Weihnachtsgedichte
Yani, das Flüchtlingskind

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"Yani, das Flüchtlingskind"
Veröffentlicht am 28. November 2008, 6 Seiten
Kategorie Weihnachtsgedichte
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Über den Autor:

Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.
Yani, das Flüchtlingskind

Yani, das Flüchtlingskind

Yani, das Flüchtlingskind

    

            Es war eine lange Reise gewesen. Wie lange, das konnte der kleine Bub, der Yani gerufen wurde, nicht sagen. Als man ihn später fragte, wie alt er wäre, zeigte er fünf Finger.

„Du musst tapfer sein !“, hatten ihm seine Eltern befohlen.

So weinte er nur, wenn es niemand sah.

Seine Eltern und er waren mit einem Autobus gereist, mit der Bahn und zuletzt mit einem Lastwagen – zusammen mit vielen anderen Menschen.

Die meisten verstand er nicht, sie redeten in einer fremden Sprache. Alle waren Flüchtlinge.

Die Eltern hatten Yani sämtliche Kleidungsstücke, die er besaß, übereinander angezogen, so dass er sehr dick aussah und wie ein kleiner, runder Bär tollpatschig hinter seinen Eltern hertrottete.

Jetzt war der Bub froh über die wärmenden Hüllen, denn es begann zu schneien.

Schnee! Yani hatte noch nie Schnee gesehen, denn dort, wo er zuhause war, schneite es sehr selten.

Und je länger die Reise dauerte, umso kälter wurde es.  

Zuletzt trabten alle im Finstern durch einen Wald. Ach, wie müde war Yani schon. Seine Füßchen trugen ihn fast nicht mehr und immer wieder musste ihn sein Vater auf den Rücken nehmen.

Sie mussten leise sein, sehr leise, und bewegten sich vorsichtig vorwärts.

Als sie an einen Fluss kamen, deutete ein  Mann in einem dicken Mantel auf Ruderboote.

Dann schrak er auf..... und verschwand blitzschnell.

Yani hörte Rufe ... Schritte .....

So rasch es ging, kletterten die Leute in die Boote. Der Vater hob Yani in ein Boot.

Plötzlich waren Soldaten da, mit Gewehren.

Es war stockfinster.

Das Boot stieß ab.



Vater und Mutter hatten den Sprung in das rettende Boot nicht geschafft.

Yani schrie aus Leibeskräften. Jemand hielt ihm den Mund zu.

Am andern Ufer schon wieder Soldaten. Sie leuchteten das Gelände mit Scheinwerfern und Taschenlampen aus und geleiteten die Flüchtlinge zu Autos.

Der kleine Bub schrie nun nicht mehr. Er war zu müde.

Am nächsten Morgen erwachte er auf einem einfachen Holzbett unter einer warmen Decke. Daneben stand eine lange Reihe ebensolcher Betten, auf denen Flüchtlinge lagerten.

Essen wurde serviert und Yani löffelte hungrig seine Suppe.

Er sah sich um. Fremde Frauen und Männer mit Zetteln und Stiften in den Händen stellten den Flüchtlingen Fragen.

Der kleine Bub kämpfte tapfer mit den Tränen. Immer wieder sah er zur Tür.

Bedächtig zog er alle seine Kleidungsstücke an.

„Ich gehe meine Eltern suchen.“, sagte er.

Doch man hinderte ihn daran. Er durfte das Haus nicht verlassen. Als es Abend wurde, stellten die Soldaten mitten im Saal einen Tannenbaum auf, schmückten ihn und zündeten Kerzen an.

Die Leute staunten. Sie wurden zunehmend aufgeregter.

Ein Dolmetsch erklärte, es sei Heiliger Abend. Das schönste Fest bei den Christen.

Dann wurden alle beschenkt. Es gab Süßigkeiten, Handschuhe und warme Schals. 

„Ihr müsst zusammenrücken.“, befahl der Dolmetscher. „Es kommen schon wieder Flüchtlinge.“

Betten wurden herein gebracht und Decken.

Man hörte Autotüren zuschlagen. Stimmengewirr.

Yanii war längst schon bei der Tür.

Ja! Seine Eltern waren gekommen!

Sie trieften vor Nässe. Waren sie durch den Fluss geschwommen?

Yani schmiegte sich an seine eisig kalten Eltern. Sein Schluchzen war nun kein schmerzliches mehr, sondern ein dankbares und überglückliches.

 


Viel später, als Erwachsener wird er von einem christlichen Weihnachtswunder sprechen.


   

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mukk
Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.

