten, dass ich nur nach vorne drängen kann. Bis auf den letzten Platz gelehrt fährt der Bus weiter. Die kleine ängstliche Frau, die mich auch schon im Bus beobachtet hat, schenkt mir ein klägliches Lächeln, doch ich schmeiße meine lange schwarze Löwenmähne
zurück. "Vielleicht will diese unscheinbare Person dort noch eine Unterhaltung mit mir anfangen.", schießt es mir durch den Kopf, dann stöckele ich missachtend an ihr vorbei. Verschämt schaut die Frau wieder nach unten und setzt ihren Weg fort. Vor ihr ein Teil der Traube und hinter ihr. Sie scheinen sich alle zu kennen. Doch ich gehe den Weg für mich allein. Schon allein meine kühle Erscheinung schreckt die Anderen von mir ab. Langsam aber unaufhaltbar läuft die Traube auf ein Ziell zu und je näher sie kommt, um so lauter werden einige Stimmen. Ein wütendes Geschimpfe
entsteht und ich weiß nicht warum. Dann endlich hiält die Traube vor einem Gebäude und alle drängen hinein. "Jobcenter" steht ganz groß über der Eingangstür. Langsam führt mich der Weg zur Information, wo sich dann zwei lange Schlangen bilden. Ich stelle mich einfach an eine der Schlangen an. Langsam, ganz langsam nähere ich mich meinem Ziel. Die Leute vor mir kramen in ihren Taschen herum und befördern ihre Briefe und andere Anliegen zum Vorschein. Auch ich beginne schon einmal zu kramen und befördere meinen Antrag sowie den Terminzettel für das
persönliche Gespräch zum Vorschein. Schritt für Schritt geht es voran. Bei dem Einen dauert es länger bei einemm Anderen geht es schnell vorran. Nur noch zwei, dann einer und schon stehe ich vor dem Tresen. Ich schenke der Frau vor mir ein freundliches Lächeln, doch das Gesicht ihres Gegenübers scheint aus Beton zu sein. Nicht ein Muskel zuckt oder verzieht sich gar. Starr im Blick streckt dieses Etwas mir die Hand entgegen. Ich möchte ihr auch die meine anbieten, doch ich werde sofort angeblafft: "Nicht ihre Hand, ihre viele Zettelei und ihre Bedarfsgemeinschaftsnummer bitte!" Ich schaue sie fragend an. "Was bitte ist
eine Bedarfsgemeinschaftsnummer?" frage ich leise nach. "Ach neu hier?", blafft mich die Dame mirr gegenüber an. Dann nimmt sie alles in Empfang und schaut es durch. "Alles wahrheitsgemäß angekreuzt?", trifft mich jetzt wieder der herrische Ton, ohne einen Blick an sie zu verlieren, und ich nicke völlig irritiert. Wo war sie hier nur gelandet? War dieses Betongesicht dort etwa mit ihrer Arbeit überfordert. Ich wage mich garnicht nachzufragen wo ich nun hin muss. Zaghaft schiebe ich nun noch meinen Terminzettel über den Tresen. Ein kurzer Blick darauf und ich bekomme zur Antwort: "Drittes
Gerschoss! Bitte auf der Besucherebene warten!" "Oh, die Dame scheint vom Bau zu sein.", schießt es mir durch den Kopf, denn wo sonst sprach man von einem Geschoss. Dieses Wort habe ich schließlich so oft aus dem Munde meines Mannes gehört. Daher also das rauhe Benehmen. Ich kann mir eines nicht verkneifen und ich sage in einem freundlichem Ton zu diesem Betongesicht: "Das Vierte scheint man sich für sie aufgespart zu haben!" Auch hier rührte sich nichts an dem Dämchen. Hatte sie die ironische Bemerkung nicht
