Vorwort
Die folgende Geschichte entstand für einen Schreibwettbewerb auf einer Webseite.
Das vorgegebene Thema lautete Goldene Horizonte. Alle Wörter die fettgedruckt sind mussten eingebaut werden.
Wie fast immer bei meinen Geschichten gilt auch hier:
Weiterverwendung unter folgenden Bedingungen erlaubt:
1) KEIN Geld damit verdienen
2) Den Namen der Autorin Susanne Weinsanto aka JeanneDarc bei jeder Verwendung DEUTLICH hervorheben
3) Bei weitergehenden
Verwendungswünschen bitte mich VORHER fragen.
Dann klappts auch mit dem Urheberrecht ;-)
Ich freue mich sehr, wenn man mir erzählt, wo die Geschichten Verwendung fanden, das ist aber keine Pflicht.
(c) Susanne Weinsanto aka JeanneDarc
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Yuna und der Regenbogen
Yuna war zwar erst fünf, und doch konnte sie schon ein bisschen lesen. Sicher, sie las noch nicht so gut wie die Kinder, die schon in der Schule waren, aber wenn sie langsam las, dann verstand sie, um was es geht. Yuna wollte immer alles wissen, daher las sie sehr gerne. Am liebsten waren ihr Bücher mit einem bisschen Text, aber es sollten auch viele Bilder zu sehen sein. Das hatte Yuna schon gemerkt, dass die Bilder meistens mit dem Text zu tun hatten.
Heute hatte ihre Mama keine Zeit für sie. Sie musste die Steuererklärung ausfüllen. Das hatte sie Yuna gesagt. Yuna fragte sich allerdings, wozu man ein Steuer erklären muss. Das war doch ganz einfach. Wenn man nach rechts drehte, fuhr man nach rechts, und wenn man nach links drehte, fuhr man nach links. „Na gut“, dachte Yuna; „Erwachsene werde ich sowieso nie verstehen, also denk ich da lieber erst gar nicht drüber nach.
Yuna ging in ihr Kinderzimmer und schaute sich bei den Büchern um, was sie heute wohl lesen wollte. Da sah sie ein Buch, das sie sehr interessierte, es hieß:
„Die Welt hinter dem Regenbogen“
Langsam zog Yuna das Buch aus dem Regal und fing an zu lesen, ganz langsam, Buchstabe für Buchstabe, und Wort für Wort.
In diesem Buch stand:
„Hinter dem Regenbogen gibt es ein Land, das man Eldorado nennt. Jeder, der es einmal gesehen hat und wieder zurückkommt, bekommt eine unendliche Sehnsucht nach Eldorado und der Weltschmerz wird unerträglich. Jeder, der dort einmal war, hat in jeder Sekunde, in der er nicht mehr dort ist, das Gefühl etwas zu verpassen und möchte nur eines: schnellstmöglich zurück nach Eldorado.
Leider ist der Weg nach Eldorado nicht
einfach. Denn Eldorado liegt nicht rechts, nicht links, nicht oben, nicht unten. Nicht im Süden, nicht im Norden, nicht im Osten und nicht im Westen. Man kann es nicht bei Tageslicht finden und auch nicht in der Nacht, auch bei Dämmerung ist es nicht möglich den Weg zu finden, denn es liegt anderswo.“
Da wusste Yuna, was sie machen wollte. Sie musste dieses Eldorado finden. Ein kleiner Hinweis stand ja in dem Buch. Irgendwo am Ende des Regenbogens sollte ein Schatz liegen, und wenn man diesen zur Seite schob, dann würde sich eine Geheimtür öffnen und man konnte den Weg nach Eldorado finden. Wie das allerdings gehen sollte, diesen Regenbogen nicht tagsüber,
nicht nachts, und nicht in der Dämmerung zu finden, das war ihr noch nicht klar. Aber sie dachte, dass sie das schon herausbekommen würde, wenn sie erst einmal sich auf den Weg gemacht hatte.
Sie schaute vorsichtig, was ihre Mutter gerade tat, da diese aber ziemlich unschöne Geräusche von sich gab, sagte Yuna nichts.
Irgendwie schien ihre Mama zu schimpfen, auch wenn sich Yuna fragte, warum. Was konnte denn an einer Bedienungsanleitung für ein Steuer so schwer sein? Sie fand es zwar ein bisschen schäbig, denn eigentlich mochte sie ihre Mama ja sehr, aber es war notwendig, dass diese nichts von ihrem
geplanten Ausflug mitbekam. Sonst würde sie ihr diesen Ausflug möglicherweise auch noch verbieten.