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mukk Liebe Marie Luise, ich weiß nicht, ob du wieder reinschaust. Ich habe mich über deinen Besuch und den Kommi sehr gefreut. Danke! Und wünsche dir ein entspanntes und beschaulichen Weihnachtsfest!
Herzlichst
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Liebe Autorin MUKK!
Obwohl es schon einige Jahre her ist, dass die Flüchtlingswelle nach Deutschland kam, ist die Geschichte immer noch das Herz berührend!
Dankeschön dafür und ein entspanntes Weihnachtsfest
wünscht Ihnen
Marie Luise
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: *i*i*i*i*i*i*i*i*i*i*i*i*i*i*i*i*i*i*i* -
Zitat: (Original von roxanneworks am 20.12.2011 - 17:01 Uhr) Eine wundervoll anrührende Geschichte...
liebe Ingrid...

_______________*
____________*Frohe*
_________*Weihnachten*
______*eine wunderschöne*
____*friedvolle besinnliche Zeit *
__*wünscht Dir von ganzem Herzen*
____________ roxanne


Liebste Roxanne, Danke! Auch ich wünsche dir besinnlich schöne Weihnachtsfeiertage mit viel menschlicher Wärme und Liebe, mit viel Freude und einem zufriedenem Herzen!
Mit liebstem Weihnachtsgruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Ich wollte es zwar nicht, -
Zitat: (Original von baesta am 19.12.2011 - 22:24 Uhr) aber konnte nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen traten.
Wünsche Dir im Kreise Deiner Familie ein schönes Weihnachtsfest!

i__i__i__i
LG Bärbel



Liebe Bärbel. ein schöneres Kompliment gibt es ja gar nicht. Ich danke dir, dass ich dich berühren durfte und danke für deinen so lieben Kommi.!
Auch ich wünsche dir im Kreise deiner Lieben besinnlich schöne Weihnachtsfeiertage!
Mit allerliebstem Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Es ist gut ... -
Zitat: (Original von Gunda am 19.12.2011 - 20:17 Uhr) ... dass es solche kleinen Weihnachtswunder immer wieder gibt .... wir müssen sie nur sehen - und als solche erkennen.

Lieben Gruß
Gunda


Danke dir, liebe Gunda, immer wieder erfreuen uns Sternstunden der Nächstenliebe und Menschlichkeit. Oft bleiben sie unbemerkt. Wir müssen sie einfach mit dem Herzen sehen ....
liebe Gunda, ich wünsche dir besinnlich schöne Feiertage im Kreise deiner Lieben, viel menschliche Wärme und Liebe, viel Freude und ein zufriedenes Herz!
Mit den liebsten Weihnachtsgrüßen
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Meine -
Zitat: (Original von dunkelkristall am 19.12.2011 - 19:11 Uhr) Eltern waren auch Flüchtlingskinder
Ich weiß ansatzweise,aus Erzählungen,wie das ist
Es ist trotzdem ,oder gerade deshalb,eine gute Weihnachtsgeschichte

Liebe Grüße Michael


Lieber Michael, danke dir für deinen Besuch und Kommi. Traurig, dass auch heute noch Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Yanis Schicksal ist bestimmt kein Einzelschicksal. Doch für ihn gab es das Weihnachtswunder, dass er mit seinen Eltern wieder zusammenfand.
Ich wünsche dir besinnlich schöne Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch!!
Liebe Grüße
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Wie traurig, -

Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 19.12.2011 - 17:36 Uhr) wenn Menschen von ihrem Zuhause flüchten müssen .......
nur gut, dass Yanis Eltern nicht umgekommen sind.
Eine herzergreifende Geschichte, liebe Ingrid.

Wünsche dir fröhliche und besinnliche Feiertage.
Liebste Grüße

deine fleur



Liebe Fleur, leider müssen auch heute noch oder wieder viele menschen so ein Schicksal ertragen....eigentlich seeehr traurig...
ich wünsche dir besinnlich schöne Feiertage mit viel Licht, Wärme, Frieden und Liebe!!!
deine Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Re: Re: Nicht nur ein schöner Apell -
Zitat: (Original von cbvisions am 21.12.2011 - 07:14 Uhr)
Zitat: (Original von mukk am 20.12.2011 - 18:59 Uhr)
Zitat: (Original von cbvisions am 19.12.2011 - 08:12 Uhr) sondern auch noch eine zu Tränen rührende Geschichte, die von einem kleinen Weihnachtswunder erzählt.

Traurige Wahrheit für immer noch bzw schon wieder viel zu viele Menschen.

GlG Chris


Lieber Chris, DANKE!!! ich habe mich über deinen lieben Kommi und den Favo sehr gefreut. Es ist schön, wenn ich dich mit meiner kleinen Geschichte berühren konnte.
Wann endlich werden solche Geschichten wirklich nur noch Geschichten sein?
Mit herzlichen vorweihnachtlichen Grüßen in dein Paradies...
Ingrid


Dann, wenn wir aus den sieben Kontinenten mit ihren paar Hundert verschiedenen Staaten eine Welt machen. Solange werden noch Menschen fliehen, Kriege die Geschichte bestimmen.

GlG Chris


TRAURIG!!! LG Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
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