verstanden? Stattdessen schiebt sich der Arm dieses jungen Gemüses ungerührt an mir vorbei und erhascht sich die nächste Zettelei. Beschämt wende ich mich ab und mache mich auf die Suche nach dem dritten Geschoss, mir innerlich vorstellend, wie das vierte Geschoss mit dem Ziel auf das dritte Auge des Betongesichts, dieses förmlich sprengt. Zuersteinmal muss ich den Leuten folgen die hier vermutlich auch Termine haben. Durch eine große Tür führt der Weg zum Aufstieg. Schon bald finde ich mich vor einer weiteren Tür wieder
"Leistungsabteilung" kann ich darauf lesen. Interessiert wie ich nun einmal bin, verharre ich vor dieser Tür und lese, was mich dahinter erwarten würde, als mich von hinten ein Mann anspricht. Verwundert schaue ich eben diesen an. Dieser kleine Teddybär, scheint direkt aus dem Urlaub hierher geeilt zu sein, denn seine Bekleidung sieht total danach aus. Turnhose, Bermudahemd, weiße Socken und ein paar ausgelatschte Schlappen. Was mich noch mehr verwundert ist, wie er seine Ganzkörperbehaarung ganz bewusst zur Schau trägt. Weit geöffnet trägt er sein Hemdchen und seine Löckchen quellen aus dem Ausschnitt, welche seine
Goldkette, die er um den Hals trägt, in den Hintergrund drängen. Ich kriege kein Wort heraus. Mustere ihn mit offenem Mund. "Neu hier?", höre ich ihn nochmals fragen. Noch immer schaue ich ihn verwundert an und überlege aus welchem Zeitalter dieser Mensch wohl kommen mag. "Kann ich ihnen helfen?", will dieses Männlein, dessen Behaarung vom Kopf auf die Brust gerutscht zu sein scheint, nun von mir wissen. "Nein Danke,", stammele ich vor mich hin, "man hat mich ins dritte Geschoss geschickt. Ich interessiere mich nur dafür, was es hier noch so
gibt." Damit habe ich dieses Gespräch eigentlich abgeschlossen. Doch weit gefehlt. Ich werde dieses Männlein einfach nicht los. Beschwingt unterhält es mich bis hinauf zur Vermittlungsebene. Nach und nach füllen sich alle Zimmer mit den Neandertalern, welche mich schon auf der Busfahrt begleitet haben. Nur noch zehn Minuten, dann ist mein Termin und solange werde ich vom Teddybär unterhalten. Was in Gottes Namen, geht mich denn dessen ganze Lebensgeschichte an. So sage ich die ganze Zeit kein Wort und nicke nur immer zu seinen
Erzählungen. Dann endlich ist es so weit, eine junge beschwingte Dame, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, holt mich von der Besucherebene ab. Jetzt fühlt ich mich auch locker und beschwingt und folge der Dame in ihr Zimmer. Freundlich und einladend ist es dort in dem kleinen Zimmerchen und ich fühle mich recht wohl, doch eines, ja eines will ich nicht, - mich auf solch einen Stuhl setzen. Keiner von den Dreien, welche dort für mich bereitstehen, behagt mirr so recht. Ich schaue auf eben diese und schüttele mit dem Kopf, mir vorstellend, wer darauf schon alles gesessen haben mag.
