An Tagen wie diesen
Ich erinnere mich noch an den Tag als ob es gestern geschehen wäre. Er begann ganz normal wie jeder Tag. Ich ging morgens zu Schule und kam Nachmittags nach Hause, ich komme immer so eine Stunde vor meinen Vater, das heißt ich warte mit dem Essen auf ihn und wir reden über unseren Tag. Doch dieser Tag war anders, mein Vater war schon eher von der Arbeit heimgekehrt und die Lautstärkeamplitude war schon mehr als etwas höher als normal. Es ging mal wieder um Kleinigkeiten, die nur nicht normal zu lösen waren, weil beide Sturköpfe sind, die das Wort nachgeben, meiner Meinung nach, gar nicht kennen.
Doch diese „Diskussion“ war anders ich hörte nur meinen Vater und er sprach mit sich selbst.
Als er um die Ecke kam und mich bemerkte, fragte er wo das Telefon sei und ob ich ihm nicht helfen könnte es zu finden. Er war sehr nervös und ich bemerkte dass er damit kämpfte nicht die Kontrolle zu verlieren. Mein Vater war immer sehr gefasst und deshalb überraschte es mich sehr dass es schien als hätte er sich nicht mehr unter Kontrolle.
“Das Telefon ist auf der Aufladestation im Schlafzimmer, wie immer, aber...“, weiter kam ich nicht denn da war mein Vater schon im Schlafzimmer und wählte. Erst jetzt fiel mir auf das ich meine Mutter nicht sah. Wenn so eine „Diskussion“ zu Ende war saß sie meistens auf dem Sofa mit zusammengefalteten Armen und sah in die Luft, aber heute war sie nicht da.
„ Ja hier ritterstraße drei wir brauchen sofort einen Krankenwagen meine Frau...“, was war mit Mama wieso brauchten wir einen Krankenwagen. Spätestens jetzt saß mir ein dicker Kloß im Hals und ich traute mich nicht in die Küche zu gehen. Nur noch eine Ecke, da sah ich sie, sie lag auf dem Boden und bewegte sich nicht. Ich war sofort in Panik und stürzte mich auf die Knie, um sie zu schütteln nur damit ich wusste dass sie noch atmet. Erst jetzt bemerkte ich das ich in Blut kniete, wo kam all diese Blut her? Meine Augen konnten gar nicht mehr aufhören sich mit mehr und mehr Tränen zu füllen. Da sah ich es ein mit Blut beschmiertes Küchenmesser und die Handgelenke meiner Mutter waren, noch durch den Verband, den mein Vater ihr angelegt haben musste, blutig. Ich begann zu verstehen. Sie wollte sich das Leben nehmen, aber wieso, weshalb sollte jemand den Entschluss fassen seine Familie im Stich zu lassen und einfach alles beenden zu wollen? Ich wusste, dass sie Probleme hatte und wöchentlich einen Psychiater aufsuchte, aber das macht doch heute jeder. Auf einmal überkam mich eine unbeschreibliche Wut ich wusste, dass ich lieber beten sollte das meine Mutter nicht stirbt und alles wieder gut wird, doch in diesem Moment war ich so wütend auf sie, dass sie so egoistisch war sich umzubringen und uns hier alleine zu lassen. Im gleichen Moment überkamen mich aber auch Schuldgefühle, wie konnte ich wütend auf sie sein ich sollte doch besser hoffen, dass sie überlebt. . Mein Vater kam ins Zimmer, sagte etwas zu mir dass ich nur in Ansätzen wahrnahm und zog mich von ihr weg. In meinen Augen waren immer noch Tränen, doch jetzt weinte ich nicht vor Trauer, sondern vor Wut und vor Schuldgefühlen und ich konnte nicht mehr damit aufhören. Ich bekam nur noch in teilen mit wie der Krankenwagen eingetroffen ist und sie meine Mutter ins Krankenhaus brachten. Mein Vater und ich packten zuhause alles schnell zusammen und fuhren dem Krankenwagen hinterher.