Kurzgeschichte
Vollidioten

Titel

Mir ging es ausgesprochen gut. Bis irgend so ein Vollidiot... Nach schier endlos langer Zeit hatte ich endlich mal wieder eine Frau gefunden. Wir verstanden uns wunderbar. Sie ließ mich vergessen, wie die Frauen waren, die ich kannte. Für mich war sie unberührt gewesen. Natürlich ist mir bewusst, das sie schon ihre Erfahrungen gemacht hatte. Aber daran dachte ich nicht und wollte auch nicht daran denken. Denn wenn ich es getan hätte, dann wäre ich nicht so glücklich mit mir und ihr gewesen. Hätte unser Liebesspiel nicht genießen können, weil

ich immer nur irgendwelche Kerle an ihr gesehen hätte. So war es bei meiner Ex gewesen, als ich erfuhr, das sie von Bett zu Bett hüpft. Mit ihr zu schlafen, war dann nicht mehr das Selbe gewesen. Ich befriedigte nur meine Triebe. Mich interessierte es nicht mehr, ob sie zufrieden war. Früher hatte es mich interessiert. Aber nach dem sie mich so oft hintergangen hatte, war es mir egal geworden. Warum hätte es mich auch noch interessieren sollen? Sie hatte doch X Typen, von denen sie sich zufrieden stellen lassen konnte. Und die Typen gaben ihre Nummer weiter. Also hatte sie sogar noch mehr Auswahl. Ich hatte sie eh nur noch als Triebbefriedigung

gesehen. Als Überbrückung, bis ich eine neue Frau fand. Deswegen war es mir auch egal geworden, ob sie mit mir zufrieden war. Wie eingangs erwähnt, war ich glücklich gewesen. Stellte mir vor, ich wäre ihr Erster. Die Selbstverarsche klappte auch ganz gut, denn sie sprach nicht über ihre Vergangenheit. Ich wollte auch gar nicht wissen, mit wem sie wann, wo und wie. Schon gar nicht, mit wie vielen. Zu viele Frauen kannte ich persönlich, die aller paar Tage eine neue Beziehung anfingen und gleich am ersten Tag ihre Beine spreizten. Beziehungsweise, sie sahen jemanden, baggerten ihn an und spreizten die Beine. Ein paar davon taten

es sogar, obwohl sie eigentlich eine Beziehung hatten. So was wollte ich ganz und gar nicht haben. Mir war die Vorstellung lieber, das ich der Erste bin, auch wenn ich wusste, das ich mich nur selbst damit verarschte. Aber ich war glücklich damit. Überaus glücklich. Manche gönnen einem aber nichts. Können es nicht ertragen, andere glücklich zu sehen. Es war schon damals so und es hat sich bis heute nichts geändert. Damals wurde mir verraten, was meine Ex hinter meinem Rücken trieb und ich wurde depressiv. Meine Welt stürzte in sich zusammen. Mir war klar gewesen, das sie nicht ganz ehrlich zu mir gewesen war. Aber ich hätte

lieber mit der Lüge weiter gelebt, als die Wahrheit zu erfahren. Bei meiner damals besten Freundin dachte ich auch, das sie einfach nur arm dran ist. Sie tat mir regelrecht leid. Dann erfuhr ich immer wieder von ihr, für wen sie wann die Beine breit gemacht hat. Wie will sie so jemand fürs Herz bekommen, wenn sie ihre Beine schneller öffnet, als ihr Schatten? Ich wollte absolut nicht erfahren, mit wie vielen Männern sie schon zusammen gewesen war. Wahrscheinlich wurde es mir deswegen erzählt. Denn meistens erfahre ich nur das, was ich gar nicht wissen will. Das was ich wissen will, darf ich nicht erfahren. Wie oft hatte ich

meine Ex gefragt, wo sie sich gerade aufhält und was sie macht. Durfte ich das erfahren? Nein! Dafür wurde mir berichtet, das ihre allerbeste Freundin, eine Frau um die sechzig, Sex mit irgendeinem Typen hatte, den sie seit geraumer Zeit kannte und der anscheinend Alkoholiker war, was sie irgendwann feststellte, als sie bei ihm war. Und er genoss die Anwesenheit meiner Ex. All die Information trugen sie zu mir, obwohl ich das absolut nicht wissen wollte. Vielen lieben Dank, für die wunderbaren Bilder, die ihr mir in den Kopf gesetzt habt. Ich hatte nicht Schluss gemacht, weil mir berichtet wurde, das sie mehrere

Beziehungen hinter sich hatte. Wie gesagt, war mir von Anfang an bewusst, das sie keine Jungfrau mehr gewesen war. In meinem Alter kann ich es auch nicht mehr erwarten. Ich hatte auch das eine und andere Mädchen. Aber es darf doch wohl erlaubt sein zu träumen. Schlimm genug, das ich einen beachtlichen Haufen Frauen kenne, die den Nutten den Job wegnehmen. Was ich übrigens auch nicht wissen wollte. Mir stellt sich die Frage, ob es noch Frauen gibt, die nicht so freilebig sind. Besser gesagt, ob ich so was noch kennenlernen darf. Es wäre mal eine freudige Abwechslung. Auch wenn es jetzt vielleicht so klingen

mag, ich jammere nicht. Mir geht es nur auf den Sack, das manche Leute es nicht ertragen können, wenn andere glücklich sind. Wenn jemand mit einer Lüge glücklich ist, dann lasse ich ihn damit leben. Warum ihn zum Heulen bringen? Wieso einen Keil in anderer Menschen Beziehung schieben, nur weil man selbst keine Beziehung hat, oder jene beschissen ist? Wir sahen uns immer weniger. Es ergab sich so. Und seit geraumer Zeit, sehen wir uns gar nicht mehr. Ob ich sie vermisse? Ein wenig. An manchen Tagen ein wenig mehr. Ist nun mal blöd gelaufen. Kann man nichts ändern. In der Zwischenzeit habe ich den Kontakt

zu einigen Personen abgebrochen, damit sie mir nicht wieder irgendwas kaputt machen. Es war eine schöne Zeit. Gerne erinnere ich mich an sie zurück. Vielleicht wäre ja was dauerhaftes aus uns geworden, wenn nicht...Egal. Ich versuche nach vorn zu blicken. Hoffentlich redet uns dann nicht wieder jemand rein und macht dadurch alles kaputt. Denn dann ist mir alles egal. Ich garantiere für nichts.