Das freundlich lächelnde, junge Wesen ergibt sich in ihr Schicksal und beginnt ihren Fragenkatalog abzuarbeiten. Mit ihrem breiten Lächeln, stellt sie die erste Frage, die da lautete: "Was führt sie hierher?" Ich spüre wie sich ein Kloß in meinem Hals breit macht. "Was?", sage ich darauf. Fragen sie mal lieber "Wer?"!", schleudere ich dem noch immer grinsenden Fräulein entgegen. "Nagut,", sagt sie, "dann verraten sie mir mal wer sie hierher geführt hat." "Der Schuft, der mich und meine Tochter einfach mal so für eine andere Frau verlassen hat." schleudere ich der Grinsekatze
entgegen. "Na so genau wollte ich das nun auch nicht wissen!", sagt daraufhin die Dame schon etwas ernster. Das lässt mich aufatmen. Das ewige Gegrinse ging mir nun doch etwas auf den Keks. Jetzt widmet sich das Fräuleinchen voll und ganz ihrem Monitor, der vor ihr steht und der dazugehörigen Tastatur und setzt sich eine Brille auf. Fragend schaut sie mich über ihren Brillenrand an und fragt; "Also möchten sie sich arbeitslos melden?" "Wenn sie so fragen, ungewollt schon.", antwortet ich ihr. "Ungewollt?", schaut sie nun ziemlich ernst über ihren Brillenrand. Allerdings
noch weit entfernt von dem Betongesicht in der unteren Etage. "Naja, irgendwie muss man ja an Geld kommen!", meine ich so ganz nebenbei, mit schief gelegtem Kopf und einem genau so dämlichen Grinsen. "Aha! Irgendwie also!", fragt die Dame noch immer freundlich nach. "Na dafür sind sie doch da!", meine ich darauf nur. "Wofür?", möchte die Bearbeiterin nun wissen. "Na das die Menschheit nicht wieder zu Höhlenmenschen mutiert.", "Ach!", bringt das Fräuleinchen nur noch herraus und starrt mich mit geöffnetem Mund
an. Jetzt scheint sie ihre Sprache wiedergefunden zu haben und fragt nach: " Und was gedenkt diese Menschheit zu tun um aus ihrer Höhlenwelt wieder auszubrechen?" "Meinen Antrag hab ich unten schon abgegeben!", meine ich darauf nur, wohl verstanden zu haben. "Na das ist ja schön, gewohntes Umfeld schonmal gesichert.", faucht inzwischen das ehemals freundliche Wesen. "Was haben sie denn zu bieten?", will Madamchen nun wissen. "Wie?", frage ich zurück. "Na, sowas wie Schulbildung und Berufstätigkeit!", sagt Fräuleinchen und
bringt ihre Finger in Position. Hämmernd auf der Tastatur begleitet sie Elsas Aussagen. "Realschulabschluss, Fachabitur auf Finazen, kurze Zeit in einer Bank gearbeitet, dann 6 Semester Finanz-Management studiert und zum Schluss in der oberen Managementebene einer Bank gearbeitet und dann ein Kind bekommen.", schmettere ich ihr fast singend entgegen. "Seit wann sind sie raus?", kam mir die nächste Frage entgegen. "Wo raus?", frage ich, inzwischen schon ziemlich genervt. "Aus ihrem Beruf!" "Seit 6 Jahren! Meine Tochter hat mich
zu Fall gebracht. Ich habe keinen Fuß mehr gefasst!", erzähle ich traurig. "Nach dem Babyjahr hatte man keine Stelle mehr für sie?", schaut mich die Kleine fragend an. "Doch schon, aber nur in der Beratung!", sage ich ziemlich wütend. "Und warum....?". Mich lässt das Mädel garnicht erst ausreden sondern blafft gleich los, so dass ich mich so erschrecke, dass ich verschämt zu Boden schaue. "Warum? Warum, fragen sie mich! Weil man da unten keine 6 Semester Finanz-Managementstudium braucht. Darum!", lasse ich ordentlich Luft ab. "Ich schau mal nach, ob ich etwas für sie
finde!", und schon klappern ihre Finger wieder über die Tastatur. "Hier sucht eine Bank Geldzähler.", sie schaut mich fragend an. Ich ringe nach Luft, laufe knallrot an und verfalle in eine Schnappatmung, meine Augen verengen sich und dann platzt es aus mir herraus: "Was war das eben? Habe ich mich nicht klar und deutlich ausgedrückt? Wissen sie was das für schwarze Hände macht? Und dann noch die Arbeit vor dem Aufstehen!" Ich stehe noch immer vor dem Schreibtisch, aber so langsam verliere ich meinen Halt. "Hier ist noch eine Weiterbildung für das mittlere Management im Bankwesen für
