Kurzgeschichte
verlorene schuhe

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"verlorene schuhe"
Veröffentlicht am 05. August 2015, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

wenn sich die Buchstaben leise aneinanderreihen und man das Kratzen der Feder bis in die hinterste Ecke hört, dann ist die Freiheit aufgewacht.
verlorene schuhe

verlorene schuhe

Vielleicht war es nur ein kleiner Moment der Verzweiflung, weil ich meinen Schuh verloren hatte oder weil der andere vom anderen nichts wollte, außer küssen. Keine Gespräche. Ich weiß es nicht. Vielleicht hatte die Verbitterung über den Verlust alles weggefegt, wie der Wind es manchmal mit dem Staub macht. Doch trotzdem bleibt er da, nur woanders. Als sie mich ansah aber, verspürte ich nicht den leisesten Hauch eines Wohlbefindens, viel eher machte sich ein kalter Schauer über meinen Rücken breit, der aber dann trocken blieb.

Unsere Zeit ist nicht abgelaufen, wie sie der festen Überzeugung ist. Unsere

Lebensumstände haben sich nur geändert, und wir uns mit ihnen. Also saß sie da, auf dem kalten Asphalt und rauchte, fast Drei ganze am Stück, dann drehte sie sich um und sah mich nochmals an, in dem Moment bewegten sich Erde und wir uns mit ihr und in dem Moment machte sich Kälte breit. Sie fing an böse Worte in den Mund zu legen, ich fing an, meine Ohren zu bedecken und während das passierte empfanden wir beide Sorge und Bedenken und Willenlosigkeit einer Beziehung gegenüber, die schon längst gescheitert war, die wir aber mit aller Kraft der Welt hoch hieben, mit Schweiß und Tränen und unseren zerbrechlichen Armen.

Sie stand auf und ging als sie ihn sah und ließ mich zurück.

 

Ich blieb noch sitzen, eine ganze Weile wohl, denn als ich aufstand ging die Sonne schon unter und sie aus dem Haus. Aber all das Laufen half nichts, denn am Ende war ich es, die ging, und sie blieb, oder ging auch, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich ging, und wir uns erst am nächsten Tag in der prallen Sonne begegneten. Und ihre Augen waren mit Wasser gefüllt, so wie der Fluss neben dem sie saß. Später sprang sie hinein und hinterließ nur Einsamkeit und Freude, über das Nichts. Denn, da wo nichts ist, ist immer noch Platz für

Neues.

 

Und ich freute mich, über das Neue. Und über das Gehen und im Herzen bleiben.-

 

Und ich freute mich, meine Füße eine Zeit lang in den Fluss zu legen und das kalte Wasser zu spüren.

 

Vielleicht ist unsere Zeit abgelaufen, oder vielleicht, hatten wir nie Zeit.

Und wir haben uns das Beste genommen.

 

Und keine von uns wusste, wie schwer es sein kann, nicht zu sprechen, sondern zu genießen.

 

Vielleicht tröstet mich der Verlust meiner Schuhe darüber hinweg, dass ich viel Wichtigeres verloren habe.

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schiefgehen
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kullerchen Heut ist immer noch heute und deshalb hab ich auch immer noch keine Mitbringsel, Coins und die wären doch so wichtig, weil du traurig bist!

Als Frau wägt man schon mal ab Kerl...Schuhe...Kerl...Schuhe und manchmal ist so ein paar wunderschöner Schuhe schon ein Wahnsinnsverlust.

Aber anders herum, ich verstehe dich, es ist traurig, zunächst! Doch lass ein wenig Zeit vergehen und spül die Trauer in dem Fluß, den du beschriebst herunter. Kühl dir den Kopf im Wasser und denk nach!

Manchmal ist ein Verlust keiner, sondern der Anfang von etwas Neuem, bei dem man alte Fehler und Gepflogenheiten bei der Post abgeben sollte. Da gehen sie bestimmt verloren ;0)

Dann besteht eine Chance diesmal alles zu haben von 2 küssenden Schuhen, die auch reden ....Es könnt sein dass dieses Paar optisch irgendwie nicht passend ist, aber Füsse sind nie gleich und warum sollten es Schuhe sein, dann passen die ja nicht.

Geh nicht ohne Schuhe so weit, schau nach den Richtigen! Noch besser, lass sie auf dich zukommen. Am allerbesten, jeder geht ein Stück dem anderen entgegen! Ja, so ist es auch in einer tollen Beziehung!

Gut geschrieben, du hast das Kullerchen eingefangen. Warum ist mir, als kenne ich dich?

Auf Wiederlesen!
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