Yuna überlegte sich, was sie noch mitnehmen sollte. Sie wusste ja nicht, wohin sie der Weg führen würde.
Yuna wusste, dass die Erwachsenen immer Geld mitnahmen, Geld hatte sie gerade mal 2 Euro und 43 Cent. Die nahm sie mit. Und dann fiel ihr die vergoldete Uhr ein,die ihr Tante Ramona zu ihrem fünften Geburtstag geschenkt hatte. Vielleicht konnte sie die ja auch brauchen? Mitnehmen konnte nichts schaden.
Yuna verließ das Haus und lief einfach mal drauf los. Das dumme war nur, dass im Moment weit und breit kein Regenbogen zu sehen war. Wie sollte sie denn da das Ende finden, wenn sie keinen sah?
Doch sie hatte Glück. Wie sie einige Zeit gelaufen war, erschien ein Regenbogen. Und Yuna rannte und rannte und rannte, immer in Richtung des Regenbogens, doch es schien, als würde sie dem Regenbogen nicht näher kommen. Ihr kam es geradezu so vor, als würde dieser vor ihr davon laufen.
Und sie musste doch das Ende des Regenbogens, den Schatz und das Eldorado finden. Dafür gab es mehrere Gründe.
Erstens war ihre Mama ziemlich arm, und mit dem Schatz könnten sie sich endlich mehr Sachen kaufen, und Yuna bekäme endlich den ferngesteuerten LKW, den sie sich schon so lange wünschte.
Außerdem hatte sie die Hoffnung, dass es dort in Eldorado so voller Romantik ist, und sie dann auch gleich einen hübschen, intelligenten, humorvollen Mann für ihre Mama mitbringen konnte. Und außerdem hoffte sie, dass man dort auch die Erlösung zu allen Problemen der Erwachsenen finden konnte. Die Erwachsenen hatten manchmal schon seltsame Gedanken. Vor kurzem hatte sie bei ihrer Mama ein Gespräch mit ihrer Nachbarin gehört, da hatte ihre Mama ein
Wort gesagt: „Philosophie“ Das hatte Yuna ebenso wenig verstanden, wie das mit der Erklärung für das Steuer. Sie hatte eine gute Freundin, die Sophie hieß und Filou war ja eigentlich ein Wort für Lausejunge oder Spitzbub. Was also sollte dann Filousophie sein? Da es mit Sophie endete, musste das ja eine Person sein, aber wo war die zu finden? Vielleicht auch in Eldorado? Yuna rannte weiter und weiter und als sie einige Zeit gerannt war, war der Regenbogen verschwunden.
Da sah Yuna eine kleine Bank und setzte sich und hoffte, dass der Regenbogen wieder auftauchen würde. Doch das passierte nicht.
Daher wollte sie wieder nach Hause gehen. Da stellte sie mit Entsetzen fest, dass sie den Weg nach Hause vergessen hatte.Sie dachte:
"Ohje, was soll jetzt aus mir werden?"
hre Mama hatte sie immer gewarnt, dass sie vorsichtig sein muss, wenn sie alleine fortgeht.
Sie sollte niemals mit fremden Männern mitgehen, schon gar nicht, wenn diese ihr irgendetwas Süßes anboten. Außerdem sollte sie ihrer Mama immer Bescheid geben, wo sie hingeht, was sie diesmal nicht getan hatte.
Yunas Mutter war inzwischen fertig mit der Steuererklärung und suchte Yuna. Es dauerte einige Zeit, doch dann sah sie Yuna heulend
auf einer Bank sitzen. Zuerst erkannte sie vor lauter Tränen in den Augen ihre Mama nicht. Als sie sie erkannte, war sie voller Freude und ihre Mutter fragte nur: „Yuna, was hast Du wieder angestellt?“
Yuna antwortete: „Ich habe das Eldorado hinter dem Regenbogen gesucht, weil ich uns helfen wollte, ich hab es aber nicht gefunden.“
Und dann unterhielten sich die beiden noch einige Zeit auf der Bank, bis es dämmerte und sie gemeinsam nach Hause liefen. Und unterwegs sagte Yuna zu ihrer Mama:
„Mama, eigentlich brauchen wir doch gar kein Eldorado, wir haben doch uns.“
Da freute sich ihre Mama über diese schöne Liebeserklärung ihrer Tochter. Zuhause
erklärte ihre Mama ihr das mit der Philosophie und der Erklärung für die Steuer.. Und dann war es spät und sie gingen beide ins Bett.
Gute Nacht auch an alle meine Leser und Leserinnen
Schlaft gut, und träumt von Yuna.
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