Wiedereinsteiger. Beginn in 8 Wochen. Soll ich sie vormerken?", Ich nicke, sichtlich erschöpft. Ein Klick und ich bin drin. Dann ratterte der Drucker und gibt eine Menge Papiere frei. "Die Einladung zum Lehrgang geht ihnen dann bei Zeiten zu.", murmelt die Beraterin ihrem Monitor entgegen. Nun noch die Eingliederungsvereinbarung. Hier steht alles drin, was sie wissen müssen. "Und was sollte ich wissen müssen?", möchte ich ziemlich kleinlaut wissen. "Hier wird Ihnen ihre Mitwirkungspflicht vor Augen geführt!" "Bewerbungen pro Monat, trage ich mal
5 ein!!", sagt das Früchtchen auf der anderen Seite des Schreibtisches. Ich bin kraftlos und habe keine Lust mehr zu fragen, geschweige denn zu streiten. "Setzen sie sich bitte, lesen sich alles genau durch und unterschreiben sie alles und zwar doppelt. Ein Exemplar ist für Sie und Eines für uns." höre ich das Fräulein sagen. Wiederstandslos tue ich wie mir geheißen, wenn auch nur widerwillig. "Nur raus hier!", geht es mirr durch den Kopf. Ich überfliege diese Papiere und unterschreibe, dann verlasse Ich fluchtartig diesen verfluchten Raum, indem ich mir so niedrig vorgekommen
bin.
Bevor ich die Tür hinter mir schließe, nehme ich noch das Klappern der Tastatur hinter mir wahr, dann laufe ich hastig den Flur entlang, die Treppe hinab und erst als ich draußen im Freien bin, kann ich wieder ruhig durchatmen.
Zu anstrengend war der Tag, daher begebe ich mich gleich zur Bushaltestelle und fahre nach Hause. Erst morgen werde ich mich um meinen Ausweis kümmrn.
Am anderen Morgen, beginnt das Spiel von vorn. Ich bin noch dabei meinen Rausch auszuschlafen und mein Mann steht um 7 Uhr vor der Tür und klopft und klingelt Sturm. Nur Merle macht sich auf den Weg und öffnet die Tür, dieses Mal gekonnt. Ihr Papi platzt fast vor Glück, denn Merle hat schon einen wunderschönen Frühstückstisch für alle gedeckt. Nur eine fehlte wie immer und das bin ich. Mit zerzaustem Haar und aufgequollenen, glasigen Augen, trete ich in die Küche und feinde meinen Mann gleich wieder
an. "Hast wohl nichts anderes zu tun, als uns jeden Morgen so früh aus dem Bett zu holen?", keife ich ihn an. "Elsa, lass das bitte vor dem Kind!", fordert er mich noch freundlich auf. "Was suchst Du hier überhaupt, wenn du nichts mehr von uns wissen willst?", schreie ich ihn an und schmeiße meine lange, dunkle Lockenmähne nach hinten. Soweit dieses zerzauste Etwas mitmacht. "Fang jetzt bitte keinen Streit an! Ich bitte dich!", wird er jetzt schon etwas ernster. "Fang jetzt bitte keinen Streit an!", äffe ich ihn mit einer Stimmlage nach, die ihn nun wütent werden
lässt. "Beherrsch dich endlich und setz Dich zu uns!", brüllt er mich nun an. Eine Seite, die ich so garnicht an ihm kenne. Mit geweiteten Augen lasse ich mich auf einen Stuhl fallen und kann nichts darauf erwidern. "Wie findest Du denn unseren schönen Frühstückstisch?" "Was soll denn daran so besonders sein?" Diese Frau kann einen einfach nur zur Raserei bringen. "Was daran so besonders sein soll? Den hat Merle heute Morgen schon für uns so schön gedeckt." sagt er nun ziemlich energisch zu mir und streicht seinem kleinen Sonnenschein über ihr
Köpfchen. Ich ziehe meine Brauen hoch und zucke nur mit den Schultern. Heute bin ich nicht so gut gelaunt, denn heute fehlt mein edles Tröpfchen. Mein Mann und unsere Tochter gehen nach dem Frühstück ins Bad um sie fertig für den Kindergarten zu mache n. Ich bin gereizt und klappere beim Abräumen des Tisches, extra laut mit dem Geschirr. Als Vater und Tochter aus der Wohnung verschwunden sind, schleiche ich wieder zurück ins Bett, denn bis um 17 Uhr habe ich ja Zeit, meinen Weg zum Fotografen und zum Ordnungsamt zu erledigen. Dann schlafe ich auch gleich wieder ein.
So gegen Mittag wache ich dann auf, habe aber keine Lust mehr, mich um meinen Ausweis zu kümmern. So entschließe ich mich, mirdie Gegend hier etwas anzusehen. Das Nobelviertel ist ja ziemlich klein gehalten und dieses habe ich auch recht schnell erkundet. Wie magisch zieht es mich nun hinein ins Assiviertel. Ich finde es hier unheimlich und erdrückend. Dieses Grau und der viele Dreck, der hier herum liegt. Mein ganz besonderer Blick gilt hier dem Fußweg, denn hier scheinen mehr Hunde zu leben als Menschen. Vor den Hauseingängen stehen Tische und Stühle, an denen sich die Bewohner treffen, zum Kartenspielen
und reden. Doch ich schreite an alldem vorbei und suche nach dem Spielplatz hier. Warum nur? Von weitem sehe ich plötzlich jemanden winken. Die Neugierde zieht mich hin, hin zu dieser Person. Aber wen soll ich hier schon so gut kennen? Weiter und weiter führt mich mein Weg, dann stehe ich plötzlich vor der Frau, welche mich gestern angesprochen hat. Das also hat mich hierher gezogen! Auf den Bänken rund um den Spielplatz herum sitzen ihre Freunde verteilt. Laute Gespräche und Glasgeklimmpere erfüllen das
Terrain. Dann springt das schüchterne Persönchen hoch und brüllt in die Runde: "He Leute, darf ich euch meine neue Freundin vorstellen!" "Wie heißte nochmal?" "Elsa!", höre ich mich leise sagen, und schaue verschüchtert in die Runde. "Elsa heißt se", höre ich Walburga, deren Name mir gerade wieder eingefallen ist, rufen. Dann springen alle von ihren Bänken auf, rennen aufeinander zu und plötzlich klimmpert es, dann geht ein riesiges Gebrülle los. "Auf Elsa!", höre ich sie alle brüllen und sehe zu wie sie mit ihren Flaschen, die
etwas weißes beinhalteten, anstoßen. Dabei scheint jede Bank eine Flasche zur Verfügung zu haben. So werden die Flaschen von Einem zum Anderen gereicht und plötzlich landet eine von denen vor meiner Nase. Puh, wonach roch denn dieses eklige Zeug? Für mich nicht nach einem Gaumenschmaus und doch lasse ich mich herab und trinke einen Schluck. Als ein lautes, langgezogenes "Bääääääh" erklingt, richten sich alle Blicke auf mich. "Hat nich jeschmeckt?", fragt mich jemand aus der Romunde und alle anderen grinsen
dazu. "Jewöhnste dich schon dran!" "Habt ihr kein Wasser hier?" "Nee, brochen wa hier nich. Muss brennen! Brauchste zum runterspülen?", gibt Walburga von sich. Verlegen nicke ich. Dann ruft plötzlich einer ganz laut: "Der Bulle kommt und bringt Nachschub!" Mucksmäuschenstill sitzen nun alle auf ihren Bänken und harren darauf, was wohl gleich geschehen wird. So auch ich! Nun steht er vor mir. Der, der seinen Namen zu Recht zu tragen scheint. Ein Riese von Statur, der bei der Hitze heute, einen schäbigen Mantel trägt, unrasiert
ist und bestialisch stinkt und hier den dicken Maxe markiert. Scheint wohl der Chef zu sein. "Wer issn dit da?", fragt er in die Runde, während er Flaschen aus vielen Taschen im Innenteil seines Mantels, zuTage befördert. Alle sehen verstohlen in Walburgas Richtung. "Dit ist meine neue Freundin. Die heißt Elsa." "Ah, und das Täubchen will in unsere Gang?", begutachtet er mich von oben bis unten. Ich schüttele verneinend mit dem Kopf. "Schade, dachte schon, dass ich demnächst mehr Auswahl beim Abzahlen der Ware habe.", brummelt er vor sich
hin. Dann schaut er zu Walburga und deutet ihr per Kopfbewegung an, ins Gebüsch zu gehen. Gebeugt geht sie vor ihm her und verschwindet dann mit diesem bärtigen Ungetüm im Busch. Dann höre ich nur noch ein Auuuuuu und einen Laut, wie ein durch die Nase gedrücktes pfffffff, dann unerklärliche Geräusche und ein ohrenbetäubendes Bullengebrüll. Was will dieser Mensch denn damit demonstrieren? Ist es sein Machtgefühl, ist es seine Männlichkeit oder ist es sein erledigtes Geschäft. Dann kommt der massige Kerl auch schon aus dem Busch marschiert und ist
noch am alles schön verpacken, um schon bald seinen Hosenstall zu schließen. Ich schaue fragend in die Runde. "Die hat unseren Vorrat abbezahlt!", sagen alle im Chor und lachen mich an. Mein Gott, alle hier waren irgendwie sanierungsbedürftig. Nun zeigte sich das wahre Innenleben der Herumsitzenden. Schwarze Stümpfe oder ganz und gar fehlende Zähne waren da in den sanierungsbedürftgen Mundhöhlen zu sehen. Mein Gott - Wo bin ich hier nur hingeraten? Angstvoll schaue ich in die Runde. Dann steht er auch schon vor mir, der Bandenführer. Vor Angst lasse ich meinen Blick von Einem zu Anderen wandern und wage mir
nicht den Bullen anzuschauen. Meine Füße gehen immer weiter auseinander und die Oberschenkel rücken immer mehr zusammen, die Knie berühren bald den Erdboden. Nun lacht dieses Ungetüm mich an und will wissen: "Na, bin ich nicht gut. Oder wat?" Fragend schaut er mich an und streicht sich über den Schritt. Ich weiß nicht so recht wo ich hinschauen soll. Verlegen erröte ich. Inzwischen kommt auch Walburga, langsamen Schrittes, zu uns zurück. Dann steht sie vor mir und ich deute ihr an, sich doch zu setzen. Walburga
schüttelte nur mit dem Kopf. Ich starre sie nur an und deute mit einer Handbewegung auf eine Stelle und frage zögerlich: "Hat er Dich etwa...?". Weiter komme ich nicht, denn Walburga versteht sofort und nickt ihr einfach zu. "Hinten im Arsch gefällt ihm besser, vorne hat er Angst sich zu verlieben." "Aber das tut doch bestimmt weh?" "Naja, schaut man drüber wech. Nur so komm wa an kostenlosen geklauten Schnaps!" "Jut, jesacht Schätzgen.", plapperte der Bulle einfach dazwischen und legt seinen Arm um Walburga. Danach reißt er sein riesiges Maul auf und lacht lauthals. Was ich da zu sehen
bekomme, verschlägt miir vorerst die Sprache. Doch dann fasse ich mich und sage im ebenfalls recht laut, seiner Sprache angepasst, mitten ins Gesicht : "Sach ma, kannste beim Reden Holzspäne spucken?", ducke mich dann aber, weil sich seine Augen zu kleinen Schlitzen formen und mich hasserfüllt anblicken. Dann klingt aus seinem Munde ein langgezogenes "Hääääääääääää!". Ich zucke nur mit meinen Schultern und meine nur darauf: "Na wie sonst sollten sich die Jahresringe dort auf deinen Holzpfählen im Mund erklären." Alles um mich herum ist mucksmäuschen still, keiner wagt sich zu lachen, obwohl allen danach zu Mute ist. Der Bulle neigt
seinen Kopf in Richtung Gebüsch, doch ich springe auf und sage im frech ins Gesicht: "Tut mir leid! Meine Tochter kommt gleich aus dem Kindergarten. Ein anderes Mal vielleicht!", drehe mich auf meinem Hacken um und verschwinde eiligst in Richtung Nobelviertel. Verdattert schaute der riesen Kerl mir hinterher und lässt die wildesten Flüche los. Aber bald ist wieder alles vergessen und die Truppe gibt sich wieder ihrem Hobby hin. Sie lassen die Flaschen klingen. Ich habe noch genügend Zeit etwas in meinem neuen Haushalt zu tun. Ich krame und sortiere alles an die Stellen
wo es hingehört und heute geht es mir verdammt gut von der Hand. Liegt das etwa an dem harten ekligem Zeug? Obwohl ich nur ein paar Schlucke getrunken habe, habe ich soviel Energie wie lange nicht. Als Merle und mein Manni nach Hause kommen ist schon ein kleiner schöner Kaffeetisch gedeckt und danach gehen wir Zwei noch raus auf den Spielplatz, genau vor unserem Haus. "Heute ist ein schöner Tag!", sagte Merle und lächelte mich, ihre Mami, auf der Bank sitzend und mit den Beinen baumelnd,
an.
"Heute ist ein verdammt mutiger Tag!", denke ich, lege meinen Arm um Merle und lächele in mich hinein.
Und wieder diese Frau, die den Kontakt zu mir zu suchen scheint. Diese Frau und ich der Paradiesvogel würden nie und nimmer zusammenpassen. Diese Frau dort ist klein und dicklich, ihr Gesicht aufgedunsen und rot geädert und obendrein riecht sie auch noch nach Alkohol und modisch scheint sie auch nicht auf dem neuesten Stand zu sein. Ich mustere sie abschätzend von oben bis unten und doch verzieht diese Frau ihr Gesicht immer wieder zu einem Lächeln, was wohl eher einer Grimasse gleicht. Ich weiß nicht wohin ich schauen soll, denn diesen Anblick kann ich einfach
nicht ertragen. Ich wende mein Gesicht in Richtung Fenster und doch begegnet mir immer wieder das Spiegelbild dieser Frau. Und als sich die Gelegenheit, bei einem Halt, ergibt wechselt die Frau ihren Platz und setzt sich, mir genau gegenüber, als dieser frei wird. "Hallo, ich bin die Walburga!", beginnt sie ein Gespräch und stellt mir somit auch noch ihr Kauwerkzeug vor. Mein Gott, denke ich so bei mir. "Was ist denn das?" Nicht nur schwarze, sondern auch abgebrochene oder gar keine Zähne trägt diese Frau in ihrem Mund. Trotzt des Ekels, den ich vor der Frau habe, habe ich auch Mitleid für sie übrig und spüre, dass die Frau sich genauso einsam fühlt
wie ich mich auch und beschließe mit ihr zu reden. Aber was nur konnte ich mit so einer Frau reden. Stylingtipps und Moderatschläge würde sie bestimmt in den Wind schlagen und auch garnicht verstehen. Ich beschließe mich ersteinmal vorzustellen. Mit den Worten: "Und ich bin die Elsa!", ist der erste Schritt getan. "Stimmts, du bist neu hier?", sagt sie und schaut mich fragend an. "Wieso?" "Ich hab dich heute morgen am Bus zum ersten Mal gesehen." behauptet diese Wlaburga. Bei diesem Namen muss ich darauf achten, dass ich nicht meine Beherschung verliere. Mit diesem
Namen, stelle ich mir eine ältere Dame vor. Warum auch immer, ich interessiere mich immer mehr für diese Frau. "Ja ich bin gerade hier her gezogen.", gebe ich kleinlaut zu. "Und wo wohnste?" "In einem schweinchenrosa Neubaublock!", antworte ich ihr schnippisch. "Ah, im Nobelviertel also!" "Nobelviertel?", frage ich ganz empört. "Haben sie schon einmal ein Nobelviertel gesehen?", frage ich gereizt, denn Walburga hat mich, gerade eben, an meinem wunden Punkt getroffen. "Aus einem solchen bin ich gerade hierher gezogen! Da sieht kein Haus so aus wie
in eurem Nobelviertel." "Ja, diese schönen bunten Häuser dort, gefallen mir." Ich verdrehe meine Augen, denn so etwas konnte ich nicht verstehen. "Diese kleinen Wohnungen in den schönen bunten Häusern nennen sie nobel?", frage ich jetzt etwas lauter werdend. Alle Blicke im Bus sind jetzt auf dieses so ungleiche Paar gerichtet. "Na dann warste noch nicht bei uns im Assiviertel!" "Wo?", ich ringe förmlich um Fassung als sie das fragt. "Na da, wo die großen grauen hohen Betonklötze
stehen." "Da werd ich wohl auch nicht hinkommen!", keife ich sie nun auch noch an. Was ist das? Habe ich mich irgendwie nicht mehr im Griff? "Ich möchte dich aber mal zu uns einladen!" "Ich wüsste nicht warum ich sie besuchen sollte! Oder kennen wir uns?" "Aber wenn du doch so allein bist!", sagt Walburga und schaut betreten auf den Boden. "Wie kommen sie denn darauf?" "Nich?" "Nein, ich habe noch eine 6jährige Tochter und eine Menge guter
Freundinnen." "Achso!", meint Walburga darauf und sagt kein Wort mehr, denn sie hat endlich mitbekommen, dass ich nichts von ihr wissen möchte. Schweigsam sitzen wir uns bis zu ihrer Station gegenüber und als der Bus hält steigen wir aus. Ich stackele auf meinen Absätzen erhobenen Hauptes davon und Walburga ruft mir noch nach: "Wenn dich deine Freunde mal verlassen, dann findest du mich und meine Freunde auf dem Spielplatz in unserem Viertel." Ich höre es zwar, lasse es mir aber nicht anmerken und renne davon. Aber diese Unterhaltung hat mich an etwas erinnert, was ich mir vorgenommen
habe. - Meine Freundinnen einzuladen. - Aber erst einmal begebe ich mich nach Hause um weiterhin alles einzuräumen und Ordnung zu schaffen. Ordnung, die mir immer so sehr am Herzen lag, hat schon seit einiger Zeit keine Bedeutung mehr für mich. Und in dieser Situation jetzt noch viel weniger. Trotztdem stürze ich mich in diese Arbeit, welche mirr ziemlich schwer fällt. Aber lange halte ich nicht durch, dann muss ich ersteinmal ein Gläschen Wein trinken und fühle mich gleich etwas besser. Aber bei diesem einen blieibt es leider
nicht. Es geht mir himmelhochjauchzend als Merle von ihrem Kindergartentag nach Hause kommt. Auch Merle freut sich, dass ich so glücklich bin. Nur mein Mann zeigt ein Gebahren, welches mich erfrieren lässt. Trotzt der Kälte, die ich garade um sich herum spüre, falle ich ihm um den Hals und küsse ihn auf den Mund. Angewiedert dreht er sich ab und geht ohne ein Wort zu sagen zu seinem Wagen und fährt in sein neues Zuhause, zu seiner neuen Partnerin. Merle geht in ihr Kinderzimmer weil sie so kaputt ist von diesem so anstrengenden Tag und ich setze mich in
die Wohnstube und beginne die Einladungen, für meine Freundinnen, zu gestalten und zu schreiben. Zu lang wird mir der spätere Fernsehabend, so trinke ich noch eine Flasche Wein und lasse so den Abend ausklingen.
Nocheinmal schaue ich zuMerle ins Zimmer, die ich, während meiner kreativen Phase, vergessen habe und bemerke, dass diese mit ihren Sachen auf ihrem Bettchen eingeschlafen ist. Ich lasse sie einfach so liegen, um sie nicht zu wecken und decke sie mit ihrer Decke leicht zu und hauche ihr ein kleines Küsschen auf ihre kleine Pausbacke.